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Vorlesungen über die Philosophie der Religion

 

c. Der Kultus  [der Ägypter]                                                                                                          <Osiris-Nirvana

Der eben beschriebene Trieb kann im allgemeinen als der Kultus der Ägypter angesehen werden, dieser unendliche Trieb zu arbeiten, darzustellen, was noch erst innerlich, in der Vorstellung enthalten ist und deswegen sich noch nicht klargeworden. Die Ägypter haben Jahrtausende fortgearbeitet, ihren Boden sich zunächst zurechtgemacht; aber die Arbeit in religiöser Beziehung ist das Staunenswerteste, was je hervorgebracht worden, sowohl über als unter der Erde: Kunstwerke, die nur noch in dürftigen Ruinen vorhanden sind, die aber alle wegen ihrer Schönheit und der Mühe der Ausarbeitung angestaunt haben.
Das ist das Geschäft, die Tat dieses Volkes gewesen, diese Werke hervorzubringen;
es ist kein Stillstand in diesem Hervorbringen gewesen - der Geist als arbeitend, seine Vorstellung sich anschaubar zu machen, zur Klarheit, zum Bewußtsein zu bringen, was er innerlich ist.
Diese rastlose Arbeitsamkeit eines ganzen Volkes ist begründet unmittelbar in der Bestimmtheit, welche der Gott in dieser Religion hat.

Zunächst können wir uns dessen erinnern, wie im Osiris auch geistige Momente verehrt sind, wie Recht, Sittlichkeit, Einsetzung der Ehe, die Kunst usw. Besonders aber ist Osiris Herr des Totenreiches, Totenrichter. Man findet eine unzählige Menge von Abbildungen, wo Osiris als Richter dargestellt wird und vor ihm ein Schreiber, der ihm die Handlungen der vorgeführten Seele aufzählt.
Dieses Totenreich, das Reich des Amenthes, macht einen Hauptpunkt in den religiösen Vorstellungen der Ägypter aus. Wie Osiris, das Belebende, dem Typhon, dem vernichtenden Prinzip, gegenüber war und die Sonne der Erde, so tritt nun hier der Gegensatz des Lebendigen und des Toten herein.
Das Totenreich ist eine so feste Vorstellung wie das Reich des Lebendigen.
Das Totenreich schließt sich auf, wenn das natürliche Sein überwunden ist, es beharrt daselbst das, was nicht mehr natürliche Existenz hat.

Die ungeheuren Werke der Ägypter, die uns noch übriggeblieben, sind fast nur solche, die für die Toten bestimmt waren. Das berühmte Labyrinth hatte soviel Gemächer über der Erde als unter der Erde.
Die Paläste der Könige und der Priester sind in Schutthaufen verwandelt: die Gräber derselben haben der Zeit Trotz geboten. Tiefe, mehrere Stunden lang sich hindehnende Grotten findet man für die Mumien in Felsen gehauen, und alle Wände derselben sind mit Hieroglyphen bedeckt.
Die größte Bewunderung erregen aber besonders die Pyramiden, Tempel für die Toten, nicht sowohl zu ihrem Andenken, als um ihnen zum Begräbnisse und zum Gehäuse zu dienen. Herodot sagt, die Ägypter  seien die ersten gewesen, welche gelehrt haben, daß die Seelen unsterblich seien.
Man kann sich verwundern, daß, obschon die Ägypter an die Unsterblichkeit der Seele geglaubt haben,
sie dennoch so große Sorgfalt auf ihre Toten verwendeten; man könnte glauben, daß der Mensch,
wenn er die Seele für unsterblich halte, seine Körperlichkeit nicht mehr besonders achte.
Allein es sind gerade die Völker, welche nicht an eine Unsterblichkeit glauben, die den Körper geringachten nach seinem Tode und für die Aufbewahrung desselben nicht sorgen.
Die Ehre, welche dem Toten erwiesen wird, ist durchaus abhängig von der Vorstellung der Unsterblichkeit. Wenn der Körper in die Gewalt der Naturmacht fällt, die nicht mehr von der Seele gebändigt wird,
so will der Mensch doch wenigstens nicht, daß die Natur als solche es ist, die ihre Macht und physikalische Notwendigkeit auf den entseelten Körper, dies edle Gefäß der Seele, ausübe, sondern daß der Mensch dies mehr oder weniger vollbringe; sie suchen ihn daher dagegen zu schützen oder geben ihn selbst, gleichsam mit ihrem freien Willen, der Erde wieder oder vernichten ihn durchs Feuer.
In der ägyptischen Weise, die Toten zu ehren und den Körper aufzubewahren, ist nicht zu verkennen,
daß man den Menschen erhoben wußte über die Naturmacht, seinen Körper daher vor dieser Macht zu erhalten suchte, um auch ihn darüber zu erheben. Das Verfahren der Völker gegen die Toten hängt durchaus mit dem religiösen Prinzip zusammen, und die verschiedenen Gebräuche, die beim Begräbnisse üblich sind, sind nicht ohne bedeutungsvolle Beziehungen.

