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Vorlesungen über die Philosophie der Religion

 

b. Existenz dieser Religion

Diese Religion des Lichts oder des unmittelbar Guten ist die Religion der alten Parsen, von Zoroaster gestiftet. Noch jetzt gibt es einige Gemeinden, die dieser Religion anhängen, in Bombay und am Schwarzen Meer in der Gegend von Baku, wo besonders viele Naphthaquellen sich vorfinden, aus welcher zufälligen Lokalität man es sich hat erklären wollen, daß die Parsen das Feuer zum Gegenstand ihrer Verehrung gemacht haben.
Durch Herodot und andere griechische Schriftsteller haben wir Nachrichten über diese Religion erhalten, doch zur näheren Kenntnis derselben ist man erst in neueren Zeiten gekommen durch die Entdeckung der Haupt- und Grundbücher (Zend-Awesta) jenes Volkes durch den Franzosen Anquetil-Duperron *) ; diese Bücher sind in der alten Zendsprache geschrieben, einer Schwestersprache des Sanskrit.

Das Licht, welches in dieser Religion verehrt wird, ist nicht etwa Symbol des Guten, ein Bild, unter welchem dasselbe vorgestellt wäre, sondern ebensogut könnte man sagen, das Gute sei das Symbol des Lichts; es ist keines die Bedeutung noch das Symbol, sondern sie sind unmittelbar identisch.

Hier bei den Parsen tritt Verehrung ein; die Substantialität ist hier als Gegenstand für das Subjekt in seiner Besonderheit: der Mensch als besonderes Gutes steht dem allgemeinen Guten gegenüber, dem Lichte in seiner reinen, noch ungetrübten Manifestation, welche das Gute als natürliches Dasein ist.
- Man hat die Parsen auch Feueranbeter genannt; dies ist insofern unrichtig, als die Parsen ihre Verehrung nicht an das Feuer als das verzehrende, materielle wenden, sondern nur an das Feuer als Licht, welches als die Wahrheit des Materiellen zur Erscheinung kommt.

Das Gute ist als Gegenstand, als sinnliche Gestalt, die dem Inhalt entspricht, der noch abstrakt ist,
- das Licht. Es hat wesentlich die Bedeutung des Guten, des Gerechten; es heißt in menschlicher Gestalt Ormuzd, aber diese Gestalt ist hier noch eine oberflächliche Personifikation. Personifikation ist nämlich, solange die Form als der Inhalt noch nicht in sich entwickelte Subjektivität ist. Ormuzd ist das Allgemeine, was in der äußeren Form Subjektivität erhält; er ist das Licht, und sein Reich ist das Lichtreich überhaupt.

Die Sterne sind einzelne erscheinende Lichter. Indem das Erscheinende ein Besonderes, Natürliches ist,
so entsteht damit der Unterschied von dem, was erscheint, und von dem, was an sich ist, und das Ansichseiende ist dann auch ein Besonderes, ein Genius.
Wie das allgemeine Licht personifiziert ist, so werden es auch die besonderen Lichter. So sind die Sterne als Genien personifiziert, einmal sind sie Erscheinung, und dann auch personifiziert: sie sind aber nicht unterschieden in das Licht und in das Gute, sondern die gesamte Einheit ist personifiziert: die Sterne sind Geister des Ormuzd, des allgemeinen Lichts und des an und für sich Guten.

Diese Sterne heißen die Amschadspands, und Ormuzd, der das allgemeine Licht ist, ist auch einer der Amschadspands. Das Reich des Ormuzd ist das Lichtreich, es gibt darin sieben Amschadspands; man könnte hierbei etwa an die Planeten denken, aber sie werden im Zend-Awesta und in allen, auch sogar an jeden einzelnen gerichteten Gebeten nicht näher charakterisiert. Die Lichter sind die Gefährten des Ormuzd und regieren mit ihm. Auch der persische Staat ist, wie dieses Lichtreich, als das Reich der Gerechtigkeit und des Guten dargestellt: der König war auch mit sieben Großen umgeben, die seinen Rat bildeten und die als Repräsentanten der Amschadspands, wie der König als Stellvertreter des Ormuzd, vorgestellt wurden. Die Amschadspands regieren, jeder einen Tag abwechselnd, im Lichtreich mit Ormuzd; es ist somit hier nur ein oberflächlicher Unterschied der Zeit gesetzt. 

Zu dem Guten oder dem Lichtreich gehört alles, was Leben hat; was in allen Wesen gut ist, das ist Ormuzd: er ist das Belebende durch Gedanke, Wort und Tat. Es ist insofern hier auch noch Pantheismus, als das Gute, das Licht die Substanz in allem ist; alles Glück, Segen und Seligkeit fließt darin zusammen;
was existiert als liebend, glücklich, kräftig usw., das ist Ormuzd: er gibt allen Wesen Lichtschein, dem Baum wie dem edlen Menschen, dem Tiere wie dem Amschadspand.

