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B. Die vegetabilische Natur
§ 343
Die Subjektivität, nach welcher das Organische als Einzelnes ist, entwickelt sich in einen objektiven Organismus, die Gestalt, als einen sich in Teile, die voneinander unterschieden sind, gliedernden Leib. In der Pflanze, der nur erst unmittelbaren subjektiven Lebendigkeit, ist der objektive Organismus und die Subjektivität desselben noch unmittelbar identisch, wodurch der Prozeß der Gliederung und der Selbsterhaltung des vegetabilischen Subjekts ein Außersichkommen und Zerfallen in mehrere Individuen ist, für welche das eine ganze Individuum mehr nur der Boden als subjektive Einheit von Gliedern ist; der Teil - die Knospe, Zweig usf. ist auch die ganze Pflanze. Ferner ist deswegen die Differenz der organischen Teile nur eine oberflächliche Metamorphose, und der eine kann leicht in die Funktion des anderen übergehen.
Zusatz. Während der geologische Organismus das bloße System des Gestaltens ohne Idealität ist, so tritt diese mit der Subjektivität des Pflanzenlebens nun herein. Als die in allen seinen Gliedern gegenwärtige Idealität ist aber das Leben wesentlich Lebendiges, und dieses wird durch Äußeres nur erregt. Das ursächliche Verhältnis fällt hier also weg, wie überhaupt alle Verstandesbestimmungen im Leben nicht mehr gelten. Sollen diese Kategorien nun dennoch gebraucht werden, so muß ihre Natur verkehrt werden, und so kann man denn sagen, das Lebendige sei Ursache seiner selbst. - Man kann den Satz aufstellen: "Alles lebt in der Natur"; das ist erhaben und soll spekulativ sein. Ein anderes ist aber der Begriff des Lebens, d. h. das Leben an sich, das freilich allenthalben ist, ein anderes das reale Leben, die Subjektivität des Lebendigen, worin jeder Teil als belebter existiert. So ist der geologische Organismus nicht im Einzelnen, sondern nur im Ganzen lebendig, - nur an sich lebendig, nicht in der Gegenwart der Existenz. Aber auch das Lebendige selbst unterscheidet sich in Subjektives und Totes: es macht sich einerseits in der Verholzung, in den Knochen die Voraussetzung seines Gerüstes im Einzelnen, wie es im geologischen Organismus im Ganzen der Fall ist; das Lebendige ist aber andererseits die Gestalt, welche die substantielle Form in sich wohnen hat, die nicht nur in Ansehung der räumlichen Verhältnisse der einzelnen Teile bestimmend ist, sondern ebenso die Unruhe ist, die Prozesse der physikalischen Eigenschaften aus sich zu bestimmen, um aus ihr die Gestalt hervorzubringen. Die Pflanze, als das erste für sich seiende Subjekt, das aus der Unmittelbarkeit noch herkommt, ist jedoch das schwache kindische Leben, das in ihm selbst noch nicht zum Unterschiede aufgegangen ist. Denn wie jedes Lebendige ist zwar auch die Natur einer Pflanze partikularisiert; während aber beim Tiere die Partikularität zugleich eine solche ist, gegen welche die Subjektivität als die Seele auch ein Allgemeines ist, so ist bei der Pflanze das Partikulare ganz unmittelbar identisch mit ihrer Lebendigkeit überhaupt. Es ist nicht in der Weise eines Zustands, von dem ihr inneres Leben unterschieden wäre, sondern ihre Qualität durchdringt ihre allgemeine vegetative Natur ganz, statt daß [wie] im Tiere dieses unterschieden ist. Bei der Pflanze also sind die Glieder nur Besondere gegeneinander, nicht zum Ganzen; die Glieder sind selbst wieder Ganze, wie beim toten Organismus, wo sie auch in Lagerungen noch außereinander sind. Indem sich die Pflanze nun dennoch als das Andere ihrer selbst setzt, um ewig diesen Widerspruch zu idealisieren, so ist dies nur eine formelle Unterscheidung; was sie als das Andere setzt, ist kein wahrhaft Anderes, sondern dasselbe Individuum als das Subjekt. Das im Vegetabilischen herrschende Wachstum ist daher Vermehrung seiner selbst, als Veränderung der Form, während das animalische Wachstum nur Veränderung der Größe ist, aber zugleich eine Gestalt bleibt, weil die Totalität der Glieder in die Subjektivität aufgenommen ist. Das Wachstum der Pflanze ist Assimilieren des Anderen zu sich; aber als Vervielfältigung seiner ist diese Assimilation auch Außersichkommen. Es ist nicht Zusichkommen als Individuelles, sondern eine Vervielfältigung der Individualität, so daß die eine Individualität nur die oberflächliche Einheit der vielen ist. Die Einzelnen bleiben eine ausgeschiedene gegeneinander gleichgültige Menge, die nicht aus ihrer Substanz als einem Gemeinwesen hervorgehen. "Das Wachstum der Pflanzen", sagt daher Schultz (Die Natur der lebendigen Pflanze, Bd. I, S. 617)181) , "ist ein ewiges Hinzubilden neuer, vorher nicht vorhandener Teile". Mit der Homogenität der Teile der Pflanze ist also das Auseinanderfallen derselben verbunden, weil sie nicht als innere qualitative Differenzen zueinander sich verhalten, - mit andern Worten, der Organismus nicht zugleich in Eingeweide systematisiert ist. Es ist ein in der Äußerlichkeit sich Produzieren, aber dennoch Wachstum überhaupt aus sich, nicht etwa ein äußerliches Ankristallisieren.
§ 344
Der Prozeß der Gestaltung und der Reproduktion des einzelnen Individuums fällt auf diese Weise mit dem Gattungsprozesse zusammen und ist ein perennierendes Produzieren neuer Individuen. Die selbstische Allgemeinheit, das subjektive Eins der Individualität trennt sich nicht von der reellen Besonderung, sondern ist in sie nur versenkt. Die Pflanze, als gegen ihren an sich seienden Organismus (§ 342) noch nicht für sich seiende Subjektivität, determiniert weder aus sich sich ihren Ort, hat keine Bewegung vom Platze, noch ist sie für sich gegen die physikalische Besonderung und Individualisierung desselben, hat daher keine sich unterbrechende Intussuszeption, sondern eine kontinuierlich strömende Ernährung und verhält sich nicht zu individualisiertem Unorganischen, sondern zu den allgemeinen Elementen. Animalischer Wärme und des Gefühls ist sie noch weniger fähig, da sie nicht der Prozeß ist, ihre Glieder, die mehr nur Teile und selbst Individuen sind, zur negativen, einfachen Einheit zurückzuführen.
Zusatz. Alles Organische ist das in sich selbst sich Unterscheidende, das die Mannigfaltigkeit in der Einheit erhält. Das animalische Leben, als die Wahrheit des Organischen, geht aber zu diesem höher bestimmten Unterschiede fort, daß der von der substantiellen Form durchdrungene Unterschied nur die eine Seite ist und die substantielle Form für sich die andere Seite gegen dieses Versenktsein ausmacht; das Tier ist daher empfindend. Die Pflanze aber geht noch nicht zu diesem Unterschiede in sich fort, daß der selbstische Einheitspunkt und der organische Kristall schon die beiden Seiten ihres Lebens wären. Das Belebende, was beim Tier die Seele ist, ist daher bei der Pflanze noch ins prozessualische Außereinander versenkt. Beim Tier ist dagegen das eine Beseelende auf eine doppelte Weise vorhanden: αa) als inwohnend und belebend, β) als selbstische Einheit, die als einfach existiert. Beide Momente und ihre Beziehung müssen zwar auch an der Pflanze vorhanden sein, aber ein Teil dieses Unterschiedes fällt außerhalb ihrer Existenz, während im Animalischen die absolute Rückkehr des Lebendigen als Selbstgefühl vorhanden ist. Die existierende Pflanze ist hingegen nur der eine leibliche Organismus, innerhalb dessen die reine selbstische Einheit mit sich noch nicht reell, sondern nur im Begriffe vorhanden ist, weil sie noch nicht objektiv geworden. Der gegliederte Leib ist bei der Pflanze also noch nicht die Objektivität der Seele; die Pflanze ist sich noch nicht selbst objektiv. Die Einheit ist mithin ein Äußeres für die Pflanze, wie außer der Erde der Prozeß ihres Organismus fällt, und dieses äußere physikalische Selbst der Pflanze ist das Licht, dem sie entgegenstrebt, wie der Mensch den Menschen sucht. Die Pflanze hat ein wesentliches, unendliches Verhältnis zum Lichte; aber sie ist erst ein Suchen dieses ihres Selbsts, wie die schwere Materie. Diese einfache Selbstischkeit, die außer der Pflanze ist, ist die höchste Macht derselben; Schelling sagt daher: hätte die Pflanze Bewußtsein, so würde sie das Licht als ihren Gott verehren. Der Selbsterhaltungsprozeß ist, das Selbst zu gewinnen, sich zu sättigen, zum Selbstgefühl zu kommen; weil aber das Selbst außer der Pflanze ist, so ist ihr Streben nach dem Selbst vielmehr Außer-sich-gerissen-Werden, also ihre Rückkehr-in-sich immer Hinausgehen und umgekehrt. So ist die Pflanze, als Selbsterhaltung, Vervielfältigung ihrer selbst (§ 343). Die Äußerlichkeit der subjektiven selbstischen Einheit der Pflanze ist in ihrem Verhältnis zum Lichte objektiv, wie das Licht an den gallertartigen Meergebilden, auch an den Farben der Vögel der mittleren Zone (s. Zus. zu § 303) äußerlich erscheint, so daß hier sogar am Animalischen die Macht des Lichtes sichtbar ist. Der Mensch bildet das Selbst mehr in sich hinein; der südliche Mensch kommt aber auch nicht dazu, sein Selbst, seine Freiheit objektiv zu gewahren. Die Pflanzen bekommen am Licht erst Saft und überhaupt eine kräftige Individualisierung; ohne Licht werden sie wohl größer, aber bleiben geschmack-, farb- und geruchlos. Sie kehren sich daher dem Lichte zu: Kartoffelpflanzen, die in einem Keller ausschlagen, kriechen von entfernten Punkten viele Ellen weit auf dem Boden nach der Seite zu, wo ein Lichtloch ist, und ranken sich, als ob sie den Weg wüßten, an der Mauer hinauf, um die Öffnung zu erreichen, wo sie des Lichts genießen können. Die Sonnenblumen und eine Menge anderer Blumen richten sich nach der Bewegung der Sonne am Himmel und drehen sich nach ihr hin. Abends, wenn man von der Morgenseite auf eine blumenreiche Wiese tritt, sieht man wenige, vielleicht keine Blume, weil alle der Sonne zugewendet sind; von der Abendseite prangt dann alles voller Blüten. Auch am Morgen auf der Wiese, wenn es früh ist, sieht man, von Morgen kommend, keine Blumen, erst wenn die Sonne wirkt, kehren sie sich gegen Morgen. "Einige", sagt Willdenow182) , "öffnen sich der Sonne erst um 12 Uhr des Mittags, wie Portulaca oleracea, Drosera rotundifolia, einige nur bei Nacht", wie die prächtige Fackeldistel (Cactus grandiflorus), die nur wenige Stunden blüht. α) Weil nun, wie gesagt, bei der Pflanze das subjektive Eins in ihre Qualität und Besonderung selbst hineinfällt, die negative Selbstischkeit der Pflanze sich mithin noch nicht zu sich selbst verhält, so existiert dieses Selbst auch noch nicht als ein schlechthin Unsinnliches, welches eben Seele heißt, sondern ist noch sinnlich, zwar nicht mehr als materielle Menge, aber doch als sinnliche Einheit des Materiellen. Das Sinnliche nun, was für die Einheit bleibt, ist der Raum. Indem die Pflanze so das Sinnliche noch nicht ganz vernichten kann, ist sie noch nicht reine Zeit in sich; darum ist die Pflanze an einem bestimmten Ort und kann ihn nicht vernichten, wiewohl sie sich in demselben entfaltet. Das Tier verhält sich aber als Prozeß gegen den Ort, vernichtet ihn, wenn es ihn dann auch wieder setzt. Ebenso will das Ich sich, den Punkt bewegen, d. h. seinen Ort, d. i. sein sinnliches unmittelbares Bestehen, als des Punktes, ändern; oder Ich will sich, als Idealität des Eins, von sich selbst, als sinnlichem Eins, unterscheiden. In der himmlischen Bewegung haben die Körper eines Systems zwar auch eine freie Bewegung, aber keine zufällige; ihr Ort ist nicht ihr Setzen als Besonderer, sondern die Zeit des Systems, die durchs Gesetz in der Sonne wurzelt, setzt ihn. Ebenso im Magnetismus sind die entgegengesetzten Qualitäten das Bestimmende. Aber im subjektiv Lebendigen, als der Zeit für sich, ist Negation des Orts, und zwar auf absolut gleichgültige Weise gesetzt, oder als innere Gleichgültigkeit. Die Pflanze jedoch ist noch nicht diese Herrschaft über das gleichgültige Außereinanderbestehen des Raums, ihr Raum daher noch ein abstrakter. Bewegung der Pistille und Antheren gegeneinander, Oszillationen der Konferven usw. sind nur als einfaches Wachstum zu fassen, ohne zufällige Determination des Orts. Die Bewegung der Pflanzen wird durch Licht, Wärme und Luft bestimmt. Dies zeigt Treviranus183) z. B. an dem Hedysarum girans: "Jeder Stiel dieser Pflanze hat am Ende ein größeres elliptisch-lanzettenförmiges Blatt, und neben diesem sitzen auf demselben Hauptstiel zwei kleinere, gestielte Nebenblätter. Die Bewegungen der Hauptstiele und Hauptblätter sind