Sodann, um den eigentümlichen Standpunkt der Kunst auf dieser Stufe zu fassen, haben wir uns daran zu erinnern, daß die Subjektivität hier wohl hervorgeht, aber nur erst ihrer Grundlage nach, und daß ihre Vorstellung noch in die der Substantialität übergeht.
Die wesentlichen Unterschiede haben sich demnach noch nicht vermittelt und geistig durchdrungen, sie sind vielmehr noch vermischt. Es können mehrere merkwürdige Züge aufgeführt werden, die diese Vermischung  und Verbindung des Gegenwärtigen und des Lebendigen mit der Idee des Göttlichen erläutern,
so daß entweder das Göttliche zu einem Gegenwärtigen gemacht wird oder auf der andern Seite menschliche, ja selbst tierische Gestalten heraufgehoben werden zum göttlichen und geistigen Moment. Herodot führt den ägyptischen Mythus an, die Ägypter seien von einer Reihe von Königen, welche Götter gewesen, beherrscht worden. Hierin ist schon die Vermischung, daß der Gott als König und der König wiederum als Gott gewußt wird. Ferner sehen wir in unzählig vielen Kunstdarstellungen, welche die Einweihungen von Königen vorstellen, daß der Gott als der weihende erscheint und der König als der Sohn dieses Gottes; der König selbst findet sich denn auch als Amun vorgestellt.
Es wird von Alexander dem Großen erzählt, daß ihn das Orakel des Jupiter Ammon für den Sohn dieses Gottes erklärt habe: es ist dies ganz dem ägyptischen Charakter gemäß; von ihren Königen sagten die Ägypter dasselbe. Die Priester gelten auch einmal als Priester des Gottes, dann aber auch als Gott selbst. Noch aus den späteren Zeiten der Ptolemäer haben wir viele Denkmäler und Inschriften, wo der König Ptolemaios immer nur der Sohn des Gottes oder Gott selbst heißt; ebenso die römischen Kaiser.

Auffallend zwar, aber bei der Vermischung der Vorstellung der Substantialität mit der der Subjektivität nicht mehr unerklärlich, ist der Tierdienst, der von den Ägyptern mit der größten Härte ausgeübt wurde.
Die verschiedenen Distrikte Ägyptens haben besondere Tiere verehrt, wie Katzen, Hunde, Affen usw.,
und darum sogar Kriege miteinander geführt. Das Leben solchen Tieres war durchaus geheiligt,
und der Totschlag desselben wurde hart gerügt. Ferner räumte man diesen Tieren Wohnungen und Besitzungen ein und sammelte ihnen Vorräte; ja es geschah sogar, daß man in einer Hungersnot lieber die Menschen sterben ließ, als daß man jene Vorräte angegriffen hätte. Am meisten wurde der Apis verehrt, denn man glaubte, daß dieser Stier die Seele des Osiris repräsentiere. In den Särgen einiger Pyramiden hat man Apisknochen aufbewahrt gefunden. Alle Formen und Gestaltungen dieser Religion haben sich im Tierdienst vermengt. Gewiß gehört dieser Dienst zum Widrigsten und Gehässigsten. Aber schon oben bei der Religion der Inder haben wir gezeigt, wie der Mensch dazu kommen könne, ein Tier zu verehren.
Wenn Gott nicht als Geist, sondern als die Macht überhaupt gewußt wird, so ist solche Macht bewußtloses Wirken, etwa das allgemeine Leben; solche bewußtlose Macht tritt dann heraus in eine Gestaltung, zunächst in die Tiergestaltung; das Tier ist selbst ein Bewußtloses, führt ein dumpfes Stilleben in sich gegenüber der menschlichen Willkür, so daß es scheinen kann, als habe es diese bewußtlose Macht, die im Ganzen wirkt, in sich. - Besonders eigentümlich und charakteristisch ist aber die Gestaltung, daß die Priester oder Schreiber in den plastischen Darstellungen und Malereien häufig mit Tiermasken erscheinen, ebenso die Einbalsamierer der Mumien; dieses Gedoppelte einer äußerlichen Maske, welche unter sich eine andere Gestalt verbirgt, gibt zu erkennen, daß das Bewußtsein nicht bloß in die dumpfe, tierische Lebendigkeit versenkt ist, sondern auch sich getrennt davon weiß und darin eine weitere Bedeutung erkennt.

