sampeb1a269db948597c

HEGEL >

Texte-Start

Phänomenologie des Geistes

Wissenschaft
der Logik 

- objektive
- subjektive

Enzyklopädie
der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

Nürnberger Enzyklopädie

Vorlesungen
 über die Philosophie
der Religion

Vorlesungen
 über die Philosophie
der Geschichte

Vorlesungen
 über die Geschichte der  Philosophie

Grundlinien der Philosophie des Rechts

Vorlesungen
 über Ästhetik

Berliner Schriften

Hegel Grundbegriffe

Hegel - Philosophen:

Anaxagoras

Anaximander

Anselm von Canterbury

Aristoteles

Böhme, Jakob

Bruno, Giordano

Cicero

Demokrit

Descartes

Duns Scotus

Eckhart von  Hochheim

Epikur

Fichte, Johann Gottlieb

Gotama

Hegel, G.W.F.

Heraklit

Hobbes, Thomas

Hölderlin

Jacobi

Kant, Immanuel

Konfuzius

Laotse

Leibniz, Gottfried Wilhelm

Locke, John

Montaigne

Newton

Parmenides

Pascal, Blaise

Philon

Platon

Plotin

Proklos

Pythagoras

Rousseau

Schelling

Sokrates

Spinoza

Thales

Thomas von Aquin

Voltaire

Xenophanes

Zenon

> mehr

 HEGEL
 Quell- und Volltexte

< >

Phil-Splitter :
Recht
Politik
Religion

        Phil-Splitter     .    ABCphilDE   .   Hegel - Philosophen   Hegel - Religion     Info Herok

<  >

Hegel
Vorlesungen über die Philosophie der Religion

 

b. Die Form der Welt

Die Welt ist jetzt prosaisch, wesentlich als eine Sammlung von Dingen vorhanden. Im Orient und besonders im griechischen Leben wird man erfreut durch die Freundlichkeit und Heiterkeit im Verhältnis des Menschen zur Natur, daß, indem der Mensch sich zur Natur verhält, er sich zum Göttlichen verhält; seine Freigebigkeit begeistet das Natürliche, macht es zum Göttlichen, beseelt es.

Diese Einheit des Göttlichen und Natürlichen, Identität des Ideellen und Reellen, ist eine abstrakte Bestimmung und ist leicht zu haben. Die wahre Identität ist die, welche in der unendlichen Subjektivität ist, die gefaßt wird nicht als Neutralisation, gegenseitige Abstumpfung, sondern als unendliche Subjektivität, die sich bestimmt und ihre Bestimmungen als Welt frei entläßt. Dann sind diese frei entlassenen Bestimmungen als Dinge zugleich unselbständige, wie sie wahrhaft sind, nicht Götter, sondern Naturgegenstände.

Diese besonderen sittlichen Mächte, welche die oberen griechischen Götter wesentlich sind, haben Selbständigkeit nur der Form nach, weil der Inhalt unselbständig ist als besonderer.
Das ist eine falsche Form. Die unselbständigen Dinge, die unmittelbar sind, ihr Sein wird dagegen auf dem gegenwärtigen Standpunkte nur gewußt als etwas Formelles, ein Unselbständiges, dem so Sein zukommt, - nicht als absolutes, göttliches Sein, sondern als abstraktes Sein, als einseitiges; und indem ihm die Bestimmung des abstrakten Seins zukommt, kommen ihm die Kategorien des Seins zu, und als Endlichem die Verstandeskategorien. Sie sind prosaische Dinge, wie die Welt für uns ist, äußerliche Dinge im mannigfachen Zusammenhang des Verstandes, von Grund und Folge, Qualität, Quantität, nach allen diesen Kategorien des Verstandes.