verschieden von denen der Nebenblätter. Die Bewegung der Hauptstiele und Hauptblätter besteht in einem Aufrichten beim Licht und in einem Niedersinken bei der Dunkelheit; sie geschieht in den Gelenken, wodurch das Blatt mit dem Stiel und dieser mit dem Zweig verbunden ist. Schon der Wiederschein der Sonne von einer zwanzig Schritt entfernten Mauer bewirkte ein deutliches Aufrichten, so wie das Abhalten des Sonnenlichts durch einen undurchsichtigen Körper oder eine vor der Sonne vorüberziehende Wolke ein Niedersinken der Blätter hervorbrachte. Bei voller Mittagssonne und bei dem durch ein Brennglas konzentrierten Sonnenlicht bemerkte Hufeland eine zitternde Bewegung der Hauptblätter und der ganzen Pflanze. Das Mondlicht, ein künstliches Licht hatten keinen Einfluß auf jene Bewegung. Die zweite Bewegung, welche bloß von den kleinen Seitenblättern ausgeübt wird, äußert sich durch ein abwechselndes Aufsteigen und Senken jedes Paars dieser Blättchen, die an einerlei Zweig sich gegenüberstehen; sie hört erst mit dem Tode der Pflanze auf. Es gibt keine äußeren Ursachen, die unmittelbar darauf wirken; am stärksten ist sie indessen in der Zeit der Befruchtung." Den Körnern der Konferven schreibt Treviranus aber nach ihrem Ausfluß aus diesen Pflanzen noch willkürliche Bewegung zu.184) Die Bewegung der Konferven soll zum Teil pendelförmig sein: "Die einzelnen Fäden derselben beugten sich mit den freien Enden stoßweise von der Rechten zur Linken und von der Linken zur Rechten; oft drehten sie sich so, daß ihr freies Ende wie einen Zirkel beschrieb." Dergleichen ist aber noch keine freiwillige Bewegung. β) Sollten die Pflanzen sich im Verhalten nach außen unterbrechen, so müßten sie als Subjektive existieren, sich als Selbst zu ihrem Selbst verhalten. Der Grund der nicht unterbrochenen Intussuszeption der Pflanze ist also eben diese ihre Natur, daß sie nicht wahrhafte Subjektivität ist, sondern ihre Individualität immer in ihre Besonderheit zerfällt und so nicht als unendliches Fürsichsein an sich hält. Erst das Selbst als Selbst ist das ausschließende nach außen, eben damit die Seele dieses Verhalten als Beziehung auf sich selbst; und da in ihr das Selbst beide Seiten des Verhältnisses bildet, so ist dieses ein innerer Kreis der Seele, der sich von der unorganischen Natur abhält. Indem die Pflanze aber dieses noch nicht ist, so fehlt ihr die Innerlichkeit, die von dem Verhalten nach außen frei wäre. Luft und Wasser wirken so immer auf die Pflanze; sie nimmt nicht einen Schluck Wasser. Lichteinwirkung wird zwar äußerlich durch die Nacht oder den Winter unterbrochen oder geschwächt; aber das ist nicht ein Unterschied der Pflanze selbst, sondern ein ihr Äußerliches. Man kann daher nach und nach ihre Tätigkeiten verwandeln, wenn man sie des Nachts in erleuchtete Zimmer stellt und des Tags in dunkle. De Candolle185) änderte so bei Mimosen und mehreren anderen Pflanzen schon nach etlichen Nächten ihre Schlafzeit durch Brennenlassen von Lampen. Das übrige Verhalten hängt von Jahreszeiten, Klimaten ab; nördliche Pflanzen, die Winterschlaf haben, ändern dies nach und nach in südlichen Gegenden. - Die Pflanze verhält sich ebenso noch nicht zu Individuellem, auch weil sie nicht das Verhalten des Selbsts zum Selbst ist, ihr Anderes also nicht ein Individuelles, sondern das elementarisch Unorganische ist. γ) Über die Wärme der Pflanzen sind viele Untersuchungen angestellt und viel Streit geführt worden; besonders hat sich auch Hermbstädt186) viel damit beschäftigt. Man will wohl etwa in den Pflanzen ein bißchen höhere spezifische Wärme als in ihren Umgebungen gefunden haben; aber das macht es nicht aus. Die Wärme ist ein Konflikt der veränderten Kohäsion; die Pflanzen sind aber 9/377 ohne diese Änderung der Kohäsion in sich, ohne dieses Entzünden, dieses Feuer in sich, welches das animalische Leben ist. Man hat zwar einen Thermometer ins Innere der Bäume getan, die man durchbohrte, und einen bedeutenden Unterschied zwischen der äußeren und innern Temperatur gefunden, z. B. von — 5° Reaumur und + 2°, von — 10° und + 1° usw. Dies kommt aber daher, weil das Holz ein schlechter Wärmeleiter ist und dann der Stamm seine Wärme von der Erde mitgeteilt erhält. Sonst, sagt Treviranus (a. a. O., Bd. V, S. 16), hat man "mehr als 4600 Erfahrungen von Fontana, daß die Wärme der Gewächse ganz abhängig von der Temperatur des Mediums ist, worin sie sich befindend". Treviranus fährt S. 19 fort: "Einzelne Pflanzengattungen sind wohl unter gewissen Umständen imstande, Wärme und Kälte hervorzubringen und so der Einwirkung der äußeren Temperatur zu widerstehen. Mehrere beobachteten an der Oberfläche des Blütenkolbens (spadix) vom Arum maculatum und anderer Arten um die Zeit, wenn derselbe anfängt, aus der Scheide hervorzubrechen, eine Hitze, die vier bis fünf Stunden zunahm, und zwar beim Arum maculatum zwischen drei und vier Uhr nachmittags, in derselben Zeit sich wieder verminderte und in ihrer größten Höhe die Temperatur der äußeren Luft - beim Arum maculatum um 15—16° F, beim Arum cordifolium um 60—70° F - übertraf.187) Eiskraut (Mesembryanthemum crystallinum) entwickelt Kälte, ohne Zweifel vom Salpetergehalt. Jene Wärme dient aber wohl ebensowenig, die Pflanze zur Befruchtungszeit gegen die Kälte, als diese Kälte, sie gegen die Hitze zu schützen." Die Pflanze bleibt also nichtsdestoweniger ohne diesen inneren Prozeß, indem sie im Hinausgehen nur erstarrt, wogegen das Tier dieser flüssige Magnet ist, dessen unterschiedene Teile ineinander übergehen und so die Wärme entwickeln, deren Prinzip eben nur im Blute liegt. δ. Daß die Pflanze kein Gefühl hat, liegt wieder darin, daß das subjektive Eins in ihre Qualität, Besonderheit selbst hineinfällt, das Insichsein noch nicht als Nervensystem selbständig gegen das Äußere ist wie beim Tiere. Erst was Empfindung in sich hat, kann sich selbst als Anderes ertragen, kann es mit der Härte der Individualität aufnehmen und sich in den Kampf mit anderen Individualitäten wagen. Die Pflanze ist die unmittelbare organische Individualität, worin die Gattung das Übergewicht hat und die Reflexion nicht individuell ist, das Individuelle nicht als solches in sich zurückgeht, sondern ein Anderes ist, also kein Selbstgefühl hat. Die Empfindlichkeit gewisser Pflanzen gehört nicht hierher und ist nur mechanische Elastizität, wie beim Pflanzenschlaf das Verhältnis zum Lichte wirksam ist. In dieser Rücksicht sagt Treviranus (a. a. O., Bd. V, S. 206- 208): "Man hat Reizbarkeit für äußere, bloß örtliche Einflüsse und Äußerung von Bewegungen auf dieselben als Empfindung ansehen wollen, und allerdings hat dies unverkennbare Ähnlichkeit mit Zusammenziehungen der tierischen Muskelfaser" - die aber auch ohne Empfindung statthaben können. "Besonders die Befruchtungswerkzeuge zeigen eine solche Reizbarkeit, ein Ausstreuen des Samenstaubes aus den Antheren bei Berührung der Staubfäden, Bewegungen von Griffeln und Staubfäden nach mechanischen Reizungen, besonders der Filamente zum Griffel hin, wenn sie berührt werden." Die Äußerlichkeit der Ursache dieser Reizbarkeit beweisen aber besonders die Beobachtungen von Medicus, die Treviranus (ebenda S. 210) anführt: "daß mehrere Pflanzen der kälteren Himmelsstriche nachmittags und bei heißer, trockner Witterung gar nicht, hingegen morgens nach starkem Tau und den ganzen Tag hindurch bei gelindem Regen sehr reizbar sind; daß Gewächse der wärmeren Klimate ihre Reizbarkeit nur bei heiterem Himmel äußern; und daß alle Pflanzen am reizbarsten sind, wenn der Samenstaub eben reift und das Pistill sich mit einem glänzenden Öle bedeckt". Am berühmtesten sind, in Rücksicht auf Reizbarkeit der Blätter, mehrere Mimosenarten und andere Pflanzen, die wie diese zur Familie der Hülsenfrüchte gehören: "Die Dionaea muscipula hat zahlreiche in einem Kreis rund um den Stengel gestellte Blätter, die Blätter der Oxalis sensitive bestehen aus zwölf Paar eiförmigen Blättchen; bei Berührungen legen sie ihre Blätter zusammen. Die Blätter der Averrhoa Carambola sind gefiedert und senken sich nieder, wenn man sie an ihrem Stiel berührt."188) Die anatomischen Beobachtungen von Rudolphi und Link beweisen dasselbe. [Karl Asmund] Rudolphi (Anatomie der Pflanzen [Berlin 1807], S. 239) sagt: "Es ist ihnen eine Artikulation des Blattstiels und der partiellen Blattstiele eigentümlich. An der Basis sind die Blätter zusammengezogen, während bei anderen gefiederten Blättern die Basis erweitert oder wenigstens nicht dünner ist. Dicht über dem Gelenk wird ferner der Blattstiel bei jenen Pflanzen viel dicker als an den übrigen Stellen, wodurch das zusammengezogene Gelenk noch sichtbarer wird. Übrigens besteht diese Verdickung nur aus Zellgewebe, das gewöhnlich bald verholzt. - Wenn man eine Kassie, Lupine usf. abschneidet, faltet sich sehr bald alles zusammen, wie beim Pflanzenschlaf, ohne sich wieder zu öffnen. Eine frische Mimose sinkt bei geringer Berührung zusammen, und schnell aufgerichtet, krank oder erschöpft, kann man sie lange vergebens reizen, und es dauert auch lange, ehe sie die gesenkten Teile erhebt. - Desfontaine, wie Mirbel erzählt, führte beim Fahren eine Mimose mit sich. Bei der ersten Bewegung des Wagens schloß sie alle ihre Blätter, die sich aber nachher unmerklich wieder öffneten und sich unterwegs nicht wieder schlossen, als ob sie sich gleichsam an das Schaukeln des Wagens gewöhnt hätten." Link sagt (a. a. O., S. 258): "Im Winde fallen die Blätter zusammen, aber richten sich ungeachtet des Windes wieder auf und gewöhnen sich endlich so daran, daß dieser nicht mehr auf sie wirkt"; und in den Nachträgen zu den Grundlehren (I, S. 26): "Die Reizbarkeit geht nur so weit, als die Erschütterung sich erstreckt. Man kann auf ein Blättchen sehr heftige Wirkungen machen, ohne daß nahe Blätter dadurch affiziert würden; jeder Reiz scheint nur an der Stelle zu haben und zu wirken, wo er erregt wird." So haben wir hier doch wohl nur das einfache Phänomen der Zusammenziehung und Ausdehnung, das hier schneller und plötzlich sich zeigt, während bei der Verwandlung der Tätigkeiten, von der wir oben (β) sprachen, die Wirkung langsamer war.
§ 345
Als Organisches gliedert sich aber die Pflanze wesentlich auch in eine Unterschiedenheit von abstrakten (Zellen, Fasern und dergleichen) und von konkreteren Gebilden, die jedoch in ihrer ursprünglichen Homogenität bleiben. Die Gestalt der Pflanze, als aus der Individualität noch nicht zur Subjektivität befreit, bleibt auch den geometrischen Formen und kristallinischer Regelmäßigkeit nahe, wie die Produkte ihres Prozesses den chemischen noch näherstehen.
Goethes Metamorphose der Pflanzen189) hat den Anfang eines vernünftigen Gedankens über die Natur der Pflanze gemacht, indem sie die Vorstellung aus der Bemühung um bloße Einzelheiten zum Erkennen der Einheit des Lebens gerissen hat. Die Identität der Organe ist in der Kategorie der Metamorphose überwiegend; die bestimmte Differenz und die eigentümliche Funktion der Glieder, wodurch der Lebensprozeß gesetzt ist, ist aber die andere notwendige Seite zu jener substantiellen Einheit. Die Physiologie der Pflanze erscheint notwendig als dunkler als die des tierischen Körpers, weil sie einfacher ist, die Assimilation wenige Vermittlungen durchgeht und die Veränderung als unmittelbare Infektion geschieht. - Wie in allem natürlichen und geistigen Lebensprozeß ist die Hauptsache in der Assimilation, wie in der Sekretion, die substantielle Veränderung, d. i. die unmittelbare Verwandlung eines äußeren oder besonderen Stoffs überhaupt in einen anderen; es tritt ein Punkt ein, wo die Verfolgung der Vermittlung, es sei in chemischer oder in Weise mechanischer Allmählichkeit, abgebrochen und unmöglich wird. Dieser Punkt ist allenthalben und durchdringend, und die Nicht-Kenntnis oder vielmehr das Nichtanerkennen dieser einfachen Identifizierung sowie der einfachen Diremtion ist es, was eine Physiologie des Lebendigen unmöglich macht. - Interessante Aufschlüsse über die Physiologie der Pflanze gewährt das Werk meines Kollegen, des Herrn Prof. C. H. Schultz (Die Natur der lebendigen Pflanze, oder die Pflanzen und das Pflanzenreich, 2 Bde.)190) , das ich um so mehr hier anzuführen habe, als einige der in den folgenden Paragraphen angegebenen speziellen Grundzüge über den Lebensprozeß der Pflanze daraus geschöpft sind.