Auch im politischen Zustande Ägyptens findet sich das Ringen des Geistes, der aus der Unmittelbarkeit sich herauszuarbeiten sucht; so spricht die Geschichte oft von Kämpfen der Könige mit der Priesterkaste, und Herodot erwähnt deren auch von den frühesten Zeiten; der König Cheops habe die Tempel der Priester schließen lassen, andere Könige haben die Priesterkaste gänzlich unterworfen und ausgeschlossen. Dieser Gegensatz ist nicht mehr orientalisch; wir sehen hier den menschlich freien Willen sich empören gegen die Religion. Dieses Heraustreten aus der Abhängigkeit ist ein Zug, der wesentlich mit in Anschlag zu bringen ist.

Besonders aber ist dieses Ringen und Hervorgehen des Geistes aus der Natürlichkeit in naiven und sehr anschaulichen Darstellungen in den Kunstgestalten ausgedrückt. Es braucht z. B. nur an das Bild der Sphinx erinnert zu werden. An den ägyptischen Kunstwerken ist überhaupt alles symbolisch, die Bedeutsamkeit geht darin bis ins kleinste; selbst die Anzahl der Säulen und der Stufen ist nicht nach der äußerlichen Zweckmäßigkeit berechnet, sondern sie bedeutet entweder die Monate oder die Fuße, die der Nil steigen muß, um das Land zu überschwemmen u. dgl. Der Geist des ägyptischen Volkes ist überhaupt ein Rätsel. In griechischen Kunstwerken ist alles klar, alles heraus; in den ägyptischen wird überall eine Aufgabe gemacht, es ist ein Äußerliches, wodurch hingedeutet wird auf etwas, das noch nicht ausgesprochen ist.

Wenn aber auch der Geist auf diesem Standpunkt noch in der Gärung begriffen und noch in der Unklarheit befangen ist, wenn auch die wesentlichen Momente des religiösen Bewußtseins teils miteinander vermischt, teils in dieser Vermischung oder vielmehr um dieser Vermischung willen miteinander in Kampf liegen,
so ist es doch immer die freie Subjektivität, die hier hervorgeht, und so ist auch hier der eigentümliche Ort, wo die Kunst, näher die schöne Kunst in der Religion hervortreten muß und notwendig ist.
Die Kunst ist zwar auch Nachahmung, aber nicht allein; sie kann jedoch dabei stehenbleiben:
dann ist sie aber weder schöne Kunst noch ein Bedürfnis der Religion. Nur als schöne Kunst ist sie dem Begriff Gottes angehörig. Die wahrhafte Kunst ist religiöse Kunst, aber diese ist nicht Bedürfnis, wenn der Gott noch eine Naturgestalt hat, z. B. der Sonne, des Flusses; sie ist auch nicht Bedürfnis, insofern die Realität und Anschaubarkeit des Gottes die Gestalt eines Menschen oder eines Tieres hat, auch nicht, wenn die Weise der Manifestation das Licht ist; sie fängt an, wenn die präsente menschliche Gestalt zwar weggefallen ist, wie bei Buddha, aber in der Einbildung noch existiert, also bei der Einbildung der göttlichen Gestalt, z. B. in Bildern von Buddha, aber hier zugleich auch noch in den Lehrern, seinen  Nachfolgern. Die menschliche Gestalt ist, nach der Seite, daß sie Erscheinung der Subjektivität ist, erst dann notwendig, wenn Gott als Subjekt bestimmt ist.
Das Bedürfnis ist dann, wenn das Moment der Natürlichkeit, der Unmittelbarkeit überwunden ist, im Begriff subjektiver Selbstbestimmung oder im Begriff der Freiheit, d. h. auf dem Standpunkt, worauf wir uns befinden. Indem die Weise des Daseins durch das Innere selbst bestimmt ist, reicht die natürliche Gestalt nicht mehr zu, auch nicht die Nachahmung derselben.
Alle Völker, ausgenommen die Juden und Mohammedaner, haben Götzenbilder; aber diese gehören nicht zur schönen Kunst, sondern sind nur Personifikation der Vorstellung, Zeichen der bloß vorgestellten, eingebildeten Subjektivität, wo diese noch nicht als immanente Bestimmung des Wesens selbst ist.
Die Vorstellung hat in der Religion eine äußerliche Form, und es ist wesentlich, davon zu unterscheiden,
was gewußt wird als dem Wesen Gottes angehörig. Gott ist in der indischen Religion Mensch geworden; die Totalität ist es, worin der Geist immer vorhanden; aber ob die Momente angesehen werden als dem Wesen gehörig oder nicht, das ist der Unterschied.