Die Natur ist hier entgöttert; die natürlichen Dinge sind Unselbständigkeiten in ihnen selbst, und die Göttlichkeit ist nur im Einen. Es kann nun scheinen, als ob es zu bedauern wäre, daß die Natur in einer Religion entgöttert sei, die Bestimmung der Gottlosigkeit erhält; man preist dagegen die Einheit des Ideellen und Reellen, die Einheit der Natur mit Gott, wo die natürlichen Dinge als selbständig, göttlich, frei bestimmt betrachtet werden; man nennt dies Identität der Idealität und Realität.
Das ist freilich die Idee; aber jene Bestimmung der Identität ist noch sehr formell, sie ist wohlfeil, sie ist allenthalben. Die Hauptsache ist die weitere Bestimmung dieser Identität, und die wahrhafte ist nur in dem Geistigen, in dem sich selbst real bestimmenden Gott, daß die Momente seines Begriffs zugleich selbst sind als Totalität. Die natürlichen Dinge sind nach ihrer Einzelheit in der Tat an sich, in ihrem Begriff äußerlich gegen den Geist, gegen den Begriff, und ebenso ist der Geist als endlicher, als diese Lebendigkeit selbst äußerlich. Lebendigkeit ist zwar wesentlich ein Inneres; aber jene Totalität, soweit sie nur Leben ist, ist äußerlich gegen die absolute Innerlichkeit des Geistes;
das abstrakte Selbstbewußtsein ist ebenso endlich. Die natürlichen Dinge, der Kreis der endlichen Dinge, selbst abstraktes Sein, ist seiner Natur nach ein an ihm selbst Äußerliches.
Diese Bestimmung der Äußerlichkeit erhalten die Dinge hier auf dieser Stufe; sie sind dem Begriff nach gesetzt in ihrer Wahrheit.
Wenn man diese Stellung der Natur bedauert, so muß man zugeben, daß die schöne Vereinigung von Natur und Gott nur für die Phantasie gilt, nicht für die Vernunft. Denen, die noch so schlecht von der Entgötterung sprechen und jene Identität preisen, wird es doch gewiß sehr schwer oder unmöglich, an einen Ganga, eine Kuh, einen Affen, ein Meer usf. als Gott zu glauben. Hier ist vielmehr der Grund gelegt zu einer verständigen Betrachtung der Dinge und ihres Zusammenhanges.

Doch die theoretische Ausbildung dieses Bewußtseins zur Wissenschaft hat hier noch nicht ihren Platz.
Denn dazu gehörte ein konkretes Interesse für die Dinge und müßte das Wesen nicht nur als allgemeiner, sondern auch als bestimmter Begriff gefaßt sein.
Bei der Vorstellung der abstrakten Weisheit und bei dem einen beschränkten Zweck kann die bestimmte theoretische Anschauung noch nicht statthaben.

Das Verhältnis Gottes zur Welt überhaupt bestimmt sich damit als seine unmittelbare Erscheinung an derselben auf eine einzelne, individuelle Weise für einen bestimmten Zweck in einer beschränkten Sphäre, und hiermit tritt die Bestimmung von Wundern ein.
In früheren Religionen gibt es keine Wunder: in der indischen ist alles schon verrückt von Haus aus.
Erst im Gegensatze gegen die Ordnung der Natur, die Naturgesetze - wenn diese auch nicht erkannt werden, sondern nur das Bewußtsein eines natürlichen Zusammenhanges überhaupt da ist -, erst da hat die Bestimmung des Wunders ihren Platz, was so vorgestellt wird, daß Gott sich an einem Einzelnen und zugleich gegen die Bestimmung desselben manifestiert.

Das wahrhafte Wunder in der Natur ist die Erscheinung des Geistes, und die wahrhafte Erscheinung des Geistes ist in gründlicher Weise der Geist des Menschen und sein Bewußtsein von der Vernunft der Natur, daß in dieser Zerstreuung und zufälligen Mannigfaltigkeit durchaus Gesetzmäßigkeit und Vernunft ist.
In dieser Religion erscheint aber die Welt als Komplex der natürlichen Dinge, die auf natürliche Weise aufeinander wirken, in verständigem Zusammenhange stehen, und das Bedürfnis der Wunder ist so lange vorhanden, als jener Zusammenhang nicht als die objektive Natur der Dinge gefaßt, d. h. solange nicht Gottes Erscheinung an ihnen als ewige, allgemeine Naturgesetze und seine Wirksamkeit nicht wesentlich als die allgemeine gedacht ist.
Der verständige Zusammenhang, der auf dieser Stufe erst gefaßt ist, ist nur der objektive, daß das Einzelne als solches in der Endlichkeit für sich und damit in einem äußerlichen Verhältnis ist.
Das Wunder wird noch als zufällige Manifestation Gottes gefaßt; das allgemeine, absolute Verhältnis Gottes zur natürlichen Welt ist dagegen die Erhabenheit.

In sich und in seiner Beziehung auf sich gefaßt kann man das unendliche Subjekt nicht erhaben nennen, denn so ist es absolut an und für sich und heilig. Die Erhabenheit ist erst die Erscheinung und Beziehung dieses Subjekts auf die Welt, daß diese als Manifestation desselben gefaßt wird, aber als Manifestation,
die nicht affirmativ ist oder die, indem sie affirmativ zwar ist, doch den Hauptcharakter hat,
daß das Natürliche, Weltliche als ein Unangemessenes negiert und als solches gewußt wird.