Zusatz. Die Objektivierung der Pflanze ist ganz formell, nicht wahrhafte Objektivität: die Pflanze geht nicht nur überhaupt nach außen, sondern das Erhalten ihres Selbsts als Individuums ist nur durch perennierendes Setzen eines neuen Individuums. α) Der Typus der ganzen Pflanze ist einfach dieser: Es ist ein Punkt (Bläschen), ein Keim, Korn, Knoten, oder wie man es nennen möge, vorhanden. Dieser Punkt treibt Fäden, macht sich zu einer Linie (man kann dies, wenn man will, Magnetismus heißen, aber es ist ohne polarische Entgegensetzung), und dies Hinausgehen in die Länge hemmt sich wieder, macht ein neues Korn, einen neuen Knoten. Durch Abstoßen ihrer von sich selbst bilden sich diese Knoten immer weiter fort, indem sich innerhalb eines Fadens die Pflanze in eine Menge von Keimen dirimiert, die wieder ganze Pflanzen sind; so werden Glieder hervorgebracht, deren jedes das Ganze ist. Es ist zunächst gleichgültig, ob diese Verknotungen sich in einem Individuum halten oder ob sie gleich in mehrere Individuen zerfallen. Diese Reproduktion ist so unvermittelt durch Gegensatz, nicht ein Zusammengehen aus ihm, wiewohl die Pflanze sich auch zu diesem erhebt. Das wahrhafte Auseinandertreten des Gegensatzes im Geschlechtsverhältnis gehört aber der animalischen Kraft an, und was sich in der Pflanze davon findet, ist nur ein Oberflächliches, wovon nachher die Rede sein wird. Am einfachsten und ganz unmittelbar zeigt sich dieser Typus der Pflanze am Beispiel der Konferven, die sonst nichts anderes als solche grünen Fäden ohne alle weitere Gestaltung sind, - die ersten Anfänge der Vegetation im Wasser. So beschreibt sie Treviranus (a. a. O., Bd. III, S. 278 - 283): "Die Brunnenkonferve (Conferva fontinalis L.) vermehrt sich durch ein eiförmiges Knöpfchen, wozu die Spitze des zarten Fadens, aus welchem jenes Gewächs besteht, anschwillt. Dieser Knopf trennt sich nach einiger Zeit vom Faden, setzt sich am nächsten Orte fest und treibt bald eine Spitze, die sich zu einem vollkommenen Wasserfaden verlängert. Auf eine ähnliche einfache Art geschieht die Fortpflanzung aller von Roth zur Gattung Ceramium gerechneten Arten. An der Oberfläche ihres Stammes oder ihrer Zweige erzeugen sich zu gewissen Zeiten, und zwar meist im Frühling, beerenartige Körper, welche gewöhnlich einen oder zwei kleinere Körner enthalten und bei völliger Reife entweder abfallen oder sich öffnen und sich ihres Samens entledigen. Bei den eigentlichen Konferven (Conferva R.), dem Wassernetze (Hydrodictyon R.), den Rivularien und vielen Tremellen befinden sich die Organe der Fortpflanzung" (?) "in der Substanz des Gewächses; und zwar sind sie von doppelter Art. Sie bestehen entweder in kleineren, regelmäßig aneinandergereihten Körnern, die schon bei der ersten Bildung des Gewächses in demselben vorhanden sind, oder sie zeigen sich als größere, eierartige Körper, die mit dem inneren Schlauche der Konferven einen gleichen Durchmesser haben und erst in einer gewissen Lebensperiode dieser Phytozoen entstehen. Jene sind bei einigen in einem Zickzack oder in einer Spirallinie geordnet, bei anderen in sternförmigen Figuren, in rechtwinkligen Parallelogrammen usf., oder sie sind in ästiger Gestalt aneinandergereiht, und die Äste sitzen wirbelförmig um einen gemeinschaftlichen Stamm. Sie fließen aus und sind die Anfänge neuer Konferven. Sehr verschieden von diesen kleineren Körnern ist eine größere Art runder" (eier- und beerenartiger) "Körper, die sich in einigen gegliederten Konferven (Conferva setiformis, spiralis und bipunctata R.) und nur in einer gewissen Periode ihres Lebens (im Mai, Juni und Juli) erzeugen. Um diese Zeit verlassen die kleineren ursprünglichen Körner ihre regelmäßige Stellung und vereinigen sich zu größeren ovalen oder kugelförmigen Körpern. Mit der Bildung dieser letzteren verliert die Konferve ihre grüne Farbe und es bleibt bloß eine durchsichtige, farbenlose Haut übrig, welche in jedem ihrer Glieder eine bräunliche Frucht enthält. Nachdem endlich jene Membran aufgelöst ist, sinken diese Früchte zu Boden und ruhen hier bis zum folgenden Frühjahr, wo sich aus jeder derselben eine Konferve von gleicher Art mit der vorigen auf eine Weise entwickelt, die mehr Ähnlichkeit mit dem Auskriechen des Tiers aus dem Ei als mit dem Keimen der Samenkörper zu haben scheint." Ebenda (S. 314 ff.) schreibt Treviranus den Konferven eine Kopulation und Begattung zu. β) Bei den höheren Pflanzen, besonders bei den Sträuchern, ist das unmittelbare Wachstum sogleich als ein Teilen in Zweige und Äste vorhanden. An der Pflanze unterscheiden wir Wurzeln, Stamm, Zweige und Blätter. Es ist aber nichts bekannter, als daß jeder Ast und Zweig ein vollständiges Gewächs ist, das seine Wurzel in der Pflanze wie im Boden hat, abgerissen davon und als Absenker in den Boden gesetzt, Wurzeln treibt und ganze Pflanze ist. Und die Sache geschieht auch durch zufälliges Losreißen eigener Individuen. Treviranus (a. a. O., Bd. III, S. 365) sagt: "Die Fortpflanzungsart der Pflanzen durch Teilung geschieht nie bei ihnen von freien Stücken, sondern immer durch Kunst oder Zufall. Das Vermögen, sich auf diesem Wege zu vermehren, besitzt vorzüglich die Tillandsia usneoides, eine parasitische Pflanze aus der Familie der Bromelien. Wird irgendein Teil dieses Gewächses vom Winde losgerissen und von den Zweigen der Bäume aufgefangen, so schlägt er sogleich Wurzeln und wächst so gut, als wenn er aus dem Samen aufgeschossen wäre." Erdbeeren und eine Menge anderer Gewächse treiben bekanntlich Stolonen, d. h. kriechende, aus der Wurzel entspringende Stiele. Diese Fäden oder Blattstiele bilden Knoten (warum nicht aus "freien Stücken"?); berühren solche Punkte die Erde, so treiben sie wieder Wurzeln und bringen neue ganze Pflanzen hervor. Willdenow (a. a. O., S. 397) gibt an: "Der Manglebaum (Rhizophora mangle) beugt seine Äste senkrecht zur Erde herab und verwandelt sie in Stämme, so daß ein einziger Baum die feuchten Ufer unter den Wendezirkeln in Asien Afrika und Amerika auf eine Meile weit und darüber mit einem Walde überzieht, der aus zahlreichen Stämmen besteht, die oben wie eine dicht geschorene Laube zugedeckt sind." 9/383 γ) Die Zweige entstehen aus Knospen (gemmulae). "Von jeder Knospe", führt Willdenow (a. a. O., S. 393) aus Aubert du Petit-Thouars191) an, "verlängern sich Gefäße und gehen abwärts durch die Pflanze, so daß das Holz eigentlich ein Gebilde der Wurzelfasern aller Knospen ist und die holzartige Pflanze ein Aggregat mehrerer Gewächse." Willdenow fährt dann fort: "Wenn man einen gepfropften Baum an der Pfropfstelle öffnet, so zeigt sich allerdings auch, daß vom Pfropfreis Fasern in den Hauptstamm auf eine kurze Strecke sich verlaufen, wie auch Link beobachtet hat und ich ebenfalls sah." Über dies Okulieren spricht er S. 486 f. weitläufiger: "Bekanntlich bildet sich die auf einen anderen Stamm gesetzte Knospe eines Strauchs oder Baums auf demselben aus und ist als eine besondere Pflanze anzusehen. Sie verändert ihre Natur gar nicht, sondern wächst, als wenn sie in der Erde befindlich wäre, fort. Agricola und Barnes waren noch glücklicher in dieser Art von Vermehrung; sie setzten die Knospe gerade in die Erde und erzogen daraus vollkommene Pflanzen. Bei dieser Art von künstlicher Vermehrung ist bemerkenswert, daß, wo die Zweige oder Augen (gemmae) auf irgendeine Art, sei es durch Stecken, Pfropfen oder Okulieren, zu neuen Pflanzen gemacht werden, sich nicht die Pflanze, von der sie genommen wurden, als Art" nur, "sondern auch als Spielart fortpflanzt. Der Same pflanzt nur die Art fort, die aus demselben unter mancherlei Ansehen als Spielart hervorwachsen kann. Daher muß der Borstorfer Apfel durch Pfropfen und Okulieren immer derselbe bleiben; aber aus dem Samen wird man ganz verschiedene Spielarten erhalten." Solche Knospen behalten so sehr ihre Individualität, indem sie sich zum Zweige eines anderen Baumes machen, daß man auf einem Baume z. B. ein Dutzend Birnenarten ziehen kann. Zwiebeln sind auch solche Knospen (nämlich bei den Monokotyledonen) und teilen sich ebenso in sich. Treviranus sagt (a. a. O., Bd. III, S. 363 f.): "Die Zwiebeln sind den Monokotyledonen eigen. Sie wachsen bald oben an der Wurzel, bald in dem Winkel zwischen dem Stengel und dem Blattstiele wie beim Lilium bulbiferum und der Fritillaria regia, bald in den Blumen wie bei mehreren Arten des Allium hervor. Diejenigen Pflanzen, deren Wurzeln Zwiebeln tragen" (d. h. sich einfach dirimieren), "erzeugen gewöhnlich unfruchtbare Samenkörner; diese werden aber fruchtbar, wenn die Zwiebelbrut gleich bei ihrem Entstehen zerstört wird. Bei der Fritillaria regia hat jedes Blatt das Vermögen, auch abgesondert vom Stamme Zwiebeln hervorzubringen. Ein solches, im Herbste dicht an der Zwiebel abgeschnitten, zwischen Löschpapier mäßig gedrückt und an einem warmen Orte aufbewahrt, treibt am untersten Ende, wo es mit der Wurzel vereinigt gewesen ist, neue Zwiebeln, und in eben dem Verhältnisse, wie diese sich entwickeln, stirbt dasselbe nach und nach ab. Bei manchen von den Pflanzen, deren Zwiebeln in den Winkeln der Blätter oder an den Stengeln hervorkommen, sondern sich dieselben zuweilen freiwillig von dem Mutterstamme ab und treiben, getrennt von diesem, Wurzeln und Blätter. Solche Gewächse verdienen vorzüglich den Namen der lebendig gebärenden. Bei dem Lilium bulbiferum, der Poa bulbosa und mehreren Arten des Allium erfolgt diese Erscheinung ohne Zutun der Kunst. Bei der Tulipa gesneriana, Eucomis punctata und mehreren anderen saftigen Monokotyledonen läßt sie sich mit Hilfe der Kunst hervorbringen, wenn man diesen Gewächsen die Blume vor der Befruchtung nimmt und den Stengel mit den Blättern an einen schattigen Ort setzt." Willdenow bemerkt (a. a. O., S. 487) geradezu, "Pothos und Plumiera lassen sich sogar aus Blättern vermehren"; wozu Link hinzufügt: "Ausgezeichnet ist diese Eigenschaft am Bryophyllum calycinum." Ein Blatt, horizontal auf die Erde gelegt, treibt am ganzen Rande herum Fasern und Würzelchen. Link sagt (Grundlehren, S. 181): "So hat man Beispiele von wurzelnden Gemmen, welche aus dem Blattstiele entsprangen; künstlich erzog Mandirola zuerst Bäume aus Blättern. Es ist möglich, daß aus jedem Teile, welcher nur Spiralgefäße und Zellgewebe enthält, eine Gemme entspringe." Kurz, jeder Teil der Pflanze kann unmittelbar als das vollständige Individuum existieren, was bei den Tieren durchaus nicht der Fall ist, außer bei den Polypen und anderen ganz unvollständigen Tierarten. Eine Pflanze ist so eigentlich ein Aggregat einer Menge von Individuen, die ein Individuum ausmachen, dessen Teile aber vollkommen selbständig sind. Diese Selbständigkeit der Teile ist die Ohnmacht der Pflanze; das Tier hat dagegen Eingeweide, unselbständige Glieder, die durchaus nur in der Einheit mit dem Ganzen existieren können. Wird das Eingeweide verletzt (nämlich edle innere Teile), so ist das Leben des Individuums dahin. Bei dem animalischen Organismus können freilich auch Glieder abgenommen werden; bei der Pflanze sind aber nur solche vorhanden. Daher hat Goethe mit großem Natursinn das Wachstum der Pflanzen als Metamorphose eines und desselben Gebildes bestimmt. Die Botaniker sind gegen dessen Schrift, Die Metamorphose der Pflanzen, die 1790 erschien192) , gleichgültig gewesen und wußten nicht, was sie damit machen sollten, eben weil ein Ganzes darin dargestellt wurde. Das Außersichgehen in mehrere Individuen ist zugleich eine ganze Gestalt, eine organische Totalität, die in ihrer Vollständigkeit Wurzel, Stamm, Äste, Blätter, Blüte, Frucht hat und allerdings auch eine Differenz an ihr setzt, die wir in der Folge entwickeln werden. Das Interesse bei Goethe aber geht darauf, zu zeigen, wie alle diese differenten Pflanzenteile ein einfaches, in sich geschlossen bleibendes Grundleben sind und alle Formen nur äußerliche Umbildungen eines und desselben identischen Grundwesens, nicht nur in der Idee, sondern auch in der Existenz bleiben, - jedes Glied deswegen sehr leicht in das andere übergehen kann; ein geistiger flüchtiger Hauch der Formen, welcher nicht zum qualitativen, gründlichen Unterschiede kommt, sondern nur eine ideelle Metamorphose an dem Materiellen der Pflanze ist. Die Teile existieren als an sich Gleiche, und Goethe faßt den Unterschied nur als ein Ausdehnen oder Zusammenziehen. Bekannt ist es z. B., daß man Bäume umgekehrt, die Wurzeln nach der Luft gewendet, Äste und Zweige aber in den Boden gesetzt hat; wobei es geschieht, daß jene Blätter, Knospen, Blüten usw. treiben, diese Wurzeln geworden sind. Gefüllte Blumen, z. B. bei Rosen, sind nichts anderes, als daß die Filamente (Staubfäden), die Antheren (Staubbeutel), auch die Pistille (Griffel) bei wilden Rosen, durch mehr Nahrung in Blumenblätter verwandelt werden, entweder gänzlich oder so, daß sich noch Spuren derselben finden. Die Natur des Filaments ist bei vielen dieser Blumenblätter noch erhalten, so daß sie auf der einen Seite Blumenblatt, auf der andern Filament sind; denn die Filamente sind eben nichts anderes als kontrahiertere Blätter. Tulpen, die man Monstrosen nennt, haben Blumenblätter, die zwischen Blumenblättern und Stengelblättern schwanken. Die Blumenblätter selbst sind nichts als Blätter der Pflanze, nur verfeinert. Auch das Pistill ist nur ein kontrahierten Blatt; auch der Pollen (der Samenstaub), an Rosenstöcken z. B. ein gelbes Pulver, hat Blattnatur. Ebenso haben die Samenkapsel und die Frucht ganz die Natur des Blatts, wie man denn auf dem Rücken der Frucht manchmal noch Blätter sieht. Ebenso ist beim Stein der Frucht die Blattnatur zu erkennen. Der Dorn der wildwachsenden Pflanzen wird bei veredelten Pflanzen zum Blatt; Apfel-, Birnen-, Zitronenbäume haben im mageren Boden Dornen, die durch Kultur verschwinden und sich in Blätter verwandeln.193) Auf diese Weise zeigt sich in der ganzen Produktion der Pflanze dieselbe Gleichartigkeit und einfache Entwicklung; und diese Einheit der Form ist das Blatt. Eine Form kann so leicht in die 9/386 andere hineingespielt werden. Der Keim charakterisiert sich schon an sich selbst als eine Weise der Blätter, mit seinen Kotyledonen oder Samenläppchen, d. h. eben Blätter mit roherem Stoffe, die unausgearbeitet sind. Von da geht's in den Stengel über, an dem sich Blätter hervortreiben, die oft gefiedert sind und sich so den Blüten nähern. Hat das In-die-Länge-Gehen eine Zeitlang gedauert (wie bei den Konferven), so verknoten sich die Stengelblätter und an den Knoten entstehen Blätter, die unten am Stengel einfach sind, dann zerschnitten, auseinanderfallend, sich teilend; bei den ersten, unteren, ist die Peripherie, der Rand, noch nicht ausgebildet.194) Goethe fährt in diesem Bilde einer einjährigen Pflanze, das er gibt, also fort195) : "Doch breitet sich die fernere Ausbildung unaufhaltsam von Knoten zu Knoten durch das Blatt aus ... . Die Blätter erscheinen nunmehr eingekerbt, tief eingeschnitten, aus mehreren Blättchen zusammengesetzt, in welchem letzten Falle sie uns vollkommene kleine Zweige vorbilden. Von einer solchen sukzessiven höchsten Vermannigfaltigung der einfachsten Blattgestalt gibt uns die Dattelpalme ein auffallendes Beispiel. In einer Folge von mehreren Blättern schiebt sich die Mittelrippe vor, das fächerartige, einfache Blatt wird zerrissen, abgeteilt, und ein höchst zusammengesetztes, mit einem Zweige wetteiferndes Blatt wird entwickelt" (Goethe, a. a. O., S. 11 [Nr. 20] ). Die Blätter sind so jetzt feiner ausgebildet als die Kotyledonen, indem sie ihre Säfte aus dem Stamme, als einem schon Organisierten, ziehen. Ich mache hierbei die in Rücksicht auf den Unterschied der Spezies wichtige Bemerkung, daß dieser Fortgang, der sich an einer Art in der Blattentwicklung zeigen kann, es dann vornehmlich auch ist, der das Bestimmende bei den verschiedenen Arten selbst ist, so daß dann die Blätter aller Arten zusammen die vollständige Entwicklung eines Blattes zeigen, wie man dies z. B. in einer Reihe von Pelargonien sieht, in der sich die voneinander zunächst sehr verschiedenen Blätter durch Übergänge vermitteln. "Bekanntlich finden die Botaniker den spezifischen Unterschied der Gewächse größtenteils in der Gestaltung der Blätter ... . Man betrachte die Blätter des Sorbus hybrida. Einige