Es ist also Bedürfnis, Gott durch die schöne Kunst darzustellen, wenn das Moment der Natürlichkeit überwunden ist, wenn er als freie Subjektivität ist und seine Manifestation, seine Erscheinung in seinem Dasein, durch den Geist von innen bestimmt ist, den Charakter geistiger Produktion zeigt. Erst wenn Gott selbst die Bestimmung hat, die Unterschiede, unter denen er erscheint, aus seiner eigenen Innerlichkeit zu setzen, erst dann tritt die Kunst für die Gestalt des Gottes als notwendig ein.

In Ansehung des Hervortretens der Kunst sind besonders zwei Momente zu bemerken:
1. daß Gott in der Kunst vorgestellt wird als ein sinnlich Anschaubares;
2. daß der Gott als Kunstwerk ein durch Menschenhände Produziertes ist. - Unserer Vorstellung nach sind beides Weisen, die der Idee Gottes nicht entsprechen, sofern nämlich dieses die einzige Weise sein sollte; denn wohl ist uns bekannt, daß Gott auch, aber nur als verschwindendes Moment, Anschaubarkeit gehabt hat. Die Kunst ist auch nicht die letzte Weise unseres Kultus. Aber für die Stufe der noch nicht begeistigten Subjektivität, die also selbst noch unmittelbar ist, ist das unmittelbar anschaubare Dasein angemessen und notwendig. Hier ist dies das Ganze der Weise der Manifestation, wie Gott für das Selbstbewußtsein ist.

Es tritt also hier die Kunst hervor, und damit hängt zusammen, daß Gott als geistige Subjektivität gefaßt ist; die Natur des Geistes ist, sich selbst zu produzieren, so daß die Weise des Daseins eine von dem Subjekt hervorgebrachte ist, eine Entäußerung, die durch sich selbst gesetzt ist. Daß es sich setzt, sich manifestiert, sich bestimmt, daß die Weise des Daseins eine vom Geist gesetzte ist, das ist in der Kunst vorhanden.

Das sinnliche Dasein, in welchem der Gott angeschaut wird, ist seinem Begriff entsprechend, ist nicht Zeichen, sondern drückt in jedem Punkt das aus, von innen heraus produziert zu sein, dem Gedanken, dem inneren Begriff zu entsprechen; der wesentliche Mangel ist nun aber dabei, daß es noch sinnlich anschaubare Weise ist, daß diese Weise, in welcher das Subjekt sich setzt, sinnlich ist.
Dieser Mangel kommt daher, daß es noch die erste Subjektivität ist, der erste freie Geist; sein Bestimmen ist sein erstes Bestimmen, und so ist in der Freiheit noch natürliche, unmittelbare, erste Bestimmung, d. h. das Moment der Natürlichkeit, der Sinnlichkeit.

