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Vorlesungen über die Philosophie der Religion

 

a. Bestimmung des Begriffs dieser Stufe         [> “...das Gute ist gerade dies an ihm selbst, das Böse zu sein”>>>]

Es fehlt das Material den Bestimmungen nicht, sondern es findet sich bestimmt auch in diesem konkreten Felde ein.
Der Unterschied ist nur, ob die Momente der Totalität auf oberflächliche, äußerliche Weise vorhanden sind oder ob sie in dem Innern, Wesenhaften bestehen, d. h. ob sie nur als oberflächliche Form und Gestalt sind oder als Bestimmung des Gehalts gesetzt und so gedacht werden; dies macht den ungeheuren Unterschied aus.
Wir treffen in allen Religionen mehr oder weniger die Weise des Selbstbewußtseins, ferner Prädikate von Gott als Allmacht, Allwissenheit usf.
Bei den Indern und Chinesen sehen wir erhabene Darstellungsweisen Gottes, so daß höhere Religionen in dieser Rücksicht nichts voraus haben; es sind sogenannte reine Vorstellungen von Gott
(z. B. bei Friedrich von Schlegels Weisheit der Inder *) , die als Überreste der vollkommenen ursprünglichen Religion betrachtet werden.
Auch in der Lichtreligion sehen wir das einzelne Böse schon überall aufgehoben. Subjektivität fanden wir schon überall und zugleich in der konkreten Bestimmung des Selbstbewußtseins.
Schon die Zauberei war die Macht des Selbstbewußtseins über die Natur.
Dies macht denn freilich die besondere Schwierigkeit in der Betrachtung der Religion, daß wir hier nicht mit reinen Gedankenbestimmungen zu tun haben wie in der Logik, noch mit existierenden wie in der Natur, sondern mit solchen, denen, da sie den subjektiven und objektiven Geist bereits durchlaufen haben, das Moment des Selbstbewußtseins, überhaupt des endlichen Geistes nicht fehlt; denn die Religion ist selbst das Selbstbewußtsein des Geistes über sich selbst, und er macht sich die verschiedenen, den Geist entwickelnden Stufen des Selbstbewußtseins selbst zum Gegenstand des Bewußtseins.
Der Inhalt des Gegenstandes ist Gott, die absolute Totalität; die ganze Mannigfaltigkeit des Stoffes fehlt also nie.
Man hat aber näher nach bestimmten Kategorien zu suchen, die die Unterschiede der Religionen bilden. Man sucht ihn besonders in dem Schaffen des Wesens - dieses ist überall und auch nicht -, ferner darin,
ob es ein Gott ist oder nicht; dieser Unterschied ist ebenso unzuverlässig, denn es findet sich sogar ein Gott in der indischen Religion, und der Unterschied ist dann nur in der Weise, wie sich die vielen Gestalten zur Einheit verknüpfen. Mehrere Engländer behaupten, daß die alte indische Religion die Einheit Gottes enthalte, als Sonne oder allgemeine Seele. Mit solchen Verstandesprädikaten ist nicht auszukommen.

Wenn man Gott solche Prädikate gibt, so ist er mit diesen Bestimmungen nicht erkannt in seiner Natur.
Es sind sogar Prädikate endlicher Natur; auch diese ist mächtig, weise, wissend: von Gott genommen, werden sie über den endlichen Stoff erweitert durch das All, aber so verlieren sie ihre bestimmte Bedeutung und sind, wie die Trimurti im Brahman, verschwindend. Was wesentlich ist, ist in dem Einen, Substantiellen, Immanenten enthalten, es ist wesentliche Bestimmung, die als solche gefaßt und gewußt wird; dies sind nicht die Reflexionsprädikate, nicht die äußere Gestalt, sondern Idee.

Wir haben so schon die Bestimmung der Subjektivität, der Selbstbestimmung gehabt, aber nur in oberflächlicher Form, noch nicht die Natur Gottes konstruierend.
In der Lichtreligion war diese Bestimmung abstrakte, allgemeine Personifikation, weil in der Person die absoluten Momente nicht entwickelt enthalten sind. Subjektivität überhaupt ist abstrakte Identität mit sich, Insichsein, das sich unterscheidet, das aber ebenso Negativität dieses Unterschiedes ist,
welches sich im Unterschiede erhält, diesen nicht aus sich entläßt, die Macht desselben bleibt,
darin ist, aber darin für sich ist, den Unterschied momentan in sich hat.