dieser Blätter sind noch beinah ganz anastomosiert, und nur die etwas tieferen Einschnitte des gezahnten Randes zwischen den Seitenrippen deuten uns an, daß die Natur von hier aus in eine tiefere Absonderung strebe. Bei anderen Blättern werden diese Einschnitte, vorzüglich am Grunde und der unteren Hälfte des Blattes, tiefer, und man sieht unverkennbar, daß jede Seitenrippe die Hauptrippe eines besonderen Blättchens werden soll. Andere Blätter haben schon die deutliche Absonderung der untersten Seitenrippen zu eigenen Blättchen. An den folgenden Seitenrippen sind die tiefsten Einschnitte bereits gelungen, und man erkennt, daß ein freierer Trieb in die Ramifikation auch hier die Anastomose überwunden hätte. Dies ist nun in anderen Blättern erreicht, wo von unten herauf zwei, drei bis vier Paare der Seitenrippen gelöst sind und die alte Mittelrippe durch schnelleres Wachstum die Blättchen auseinanderrückt. So ist das Blatt nun halb gefiedert und halb noch anastomosiert. Nachdem der Baum jünger oder älter ist und verschiedenen Stand hat, auch sogar nach Beschaffenheit des Jahres, sieht man bald das Auseinanderreißen der Ramifikation, bald die Anastomose in einem Mehr oder Weniger vorherrschen, und ich besitze Blätter, welche beinah ganz gefiedert sind. Gehen wir nun zu Sorbus aucuparia über ... , so wird offenbar, daß diese Art nur eine fortgesetzte Evolutionsgeschichte von Sorbus hybrida sei, daß beide nur durch das Geschick unterschieden sind, welches den Sorbus hybride in eine stärkere Innigkeit des Gewebes, den Sorbus aucuparia in eine größere Freiheit des Sprossens zu streben antreibt."196) Von den Blättern geht Goethe (a. a. O., S. 15-20 [Nr. 29-38]) dann zum Kelch über: "Den Übergang zum Blütenstande sehen wir schneller oder langsamer geschehen. In dem letzten Falle bemerken wir gewöhnlich, daß die Stengelblätter von ihrer Peripherie herein sich wieder zusammenzuziehen anfangen, besonders ihre mannigfaltigen äußeren Einteilungen zu verlieren, sich dagegen an ihren unteren Teilen, wo sie mit dem Stengel zusammenhängen, mehr oder weniger auszudehnen; in gleicher Zeit sehen wir wo nicht die Räume des Stengels von Knoten zu Knoten merklich verlängert, doch wenigstens denselben gegen seinen vorigen Zustand viel feiner und schmächtiger gebildet. Man hat bemerkt, daß häufige Nahrung den Blütenstand einer Pflanze verhindere ... . Oft sehen wir diese Umwandlung schnell vor sich 9/388 gehen, und in diesem Falle rückt der Stengel, von dem Knoten des letzten ausgebildeten Blattes an, auf einmal verlängt und verfeinert, in die Höhe, und versammelt an seinem Ende mehrere Blätter um eine Achse" - der Kelch. Seine Blätter sind dieselben Organe als die Stengelblätter, nun aber um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt versammelt. "Ferner sehen wir bei mehreren Blumen unveränderte Stengelblätter gleich unter der Krone zu einer Art von Kelch zusammengerückt. Da sie ihre Gestalt noch vollkommen an sich tragen, so dürfen wir uns hier nur auf den Augenschein und auf die botanische Terminologie berufen, welche sie mit dem Namen Blütenblätter, Folia Floralia, bezeichnet hat." Wo die Stengelblätter sich nach und nach zusammenziehen, verändern sie sich und schleichen sich gleichsam sachte in den Kelch ein. Diese Blätter sehen wir noch unkenntlicher gemacht, indem sie sich oft verbinden und an ihren Seiten zusammengewachsen hervorbringen. "Die so nahe aneinander gerückten und gedrängten Blätter ... stellen uns die glockenförmigen oder sogenannten einblättrigen Kelche dar, welche mehr oder weniger von oben herein eingeschnitten (sind) ... . Auf diese Weise bildet also die Natur den Kelch, daß sie mehrere Blätter und folglich mehrere Knoten, welche sie sonst nacheinander und in einiger Entfernung voneinander hervorgebracht hätte, zusammen ... um einen Mittelpunkt verbindet ... . Die Natur bildet also im Kelche kein neues Organ." Sondern der Kelch ist nur ein Punkt, um den sich im Kreise sammelt, was vorher im ganzen Stengel verteilt war. Die Blume selbst ist nur eine Verdoppelung des Kelchs; denn die Blumen- und Kelchblätter sind sich sehr nah. Auch hier, beim "Übergang des Kelchs zur Krone" (Korolle), ist bei Goethe der Gegensatz nicht ausgesprochen: "Obgleich die Farbe des Kelchs noch gewöhnlich grün und der Farbe der Stengelblätter ähnlich bleibt, so verändert sich dieselbe doch oft an einem oder dem andern seiner Teile, an den Spitzen, den Rändern, dem Rücken, oder gar an seiner inwendigen Seite, indessen die äußere noch grün bleibt; und wir sehen mit dieser Färbung jeder Zeit eine Verfeinerung verbunden. Dadurch entstehen zweideutige Kelche, die mit gleichem Rechte für Kronen gehalten werden können." Die Krone wird nun abermals durch eine Ausdehnung hervorgebracht. "Die Kronenblätter sind gewöhnlich größer als die Kelchblätter, und es läßt sich bemerken, daß, wie die Organe im Kelch zusammengezogen werden, sie sich nunmehr als Kronenblätter ... in einem hohen Grade verfeint wieder ausdehnen ... . Ihre feine Organisation, ihre Farbe, ihr Geruch würden uns ihren Ursprung ganz unkenntlich machen, wenn wir die Natur nicht in mehreren außerordentlichen Fällen belauschen könnten. So findet sich z. B. innerhalb des Kelches einer Nelke manchmal ein zweiter Kelch, welcher, zum Teil vollkommen grün, die Anlage zu einen einblättrigen, eingeschnittenen Kelche zeigt; zum Teil zerrissen und an seinen Spitzen und Rändern zu zarten, ausgedehnten, gefärbten wirklichen Anfängen der Kronenblätter umgebildet wird ... ." An mehreren Pflanzen erscheinen Stengelblätter "schon mehr oder weniger gefärbt, lange ehe sie sich dem Blütenstande nähern; andere färben sich vollkommen in der Nähe des Blütenstandes. Auch ... zeigt sich manchmal an den Tulpenstengeln ein beinahe völlig ausgebildetes und gefärbtes Kronenblatt. Ja noch merkwürdiger ist der Fall, wenn ein solches Blatt halb grün, mit seiner einen Hälfte zum Stengel gehörig, an demselben befestigt bleibt, indes sein anderer und gefärbter Teil mit der Krone emporgehoben und das Blatt in zwei Teile zerrissen wird. Es ist eine seht wahrscheinliche Meinung, daß Farbe und Geruch der Kronenblätter der Gegenwart des männlichen Samens in denselben zuzuschreiben sei. Wahrscheinlich befindet er sich in ihnen noch nicht genugsam abgesondert, vielmehr mit anderen Säften verbunden und diluiert; und die schönen Erscheinungen der Farben führen uns auf den Gedanken, daß die Materie, womit die Blätter aus- gefüllt sind, zwar in einem hohen Grad von Reinheit, aber noch nicht auf dem höchsten stehe, auf welchem sie uns weiß und ungefärbt erscheint" (Goethe, a. a. O., S. 21-23). Die Fruktifikation ist die höchste Entwicklung des Lichts in der Pflanze; und auch hier zeigt Goethe die nahe Verwandtschaft der Kronenblätter mit den Staubwerkzeugen auf. Dieser Übergang ist oft regelmäßig, z. B. bei der Canna. "Ein wahres, wenig verändertes Kronenblatt zieht sich am oberen Rande zusammen, und es zeigt sich ein Staubbeutel, bei welchem das übrige Blatt die Stelle des Staubfadens vertritt. An Blumen, welche öfters gefüllt erscheinen, können wir diesen Übergang in allen seinen Stufen beobachten. Bei mehreren Rosenarten zeigen sich innerhalb der vollkommen gebildeten und gefärbten Kronenblätter andere, welche teils in der Mitte, teils an der Seite zusammengezogen sind; diese Zusammenziehung wird von einer kleinen Schwiele bewirkt, welche sich mehr oder weniger als ein vollkommener Staubbeutel sehen läßt ... . Bei einigen gefüllten Mohnen ruhen völlig ausgebildete Antheren auf wenig veränderten Blättern der stark gefüllten Kronen." Die mit dem Namen Nektarien (besser paracorolla) bezeichneten Organe sind Annäherungen der Kronenblätter zu den Staubgefäßen. Verschiedene Kronenblätter tragen Grübchen oder Glandeln an sich, welche einen honigartigen Saft abscheiden, der eine noch unausgearbeitete Befruchtungsfeuchtigkeit ist. "Alle Ursachen, wodurch Stengel-, Kelch- und Blumenblätter sich in die Breite ausgedehnt haben, fallen hier völlig weg, und es entsteht ein schwacher, höchst einfacher Faden ... . Eben jene Gefäße, welche sich sonst verlängerten, ausbreiteten und sich einander wieder aufsuchten, [sind] gegenwärtig in einem höchst zusammengezogenen Zustande." - So wirkt der Samenstaub um desto kräftiger nach außen, auf das Pistill, das Goethe auch auf denselben Typus zurückführt: "In vielen Fällen sieht der Griffel fast einem Staubfaden ohne Anthere gleich ... . Wenn die genaue Verwandtschaft desselben [des weiblichen Teils] mit dem männlichen uns durch diese Betrachtung recht anschaulich wird, so finden wir jenen Gedanken, die Begattung eine Anastomose zu nennen, passender und einleuchtender. Wir finden den Griffel sehr oft aus mehreren einzelnen Griffeln zusammengewachsen ... . Das Pistill der Iris mit seiner Narbe (ist) in völliger Gestalt eines Blumenblattes vor unseren Augen. Die schirmförmige Narbe der Sarracenie zeigt sich zwar nicht so auffallend aus mehreren Blättern zusammengesetzt, doch verleugnet sie sogar die grüne Farbe nicht" (Goethe, a. a. O., S. 23-26; 30-34 [Nr. 47 f., 62 f., 69 ff.]). Von den Antheren sagt ein Physiologe: "Bei der Bildung der Antheren wickelten sich die Ränder der Kelchblättchen hineinwärts, so daß zuerst ein hohler Zylinder entstand, auf dessen Spitze ein Büschel von Härchen sich befand. Dieser fiel später hinab, wie die Anthere vollkommener und voller wurde. Eine ähnliche Verwandlung erschien beim Griffel (stilus), wo ein Kelchblatt, oft mehrere, vom Rand aus nach inwendig eine Einbeugung machten (arcuarentur); woraus zuerst eine einfache Höhlung, nachher der Eierstock entstand. Jener Büschel von Haaren, der auf der Spitze der Höhlung aufsaß, verdorrte nicht, wie bei den Antheren, sondern erreichte im Gegenteil die Natur einer vollkommenen Narbe (stigma)."197) Die Früchte, das Gehäuse lassen sich ebenso als Umbildungen des Blattes aufzeigen: "Wir reden hier eigentlich von solchen Gehäusen, welche ... die sogenannten bedeckten Samen einschließen." Die Samenkapseln an den Nelken verändern sich oft wieder in kelchähnliche Blätter: "ja es finden sich Nelken, an denen sich das Fruchtbehältnis in einen wirklichen vollkommenen Kelch verwandelt hat, indes die Einschnitte desselben an der Spitze noch zarte Überbleibsel der Griffel und Narben tragen und sich aus dem Innersten dieses zweiten Kelches wieder eine mehr oder weniger vollständige Blätterkrone statt der Samen entwickelt. Ferner hat uns die Natur selbst durch regelmäßige und beständige Bildungen auf eine sehr mannigfaltige Weise die Fruchtbarkeit geoffenbart, welche in einem Blatt verborgen liegt. So bringt ein zwar verändertes, doch noch völlig kenntliches Blatt der Linde aus seiner Mittelrippe ein Stielchen und an demselben eine vollkommene Blüte und Frucht hervor ... . Noch stärker und gleichsam ungeheuer wird uns die unmittelbare Fruchtbarkeit der Stengelblätter in den Farrenkräutern vor Augen gelegt, welche ... unzählige, des Wachstums fähige Samen ... entwickeln und umherstreuen." In den Samenbehältern "werden wir die Blattgestalt nicht verkennen. So wäre z. B. die Hülse ein einfaches, zusammengeschlagenes Blatt, die Schoten würden aus mehr übereinandergewachsenen Blättern bestehen ... Am meisten rückt uns diese Blattähnlichkeit aus den Augen, indem sie saftige und weiche oder holzartige und feste Samenbehälter bildet ... . Die Verwandtschaft der Samenkapseln mit den vorhergehenden Teilen zeigt sich auf durch das Stigma, welches bei vielen unmittelbar aufsitzt und mit der Kapsel unzertrennlich verbunden ist. Wir haben die Verwandtschaft der Narbe mit der Blattgestalt schon oben gezeigt." Es läßt sich bei verschiedenen Samen bemerken, daß er Blätter zu seinen nächsten Hüllen umbilde. "Die Spuren solcher nicht völlig den Samen angepaßten Blattgestalten sehen wir an vielen geflügelten Samen, z. B. des Ahorns ... . Um den einmal ergriffenen Faden nicht zu verlassen, haben wir die Pflanze durchgehend nur als einjährig betrachtet ... Allein es wird, um diesem Versuch die nötige Vollständigkeit zu geben, nunmehr noch nötig, von den Augen zu sprechen ... . Das Auge bedarf keiner Kotyledonen" usw. (Goethe, a. a. O., S. 36 f. [Nr. 74-80, 83 f., 89]). Auf die Triebe und Tätigkeiten der mehrjährigen Pflanzen werden wir später noch zu sprechen kommen. Das sind die Hauptgedanken der Goetheschen Metamorphose der Pflanzen. Goethe hat die Einheit auf eine sinnige Weise als geistige Leiter dargestellt. Die Metamorphose ist aber nur die eine Seite, welche das Ganze nicht erschöpft; man muß auch auf den Unterschied der Gebilde aufmerksam sein, mit dem erst der eigentliche Prozeß des Lebens hervortritt. Zweierlei muß also an der Pflanze unterschieden werden: αa) diese Einheit ihrer ganzer Natur, die Gleichgültigkeit ihrer Glieder und Gebilde gegen ihre Formveränderung; β) die verschiedene Entwicklung, der Verlauf des Lebens selbst, - eine Organisation, die eine Ausbildung bis zum Sexualunterschiede ist, sollte dieselbe auch nur ein Gleichgültiges und Überflüssiges sein. Der Lebensprozeß der Pflanze ist Prozeß derselben für sich in jedem Teile; Äste, Zweige, Blatt haben jedes einen ganzen Prozeß für sich, weil jedes auch das ganze Individuum ist. Der Lebensprozeß der Pflanzen ist somit in jedem Teile ganz, indem die Pflanze durchaus partikularisiert ist, ohne daß der Prozeß sich schon in die unterschiedenen Tätigkeiten dirimierte. Der Prozeß der Pflanze, als das Unterscheiden derselben in ihr, erscheint daher in seinem Anfange wie in seinem letzten Produkt nur als Gestaltung. In Rücksicht auf dieselbe steht die Pflanze in der Mitte zwischen mineralogischem Kristall und freier animalischer Gestalt; denn das Animalische hat die ovale elliptische Form, das Kristallinische ist die Verstandesform in geraden Linien. Die Gestalt der Pflanze ist einfach. Der Verstand herrscht noch im geradlinigen Stiel, wie überhaupt bei der Pflanze die gerade Linie noch sehr überwiegend vorhanden ist. Im Innern sind Zellen, teils wie Bienenzellen, teils länglich gestreckt, und dann Fasern, die sich zwar auch in Spirallinien zusammenwinden, aber dann selbst wieder in die Länge gehen, ohne sich in sich zur Rundung zu resümieren. Im Blatt ist die Fläche herrschend; die verschiedenen Formen der Blätter, der Pflanze sowohl als der Blume, sind noch sehr regelmäßig, und in ihren bestimmten Einschnitten und Zuspitzungen ist eine mechanische Gleichförmigkeit bemerkbar. Die Blätter sind gezahnt, gezackt, spitzig, lanzettförmig, schildförmig, herzförmig, - aber doch nicht mehr abstrakt regelmäßig: die eine Seite des Blatts ist der anderen nicht gleich, die eine Hälfte mehr kontrahiert, die andere mehr expandiert und gerundet. In der Frucht endlich herrscht die Kugelung, aber eine kommensurable Rundung, noch nicht die höhere Form der animalischen Rundung. Die verständige Bestimmung nach Zahlen ist bei den Pflanzen auch noch herrschend, z. B. Drei oder Sechs; die letzte bei den Zwiebeln. Beim Kelch der Blumen herrschen die Zahlen Sechs, Drei, Vier. Doch findet sich auch die Zahl Fünf, und zwar dergestalt, daß, wenn die Blume fünf Filamente und Antheren hat auch fünf oder zehn Blumenblätter vorhanden sind, auch der Kelch hat, dann fünf oder zehn Blätter usw. Link sagt (Grundlehren, S. 212): "Eigentlich scheinen nur fünf Blätter den vollständigen Wirtel auszumachen. Wenn sechs oder mehr vorhanden sind, wird man gewiß zwei oder mehr Wirtel, einen innerhalb des anderen, bemerken. Vier Blätter in einem Wirtel lassen eine Lücke für ein fünftes, drei zeigen eine weniger vollkommene Form an, und zwei oder gar nur eins lassen ebenfalls Lücken für zwei oder ein drittes." Wie ihre Gestalt, so schwanken auch die Säfte der Pflanze zwischen chemischem und organischem Stoffe. Auch der Prozeß selbst schwankt noch zwischen dem Chemischen und dem Animalischen. Die pflanzenhaften Produkte sind Säuren (z. B. Zitronensäure), - Stoffe, die zwar nicht mehr ganz chemisch, sondern schon mehr 9/393 indifferent sind, aber noch nicht so als das Animalische. Mit bloßem Oxygenieren und Hydrogenieren kommt man nicht aus, noch weniger im Animalischen, z. B. beim Atmen. Das organische, lebensdurchdrungene, individualisierte Wasser entflieht den Händen der Chemie, - ein geistiges Band.