Die Sonne und die Planeten sind die ersten Hauptgeister, Götter, ein Himmelsvolk, rein und groß, jeden beschützend, wohltuend, segnend, und abwechselnd die Vorsteher der Lichtwelt. Die ganze Welt ist Ormuzd, in allen ihren Stufen und Arten; und in diesem Lichtreich ist alles gut. Dem Licht gehört alles an, alles Lebendige, alles Wesen, alle Geistigkeit, die Tat, das Wachstum der endlichen Dinge; alles ist Licht, ist Ormuzd. Es ist nicht bloß das sinnliche, allgemeine Leben, sondern es ist Kraft, Geist, Seele, Seligkeit darin. Indem der Mensch, der Baum, das Tier lebt, sich des Daseins erfreut, affirmative Natur hat, etwas Edles ist, so ist dies sein Glanz, sein Licht, und dies ist der Inbegriff der substantiellen Natur eines jeden.

Die Lichterscheinung wird verehrt, und dabei kommt den Parsen die Lokalität zustatten. Die Ebenen, auf denen überall Naphthaquellen sich finden, werden benutzt. Auf den Altären wird Licht gebrannt; es ist nicht sowohl Symbol, sondern die Gegenwart des Vortrefflichen, des Guten.
Alles Gute in der Welt wird so geehrt, geliebt, angebetet, denn es gilt für den Sohn, für das Erzeugnis des Ormuzd, worin er sich liebt, sich gefällt. Ebenso werden Lobgesänge an alle reinen Geister der Menschen gerichtet; sie heißen Ferwers und sind entweder leibliche, noch existierende Wesen oder verstorbene; so wird Zoroasters Ferwer gebeten, über sie zu wachen. Ebenso werden Tiere verehrt, weil Leben, Licht in ihnen ist; es werden dabei die Genien, Geister, das Affirmative der lebenden Natur herausgehoben und verehrt als die Ideale der besonderen Geschlechter der Dinge, als allgemeine Subjektivitäten, die die Gottheit auf endliche Weise vorstellen. Die Tiere werden, wie gesagt, verehrt, aber das Ideal ist der himmlische Stier, wie bei den Indern Symbol der Erzeugung (dem Schiwa zur Seite stehend); unter den Feuern wird vornehmlich die Sonne verehrt; unter den Bergen ist auch ein solches Ideal, Albordsch, der Berg der Berge. Es ist so für die Anschauung der Parsen eine Welt des Guten vorhanden, Ideale, die nicht jenseits sind, sondern in der Existenz, in den wirklichen Dingen präsent.

Es wird alles verehrt, was lebendig ist, Sonne, Stern, Baum als Gutes, aber nur das Gute, das Licht in ihm, nicht seine besondere Gestalt, seine endliche, vergängliche Weise; es ist eine Trennung zwischen dem Substantiellen und dem, was der Vergänglichkeit angehört. Auch im Menschen ist ein Unterschied gesetzt, ein Höheres wird unterschieden von der unmittelbaren Leiblichkeit, Natürlichkeit, Zeitlichkeit, Unbedeutendheit seines äußerlichen Seins, Daseins; das sind die Genien, Ferwers.
Unter den Bäumen wird einer ausgezeichnet: aus Hom, dem Baum, quillt das Wasser der Unsterblichkeit. So ist der Staat Erscheinung des Substantiellen, des Lichtreichs, der Fürst des obersten Lichts, die Beamten sind Repräsentanten der Geister des Ormuzd. Dieser Unterschied des Substantiellen und des Vergänglichen ist aber ein leichter Unterschied; der absolute ist der Unterschied des Guten und Bösen.

Es kann noch erwähnt werden, daß einer unter den Gehilfen des Ormuzd Mithra ist, der μεeσsίτtης, Vermittler. Es ist eigentümlich, daß schon Herodot diesen Mithra auszeichnet; doch scheint in der Religion der Parsen die Bestimmung der Vermittlung, Versöhnung noch nicht überwiegend gewesen zu sein. Erst später ist der Mithradienst allgemeiner ausgebildet worden, wie das Bedürfnis der Versöhnung im Menschengeiste stärker bewußt, lebendiger und bestimmter geworden ist. Der Mithradienst hat bei den Römern zur christlichen Zeit besondere Ausbildung erhalten, und noch im Mittelalter findet sich ein geheimer Mithradienst, angeblich mit dem Tempelherrenorden verbunden. Wie Mithra dem Ochsen das Messer in den Hals stößt, ist ein wesentliches Bild, das zum Mithrakultus gehört; das hat man in Europa häufig gefunden.

 

 *)  Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron, 1731-1805, Begründer des Studiums der Zendreligion; übersetzte das Zend-Awesta

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