α) Wenn wir dies in Beziehung auf die nächste Form betrachten, so ist die Subjektivität diese sich auf sich beziehende Negativität, und das Negative ist nicht mehr außer dem Guten, es muß vielmehr in der affirmativen Beziehung auf sich selbst enthalten, gesetzt sein und ist so freilich nicht mehr das Böse.
Das Negative also, das Böse, darf jetzt nicht mehr außer dem Guten fallen;
sondern das Gute ist gerade dies an ihm selbst, das Böse zu sein, wodurch denn freilich das Böse nicht das Böse bleibt, sondern als das auf sich selbst als Böse beziehende Böse sein Bösesein aufhebt und sich zum Guten konstituiert.
Das Gute ist, die negative Beziehung auf sich als sein Anderes, das Böse zu setzen, so wie dieses die Bewegung, sein Negativsein als das Negative zu setzen, d. h. aufzuheben. Diese gedoppelte Bewegung ist die Subjektivität.
Diese ist nicht mehr das, was Brahman ist; im Brahman verschwinden nur diese Unterschiede,
oder insofern der Unterschied gesetzt ist, so fällt er als selbständiger Gott außer ihm.

Die erste und wesentlich allgemeine Subjektivität ist nicht die vollkommen freie, rein geistige Subjektivität, sondern wird noch von der Natur affiziert und ist so zwar allgemeine Macht, aber die nur an sich seiende Macht, wie wir sie bisher hatten; als Subjektivität ist sie vielmehr die gesetzte Macht und wird so gefaßt, wenn sie als ausschließende Subjektivität genommen wird.

Es ist dies der Unterschied: die Macht an sich und [die Macht,] insofern sie Subjektivität ist.
Diese ist gesetzte Macht, ist als für sich seiende Macht gesetzt. Macht haben wir auch schon früher in allen Gestalten gehabt. Als erste Grundbestimmung ist sie eine rohe Macht über das nur Seiende, dann ist sie nur das Innere, und die Unterschiede erscheinen als selbständige Existenzen außer ihr, hervorgegangen zwar aus ihr, aber außer ihr selbständig, und insofern sie in ihr gefaßt würden, wären sie verschwunden.
Wie die Unterschiede in Brahman verschwinden, in dieser Abstraktion, indem das Selbstbewußtsein sagt: "Ich bin Brahman", und hiermit alles Göttliche, alles Gute darin verschwunden ist, so hat die Abstraktion keinen Inhalt, und insofern er außer ihr ist, ist er selbständig taumelnd.
In Beziehung auf die besonderen Existenzen ist die Macht das Wirkende, der Grund; aber sie bleibt nur das Innerliche und wirkt nur auf allgemeine Weise.
Das, was die allgemeine Macht hervorbringt, insofern sie an sich ist, ist auch das Allgemeine, die Naturgesetze; diese gehören der an sich seienden Macht an.
Diese Macht wirkt, ist Macht an sich, ihr Wirken ist ebenso an sich; sie wirkt bewußtlos, und die Existenzen - Sonne, Sterne, Meer, Flüsse, Menschen, Tiere usf. - erscheinen als selbständige Existenzen; nur ihr Inneres ist durch die Macht bestimmt. Insofern die Macht in dieser Sphäre erscheint, so kann sie es nur als gegen die Naturgesetze, und hier wäre denn der Ort der Wunder.
Bei den Indern gibt es aber noch keine Wunder, denn sie haben keine vernünftige, verständige Natur; diese hat keinen verständigen Zusammenhang, es ist alles wunderbar, daher sind keine Wunder.
Sie können erst da sein, wo der Gott als Subjekt bestimmt ist und als für sich seiende Macht in der Weise der Subjektivität wirkt. Insofern die an sich seiende Macht als Subjekt vorgestellt wird, ist es gleichgültig,
in welcher Gestalt; daher wird sie in Menschen, Tieren usf. vorgestellt. Daß das Lebendige als unmittelbare Macht wirkt, kann eigentlich nicht widerlegt werden, da sie als an sich seiende Macht unsichtbar, unscheinbar wirkt.

Von dieser Macht muß die reale Macht unterschieden werden; dies ist die Subjektivität. Hierin sind zwei Hauptbestimmungen zu bemerken.