§ 346198)
Der Prozeß, welcher die Lebendigkeit ist, muß ebensosehr, als er einer ist, in die Dreiheit der Prozesse sich auseinandertun (§ 217-220). a) Der Gestaltungsprozeß, der innere Prozeß der Beziehung der Pflanze auf sich selbst ist nach der einfachen Natur des Vegetativen selbst sogleich Beziehung auf Äußeres und Entäußerung. Einerseits ist er der substantielle, die unmittelbare Verwandlung teils der Ernährungszuflüsse in die spezifische Natur der Pflanzenart, teils der innerlich umgebildeten Flüssigkeit (des Lebenssaftes) in Gebilde. Andererseits als Vermittlung mit sich selbst α) beginnt der Prozeß mit der zugleich nach außen gerichteten Diremtion in Wurzel und Blatt und der inneren abstrakten des allgemeinen Zellgewebes in die Holzfaser und in die Lebensgefäße, deren jene gleichfalls nach außen sich beziehen, diese den inneren Kreislauf enthalten. Die hierin sich mit sich selbst vermittelnde Erhaltung ist β) Wachstum als Produktion neuer Bildungen, Diremtion in die abstrakte Beziehung auf sich selbst, in die Verhärtung des Holzes (bis zur Versteinerung im Tabascher u. dgl.) und der andern Teile, und in die Rinde (das dauernde Blatt). γ) Das Zusammennehmen der Selbsterhaltung in die Einheit ist nicht ein Zusammenschließen des Individuums mit sich selbst, sondern die Produktion eines neuen Pflanzenindividuums, der Knospe.
Zusatz 1. In dem Prozeß der Pflanze, der in drei Schlüsse zerfällt, ist, wie schon (§ 342 Zus.) angegeben worden, der erste der allgemeine Prozeß, der Prozeß des vegetabilischen Organismus innerhalb seiner selbst, die Beziehung des Individuums auf sich selbst, in welcher das Individuum sich selbst aufzehrt, sich zu seiner unorganischen Natur macht und sich vermittels dieses Aufzehrens aus sich hervorbringt, - der Gestaltungsprozeß. Das Lebendige hat zweitens das Andere seiner nicht an ihm selbst, sondern als ein selbständiges Anderes; es ist nicht selbst seine unorganische Natur, sondern diese wird vorgefunden als Objekt, - angetroffen mit dem Scheine der Zufälligkeit. Das ist der spezifizierte Prozeß gegen eine äußere Natur. Das Dritte ist der Gattungsprozeß, die Vereinigung der beiden ersten; der Prozeß der Individuen mit sich als Gattung, das Hervorbringen und Erhalten der Gattung, - das Aufzehren der Individuen zur Erhaltung der Gattung, als Hervorbringung eines anderen Individuums. Die unorganische Natur ist hier das Individuum selbst, seine Natur dagegen seine Gattung; ebenso ist diese aber auch ein Anderes, seine objektive Natur. In der Pflanze sind diese Prozesse nicht so unterschieden wie im Tiere, sondern fallen ineinander, und das macht eben das Schwierige in der Darstellung des vegetabilischen Organismus.
Zusatz 2. Im Gestaltungsprozeß fangen wir mit dem Keime des Lebendigen als dem Unmittelbaren an. Diese Unmittelbarkeit ist aber nur eine gesetzte, d. h. der Keim ist auch Produkt, was indessen eine Bestimmung ist, die erst im dritten Prozesse vorkommt. Der Gestaltungsprozeß soll nur Prozeß der Innerlichkeit sein, als Produktion der Pflanze aus sich selbst. Weil aber im Vegetabilischen das Hervorbringen seiner selbst als Außersichkommen ist, so ist es Hervorbringen eines Anderen, - der Knospe. Auch berührt dies sogleich den Prozeß nach außen; der erste kann also nicht ohne den zweiten und den dritten aufgefaßt werden. Der Gestaltungsprozeß für sich, welcher der Prozeß der Eingeweide des Individuums mit sich wäre, fehlt so der Pflanze, weil sie eben keine Eingeweide hat, sondern nur Glieder, die ein Verhältnis nach außen haben. Der organische Prozeß überhaupt hat aber wesentlich auch diese Seite, daß er das, was von außen an ihn kommt, vernichtet, infiziert und zum Seinigen macht. Das Einsaugen ist sogleich Berührung des Wassers von der Kraft der Lebendigkeit, so daß es gleich als ein vom organischen Leben Durchdrungenes gesetzt wird. Geschieht dies unmittelbar oder ist eine Stufenfolge von Verwandlungen da? Bei der Pflanze ist die Hauptsache, daß diese Verwandlung unmittelbar geschieht. Bei höher organisierten Pflanzen kann man aber diesem Prozesse auch nachgehen, als einem durch viele Vermittlungen durchgehenden; ebenso im Animalischen. Doch ist auch hier das unmittelbare Infizieren zu Lymphe vorhanden, ohne durch Glieder der Tätigkeit vermittelt zu sein. Bei den Pflanzen, vorzüglich den niederen, ist keine Vermittlung durch Gegensatz vorhanden, - kein Zusammengehen aus ihm, sondern die Ernährung ist ein prozeßloses Verwandeln. Die innere physiologische Konstruktion der Pflanze ist daher auch sehr einfach; Link und Rudolphi zeigten, daß es nur einfache Zellen und dann Spiralgefäße und Röhren sind. α) Der Keim ist das Unenthüllte, welches der ganze Begriff ist, - die Natur der Pflanze, die aber noch nicht als Idee ist, da sie noch ohne Realität ist. Die Pflanze tritt im Samenkorn als einfache unmittelbare Einheit des Selbsts und der Gattung auf. Das Samenkorn ist so, um der Unmittelbarkeit seiner Individualität willen ein gleichgültiges Ding; es fällt in die Erde, welche für es die allgemeine Kraft ist. Eine gute Erde hat nur die Bedeutung, diese aufgeschlossene organische Kraft oder Möglichkeit zu sein, - wie ein guter Kopf bloß die Möglichkeit heißt. Der Same, als wesentlich Kraft dadurch, daß er in der Erde ist, hebt dies, daß er Erde ist, auf, verwirklicht sich. Aber dies ist nicht der Gegensatz des gleichgültigen Daseins, wie gegen seine unorganische Natur; sondern "er wird in die Erde gelegt" heißt: er ist Kraft. Dies Bergen des Samenkorns in die Erde ist daher eine mystische, magische Handlung, welche andeutet, daß geheime Kräfte in ihm sind, die noch schlummern, daß es in Wahrheit noch etwas anderes ist als dies, wie es so da ist; wie das Kind nicht nur diese hilflose, sich nicht als Vernunft ankündigende Menschengestalt ist, sondern an sich die Kraft der Vernunft, ein ganz anderes als dies, das nicht sprechen, nichts Vernünftiges tun kann und die Taufe eben diese feierliche Anerkennung des Genossen des Geisterreichs ist. Der Magier, der diesem Korn, das ich mit der Hand zerdrücke, einen ganz anderen Sinn gibt - er, welchem eine rostige Lampe ein mächtiger Geist ist -, ist der Begriff der Natur; das Korn ist die Macht, welche die Erde beschwört, daß ihre Kraft ihm diene. 1. Die Entwicklung des Keimes ist zuerst bloßes Wachstum, bloße Vermehrung; er ist schon an sich die ganze Pflanze, er ist der Baum usf. im Kleinen. Die Teile sind schon vollkommen gebildet, erhalten nur eine Vergrößerung, formale Wiederholung, Verhärtung usw. Denn was werden soll, ist schon; oder das Werden ist diese bloß oberflächliche Bewegung. Es ist aber ebensosehr eine qualitative Gliederung und Gestaltung, - damit aber wesentlicher Prozeß. "Das Keimen der Samen geschieht zuerst vermittels der Feuchtigkeit. An der künftigen Pflanze oder dem Embryo ist bei den vollkommenen Gewächsen der künftige Stock deutlich zu sehen und macht den konischen Teil aus, welchen wir Würzelchen (radicula, rostillum) zu nennen pflegen; der spitze Teil ist der untere, woraus die künftige Wurzel entspringt. Nach oben ist er nur selten sehr verlängert; man pflegt diese Verlängerung Schaft (scapus) zu nennen. Zuweilen findet sich auch dort schon eine Gemme, das Federchen (plumula), vorgezeichnet. Aus den Seiten des Embryo entspringen oft die beiden Samenlappen oder Kernstücke (cotyledones), die nachher sich entwickeln und die Samenblätter darstellen. Mit Unrecht hält man das Würzelchen für die künftige wirkliche Wurzel; es ist nur der nach unten wachsende Stock. Man betrachte die größeren Samen der Pflanzen, z. B. von Weizen, Kürbis, Bohnen, genau, indem sie keimen, und man wird sehen, wie aus jenem Körper (im Weizen ist er dreifach geteilt) die wahren Wurzeln viel dünner und zarter hervorkommen."199) Dreht man den spitzen Teil nach oben, so keimt er, wächst aber in einem Bogen und kehrt seine Spitze nach unten. "Der Keim besteht aus dem Schnäbelchen (rostellum) und dem Blattfederchen (plumula). Aus dem ersteren entsteht die Wurzel, aus dem anderen der Teil des Gewächses über der Erde. Legt man den Samen verkehrt in die Erde, so daß das Schnäbelchen nach der Oberfläche zugekehrt ist, so wird es doch nie nach oben wachsen. Es verlängert sich, geht demungeachtet aber in die Erde und kehrt den Samen um, daß er in seine rechte Lage kommt."200) Willdenow hat hierbei folgende Entdeckung gemacht: "Die Wassernuß (Trapa natans) hat kein Schnäbelchen. Diese Nüsse treiben ein langes Blattfederchen, was in senkrechter Richtung der Oberfläche des Wassers zustrebt, an den Seiten haarförmige, ästige Blätter in großen Intervallen treibt; von diesen Blättern neigen sich einige nach unten und wurzeln sich in den Boden fest. Man sieht hieraus, daß das Schnäbelchen einigen Samen entbehrlich ist; aber ein fruchtbarer Same ohne Blattfederchen und Samenlappen ist gar nicht denkbar. Das Blattfederchen hat noch nie jemand bei irgendeinem Samen zu leugnen gewagt ... . Bemerkenswert ist es, daß das Schnäbelchen bei den Gewächsen, welche Zwiebeln haben, sich in die Zwiebel, bei einigen, die einen mittleren Stock" (d. h. einen solchen, "der weder zum abwärtssteigenden noch zum aufwärtssteigenden Stock gehört, bald das Ansehen einer Wurzel, bald des Stengels hat, im ersten Falle knollig und dann entweder rübenartig oder zwiebelartig ist, z. B. bei Ranunculus bulbosus" usw.) "haben, in solchen verwandelt wird, z. B. bei den Zyklamen; endlich vergeht bei einigen Gewächsen bald nach dem Hervorkeimen das Schnäbelchen, und die wahre Wurzel entwickelt sich zur Seite."201) Diese Diremtion des Einen nach zwei Seiten - nach der Erde als dem Boden, dem konkreten Allgemeinen, dem allgemeinen Individuum, und nach dem reinen, abstrakten Ideellen, dem Lichte - kann man Polarisieren nennen. Zwischen Blatt und Wurzel, als der ersten Diremtion, ist der Stengel; wir sprechen hier nämlich von Pflanzen, die ein entwickeltes Dasein haben, denn Schwämme und dergleichen gehören nicht hierher. Der Stengel ist aber nicht gerade wesentlich; das Blatt kann unmittelbar aus der Wurzel hervorgehen, und viele Pflanzen sind auf jene beiden Hauptmomente (Blatt und Wurzel) beschränkt. Das ist der große Unterschied der Monokotyledonen und Dikotyledonen. Zu den ersten gehören Zwiebelgewächse, Gräser, Palmen, - die Hexandrien und Triandrien bei Linné, der noch nicht (sondern erst Jussieu202) ) auf diesen Unterschied aufmerksam gemacht hat und alle Pflanzen noch auf eine Linie stellte. Es fragt sich nämlich, ob das Blättchen (ϰ?ο?τυ?λ?η?δώ?ν?), welches der Keim treibt, ein gedoppeltes oder einfaches ist. Bei Wurzel und Blatt ist, indem sie den ersten Gegensatz ausmachen, in den Monokotyledonen die erste gedrungene Natur vorhanden, die nicht in den Gegensatz ausgeht, daß zwischen Wurzel oder Zwiebel und Blatt ein Anderes, der Stengel, eintritt. Palmen haben zwar einen Stamm; aber er entsteht nur, indem die Blätter nach unten zu sich ansetzen, was auch noch ganz äußerlich zu sehen ist. "Die Palmen haben nirgends Äste als an der Spitze des Stamms und dort nur Blütenzweige. Es scheint, als ob die übermäßige Größe der Blätter die Äste absorbiert habe. Eben dies ist auch bei den Farnkräutern der Fall. Selbst an unseren einheimischen Gräsern und vielen Zwiebelgewächsen sieht man selten andere als blühende Äste."203) Sie haben nur innerlich in der Substanz den Gegensatz von Zellen und Holzfasern, nicht Spiegelfasern. Die Blattrippen sind nicht oder weniger gekrümmt, in den Gräsern gerade fortlaufend. Sowenig es die Monokotyledonen zu einem eigentlichen Stamme bringen, ebensowenig zum fertigen flachen Blatte; sie sind immer diese eingewickelte Knospe, die aufbricht, aber nie fertig geworden ist. Daher bringen sie es auch nicht zum fruchtbaren Samen; ihre Wurzel und ihr ganzer Stamm ist Mark. Der Stamm ist eine fortgesetzte Wurzel, hat keine Knospen noch Zweige, sondern immer neue Wurzeln, die absterben und durch Holzfasern sich verbinden. Das übermächtige Licht läßt es nicht zur Innerlichkeit des Holzes kommen; das Blatt stirbt nicht ab, sondern treibt an ihm neue Blätter hervor. - Wie aber in der Palme die Blätter Stamm und Äste scheinen, so gibt es auch umgekehrt Stengelarten, wo der Stengel mit dem Blatt eins bleibt, wie z. B. bei den Kaktus, wo Stengel aus Stengel hervorgehen: "Die Gelenke, welche gemeinhin für Blätter gehalten werden, sind Teile des Stengels. Die Blätter dieser Pflanze sind pfriemförmige fleischige Spitzen, welche öfter an ihrer Basis mit kleinen Stacheln umgeben sind. Sie fallen gleich nach der Entwicklung des Gliedes ab" (d. h. wohl des Gelenks), "und ihre vormalige Stelle bezeichnet eine Narbe oder Büschel von Stacheln."204) Diese Pflanzen bleiben saftiges Blatt, das dem Lichte widersteht, und es kommt bei ihnen nur zu Stacheln statt des Holzes. 