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Vorlesungen über die Philosophie der Religion

b. Die gestaltlose Notwendigkeit

Die Einheit, welche die Mehrheit der besonderen Götter verbindet, ist zunächst noch eine oberflächliche. Zeus beherrscht sie auf hausväterliche, patriarchalische Weise, wo der Regent am Ende tut, was die anderen im ganzen auch wollen, die zu allem, was geschieht, ihren Senf geben. Aber diese Herrschaft ist nicht ernsthaft. Die höhere, absolute Einheit in Form absoluter Macht steht über ihnen als ihre reine Macht; diese Macht ist das Schicksal, die einfache Notwendigkeit.

Diese Einheit als die absolute Notwendigkeit hat die allgemeine Bestimmtheit in ihr; sie ist die Fülle aller Bestimmungen, aber sie ist nicht in sich entwickelt, da der Inhalt vielmehr auf besondere Weise an die vielen aus ihr heraustretenden Götter verteilt ist. Sie selbst ist leer und ohne Inhalt, verschmäht alle Gemeinschaft und Gestaltung und thront furchtbar über allem, als blinde, unverstandene, begrifflose Macht. Begrifflos ist sie, weil nur das Konkrete begriffen werden kann, sie selbst aber noch abstrakt ist und sich noch nicht zum Zweckbegriff, zu bestimmten Bestimmungen entwickelt hat.

Die Notwendigkeit bezieht sich nun wesentlich auf die Welt. Denn die Bestimmtheit ist Moment der Notwendigkeit selbst, und die konkrete Welt ist die entwickelte Bestimmtheit, das Reich der Endlichkeit, des bestimmten Daseins überhaupt. Die Notwendigkeit hat zunächst nur eine abstrakte Beziehung auf die konkrete Welt, und diese Beziehung ist die äußerliche Einheit der Welt, die Gleichheit überhaupt, die ohne weitere Bestimmung in ihr selbst, begrifflos, - die Nemesis ist. Sie macht das Hohe und Erhabene niedrig und stellt so die Gleichheit her. Diese Gleichmachung ist aber nicht so zu verstehen, daß, wenn das sich Hervortuende und das zu Hohe erniedrigt wird, nun auch das Niedrige erhoben werde. Sondern das Niedrige ist, wie es sein soll, es ist das Endliche, welches keine besonderen Ansprüche und noch keinen unendlichen Wert in sich hat, an den es appellieren könnte. Es ist also nicht zu niedrig; aber es kann über das gemeine Los und über das gewöhnliche Maß der Endlichkeit heraustreten, und wenn es so gegen die Gleichheit handelt, wird es von der Nemesis wieder herabgedrückt.

Betrachten wir hier sogleich das Verhältnis des endlichen Selbstbewußtseins zu dieser Notwendigkeit, so ist unter dem Druck ihrer eisernen Macht nur ein Gehorchen ohne innere Freiheit möglich.
Allein eine Form der Freiheit ist wenigstens auch von seiten der Gesinnung vorhanden.
Der Grieche, der die Gesinnung der Notwendigkeit hat, beruhigt sich damit: Es ist so, da ist nichts dagegen zu machen, das muß ich mir gefallen lassen. In dieser Gesinnung, daß ich es mir gefallen lassen muß, daß es mir sogar gefällt, darin ist die Freiheit vorhanden, daß es das Meinige ist.

Diese Gesinnung enthält, daß der Mensch diese einfache Notwendigkeit vor sich hat. Indem er auf diesem Standpunkt steht: "es ist so", hat er alles Besondere auf die Seite gesetzt, Verzicht geleistet, abstrahiert von allen besonderen Zwecken, Interessen. Die Verdrießlichkeit, Unzufriedenheit der Menschen ist eben, daß sie an einem bestimmten Zweck festhalten, diesen nicht aufgeben; und wenn es diesem nicht angemessen oder gar zuwider geht, sind sie unzufrieden. Da ist keine Übereinstimmung zwischen dem, was da ist, und dem, was man will, weil sie das Sollen in sich haben: "Das soll sein". So ist Unfriede, Entzweiung in sich vorhanden; aber auf diesem Standpunkt ist kein Zweck, kein Interesse festgehalten gegen die Verhältnisse, wie sie sich nur machen. Unglück, Unzufriedenheit ist nichts anderes als der Widerspruch, daß etwas meinem Willen zuwider ist. Ist das besondere Interesse aufgegeben, so habe ich mich zurückgezogen in diese reine Ruhe, in dieses reine Sein, in dieses "Ist".