Die erste ist, daß das Subjekt identisch mit sich ist und zugleich bestimmte unterschiedene Bestimmungen in sich setzt. Ein Subjekt dieser Unterschiede - Momente eines Subjekts.
Das Gute ist so die allgemeine Selbstbestimmung, die so ganz allgemein ist, daß es den gleichen unterschiedslosen Umfang hat mit dem Wesen; die Bestimmung ist in der Tat nicht als Bestimmung gesetzt. Es gehört zur Subjektivität Selbstbestimmung, so daß die Bestimmungen erscheinen als eine Mehrheit von Bestimmungen, daß sie diese Realität haben gegen den Begriff, gegen das einfache Insichsein der Subjektivität in sich.
Aber diese Bestimmungen sind zunächst noch in der Subjektivität eingeschlossen,
sind innere Bestimmungen.

Das zweite Moment ist, daß das Subjekt ausschließend ist, negative Beziehung seiner auf sich selbst,
wie die Macht, aber gegen Anderes; dies Andere kann auch selbständig erscheinen, aber es ist gesetzt,  daß die Selbständigkeit nur ein Schein ist; oder es ist so, daß seine Existenz, seine Gestaltung nur ein Negatives sei gegen die Macht der Subjektivität, so daß diese das Herrschende sei. Die absolute Macht herrscht nicht; im Herrschen geht das Andere unter, - hier bleibt dieses, aber gehorcht, dient als Mittel.

Die Entwicklung dieser Momente haben wir weiter zu betrachten. Diese ist von der Art, daß sie innerhalb gewisser Grenzen stehenbleiben muß, und besonders deshalb, weil wir uns erst im Übergang zur Subjektivität befinden. Diese tritt noch nicht frei, wahrhaft hervor; es ist hier noch Vermischung der substantiellen Einheit und der Subjektivität. Die Subjektivität vereinigt einerseits wohl alles, läßt aber andererseits das Andere noch übrig, weil sie noch unreif ist, und die Vermischung hat daher noch den Mangel dessen, womit sie noch verwickelt ist, der Naturreligion. Was also die Art und Weise der Gestalt betrifft, in welcher der Geist sein Selbstbewußtsein über sich zum Gegenstand seines Bewußtseins hat, so zeigt sich diese Stufe als der Übergang der früheren Gestalten auf die höhere Stufe der Religion.
Die Subjektivität ist noch nicht für sich seiende und somit freie, sondern die Mitte zwischen Substanz und freier Subjektivität. Diese Stufe ist also voller Inkonsequenzen, und es ist die Aufgabe der Subjektivität, sich zu reinigen, - es ist die Stufe des Rätsels.

In dieser Gärung kommen alle Momente vor. Es hat daher diesen Standpunkt zu betrachten ein besonderes Interesse, weil hier beide Stufen, die vorhergehende der Naturreligion und die folgende der freien Subjektivität, in ihren Hauptmomenten vorkommen, beide noch nicht gesondert; so ist denn nur Rätselhaftes und Verwirrung, und nur durch den Begriff hat man den Faden anzugeben, auf welcher Seite so Heterogenes zusammenkommt und welchem von beiden die Hauptmomente angehören.

Der Gott ist hier noch die innere Natur, die Macht an sich, und deswegen ist die Gestalt für diese Macht zufällig, eine willkürliche. Dieser nur an sich seienden Macht kann diese oder jene Gestalt eines Menschen, eines Tieres verliehen werden. Die Macht ist bewußtlose, tätige Intelligenz, die nicht geistig ist, nur Idee, aber nicht subjektive Idee, sondern bewußtlose Lebendigkeit, das Leben überhaupt.
Dies ist nicht Subjektivität, ist nicht Selbst überhaupt; wenn aber das Leben im allgemeinen als Gestalt vorgestellt werden soll, so liegt am nächsten, ein Lebendiges zu nehmen. Innerhalb des Lebens überhaupt liegt eben Lebendiges, - welches Lebendige, welches Tier, welcher Mensch, ist gleichgültig.
So ist denn Tierdienst auf diesem Standpunkt vorhanden, und zwar in größter Mannigfaltigkeit; es werden verschiedene Tiere in verschiedenen Lokalitäten verehrt.