2. Den allgemeinen Zusammenhalt macht in der Pflanze das Zellgewebe aus, das, wie im Animalischen, aus kleinen Zellen besteht; es ist das allgemeine animalische und vegetabilische Produkt, das fasrige Moment. "Jede Zelle ist von der andern getrennt, ohne Gemeinschaft mit den übrigen. Im Bast nehmen die Zellen eine ovale, spitzovale oder längliche Form an." Bläschen und Längen unterscheiden sich sogleich in dieser Grundlage der Pflanze. αa) "Das regelmäßige Zellgewebe ist αα) das Parenchym, das laxe oder lockere Zellgewebe, welches aus weiten Zellen besteht; man erkennt es sehr leicht, besonders findet es sich in der Rinde und dem Marke der Stämme. ββ) Der Bast, das fibrose, straffe, strikte Zellgewebe, findet sich besonders in den Staubfäden, dem Träger des Pistills und ähnlichen Teilen; es hat sehr lange, enge, aber noch deutliche Zellen. Allein die Struktur des Bastes oder des fasrigen Gewebes in der inneren Rinde, in dem Holze, in den Nerven der Blätter ist sehr schwer zu erkennen. Er besteht aus äußerst schmalen und engen Zellen, die eine längliche, spitzovale Form annehmen. - β) Das unregelmäßige Zellgewebe kommt an der Art von Gewächsen vor, an denen man äußerlich nur Fruchtbehälter (sporangia) und den übrigen unterstützenden Körper (thallus) unterscheidet. Die Lichenen haben entweder einen krustenartigen oder blattartigen thallus; die Kruste ist ganz und gar aus runden Bläschen oder Zellen von sehr verschiedener Größe unordentlich zusammengehäuft. Die Algen unterscheiden sich sehr von den vorigen Gewächsen. Zerschneidet man den thallus, wo er am dicksten ist, so bemerkt man darin sehr deutliche, aber gleichsam gallertartige Fäden, in mannigfaltiger, verwickelter Richtung. Die Grundlage einiger Algen ist eine Membran, oft schleimartig, oft gallertartig, aber nie in Wasser auflöslich. Das Gewebe der Pilze besteht aus Fasern, die man bald für Zellen erkennt. Zwischen diesem fasrigen Gewebe liegen überall Körner zerstreut, wie auch bei den Lichenen, wo sie für Gemmen gehalten werden können. Dies betraf die äußere Form des Zellgewebes. - Wie entwickelt und verändert sich nun dieses Zellgewebe? Offenbar entsteht neues Zellgewebe zwischen den älteren Zellen. Die Körner in den Zellen möchten das Stärkmehl der Pflanzen sein."205) Während die erste Diremtion sich sogleich auf den Prozeß nach außen bezog, indem die Wurzel mit der Erde, das Blatt mit Luft und Licht in Wechselbeziehung steht, so ist die zweite, nähere Diremtion das Sichscheiden der Pflanze selbst in die Holzfaser oder das tätige Spiralgefäß und in andere Gefäße, die Herr Professor Schultz206) Lebensgefäße genannt hat; er ist so gründlich in seiner Empirie, als er die Sache philosophisch begründet, wenn man das letztere auch im einzelnen anders wenden könnte. Auch diese Abscheidung der Pflanze in ihre inneren Gebilde, die Erzeugung von Spiralen usw. ist unmittelbares Entstehen, überhaupt eine bloße Vervielfältigung. Die Markzellen vermehren sich, daran auch die Spiralgefäße, die Holzfäden usw. Das macht Link vorzüglich deutlich: "Die Spiralgefäße sind Bänder, die schraubenförmig zu einer Röhre gerollt sind ... . Die Spiralgefäße verwandeln sich in Treppengänge, indem die Windungen der Spiralgefäße, zwei zusammen, miteinander verwachsen; die Treppengänge sind nicht abrollbar. Durch den Anwuchs benachbarter Teile werden die Spiralgefäße gespannt oder gedrückt; dies bringt die wellenförmigen Biegungen der Querstreifen hervor sowie die scheinbaren Spaltungen der Querstriche, indem zwei Windungen übereinandergeschoben wurden, - vielleicht auch wahre Spalten. Die Gefäße, welche solche Streifen oder Punkte haben, sind die punktierten und getüpfelten Gefäße, die ich für gleichartig mit den Treppengängen halte." Es bleiben zunächst nur noch Querlinien, und ganz nah verwachsene Windungen der Spiralgefäße zeigen nur noch Tüpfelchen statt der Linien, Einschnitte und Querstriche. "Die Ringgefäße entstehen dadurch, daß beim schnellen Wachstum der anliegenden Teile die Windungen der Spiralgefäße voneinandergerissen werden und einzeln stehenbleiben. Es ist kein Wunder, daß in den schnell wachsenden Wurzeln und anderen Teilen, wo solche Spiralgefäße in Menge ihre Funktionen äußern müssen, auch mehr alte veränderte Gefäße zu finden sind als da, wo das Wachstum ruhiger vor sich geht ... . Die Spiralgefäße verbreiten sich fast in alle Teile der Pflanze und machen das Skelett derselben. Wirklich nennt man auch die netzförmig verteilten Bündel von Spiralgefäßen in den Blättern, nachdem sie von allem dazwischenliegenden Zellgewebe befreit sind, das Blattskelett. Nur in den Antheren und dem Pollen habe ich nie Spiralgefäße gefunden. Der Bast begleitet sie überall, und wir nennen die Gefäßbündel mit Bast vermengt Holz. Zellgewebe, welches das Holz rund umher umgibt, wird Rinde genannt, welches von ihm rund umher umgeben wird, Mark."207) "Vielen Pflanzen fehlen alle diese Gefäße: in den Pflanzen mit anomalem Zellgewebe, den Lichenen, Algen, Pilzen, hat man sie nie angetroffen. Die genuinen Pflanzen mit regelmäßigem Zellgewebe sind entweder die spiralführenden oder die spirallosen. Zu den letzteren gehören die Laubmoose, die Lebermoose und einige wenige Wassergewächse wie die Chara. Wie die Spiralgefäße ursprünglich entstehen, weiß ich nicht. Da sie später als Zellgewebe vorhanden sind, sagt Sprengel, so müssen sie wohl daraus entstehen. Dieses scheint mir nicht zu folgen, sondern ich glaube, daß sie zwischen den Zellen des Bastes aus dort ergossenem Safte sich erzeugen. Übrigens wachsen die Spiralgefäße, und es entstehen neue zwischen ihnen. Außer diesen Gefäßen, welche man mit dem allgemeinen Namen Spiralgefäße bezeichnen kann (eigentliche nenne ich sie im Gegensatze zu den Treppengängen und getüpfelten Gefäßen), habe ich in den Pflanzen keine Gefäße bemerkt."208) Aber wo bleiben die Lebensgefäße? Nach dem, was Link in den Nachträgen (II, S. 14) sagt, könnte man schließen, daß die Spiralgefäße aus dem Linearen der Holzfaser entspringen: "Ich sehe mich genötigt, eine alte Meinung wieder aufzunehmen, daß einfache, lange Fasern in den Gewächsen vorhanden seien; ob dicht oder hohl, läßt sich nicht deutlich wahrnehmen. Die einfache Faser, ohne Spur von Ästen, erstreckt sich keineswegs durch die ganze Pflanze. Man sieht deutlich da, wo die Zweige in den Stamm treten, daß sich die Fasern derselben an die Fasern des Stammes anlegen und gleichsam einen Keil im Stamme bilden. Auch in demselben Stamme und Zweige scheinen sie nicht ohne Unterbrechung fortzugehen ... Die Fasergefäße liegen immer in Bündeln, die sich in den ältesten Stämmen nebst dem Baste zu Ringen zusammenhäufen. Gewöhnlich umgeben sie ein Bündel von Spiralgefäßen, doch gibt es in einigen Pflanzen auch bloße Fasergefäße ohne alle Spur von Spiralgefäßen. Die Richtung dieser Gefäße ist gerade und ziemlich parallel in diesen Bündeln. Mehr abweichend und gleichsam verflochten sieht man sie in den Stämmen der Bäume und in den Wurzeln. Sie finden sich in den meisten Pflanzen, allgemein in den Phanerogamen. In vielen Lichenen und Algen bemerkt man nur zusammengewundene Fäden, in den Pilzen oft deutlich. Doch gibt es Pilze, Lichenen und Algen, in denen keine Spur von ihnen, sondern nur Bläschen und Zellen anzutreffen sind." So sehen wir den ursprünglichen Gegensatz von Korn oder Knoten und einfacher Länge in dem Gegensatz von Bläschen und Fasern, während die Spiralgefäße zur Rundung streben. Oken209) stellt diesen Übergang des Zellgewebes in die Spiralgefäße zwar den Prinzipien gemäß (s. oben § 344 Zus. S. 374), aber mit dem Schematismus der vormaligen Naturphilosophie ausstaffiert, also dar: "Die Spiralgefäße sind das Lichtsystem in der Pflanze. Ich weiß sehr wohl, wie sehr diese Lehre mit dem bis jetzt Angenommenen in Widerspruch steht; allein ich habe alles darüber zusammengetragen, alle Meinungen und Versuche abgewogen und darf mit Zuversicht angeben, daß sie alle für dieses Resultat der philosophischen Konstruktion sprechen." Diese Konstruktion ist aber nur eine Versicherung. "Sind sie das Lichtsystem, so ist ihnen die geistige Funktion in der Pflanze übertragen oder die bloße Polarisierungsfunktion ... . Die Spiralfaser entsteht aus dem Gegensatze des Lichts mit dem Zellgewebe oder aus dem Gegensatze der Sonne zum Planeten ... . Ein Lichtstrahl fährt durch das Pflanzenbläschen oder durch den Keim ... . Die Bläschen oder Zellen oder die Schleimpunkte" (ursprünglich ist die Pflanze dies im Samen) "ordnen sich allmählich nach dieser polaren Linie aneinander ... . Im Kampf zwischen der Sphäre und der durch das Licht in sie gebrachten Linie legen sich die Schleimkügelchen zwar linear aneinander, allein sie werden durch die planetarischen Prozesse des Zellgewebes immer in den Kreis des Chemismus heruntergezogen, aus welchem Kampfe die Spiralform entsteht. Was der Umlauf der Sonne, wodurch in jedem Augenblick ein anderer Teil der Pflanze beschienen und ein anderer finster, also bald Stamm bald Wurzel wird, für einen Anteil hat, will ich nur berührt haben."210) 3. Die andere Seite hierzu ist endlich der Prozeß selbst, die Tätigkeit in der ersten Bestimmung, das allgemeine Leben; es ist dies der formelle Prozeß der bloß unmittelbaren Verwandlung, diese Infektion, als die unendliche Macht des Lebens. Das Lebendige ist ein an und für sich Festes und Bestimmtes. Was es chemisch von außen berührt, wird durch diese Berührung unmittelbar verwandelt. Die Anmaßung, chemisch zu wirken, überwindet das Lebendige daher unmittelbar und erhält sich in der Berührung durch ein Anderes. Es vergiftet, verwandelt dies Andere unmittelbar; wie auch der Geist, indem er etwas anschaut, es verwandelt und zu dem Seinigen macht, denn es ist seine Vorstellung. Dieser Prozeß ist bei der Pflanze selbst wieder nach doppelter Seite zu fassen: αaαa) als die Tätigkeit der Holzfasern, welche das Einsaugen ist, und ββ) als die Tätigkeit, wodurch in den Lebensgefäßen der Saft die vegetabilische Natur erhält. Das Einsaugen und die Zirkulation des vegetabilisch-organisch gemachten Saftes sind die wesentlichen Momente des Begriffs, wenn es auch noch im einzelnen Veränderungen geben könnte. Das Blatt ist nun vornehmlich der Sitz der Tätigkeit des Lebenssaftes, aber es saugt ebensogut ein als die Wurzel und die Rinde, da es schon in Wechselbeziehung mit der Luft steht; denn bei der Pflanze hat jedes Glied nicht so besondere Funktionen als beim Tiere. "Eine der wichtigsten Funktionen der Blätter ist", wie Link (Nachträge 1, S. 54) sagt, "den Saft für andere Teile zu bereiten." Das Geblätter ist der reine Prozeß, und so könnten nach Linné die Blätter die Lungen der Pflanzen genannt werden. Link bemerkt über die Funktionen der Gefäße und des Zellgewebes im allgemeinen: "Unversehrte Wurzeln nehmen keine gefärbten Flüssigkeiten auf; auch können diese nicht durch die gefärbte Oberhaut dringen. Der Nahrungssaft geht also zuerst durch unmerkliche Öffnungen der Oberhaut und füllt die Zellen an der Spitze der Wurzeln, ehe er von den Gefäßen aufgenommen wird. Die Säfte gehen durch die verschiedenen Gefäße, besonders durch die Gänge in dem Zellgewebe, die von keiner besonderen Haut umschlossen sind, schwitzen durch die Spiralgefäße durch usw. Luft ist in den Spiralgefäßen und allen verwandten Gefäßen; Saft, der in den Fasergefäßen ist, schwitzt aus ihnen in die Zellen, verbreitet sich nach allen Richtungen. Die Fasergefäße begleiten die Luftgefäße allenthalben ... . Die Spaltöffnungen auf der Oberhaut scheinen mir noch jetzt die Funktion von Ausleerungsdrüsen zu haben" (Nachträge II, S. 18, 35). Denn "Öle, Harz, Säuren sind Sekretionen und tote Absätze der Pflanzen".211) Auch sprechen Spix und Martius in ihrer Reise in Brasilien (Bd. I, S. 229)212) von dem zwischen Rinde und Holz sich erzeugenden Gummi des Baumes Hymenaea Courbaril L., der dort jatoba oder jatai genannt werde: "Der bei weitem größte Teil des Harzes erscheint unter den Pfahlwurzeln des Baumes, wenn diese von der Erde entblößt werden, was meistens nur nach Fällung des Baums geschehen kann. Unter alten Bäumen findet man bisweilen blaßgelbe runde Kuchen 9/403 von sechs bis acht Pfund Gewicht, welche durch allmähliches Zusammensickern des flüssigen Harzes gebildet werden. Diese Bildung der Harzmassen zwischen den Wurzeln scheint einiges Licht auf die Entstehung des Bernsteins zu werfen, der so gesammelt worden, ehe er vom Meere aufgenommen. Auch werden Insekten, besonders Ameisen, in den Stücken des Jataiharzes sowie im