Da ist kein Trost für den Menschen vorhanden, aber auch nicht notwendig. Trost bedarf er, sofern er für den Verlust Ersatz verlangt; aber hier hat er auf die innere Wurzel der Zerrissenheit und des Unfriedens Verzicht geleistet und das Verlorene ganz aufgegeben, weil er die Kraft hat, in die Notwendigkeit zu schauen. Es ist daher nur ein falscher Schein, daß das Bewußtsein im Verhältnisse zur Notwendigkeit vernichtet sei, schlechthin zu einem Jenseits sich verhalte und nichts mit sich Befreundetes darin habe.
Die Notwendigkeit ist [ihm] nicht Einer, und das Bewußtsein ist daher nicht für sich darin, oder es ist nicht selbstisches Eins in seiner Unmittelbarkeit. Im Verhältnis zu dem, der Einer ist, ist es für sich, will es für sich sein und beharrt es auf sich. Der Knecht hat in seinem Dienste, in der Unterwerfung, [in der] Furcht und in der Niederträchtigkeit gegen den Herrn selbstsüchtige Absicht. Im Verhältnisse aber zur Notwendigkeit ist das Subjekt, als nicht für sich seiend, für sich selbst bestimmt; es hat sich vielmehr aufgegeben, behält keinen Zweck für sich, und eben die Verehrung der Notwendigkeit ist diese bestimmungs- und ganz gegensatzlose Richtung des Selbstbewußtseins.
Was wir heutzutage Schicksal nennen, ist gerade das Gegenteil von dieser Richtung des Selbstbewußtseins. Man spricht von gerechtem, ungerechtem, verdientem Schicksal; man braucht das Schicksal zur Erklärung, d. h. als den Grund eines Zustandes und des Schicksals von Individuen.
Hier ist eine äußerliche Verbindung von Ursache und Wirkung, wodurch am Individuum ein Erbübel, ein alter Fluch, der auf dem Hause ruht usw., ausbricht. In solchen Fällen hat also das Schicksal den Sinn, daß irgendein Grund sei, aber ein Grund, der zugleich ein jenseitiger ist, und das Schicksal ist dann nichts als ein Zusammenhang von Ursachen und Wirkungen, von Ursachen, welche für den, welchen das Schicksal trifft, endliche Ursachen sein sollen und wo doch ein verborgener Zusammenhang ist zwischen dem, was der Leidende für sich ist, und dem, was unverdienterweise über ihn kommt.

Die Anschauung und Verehrung der Notwendigkeit ist vielmehr gerade das Gegenteil; in ihr ist jene Vermittlung und das Räsonnement über Ursache und Wirkung aufgehoben. Man kann nicht von einem Glauben an die Notwendigkeit sprechen, als ob die Notwendigkeit ein Wesen oder ein Zusammenhang wäre von Verhältnissen wie von Ursache und Wirkung und als ob sie so in objektiver Gestalt dem Bewußtsein gegenüberstünde. Vielmehr daß man sagt: "es ist notwendig", setzt das Aufgeben alles Räsonnements und die Verschließung des Geistes in die einfache Abstraktion voraus. Edlen und schönen Charakteren gibt diese Richtung des Geistes, welche das aufgegeben hat, was, wie man sagt, das Schicksal entreißt, eine Größe, Ruhe und den freien Adel, den wir auch an den Alten finden.
Diese Freiheit ist aber nur die abstrakte, die nur über dem Konkreten, Besonderen steht, aber nicht mit dem Bestimmten in Harmonie gesetzt ist, d. h. sie ist reines Denken, Sein, Insichsein, das Aufgeben des Besonderen. Dagegen in der höheren Religion ist der Trost der, daß der absolute Endzweck auch im Unglück erreicht werde, so daß das Negative in das Affirmative umschlägt.
"Die Leiden dieser Zeit sind der Weg zur Seligkeit." 

Die abstrakte Notwendigkeit als dieses Abstraktum des Denkens und des Zurückgehens in sich ist das eine Extrem; das andere Extrem ist die Einzelheit der besonderen göttlichen Mächte.

 

Vorlesungen über die Philosophie der Religion Inhalt

C. Einteilung

I. Die Religion der Erhabenheit


1. Die allgemeine Bestimmung des Begriffs
2. Die konkrete Vorstellung

a. Die Bestimmung der göttlichen Besonderung
b. Die Form der Welt
c. Der Zweck Gottes mit der Welt

3. Der Kultus
Übergang zur folgenden Stufe


II. Die Religion der Schönheit


1. Der allgemeine Begriff dieser Sphäre

2. Die Gestalt des Göttlichen

a. Der Kampf des Geistigen und Natürlichen
b. Die gestaltlose Notwendigkeit
c. Die gesetzte Notwendigkeit oder die besonderen Götter, deren Erscheinung und Gestalt
 
α. Die Zufälligkeit der Gestaltung
 
β. Die Erscheinung und Auffassung des Göttlichen
 
γ. Die schöne Gestalt der göttlichen Mächte


3. Der Kultus

a. Die Gesinnung
b. Der Kultus als Dienst
c. Der Gottesdienst der Versöhnung


III. Die Religion der Zweckmäßigkeit oder des Verstandes

1. Begriff dieser Stufe
2. Diese Religion als die römische
3. Der Kultus


Dritter Teil. Die absolute Religion
 

Schönheit

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