Das andere ist nun, daß das Kunstwerk von Menschen produziert ist.
Dies ist ebenso unserer Idee von Gott nicht angemessen.
Nämlich die unendliche, wahrhaft geistige, die für sich als solche seiende Subjektivität produziert sich selbst, setzt sich als Anderes, als ihre Gestalt, und sie ist erst als durch sich gesetzt und produziert frei.
Aber diese ihre Gestaltung, die zunächst noch als das Ich=Ich in sich reflektiert ist, muß auch ausdrücklich die Bestimmung von Unterschiedenheit haben, so daß diese nur bestimmt ist durch  Subjektivität oder daß sie nur erscheint an diesem zuerst noch Äußerlichen.
Zu dieser ersten Freiheit kommt hinzu, daß die durch das Subjekt produzierte Gestaltung zurückgenommen wird in die Subjektivität.
Das Erste ist so die Erschaffung der Welt, das Zweite die Versöhnung, daß sie sich an ihm selbst versöhnt mit dem wahrhaften Ersten. Bei der Subjektivität hingegen, die wir auf dieser Stufe haben, ist diese Rückkehr noch nicht vorhanden; wie sie noch die an sich seiende ist, fällt ihr Subjektsein außer ihr in das Für-Anderes-Sein. Die Idee ist noch nicht da; denn zu ihr gehört, daß das Andere an ihm selbst sich reflektiert zur ersten Einheit. Dieser zweite Teil des Prozesses, der zur göttlichen Idee gehört, ist hier noch nicht gesetzt. Wenn wir die Bestimmung als Zweck betrachten, so ist als Zweck das erste Tun der Subjektivität noch ein beschränkter Zweck, dieses Volk, dieser besondere Zweck; und daß er allgemein werde, wahrhaft absoluter Zweck werde, dazu gehört die Rückkehr, ebenso, daß die Natürlichkeit in Ansehung der Gestalt aufgehoben werde. So ist erst die Idee, wenn dieser zweite Teil des Prozesses hinzukommt, der die Natürlichkeit, die Beschränktheit des Zweckes aufhebt; dadurch wird er erst allgemeiner Zweck. Hier ist der Geist nach seiner Manifestation erst der halbe Weg des Geistes, er ist noch einseitiger, endlicher Geist, d. h. subjektiver Geist, subjektives Selbstbewußtsein; d. h. die Gestalt des Gottes, die Weise seines Seins für Anderes, das Kunstwerk ist nur ein vollbrachtes, gesetztes von dem einseitigen Geist, von dem subjektiven Geist.
Deshalb muß das Kunstwerk von Menschen gefertigt werden; dies ist die Notwendigkeit, warum die Manifestation der Götter durch die Kunst eine von Menschen gemachte ist. In der Religion des absoluten Geistes ist die Gestalt Gottes nicht vom menschlichen Geist gemacht.

Gott selbst ist der wahrhaften Idee nach, als an und für sich seiendes Selbstbewußtsein, Geist, produziert sich selbst, stellt sich dar als Sein für Anderes; er ist durch sich selbst der Sohn; in der Gestaltung als Sohn ist dann der andere Teil des Prozesses vorhanden, daß Gott den Sohn liebt, sich identisch mit ihm setzt, aber auch unterschieden. Die Gestaltung erscheint in der Seite des Daseins als Totalität für sich, aber als eine, die in der Liebe beibehalten ist; dies erst ist der Geist an und für sich.
Das Selbstbewußtsein des Sohnes von sich ist zugleich sein Wissen vom Vater; im Vater hat der Sohn Wissen seiner von sich. Auf unserer Stufe hingegen ist das Dasein des Gottes, als Gottes, nicht ein Dasein durch ihn, sondern durch Anderes. Hier ist der Geist noch auf halbem Wege stehengeblieben.
Dieser Mangel der Kunst, daß der Gott von Menschen gemacht ist, wird auch gewußt in den Religionen, wo dies die höchste Manifestation ist, und es wird gesucht, ihm abzuhelfen, aber nicht objektiv, sondern auf subjektive Weise: die Götterbilder müssen geweiht werden; von den Negern bis zu den Griechen werden sie geweiht, d. h. der göttliche Geist wird in sie hineinbeschworen. Dies kommt aus dem Bewußtsein, dem Gefühl des Mangels; das Mittel, ihm abzuhelfen, ist aber eine Weise, die nicht in den Gegenständen selbst enthalten ist, sondern von außen an sie kommt.
Selbst bei den Katholiken findet solche Weihe statt, z. B. der Bilder, Reliquien usw.