Bernstein gefunden." Haben nun die Spiralgefäße die erste Funktion, nämlich die Feuchtigkeit, wie sie unmittelbar gegeben ist, einzusaugen, so ist das Zweite der organisierte Saft. Diese Verorganisierung geschieht auf unmittelbare Weise, nach der Natur der Pflanze. Da ist kein Magen usw., wie bei dem Animalischen. Dieser Saft zirkuliert durch die ganze Pflanze. Dieses Zittern der Lebendigkeit in sich selbst kommt der Pflanze zu, weil sie lebendig ist, - die unruhige Zeit. Das ist der Blutumlauf in den Pflanzen. Schon 1774 hatte Abbé Corti213) eine Art von Kreislauf des Saftes in der Wasserfadenpflanze (Armleuchterpflanze, Chara Lin.) bemerkt. Amici214) untersuchte ihn 1818 von neuem und machte mit Hilfe des Mikroskops folgende Entdeckungen: "In allen Teilen dieser Pflanze, in den zartesten Wurzelfäserchen sowohl als in den feinsten grünen Stamm- und Zweigfädchen bemerkt man einen regelmäßigen Kreislauf des enthaltenen Saftes. Weiße transparente Kügelchen von verschiedener Größe bewegen sich konstant und regelmäßig in ununterbrochenem Kreislaufe, mit einer vom Zentrum gegen die Seitenwände allmählich zunehmenden Geschwindigkeit, in zwei abwechselnd entgegengesetzten Strömungen, auf- und abwärts, und zwar in den beiden Hälften eines und desselben, durch keine Scheidewand getrennten, einfachen zylindrischen Kanals oder Gefäßes, welches der Länge nach durch die Pflanzenfaser läuft, aber streckenweise durch Knoten unterbrochen und durch eine Scheidewand geschlossen ist, die den Zyklus beschränkt ... . Oft ist der Kreislauf auch spiralförmig. So geht der Kreislauf in der ganzen Pflanze und in allen deren Fasern von einem Knoten zum andern und in jeder solchergestalt beschränkten Strecke, für sich und unabhängig von den übrigen, vor sich. In den Wurzelfasern findet nur ein einfacher solcher Kreislauf statt; es zeigt sich nämlich nur ein einzelnes solches Zentralgefäß; in den grünen Fäden der Pflanze aber ist ein mehrfacher, indem das große Zentralgefäß von mehreren kleinen ähnlichen Gefäßen umgeben ist, die von jenem durch eigene Wände geschieden sind. Wenn solches Gefäß sanft unterbunden oder in einen scharfen Winkel gebogen wird, so wird die Zirkulation wie durch einen natürlichen Knoten unterbrochen und geht dann über und unter dem Bande oder der Beugung, wie vorher nach der ganzen Strecke, fort; wird der alte Stand wiederhergestellt, so stellt sich auch die ursprüngliche Bewegung wieder her. Wenn ein solches Gefäß quer durchschnitten wird, so fließt der enthaltene Saft nicht zugleich und ganz aus, sondern nur jener der einen Hälfte, und zwar die gegen den Schnitt gerichtete Strömung, indes die andere den gyrus fortsetzt."215) Professor Schultz hat diese Strömung in einigen entwickelteren Pflanzen gesehen, z. B. am Chelidonium majus (Schellkraut), das einen gelben Saft hat, ebenso an der Euphorbie. Die Beschreibung, die Schultz davon gibt, ist nur die Regsamkeit des Begriffs; eine Anschauung des Gedankens stellt sich so äußerlich dar. Das Strömen ist eine Bewegung von dem Mittelpunkt nach den Wandungen und von den Wandungen wieder herein, und diese horizontale Strömung ist zusammen vorhanden mit dem Strömen nach oben und unten. Der Prozeß gegen die Wandungen ist der Art, daß diese auch nicht fest sind, sondern alles sich aus diesen produziert. Das Strömen wird so bemerkt, daß sich ein Kügelchen bilden will und dies immer wieder aufgelöst wird. Schneidet man die Pflanze entzwei und läßt man den Saft in Wasser laufen, so sieht man Kügelchen wie die Blutkügelchen im Tierischen. Dieses Strömen ist so zart, daß es sich nicht in allen Arten erkennen läßt. Bei den von Professor Schultz untersuchten Pflanzen ist die Strömung nicht in einer Röhre, wie bei der Chara, sondern es sind zwei Gefäße für das Auf- und Absteigen. Man müßte untersuchen, ob bei gepropften Bäumen diese Zirkulation unterbrochen wird oder nicht. Durch diese Zirkulation, die durch das Ganze hindurchgeht, ist es nun, daß die vielen Individuen, welche eine Pflanze bildet, zu einem Individuum verbunden werden. αα) Schultz (a. a. O., Bd. IS, S. 488, 500) stellt jenen doppelten Prozeß (s. oben S. 403) nun so vor: Erstens "der Holzsaft ist die noch unvollkommen assimilierte" (wenig partikularisierte) "Nahrung der Pflanze, welcher erst später höher organisiert und in das Kreislaufsystem übergeführt wird. Das Holz ist das Assimilationssystem der Luft wie des Wassers; diese Assimilation ist Lebenstätigkeit." Das Holz, welches aus Zellgeweben und Spiralgefäßen besteht, saugt in den Holzfasern der Wurzeln das Wasser, von oben die Luft ein. "Die Papillen, deutlich an vielen Wurzelspitzen zu sehen, haben das Geschäft, den Nahrungssaft einzusaugen, und aus ihnen nehmen ihn dann die Spiralgefäße auf, um ihn weiterzuführen."216) Haarröhrchen und ihr Gesetz, die Kapillaraktion, paßt nicht auf die Pflanzen; die Pflanze will Wasser, hat Durst, und so saugt sie. ββ) Das Andere ist nun die ganz eigentümliche, höchst wichtige Entdeckung von Schultz, diese Bewegung von einem Safte, der jetzt assimiliert ist, obgleich man ihn nicht in allen Pflanzen nachweisen kann, weil die Bewegung schwer zu beobachten ist. Der Holzsaft hat noch wenigen Geschmack, ist nur etwas süßlich und noch nicht zur Eigentümlichkeit der Pflanze verarbeitet, die in Geruch, Geschmack usw. partikular ist. Über diesen Lebenssaft sagt nun Schultz (a. a. O., S. 507, 576, 564): "Der Kreislauf in den Pflanzen, der den ganzen Winter durch fortgeht, ist die Bewegung eines völlig organisierten Saftes, welche in einem abgeschlossenen System in allen äußeren Teilen der Pflanze vor sich geht: in der Wurzel, dem Stamme, den Blumen, Blättern und Früchten; ebenso wie alle diese Teile ihr Assimilationsgeschäft haben, was aber immer dem Kreislauf polarisch gegenübersteht und in welchem sich der Holzsaft auf eine ganz andere Weise bewegt als in dem Kreislaufsystem. Der Übergang des Holzsaftes in Lebenssaft geht auch nur in den Extremen der äußeren Pflanzenteile und namentlich, wo Blätter vorhanden sind, in den Blättern, ferner in den Blumen und Fruchtteilen vor sich. Dagegen geht aus keinem Holzfaserbündel unmittelbar Holzsaft in die Lebensgefäße über. Der Übergang von Holzsaft in die Rinde wird durch die Blätter vermittelt." Daher stirbt die Rinde ab, die keinen Knospen- oder Blätterzusammenhang hat. Link führt in dieser Rücksicht folgende Versuche an: "Meier isolierte Stücke Rinde, indem er ringsumher Streifen von Rinde wegschnitt und sah, daß die Stücke, woran eine Knospe und dergleichen befindlich war, sich erhielten, diejenigen aber, woran dergleichen sich nicht befand, bald verdorrten. Ich habe diese Versuche an Aprikosenbäumen wiederholt und richtig befunden. Ein Stück Rinde, ohne Gemmen und Blätter auf diese Weise isoliert, schwand und trocknete bald, ließ auch kein Gummi fließen. Ein anderes Stück, mit drei abgerissenen Gemmen und Blättern isoliert, trocknete langsamer und ließ ebenfalls kein Gummi fließen. Noch ein anderes Stück, mit drei unversehrten Gemmen und Blättern isoliert, schwand nicht, blieb überall grün und ließ am unteren Teile Gummi fließen. Bei abgelöster Rinde entsteht zuerst eine Schicht von Parenchym, gleichsam als ein neues Mark; auf dieses folgte nun eine Bastschicht mit einzelnen Spiralgefäßen und Treppengängen; und alles bedeckte die neue 9/406 Rinde aus Parenchym, das sich also zuerst erzeugt, wie es auch die Grundlage des jungen Stammes und des Embryo macht. Es war gewissermaßen ein neues Mark, neues Holz und neue Rinde entstanden." 217) γγ) Der Lebenssaft der Pflanze geht dann drittens ins Produkt über: "Mit dem Ausbruche des Blatts ist in allen Teilen der Pflanze die Rinde vom Holz leicht abzulösen, und dies rührt von einer zwischen ihnen befindlichen, zarten, weichen Substanz her, dem Kambium, das erst mit dem Blatt entsteht. Der Lebenssaft ist dagegen nicht zwischen, sondern in der Rinde." Jener dritte Saft ist das Neutrale: "Das Kambium bewegt sich nicht, und hat eine periodische Existenz in der Pflanze ... . Das Kambium ist das Residuum des ganzen individuellen Lebens (wie die Fruchtbildung des generischen Lebens); es ist keine Flüssigkeit wie die übrigen Pflanzensäfte, sondern die zarte Embryonengestalt der ganzen, schon gebildeten Pflanzentotalität, die unentfaltete Totalität, wie eine holzlose Pflanze (oder wie die tierische Lymphe). Das Kambium wird nun aus dem Lebenssaft der Rinde durch den Kreislauf gebildet, und hieraus entsteht zugleich das Holz und die Rindenlage ... . Auch das Zellgewebe entwickelt sich aus dem unterschiedslosen Kambium. Wie also in dem Gefäßsystem des Kreislaufs der Gegensatz von Lebensgefäßen und Lebenssaft, im Assimilationssystem der Gegensatz von Spiralgefäßen und Holzsaft, so tritt im Zellgewebe der Gegensatz von Zellen und seinem flüssigen Inhalt hervor ... . Bei der Verlängerung der Wurzeln und Zweige lagern sich auf ihren Spitzen die neuen embryonischen Bildungen ab, die Bildungen aus der gleichförmigen Substanz nach oben, wie sie aus dem Kambium zur Seite gehen, ohne daß ein wesentlicher Unterschied stattfindet. Bei Farnkräutern, Gräsern und Palmen bildet sich ein Knoten auf den anderen; bei den Zwiebelgewächsen bilden sich die Knoten nebeneinander, aus denen auf einer Seite Wurzeln, auf der andern die Knospen hervorkommen. Diese äußere Verknotung ist bei den höheren Pflanzen nicht mehr so sichtbar, sondern es zeigt sich dafür die Bildung eines Holz- und Rindenkörpers auf den Spitzen der Knoten."218) Fassen wir nun das Bisherige zusammen, so haben wir im Gestaltungsprozeß der Pflanze in sich selbst sogleich erstens diese drei Momente zu unterscheiden: αα) die Diremtion in Wurzel und Blatt, als selbst Verhältnis nach außen, ist der Ernährungsprozeß in sich, - der Holzsaft; ββ) das Verhältnis nach innen, der reine Prozeß in sich, ist der Lebenssaft; γγ) das allgemeine Produkt ist (1) das Kambium der Botaniker, (2) die tote Sekretion in ätherische Öle und Salze, (3) die Diremtion der Pflanze in sich selbst in Holz und Rindensubstanz. - Damit haben wir zweitens das Verknoten, als generische Vervielfältigung, und endlich die Knospe, die den Prozeß der Geschlechtsdifferenz andeutet. β) Jener vegetabilisch gemachte Saft und das Produkt desselben, die Teilung des vorher Indifferenten in Rinde und Holz, lassen sich mit der beim allgemeinen Lebensprozeß der Erde eintretenden Diremtion des Individuums in die vergangene, außer ihm fallende Lebenstätigkeit als solche und in das System der organischen Gebilde als das materielle Substrat und Residuum des Prozesses vergleichen. Die Pflanze, wie das Tier, tötet sich ewig selbst, indem sie sich das Sein entgegensetzt; das ist die Verholzung an der Pflanze und am Tiere das Knochensystem. Dieses ist der Träger des tierischen Organismus, aber, als das abstrakte ruhende Sein, das Ausgeschiedene, Kalkige. Ebenso setzt die Pflanze innerhalb ihrer selbst ihren unorganischen Boden, ihr Knochengerüst. Die unaufgeschlossene Kraft, das reine Selbst, das eben um seiner unmittelbaren Einfachheit willen in das Unorganische zurücksinkt, ist die Holzfaser; chemisch betrachtet ist es der Kohlenstoff, das abstrakte Subjekt, welches in der Wurzel als reines Holz ohne Rinde und Mark in der Erde bleibt. Das Holz ist die Brennbarkeit als Möglichkeit des Feuers, ohne selbst Wärme zu sein, es geht darum oft zur Schwefeligkeit fort. In einigen Wurzeln erzeugt sich völlig gebildeter Schwefel. Die Wurzel ist eine solche Verkrümmung und Vertilgung der Fläche und der Linie, eine solche Verknotung, daß jene Dimension aufgehoben und eine gediegene Kontinuität ist, die auf dem Sprunge steht, ganz unorganisch ohne den Unterschied der Gestaltung zu sein. Oken hält die Holzfasern für Nervenfäden: "Die Spiralfasern sind für die Pflanze das, was die Nerven für das Tier sind."219) Die Holzfasern sind aber nicht Nerven, sondern Knochen. Nur zu dieser Vereinfachung, als der abstrakten Beziehung auf sich selbst, bringt es die Pflanze; diese Reflexion-in-sich ist das Tote, weil sie nur abstrakte Allgemeinheit ist. Der nähere Verholzungsprozeß ist sehr einfach in seinem Detail. Link beschreibt ihn in den Grundlehren (S. 142-146) folgendermaßen: "Der innere Bau des Stammes in den Monokotyledonen weicht sehr von dem in den Dikotyledonen ab. Jenen fehlen die Holzringe, wodurch das Mark und die Rinde voneinander unterschieden werden; die Holzbündel stehen zerstreut im Zellgewebe, gegen die Rinde in größerer, gegen die Mitte in geringerer Menge. Bei den Dikotyledonen stehen alle Holzbündel im Kreise; doch weil die Natur nirgends scharfe Grenzen zieht, finden sich solche zerstreute Bündel bei den Kukurbitazeen