Die Erhabenheit ist also diejenige Erscheinung und Manifestation Gottes in der Welt, und sie ist so zu bestimmen,
daß dieses Erscheinen sich zugleich als erhaben zeigt über diese Erscheinung in der Realität.
In der Religion der Schönheit ist Versöhnung der Bedeutung mit dem Material, der sinnlichen Weise und dem Sein für Anderes. Das Geistige erscheint ganz in dieser äußerlichen Weise;
diese ist ein Zeichen des Innern, und dieses Innere wird ganz erkannt in seiner Äußerlichkeit. Hingegen die Erhabenheit der Erscheinung vertilgt zugleich die Realität, den Stoff und das Material ihrer selbst.
In seiner Erscheinung unterscheidet sich Gott zugleich von ihr, so daß sie als unangemessen ausdrücklich gewußt wird.
Der Eine hat also an der Äußerlichkeit der Erscheinung nicht wie die Götter der Religion der Schönheit sein Fürsichsein und wesentliches Dasein, und die Unangemessenheit der Erscheinung ist nicht bewußtlose, sondern ausdrücklich mit Bewußtsein als solche gesetzt.

Zur Erhabenheit ist es daher nicht genug, daß der Inhalt, der Begriff etwas Höheres sei als die Gestalt - wenn diese auch übertrieben und über ihr Maß gesetzt wird -, sondern das, was sich manifestiert, muß auch die Macht sein über die Gestalt. In der indischen Religion sind die Bilder maßlos, aber nicht erhaben, sondern Verzerrung; oder sie sind nicht verzerrt wie die Kuh und der Affe, die die ganze Naturmacht ausdrücken, aber die Bedeutung und die Gestalt sind sich unangemessen, aber nicht erhaben, sondern die Unangemessenheit ist der größte Mangel. Es muß also zugleich die Macht über die Gestalt gesetzt sein.

Der Mensch im natürlichen Bewußtsein kann natürliche Dinge vor sich haben, aber sein Geist ist solchem Inhalt unangemessen; das Umherschauen ist nichts Erhabenes, sondern der Blick gen Himmel, der das Darüberhinaus ist. Diese Erhabenheit ist besonders der Charakter Gottes in Beziehung auf die natürlichen Dinge.
Die Schriften des Alten Testaments werden deshalb gerühmt. "Gott sprach: es werde Licht, und es ward Licht." Es ist dies eine der erhabensten Stellen.
Das Wort ist das Müheloseste; dieser Hauch ist hier zugleich das Licht, die Lichtwelt, die unendliche Ausgießung des Lichts; so wird das Licht herabgesetzt zu einem Worte, zu etwas so Vorübergehendem.
Es wird ferner vorgestellt, daß Gott den Wind und den Blitz zu Dienern und Boten gebraucht; die Natur ist so gehorchend.
Es wird gesagt: 'Von deinem Atem gehen die Welten hervor, vor deinem Dräuen fliehen sie.
Wenn du die Hand auftust, so sind sie gesättigt. Verhüllst du dein Angesicht, so erschrecken sie; hältst du deinen Atem an, so vergehen sie zu Staub. Lassest du ihn aus, so entstehen sie wieder.'*)
Dies ist die Erhabenheit, daß die Natur so ganz negiert, unterworfen, vorübergehend vorgestellt wird.

 

*) vgl. Psalm 104, 28-30

G.W.F. Hegel

Vorlesungen über die Beweise vom Dasein Gottes     >>>

HEGEL  und  BIBEL         >>>

 

 <<<  zurück blättern       >>>  weiter 

 "Gott sprach:
es werde Licht, und es ward Licht."
  >>>

G.W.F. Hegel

Religion  >>>

>TEXTE: START> >Zweck Gottes mit der Welt>

Phänomenologie Inhalts-
verzeichnis

Enzyklopädie Inhalts-
verzeichnis

Vorlesungen über die Philosophie der Religion Inhalt

Wissenschaft der Logik  Inhalt
- objektive / - subjektive

             Phil-Splitter       .      ABCphilDE     .     Hegel - Philosophen     .    Hegel - Religion       .   Info Herok

Hegels Quelltexte:
- als Kontexte verbunden von:
>>>>>>>>    ABCphilDE  und
>>>>>>>>   Phil-Splitter.de
>>>>>>>>    Herok.Info

Phil-Splitter

 

Abcphil.de

counter

manfred herok                2000 - 14
email: mherok@outlook.de

since Jan 2013 
ABCphilDE/Phil-Splitter
                                                   >DETAILS

Flag Counter