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Vorlesungen über die Philosophie der Religion

 

γ. Die schöne Gestalt der göttlichen Mächte

In der absoluten Notwendigkeit ist die Bestimmtheit nur zur Einheit der Unmittelbarkeit "es ist so" reduziert. Hiermit ist aber die Bestimmtheit, der Inhalt weggeworfen, und die Festigkeit und Freiheit des Gemüts, das sich an diese Anschauung hält, besteht nur darin, daß es am inhaltslosen "Ist" festhält.
Aber die daseiende Notwendigkeit ist für die unmittelbare Anschauung, und zwar als natürliches Dasein, das sich in seiner Bestimmtheit in seine Einfachheit zurücknimmt und dies Zurücknehmen selbst an sich darstellt.
Das Dasein, das nur dieser Prozeß ist, ist in der Freiheit, oder die Bestimmtheit ist als Negativität, als in sich reflektiert und in die einfache Notwendigkeit sich versenkend; diese sich auf sich beziehende Bestimmtheit ist die Subjektivität.

Die Realität für jenen Prozeß der daseienden Notwendigkeit ist nun die geistige, die menschliche Gestalt. Sie ist ein sinnliches und natürliches Dasein, also für die unmittelbare Wahrnehmung, und zugleich ist es die einfache Notwendigkeit, einfache Beziehung auf sich, wodurch es schlechthin das Denken ankündigt.
Jede Berührung, jede Äußerung, sie ist unmittelbar zersetzt, aufgelöst und zerschmolzen in die einfache Identität; sie ist eine Äußerung, welche wesentlich Äußerung des Geistes ist.

Dieser Zusammenhang ist nicht leicht zu fassen, daß die Grundbestimmung und die Seite des Begriffs die absolute Notwendigkeit und die Seite der Realität, wodurch dieser Begriff Idee ist, die menschliche Gestalt ist.
Der Begriff muß überhaupt wesentlich Realität haben.
Diese Bestimmung liegt dann näher in der Notwendigkeit selbst, da sie nicht das abstrakte Sein, sondern das an und für sich Bestimmte ist.
Die Bestimmtheit nun, weil sie zugleich natürliche, äußerliche Realität ist, ist nun ferner zugleich zurückgenommen in die einfache Notwendigkeit, so daß diese es ist, die an diesem Bunten, Sinnlichen sich darstellt. Erst wenn es nicht mehr die Notwendigkeit, sondern der Geist ist, welcher das Göttliche ausmacht, wird dieses ganz im Elemente des Denkens angeschaut.
Hier aber bleibt noch das Moment der äußerlichen Anschaubarkeit, an welcher sich jedoch die einfache Notwendigkeit darstellt.
Dies ist allein der Fall an der menschlichen Gestalt, weil sie Gestalt des Geistigen ist und nur in ihr die Realität für das Bewußtsein in die Einfachheit der Notwendigkeit zurückgenommen werden kann.

Das Leben überhaupt ist diese Unendlichkeit des freien Daseins und als Lebendiges diese Subjektivität, welche gegen die unmittelbare Bestimmtheit reagiert und sie in der Empfindung mit sich identisch setzt.
Aber die Lebendigkeit des Tieres, d. h. das Dasein und die Äußerung seiner Unendlichkeit, hat schlechthin einen nur beschränkten Inhalt, ist nur in einzelne Zustände versenkt.
Die Einfachheit, zu der diese Bestimmtheit zurückgenommen ist, ist ein Beschränktes und nur formell, und der Inhalt ist dieser seiner Form nicht angemessen. Hingegen am denkenden Menschen ist auch in seinen einzelnen Zuständen das Geistige ausgedrückt; dieser Ausdruck gibt zu erkennen, daß der Mensch auch in diesem oder jenem beschränkten Zustande zugleich darüber hinaus, frei ist und bei sich bleibt. Man unterscheidet sehr wohl, ob ein Mensch in der Befriedigung seiner Bedürfnisse sich tierisch verhält oder menschlich.
Das Menschliche ist ein feiner Duft, der sich über alles Tun verbreitet.
Außerdem hat der Mensch nicht nur solchen Inhalt der bloßen Lebendigkeit, sondern zugleich einen unendlichen Umfang von höheren Äußerungen, Tätigkeiten und Zwecken, deren Inhalt selbst das Unendliche, Allgemeine ist.
So ist der Mensch die absolute Reflexion in sich, die wir im Begriffe der Notwendigkeit haben.
Der Physiologie käme es eigentlich zu, den menschlichen Organismus, die menschliche Gestalt als die für den Geist einzig wahrhaft angemessene zu erkennen; sie hat aber in dieser Hinsicht noch wenig getan.
Daß nur die Organisation des Menschen die Gestalt des Geistigen sei, hat schon Aristoteles ausgesprochen2) , wenn er es als Mangel der Vorstellung von der Seelenwanderung bezeichnet,
daß nach ihr die leibliche Organisation des Menschen nur eine zufällige sei.