Wichtiger dem Begriff nach ist, daß das Subjekt immanent in sich selbst bestimmt ist, in seiner Reflexion in sich ist und diese Bestimmung nicht mehr das allgemeine Gute ist, zwar dasselbe ist und so auch das Böse sich gegenüber hat.
Aber das Weitere ist, daß die reale Subjektivität Unterschiede in ihre Bestimmung setzt, daß hier verschiedenes Gutes gesetzt ist, ein innerer Inhalt, und dieser von bestimmten Bestimmungen ist, nicht bloß allgemeine Bestimmung hat.
Das Subjekt ist erst insofern reales Subjekt, oder die Freiheit beginnt erst damit, daß Verschiedenes für mich sein kann, daß die Möglichkeit zu wählen da ist; das Subjekt steht erst so über dem besonderen Zweck, ist frei von der Besonderheit, wenn diese nicht den Umfang der Subjektivität selbst hat, nicht mehr das allgemeine Gute ist.
Ein anderes ist, daß das Gute zugleich bestimmt und zur unendlichen Weisheit erhoben ist; hier ist eine Mehrheit des Guten bestimmt, und so steht die Subjektivität darüber, und es erscheint als seine Wahl,
das eine oder das andere zu wollen; es ist das Subjekt beschließend gesetzt, und es erscheint die Bestimmung der Zwecke und des Handelns.

Der Gott als substantielle Einheit ist nicht handelnd, er vernichtet, erzeugt, ist der Grund der Dinge, handelt aber nicht; Brahman z. B. ist nicht handelnd: das selbständige Handeln ist entweder nur eingebildet oder gehört den wechselnden Inkarnationen an. Es ist jedoch nur ein beschränkter Zweck, der hier eintreten kann, es ist nur die erste Subjektivität, deren Inhalt noch nicht unendliche Wahrheit sein kann.

Hier ist es nun auch, daß die Gestalt als menschliche bestimmt und so ein Übergang des Gottes aus der tierischen zur menschlichen Gestalt ist. In freier Subjektivität ist unmittelbar die einem solchen Begriff entsprechende Gestalt nur die menschliche; es ist nicht mehr nur Leben, sondern freies Bestimmen nach Zwecken; es tritt also für die Gestalt die menschliche Bestimmung ein, etwa eine besondere Subjektivität, ein Held, ein alter König usf.
Nicht so bestimmt wie Ormuzd in unbestimmt menschlicher Gestalt ist hier die menschliche, wo die besonderen Zwecke als in der ersten Subjektivität eintreten; es tritt die Besonderheit der Gestalt hervor,
die besondere Zwecke hat und Lokalitätsbestimmungen. Die Hauptmomente fallen damit zusammen.
An dem Subjekt muß nämlich näher die entwickelte Bestimmtheit erscheinen; die bestimmten Zwecke des Handelns sind beschränkt, bestimmt, nicht Bestimmtheit in ihrer Totalität.
Die Bestimmtheit muß auch in ihrer Totalität an dem Subjekt erscheinen, die entwickelte Subjektivität muß an ihm angeschaut werden; aber die Momente sind noch nicht die Totalität der Gestalt, sondern stellen sich zuerst als ein Aufeinanderfolgen dar, als Lebenslauf, als verschiedene Zustände des Subjekts.
Erst später kommt das Subjekt als absoluter Geist dazu, seine Momente als Totalität an sich zu haben.
Hier ist das Subjekt noch formell, seiner Bestimmtheit nach noch beschränkt; obgleich ihm die ganze Form zukommt, so ist doch noch die Beschränktheit, daß die Momente nur als Zustände, nicht jedes für sich als Totalitäten ausgebildet sind; nicht die ewige Geschichte wird an dem Subjekt angeschaut, so daß sie die Natur desselben ausmachte, sondern nur die Geschichte von Zuständen.
Der erste ist das Moment der Affirmation, der zweite seine Negation, der dritte die Rückkehr der Negation in sich.

β) Das zweite Moment ist das, worauf es hier besonders ankommt. Die Negation erscheint als Zustand des Subjekts, es ist seine Entäußerung, der Tod überhaupt; das dritte ist die Wiederherstellung, die Rückkehr zur Herrschaft. Der Tod ist die nächste Weise, wie die Negation an dem Subjekt, insofern es nur überhaupt natürliche, auch menschlich daseiende Gestalt hat, erscheint. Diese Negation hat ferner die weitere Bestimmung, daß, weil es nicht die ewige Geschichte ist, nicht das Subjekt in seiner Totalität ist, dieser Tod gegen das einzelne Dasein als durch Anderes von außen an dasselbe kommt, durch das böse Prinzip.

Hier haben wir Gott als Subjektivität überhaupt, Hauptmoment darin ist, daß die Negation nicht außerhalb, sondern schon in das Subjekt selbst fällt und das Subjekt wesentlich Rückkehr in sich, Beisichsein ist.
Dies Beisichsein enthält den Unterschied, ein Anderes seiner selbst zu setzen, zu haben - Negation -, aber ebenso in sich zurückzukehren, bei sich, identisch mit sich zu sein in dieser Rückkehr.