Dies ist die Notwendigkeit, daß hier die Kunst hervorgeht, und die aufgezeigten Momente sind die, woraus dies, daß der Gott als Kunstwerk ist, resultiert. Hier ist aber die Kunst noch nicht frei und rein, ist noch im Übergange erst zur schönen Kunst; sie tritt in dieser Verkehrung noch so auf, daß ebensogut auch Gestaltungen für das Selbstbewußtsein gelten, die der unmittelbaren Natur angehören, die nicht durch den Geist erzeugt sind, Sonne, Tiere usf. Es ist mehr die Kunstgestalt, die aus dem Tiere hervorbricht, die Gestalt der Sphinx, eine Vermischung von Kunstgestalt und Tiergestalt.
Ein Menschenantlitz blickt uns hier aus einem Tierleibe an; die Subjektivität ist sich noch nicht selbst klar. Die Kunstgestalt ist daher noch nicht rein schön, sondern mehr oder weniger Nachahmung und Verzerrung. Das Allgemeine in dieser Sphäre ist das Vermischen der Subjektivität und der Substantialität.

Die Arbeitsamkeit dieses ganzen Volkes ist noch nicht an und für sich reine schöne Kunst gewesen, aber der Drang zur schönen Kunst. Die schöne Kunst enthält diese Bestimmung: der Geist muß in sich frei geworden sein, frei von der Begierde, von der Natürlichkeit überhaupt, vom Unterjochtsein durch die innere und äußere Natur, muß das Bedürfnis haben, sich zu wissen als frei, so als Gegenstand seines Bewußtseins zu sein.

Insofern der Geist noch nicht angekommen ist auf der Stufe, sich frei zu denken, muß er sich frei anschauen, sich als freien Geist in der Anschauung vor sich haben. Daß er so zum Gegenstand werde für die Anschauung in Weise der Unmittelbarkeit, welche Produkt ist, darin liegt, daß dies sein Dasein, seine Unmittelbarkeit ganz durch den Geist bestimmt ist, durchaus den Charakter hat, daß hier dargestellt ist ein freier Geist. Dieses aber nennen wir eben das Schöne, wo alle Äußerlichkeit durchaus charakteristisch bedeutsam ist, vom Innern als Freiem bestimmt. Es ist ein natürliches Material, so daß die Züge darin nur Zeugen sind des in sich freien Geistes. Das natürliche Moment muß überhaupt überwunden sein, daß es nur diene zur Äußerung, Offenbarung des Geistes.

Indem der Inhalt in der ägyptischen Bestimmung diese Subjektivität ist, so ist der Drang hier vorhanden zur schönen Kunst, der vornehmlich architektonisch gearbeitet und zugleich überzugehen versucht hat zur Schönheit der Gestalt. Insofern er aber nur Drang gewesen, so ist die Schönheit selbst noch nicht als solche hier hervorgegangen.

Daher nun dieser Kampf der Bedeutung mit dem Material der äußerlichen Gestalt überhaupt: es ist nur der Versuch, das Streben, der äußeren Gestaltung den inneren Geist einzuprägen. Die Pyramide ist ein Kristall für sich, worin ein Toter haust; im Kunstwerk, das zur Schönheit dringt, wird die innere Seele der Äußerlichkeit der Gestaltung eingebildet.
Es ist hier nur der Drang, weil die Bedeutung und Darstellung, die Vorstellung und das Dasein in diesem Unterschied überhaupt gegeneinander sind, und dieser Unterschied ist, weil die Subjektivität nur erst die allgemeine, abstrakte, noch nicht die konkrete, erfüllte Subjektivität ist

Die ägyptische Religion ist so für uns in den Kunstwerken der Ägypter vorhanden, in dem, was dieselben uns sagen, verbunden mit dem Geschichtlichen, was uns alte Geschichtsschreiber aufbehalten haben.
- In neueren Zeiten besonders hat man die Ruinen Ägyptens vielfach untersucht und die stumme Sprache der Steingebilde sowie der rätselhaften Hieroglyphen studiert.