Der einzelne wirkliche Mensch aber hat in seinem unmittelbaren Dasein noch die Seite der unmittelbaren Natürlichkeit an sich, die als ein Zeitliches und Vergängliches erscheint, das aus der Allgemeinheit herabgefallen ist.
Nach dieser Seite der Endlichkeit tritt eine Disharmonie dessen ein, was der Mensch an sich ist und was er in der Wirklichkeit ist.
Nicht in allen Zügen und Teilen des einzelnen Menschen ist das Gepräge der einfachen Notwendigkeit ausgedrückt; die empirische Einzelheit und der Ausdruck einfacher Innerlichkeit sind vermischt, und die Idealität des Natürlichen, die Freiheit und Allgemeinheit sind durch die Bedingungen des bloß natürlichen Lebens und durch eine Menge von Verhältnissen der Not verdüstert.
Nach dieser Seite, daß ein Anderes in den Menschen scheint, entspricht die Erscheinung der Gestalt der einfachen Notwendigkeit nicht; sondern dies, daß seinem Dasein in allen seinen Zügen und Teilen das Gepräge der Allgemeinheit, der einfachen Notwendigkeit aufgedrückt sei
(was Goethe passend die Bedeutsamkeit als den Charakter der klassischen Kunstwerke nannte),
dies macht die Notwendigkeit aus, daß die Gestalt nur im Geiste konzipiert, nur aus ihm erzeugt, unter seiner Vermittlung hervorgebracht, d. h. Ideal und Kunstwerk sei.
Dies ist höher als ein Naturprodukt; man sagt zwar, ein Naturprodukt sei vielmehr vorzüglicher, weil es von Gott gemacht sei, das Kunstwerk aber nur von Menschen.
Als ob die Naturgegenstände nicht auch den unmittelbar natürlichen, endlichen Dingen, dem Samen, der Luft, dem Wasser, dem Licht ihr Dasein verdankten und die Macht Gottes nur in der Natur, nicht auch im Menschlichen, im Reiche des Geistigen lebe.
Wenn vielmehr die Naturprodukte nur unter der Bedingung für sie äußerlicher und zufälliger Umstände und unter dem von außen kommenden Einfluß derselben gedeihen, so ist es im Kunstwerk die Notwendigkeit, welche als die innere Seele und als der Begriff der Äußerlichkeit erscheint.
Die Notwendigkeit nämlich heißt hier nicht, daß Gegenstände notwendig sind und die Notwendigkeit zu ihrem Prädikate haben, sondern die Notwendigkeit ist das Subjekt, das in seinem Prädikate, im äußerlichen Dasein erscheint.

Fällt nun in diesem Prozeß die Manifestation auf die subjektive Seite, so daß der Gott als ein von Menschen Gemachtes erscheint, so ist das nur ein Moment.
Denn dies Gesetztsein des Gottes ist vielmehr durch die Aufhebung des einzelnen Selbstes vermittelt, und so war es den Griechen möglich, im Zeus des Phidias ihren Gott anzuschauen. Der Künstler gab ihnen nicht abstrakt sein Werk, sondern die eigene Erscheinung des Wesentlichen, die Gestalt der daseienden Notwendigkeit.