Es ist ein Subjekt; das Moment des Negativen, insofern es als natürlich gesetzt in Bestimmung der Natürlichkeit ist, ist der Tod. Es ist also der Tod des Gottes, welche Bestimmung hier eintritt.

Das Negative, dieser abstrakte Ausdruck, hat sehr viele Bestimmungen, ist Veränderung überhaupt; auch die Veränderung enthält partiellen Tod. Am Natürlichen erscheint diese Negation als Tod; so ist es noch in der Natürlichkeit, noch nicht rein am Geist, am geistigen Subjekt als solchem.
Ist es am Geist, so erscheint diese Negation im Menschen selbst, im Geist selbst als diese Bestimmung,
daß sein natürlicher Wille für ihn ein anderer ist, er sich seinem Wesen, seiner Geistigkeit nach unterscheidet von seinem natürlichen Willen. Dieser natürliche Wille ist hier die Negation, und der Mensch kommt zu sich, ist freier Geist, indem er diese Natürlichkeit überwindet, indem er sein Herz, die natürliche Einzelheit, dieses Andere der Vernünftigkeit, als versöhnt mit dem Vernünftigen hat und so bei sich ist.
Dieses Beisichsein, dieses Versöhnen ist nur durch diese Bewegung, diesen Gang vorhanden.
Wenn der natürliche Wille als Böses erscheint, so erscheint die Negation als ein Vorgefundenes: der Mensch, zu seiner Wahrheit sich erhebend, findet diese natürliche Bestimmung als gegen das Vernünftige vor.

Aber eine höhere Vorstellung ist, daß die Negation das vom Geist Gesetzte ist; so ist Gott der Geist, indem er seinen Sohn, das Andere seiner, erzeugt, das Andere seiner selbst setzt; aber in ihm ist er bei sich selbst und schaut er sich an und ist er ewige Liebe; hier ist die Negation ebenso das Verschwindende.
Diese Negation in Gott ist also dies bestimmte, wesentliche Moment; hier haben wir aber nur die Vorstellung der Subjektivität, die Subjektivität im allgemeinen.
So geschieht es, daß das Subjekt selbst diese unterschiedenen Zustände als seine durchgeht, so daß diese Negation ihm immanent ist. Es kommt dann diese Bestimmung, insofern diese Negation als natürlicher Zustand erscheint, als Bestimmung des Todes herein, und der Gott mit der Bestimmung der Subjektivität erscheint hier in seiner ewigen Geschichte und zeigt sich, das absolut Affirmative zu sein, das selbst stirbt - Moment der Negation -, sich entfremdet wird, sich verliert, aber durch diesen Verlust seiner selbst sich wiederfindet, zu sich zurückkommt.

Es ist denn auch in dieser Religion ein und dasselbe Subjekt, das diese unterschiedenen Bestimmungen durchläuft. Das Negative, das wir in Form des Bösen hatten, als Ahriman, so daß die Negation nicht zum Selbst des Ormuzd gehört, gehört hier zum Selbst des Gottes.

Wir haben die Negation in der Form des Todes auch schon gehabt: in der indischen Mythologie sind viele Inkarnationen; namentlich Wischnu ist die Geschichte der Welt und jetzt in der elften oder zwölften Inkarnation; ebenso daß der Dalai-Lama stirbt, ebenso Indra, der Gott des Natürlichen, und andere sterben und kommen wieder. Aber dies Sterben ist verschieden von dieser Negativität, von welcher hier die Rede ist, dem Tod, insofern er dem Subjekt angehört.
Es kommt bei diesem Unterschied alles auf die logischen Bestimmungen an.
Man kann in allen Religionen Analogien finden, die Menschwerdung Gottes und die Inkarnationen; man brachte sogar den Namen Krischna und Christus zusammen; aber solche Zusammenstellungen sind, obgleich sie ein Gemeinsames, eine gleiche Bestimmung in sich haben, höchst oberflächlich.
Das Wesentliche, worauf es ankommt, ist die weitere Bestimmung des Unterschiedes, der übersehen wird. So ist das tausendmalige Sterben des Indra von anderer Art: die Substanz ferner bleibt eine und dieselbe, sie verläßt nur diesen individuellen Körper des einen Lama, hat aber unmittelbar sich einen anderen gewählt. Da geht dies Sterben, diese Negation, die Substanz nichts an; die Negation ist nicht im Selbst gesetzt, im Subjekt als solchem, sie ist nicht eigenes, inneres Moment, immanente Bestimmung der Substanz, die den Schmerz des Todes nicht in sich selbst hat.