Müssen wir den Vorzug eines Volkes anerkennen, das seinen Geist in Werke der Sprache niedergelegt hat, vor solchem, das der Nachwelt nur stumme Kunstwerke zurückgelassen hat, so müssen wir zugleich bedenken, daß hier bei den Ägyptern deshalb noch keine schriftlichen Dokumente vorhanden sind, weil der Geist sich noch nicht abgeklärt hatte, sondern sich im Kampfe abarbeitete, und zwar äußerlich, wie es in den Kunstwerken erscheint. Man ist zwar durch lange Studien endlich in der Entzifferung der Hieroglyphensprache weitergekommen, aber teils ist man noch nicht ganz zum Ziele gelangt, teils bleiben es immer Hieroglyphen. Bei den Mumien hat man viele Papyrusrollen gefunden und glaubte, daran einen rechten Schatz zu haben und wichtige Aufschlüsse zu erhalten; sie sind aber nichts anderes als eine Art von Archiv und enthalten meist Kaufbriefe über Grundstücke oder Gegenstände, die der Verstorbene erworben hat.
- Es sind demnach hauptsächlich die vorhandenen Kunstwerke, deren Sprache wir zu entziffern haben und aus denen diese Religion zu erkennen ist.

Betrachten wir nun diese Kunstwerke, so finden wir, daß alles wunderbar und phantastisch ist, aber immer mit einer bestimmten Bedeutung, wie es nicht der Fall war bei den Indern.
Wir haben so hier die Unmittelbarkeit der Äußerlichkeit und die Bedeutung, den Gedanken.
Dies haben wir zusammen in dem ungeheuren Konflikt des Inneren mit dem Äußeren; es ist ein ungeheurer Trieb des Inneren, sich herauszuarbeiten, und das Äußere stellt uns dies Ringen des Geistes dar.

Die Gestalt ist noch nicht zur freien, schönen erhoben, noch nicht zur Klarheit vergeistigt, das Sinnliche, Natürliche noch nicht zum Geistigen vollkommen verklärt, so daß es nur Ausdruck des Geistigen, diese Organisation und die Züge dieser Organisation nur Zeichen wären, nur Bedeutung des Geistigen.
Es fehlt dem ägyptischen Prinzip diese Durchsichtigkeit des Natürlichen, des Äußerlichen der Gestaltung;
es bleibt nur die Aufgabe, sich klarzuwerden, und das geistige Bewußtsein sucht sich erst als das Innere aus der Natürlichkeit herauszuringen.

Die Hauptdarstellung, welche das Wesen dieses Ringens vollständig anschaulich macht, können wir in dem Bilde der Göttin zu Sais finden, die verschleiert dargestellt war. Es ist darin symbolisiert und in der Überschrift ihres Tempels ("Ich bin, was war, ist und sein wird; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gehoben") ausdrücklich ausgesprochen, daß die Natur ein in sich Unterschiedenes sei, nämlich ein Anderes gegen ihre unmittelbar sich darbietende Erscheinung, ein Rätsel; sie habe ein Inneres, Verborgenes. Aber, heißt es in jener Inschrift weiter, "die Frucht meines Leibes ist Helios".
Dieses noch verborgene Wesen spricht also die Klarheit, die Sonne, das sich selbst Klarwerden, die geistige Sonne aus als den Sohn, der aus ihr geboren werde.
Diese Klarheit ist es, die erreicht ist in der griechischen und jüdischen Religion, dort in der Kunst und in der schönen Menschengestalt, hier im objektiven Gedanken.
Das Rätsel ist gelöst; die ägyptische Sphinx ist, nach einem bedeutungsvollen, bewunderungswürdigen Mythus, von einem Griechen getötet und das Rätsel so gelöst worden: der Inhalt sei der Mensch, der freie, sich wissende Geist.

 

Religion des Schmerzes

Die Religion des Rätsels

 “...das Gute ist gerade dies an ihm selbst, das Böse zu sein”

Osiris-Nirvana

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Hier ist der Geist noch auf halbem Wege stehengeblieben.
Dieser Mangel der Kunst, daß der Gott von Menschen gemacht ist, wird auch gewußt in den Religionen, wo dies die höchste Manifestation ist, und es wird gesucht, ihm abzuhelfen, aber nicht objektiv, sondern auf subjektive Weise:
die Götterbilder müssen geweiht werden; von den Negern bis zu den Griechen werden sie geweiht,
d. h. der göttliche Geist wird in sie hineinbeschworen. Dies kommt aus dem Bewußtsein, dem Gefühl des Mangels;
das Mittel, ihm abzuhelfen, ist aber eine Weise, die nicht in den Gegenständen selbst enthalten ist, sondern von außen an sie kommt.
Selbst bei den Katholiken findet solche Weihe statt, z. B. der Bilder, Reliquien usw.    >>>

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