Die Gestalt des Gottes ist also die ideale; vor den Griechen ist keine wahrhafte Idealität gewesen, und sie hat auch in der Folge nicht mehr vorkommen können.
Die Kunst der christlichen Religion ist zwar schön; aber die Idealität ist nicht ihr letztes Prinzip.
Damit kann man den Mangel der griechischen Götter nicht treffen, wenn man sagt, sie seien anthropopathisch, unter welche Bestimmung der Endlichkeit man dann auch das Unmoralische, z. B. die Liebesgeschichten des Zeus rechnet, die in älteren Mythen der noch natürlichen Anschauung ihren Ursprung haben mögen; der Hauptfehler ist nicht der, daß zuviel Anthropopathisches in diesen Göttern sei, sondern zuwenig.
Das Erscheinen und die Seite des Daseins des Göttlichen geht noch nicht fort bis zur unmittelbaren Wirklichkeit und Gegenwart als dieser, d. h. als dieser Mensch.
Die wahrhafteste, eigentümlichste Gestalt ist notwendig die, daß der absolut für sich seiende Geist dazu fortgeht, als einzelnes empirisches Selbstbewußtsein sich zu zeigen.
Diese Bestimmung des Fortgangs bis zum sinnlichen Diesen ist hier noch nicht vorhanden.
Die vom Menschen gemachte Gestalt, in der die Göttlichkeit erscheint, hat zwar eine sinnliche Seite.
Aber diese hat noch die Weichheit, daß sie dem erscheinenden Inhalte vollkommen angemessen gemacht werden kann.
Erst wenn die Besonderung in Gott zur äußersten Grenze fortgeht, als Mensch, als dieses empirische Selbstbewußtsein hervortritt, dann ist sozusagen diese Sinnlichkeit und Äußerlichkeit als Sinnlichkeit freigelassen, d. h. die Bedingtheit der Äußerlichkeit und ihre Unangemessenheit zu dem Begriff kommt an dem Gotte zum Vorschein.
Hier hat die Materie, das Sinnliche noch nicht diese Gestalt, es hält sich vielmehr seinem Inhalte getreu.
Wie der Gott, obwohl geistige, allgemeine Macht, von der Natürlichkeit herkommt, so muß er auch zum Elemente seiner Gestaltung das Natürliche haben, und es muß zur Erscheinung kommen, daß eben das Natürliche die Weise des Ausdrucks des Göttlichen ist.
Der Gott erscheint so im Stein, und das Sinnliche gilt noch als angemessen für den Ausdruck des Gottes als Gottes. Erst wenn der Gott selbst als dieser Einzelne erscheint und offenbart, der Geist, das subjektive Wissen vom Geist als Geist sei die wahrhafte Erscheinung Gottes, dann erst wird die Sinnlichkeit frei; d. h. sie ist nicht mehr dem Gotte vermählt, sondern zeigt sich seiner Gestalt als unangemessen: die Sinnlichkeit, unmittelbare Einzelheit wird ans Kreuz geschlagen.
In dieser Umkehrung zeigt sich aber dann auch, daß diese Entäußerung Gottes zur menschlichen Gestalt nur eine Seite des göttlichen Lebens ist, denn diese Entäußerung und Manifestation wird in dem Einen,
der so erst als Geist für den Gedanken und für die Gemeinde ist, zurückgenommen; dieser einzelne, existierende, wirkliche Mensch wird aufgehoben und als Moment, als eine der Personen Gottes in Gott gesetzt. So erst ist der Mensch als dieser Mensch wahrhaft in Gott, so ist die Erscheinung des Göttlichen absolut und ihr Element der Geist selbst. Die jüdische Vorstellung, daß Gott wesentlich, aber nur für den Gedanken ist, und die Sinnlichkeit der griechischen schönen Gestalt sind in diesem Prozeß des göttlichen Lebens gleicherweise enthalten und als aufgehoben von ihrer Beschränktheit befreit.

Auf dieser Stufe, auf welcher das Göttliche zu seiner wesentlichen Darstellung noch des Sinnlichen bedarf, erscheint es als eine Vielheit von Göttern. An dieser Vielheit ist es zwar, daß die Notwendigkeit als die einfache Reflexion-in-sich sich darstellt; aber diese Einfachheit ist nur Form, denn der Stoff, an welchem sie sich darstellt, ist noch Unmittelbarkeit, Natürlichkeit, nicht der absolute Stoff: der Geist.
Es ist also nicht der Geist als Geist, der hier dargestellt wird; das geistige Dasein eilt vielmehr dem Bewußtsein des Inhalts voraus, denn dieser ist noch nicht selbst Geist.
 

2) De anima I, 3, 407 b

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Besondere Götter

Die Zufälligkeit der Gestaltung

Erscheinung und Auffassung des Göttlichen

 

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