Das Sterben Gottes haben wir also erst hier als in ihm selbst, so daß die Negation immanent in seinem Wesen, in ihm selbst ist, und dadurch ist wesentlich dieser Gott eben als Subjekt charakterisiert.
Subjekt ist dies, daß es in ihm dies Anderssein sich gibt und durch Negation seiner zu sich zurückkehrt,
sich hervorbringt.

Dieser Tod scheint zunächst etwas Unwürdiges zu sein; wir haben in unserer Vorstellung, daß es das Los des Endlichen ist, zu vergehen, und nach dieser Vorstellung wird der Tod, insofern er von Gott gebraucht wird, nur als Bestimmung aus der Sphäre des ihm unangemessenen Endlichen auf ihn übertragen;
Gott wird so nicht wahrhaft gewußt, vielmehr verschlechtert durch die Bestimmung der Negation.
Jener Behauptung des Todes im Göttlichen gegenüber steht die Forderung, daß Gott gefaßt werden muß als höchstes Wesen, nur mit sich identisch, und diese Vorstellung wird für die höchste und vornehmste gehalten, so daß der Geist erst zuletzt zu dieser Vorstellung kommt.
Wenn Gott so als höchstes Wesen gefaßt wird, so ist er ohne Inhalt und dies die ärmste und eine ganz alte Vorstellung; der erste Schritt des objektiven Verhaltens ist der zu dieser Abstraktion, zu Brahman, in welchem keine Negativität enthalten ist.
Das Gute, das Licht ist ebenso dies Abstraktum, welches das Negative nur außer sich als Finsternis hat. Von dieser Abstraktion ist hier schon weitergegangen zur konkreten Vorstellung von Gott, und so tritt denn das Moment der Negation ein, auf diese eigentümliche Weise zunächst als Tod, insofern Gott in der menschlichen Gestalt angeschaut wird, und so ist das Moment des Todes hochzuachten als wesentliches Moment Gottes selbst, als immanent dem Wesen.
Zur Selbstbestimmung gehört das Moment der inneren, nicht äußerlichen Negativität, wie dies schon in dem Worte Selbstbestimmung liegt.
Der Tod, der hier zur Erscheinung kommt, ist nicht wie der Tod des Lama, des Buddha, des Indra und anderer indischer Götter, denen die Negativität eine äußerliche ist und als äußere Macht nur an sie kommt. Es ist ein Zeichen, daß fortgegangen ist zur bewußten Geistigkeit, zum Wissen der Freiheit, zum Wissen von Gott.
Dies Moment der Negation ist absolut wahrhaftes Moment Gottes.
Der Tod ist dann eigentümliche, spezielle Form, in welcher die Negation an der Gestalt erscheint.
Wegen der göttlichen Totalität muß auch in den höheren Religionen das Moment der unmittelbaren Gestalt an der göttlichen Idee erkannt werden, denn ihr darf nichts fehlen.

Das Moment der Negation ist also hier dem göttlichen Begriff immanent, weil es ihm wesentlich in seiner Erscheinung zukommt. In den anderen Religionen haben wir gesehen, daß das Wesen Gottes nur erst bestimmt ist als abstraktes Insichsein, absolute Substantialität seiner selbst;
hier ist der Tod nicht der Substanz zukommend, sondern er gilt nur als äußere Form, in der der Gott sich zeigt. Ganz anders ist es, wenn es ein Geschehen ist, was dem Gotte selbst widerfährt, nicht bloß dem Individuum, worin er sich präsentiert. Es ist also das Wesen Gottes, was hier in dieser Bestimmung hervortritt.

γ) Damit hängt nun aber weiter zusammen die Bestimmung, daß Gott sich wiederherstellt, aufersteht. Der unmittelbare Gott ist nicht Gott. Geist ist nur, was als frei in sich durch sich selbst ist, sich selbst setzt. Dies enthält das Moment der Negation. Die Negation der Negation ist das Zurückkehren in sich, und der Geist ist das ewige In-sich-Zurückgehen. Hier ist dann so auf dieser Stufe die Versöhnung; das Böse, der Tod wird vorgestellt als überwunden. Der Gott ist damit wiederhergestellt, und so ewig in sich wiederkehrend ist er der Geist.

 *)  Über die Sprache und Weisheit der Inder, Heidelberg 1808

 

 

 

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