und einigen wenigen anderen Pflanzen. Gewöhnlich begleitet zwar der Bast das Zellgewebe; doch gibt es einige Fälle, wo Bündel von sehr engem, langgestrecktem Zellgewebe oder Bast in dem Stamme ziemlich entfernt von den Gefäßbündeln liegen. So haben einige Labiatae in den vier Ecken des Stammes solche Bastbündel, viele Umbellen-Pflanzen in den hervorstehenden Kanten ... . Das Fortwachsen des Stammes und die Bildung der Holzschichten geschieht nun in den Monokotyledonen auf eine einfache, gewöhnliche Weise. Die Teile verlängern und erweitern sich nicht allein, sondern es entstehen neue zwischen den alten, - Zellen zwischen Zellen, Gefäße zwischen Gefäßen. Der Querschnitt eines älteren Stammes ist dem eines jüngeren in allen Stücken ähnlich. In den baumartigen Gräsern verhärten sich die Teile auf eine außerordentliche Art." "Man hat in vielen Gräsern", bemerkt Willdenow (a. a. O., S. 336), "Kieselerde gefunden, im Bambusrohr (Bambusa arundinacea) usw.; auch macht sie einen Bestandteil der Pflanzenfaser, z. B. beim Hanf und Flachs, aus. In dem Holze der Alnus glutinosa und Betula alba scheint sie auch zu sein, da dieses beim Drechseln öfter Funken sprüht." Link fährt fort: "Ganz anders verhält es sich mit den Dikotyledonen. Im ersten Jahre. Zuerst stehen die Holzbündel voneinander getrennt in einem Kreise und sind mit Parenchym umgeben. In diesem frühesten Alter enthalten sie nur Bast und nach innen ein Bündel Spiralgefäße. Der Bast ist es, welcher vorzüglich aufwächst und sich zwischen das Parenchym einschiebt", so daß abwechselnde Lagen von Fasern und Parenchym entstehen. "Die Holzbündel verbreiten sich seitwärts, drücken das Parenchym zusammen und bilden endlich einen zusammenhängenden Ring, der das Mark einschließt. Der Bast dieser Holzbündel ist nun abwechselnd dicht und locker; wahrscheinlich hat sich also ebenso neuer Bast zwischen dem alten eingeschoben. Gegen das Mark stehen noch einzelne Holzbündel inwendig am Holzringe im Kreise umher. Die sogenannten Spiegelfasern rühren sowohl von dem abwechselnden Bast als dem zusammengedrückten Parenchym her." Sie sind also Verlängerungen des Marks und gehen von diesem nach außen, der Rinde, befinden sich zwischen den Längefasern, sind nicht in den Monokotyledonen. "Durch den Holzring wird nun erst Mark von Rinde geschieden ... . Ferner verbreiten sich die Holzbündel nach innen; der Holzring wird breiter. Reihen von Treppengefäßen zeigen sich strahlenförmig gegen das Mark gerichtet" (aber ohne Zweifel vertikal). "An der inneren Seite des Ringes um das Mark stehen voneinander getrennte Bündel von Spiralgefäßen im Kreise. Aber die Zellen des Markes sind nicht kleiner, sondern größer geworden, obgleich die Menge desselben in Verhältnis zur Dicke des Stammes sich vermindert hat. Das Mark nimmt also ab, indem der äußere Teil davon vermindert und seitwärts in Strahlen gepreßt wird; aber es nimmt keineswegs so ab, daß es in der Mitte in einen kleineren Raum zusammengepreßt würde. Folglich wurden die ersten (innersten) Bündel von Spiralgefäßen nicht durch anwachsendes Holz nach innen geschoben, sondern die Bündel am Marke sind immer neu entstanden, die vorigen haben sich seitwärts erweitert und das Parenchym zusammengedrückt. Aus den Spiralgefäßen wurden Treppengänge, und da die Spiralbündel zuerst voneinander etwas abgesondert stehen, so liegen nun auch die Treppengefäße in Reihen, welche nach innen laufen. Aus diesem allen erhellt, daß sich die Holzschicht bildet, indem zerstreute Bündel von Spiralgefäßen und Bast seitwärts zusammentreffen und sich vereinigen, indem ferner beständig nach innen neue Bündel von Spiralgefäßen in einem Kreise anwachsen und gleichfalls seitwärts sich vereinigen."220) "In den folgenden Jahren. Jährlich schiebt sich eine neue Holzlage zwischen Rinde und Holz. Wie im ersten Jahre Schichten an die Holzbündel anwachsen und sie dadurch vergrößern, so ist es höchst wahrscheinlich, daß eine solche neue Holzschicht sich in den folgenden Jahren um den Holzkörper anlege. Ebenso legen sich in der äußeren Rinde neue Schichten von Parenchym sowie in der inneren Rinde neue Schichten von Bast an. Aber der genaue, unverrückte Übergang einer Schicht in die andere zeigt, daß der Anwuchs auch in den Zwischenräumen der Gefäße und des Zellgewebes der älteren Schicht geschieht, auch im Mark, bis es ganz ausgefüllt ist. Überall werden Teile eingeschoben, nur in einer so großen Menge nach außen, daß dort die Vermehrung sehr merklich wird. Beim Anwachsen selbst findet kein Unterschied der Schichten statt, das Holz wächst überall gleichförmig und ununterbrochen an, und es gibt durchaus keinen Unterschied als in der Dichtigkeit und Lockerheit der Schichten. Aber die älteren Schichten behalten nicht ihre Dicke; sie werden immerfort dünner und endlich so sehr, daß man sie kaum mehr unterscheiden und zählen kann. Es geschieht also eine wahrhafte Zusammenziehung, welche die Zellen des Bastes verengert. Der Anwuchs im Innern des Holzes hört endlich auf, wenn alles Mark verzehrt ist. Ich habe vorjährige Zweige beinah täglich vom Mai bis an den Juli untersucht und lange keine Spur von einem zweiten Jahrringe gefunden. Zuletzt aber erschien er plötzlich, und zwar sogleich von einer ansehnlichen Größe. Mir scheint es daher, daß plötzlich eine Zusammenziehung des Holzes den Jahrring gemacht habe - eine Zusammenziehung, welche um oder nach Johannis vorgehen muß und mit dem jährlichen Anwuchse des Holzes in keiner Verbindung steht. Es müßte der Fall sein, daß man den Jahrring des vorigen Jahres im Frühling und Sommer erkennte, wenn ein neuer Ring nur zu äußerst umgelegt wäre."221) Auch das Werden zum Holzringe ist also bei der Pflanze immer ein neues Erzeugen, nicht wie beim Tier bloßes Erhalten. γ) Mit diesem Produzieren ist zugleich die Resumtion der Individualität in sich verbunden, und das ist die Erzeugung der Knospe. Sie ist eine neue Pflanze auf der vorhergehenden, oder doch die einfache Resumtion zu der Anlage einer solchen: "Eine jede Knospe entfaltet einen Zweig mit Blättern, und an der Basis jedes Blattstiels steht wieder eine Knospe. Dieses ist die Art, wie das Wachstum überhaupt vonstatten geht. Das Entwickeln von Knospe zu Knospe würde aber ohne Grenze fortdauern, wenn nicht jede Knospe, sobald sie Blüten erzeugt, nach vollendeter Blüte und Frucht verginge. Das Entfalten der Blume und der darauf folgenden Frucht macht die unübersteigbare Grenze des Wachstums der Zweige aus."222) Die Blüte ist so eine einjährige Pflanze.223) Damit ist der Prozeß der Pflanze geschlossen; sie erhält sich durch die Reproduktion ihrer selbst, welche sogleich Produktion einer anderen ist. Der Prozeß ist so vermittelt durch die angegebenen Momente; er ist noch der formelle Prozeß in Ansehung der Produktion, als bloßes Ausschlagen dessen, was im ersten Haupttriebe eingehüllt war.
§ 347
b) Der Gestaltungsprozeß ist unmittelbar mit dem zweiten, dem nach außen sich spezifizierenden Prozesse verknüpft. Der Same keimt nur von außen erregt, und die Diremtion des Gestaltens in Wurzel und Blatt ist selbst Diremtion in die Richtung nach Erde und Wasser und in die nach Licht und Luft, in die Einsaugung des Wassers und in die durch Blatt und Rinde wie durch Licht und Luft vermittelte Assimilation desselben. Die Rückkehr-in-sich, in welcher die Assimilation sich beschließt, hat das Selbst nicht in innerer subjektiver Allgemeinheit gegen die Äußerlichkeit, nicht ein Selbstgefühl zum Resultate. Die Pflanze wird vielmehr von dem Licht, als ihrem ihr äußerlichen Selbst, hinausgerissen, rankt demselben entgegen, sich zur Vielheit von Individuen verzweigend. In sich nimmt sie sich aus ihm die spezifische Befeuerung und Bekräftigung, die Gewürzhaftigkeit, Geistigkeit des Geruchs, des Geschmacks, Glanz und Tiefe der Farbe, Gedrungenheit und Kräftigkeit der Gestalt.
Zusatz. Indem der Prozeß nach außen mit dem ersten so zusammenfällt, daß der Prozeß der Wurzel und des Blattes in ihrer lebendigen Existenz nur ist als Prozeß nach außen, so sind beide Prozesse nur so unterschieden, daß teils diese Seite nach außen bestimmter bemerkt werden muß, teils aber hauptsächlich insofern die Rückkehr in sich als das Werden des Selbsts - das Selbstgefühl, die Befriedigung seiner aus der Überwindung der unorganischen Natur - hier die eigentümliche Gestaltung hat, eine Entwicklung gleichfalls nach außen zu sein, und so nicht in den Gestaltungsprozeß genommen werden kann. Das in der Gestalt vorhandene Selbst geht in den Prozeß nach außen ein, um sich durch diese Vermittlung mit sich selbst zu vermitteln, das Selbst zum Selbst hervorzubringen. Aber das Selbst bewährt nicht sich selbst; diese Befriedigung seiner wird in der Pflanze nicht ein Vereinen mit sich, sondern ein sich zur Lichtpflanze Ausbilden. Dies vertritt die Stelle des Sinnes. Das Selbst ist in seinem Dasein, in seiner Gestalt in sich reflektiert; das heißt hier: sein Dasein und Gestalten ist allenthalben ganzes Individuum, selbst ein Seiendes; es ist aber in seinem Dasein nicht selbst allgemeines Individuum, so daß es die Einheit seiner selbst und des Allgemeinen wäre, sondern das andere Einzelne, worauf es sich bezieht, ist nur ein Teil des Ganzen und selbst eine Pflanze. Das Selbst wird nicht Gegenstand des Selbsts, seines eigenen Selbsts; sondern das zweite Selbst, zu dem die Pflanze sich dem Begriffe nach verhalten muß, ist außer ihr. Das Selbst wird nicht für sie, sondern sie wird sich nur im Lichte ein Selbst; ihr Erleuchten, Lichtwerden ist nicht, daß sie sich selbst Licht wird, sondern nur am und im Licht wird sie produziert. Die Selbstischkeit des Lichts, als gegenständliche Gegenwart, wird daher nicht zum Sehen, sondern der Sinn des Sehens bleibt nur Licht, Farbe an der Pflanze, nicht das Licht wiedergeboren in der Mitternacht des Schlafs, in der Finsternis des reinen Ich, - nicht dies vergeistigte Licht als die existierende Negativität. Dieser geschlossene Kreis des Verhaltens nach außen ist einjährig, wenn auch sonst die Pflanze, als Baum, perenniert; und nicht nur die Entfaltung der Blütenknospe ist einjährig, sondern auch alle die Teile und Glieder, die das sonstige Verhältnis nach außen enthalten, die Wurzeln und die Blätter. Die Blätter fallen ab "in nördlichen Klimaten", sagt Willdenow (a a. O., S. 450 f.), "im Herbste; aber in anderen bleiben sie mehrere Jahre". Während Willdenow aber das Entblättern dem Stocken der Säfte zuschreibt (S. 452), nimmt Link (Nachträge 1, 55) eine entgegengesetzte Ursache an: Dem Abfallen der Blätter scheint eher eine Überhäufung mit Saft voranzugehen als ein Mangel desselben. Einschnitte in die Rinde, die völlig geringelt waren, beförderten dies eben dadurch, daß die Zurückführung des Saftes in der Rinde aufhören muß ... . Eine Schwächung der Rinde, teils durch das Anwachsen des Stamms, teils durch Kälte, scheint mir jetzt den ersten Grund zum Abfallen der Blätter zu legen." Ebenso sterben die Wurzeln ab und produzieren sich neu: "Die Wurzel der Pflanzen ist in einer beständigen Veränderung. Immerfort sterben Zasern und Äste ab und andere wachsen zu. Die Menge Zasern und Haare, welche aus der Wurzel entstehen, werden durch die Feuchtigkeit hervorgelockt, verbreiten sich nach allen Richtungen; und auf diese Weise wird die Wurzel von feuchten Umgebungen fortgerissen. Auch schwitzen die Wurzeln Feuchtigkeiten aus, und das Anhängen des Sandes rührt wohl daher. Indem die älteren bald untauglich zu werden scheinen, vielleicht weil sich die Spiralgefäße zu sehr verschieben, so düngen und verderben sie das Erdreich. Selten dauert die Hauptwurzel mehrere Jahre; sie stirbt, nachdem sie Zweige und Stämme mit neuen Wurzeln getrieben hat. An den Bäumen wächst der Stamm in die Erde und ersetzt endlich die Wurzel. Denn nicht nur die Wurzel strebt nach unten, auch dem Stamm fehlt dies Bestreben keineswegs; man findet ihn einige Tage nach dem Keimen schon bedeutend in die Erde gedrungen."224) Die äußere Natur, wozu sich die Pflanze verhält, sind die Elemente, nicht das Individualisierte. Die Pflanze verhält sich α) zum Licht, β) zur Luft, γ) zum Wasser. α) Während der Prozeß der Pflanze mit den Elementen der Luft und des Wassers allgemein ist, so stellt sich das Verhältnis zum Licht besonders in der Entfaltung der Blütenknospe dar, die aber als Produktion einer neuen Gestalt auch dem ersten, sowie als Andeutung des Geschlechtsunterschiedes ebenso dem dritten Prozesse angehört, - zum Beweise, wie die verschiedenen Prozesse der Pflanze sich durchdringen und nur oberflächlich unterschieden sind. Am Lichte wird die Pflanze kräftig in jeder Rücksicht, aromatisch, farbig; das Licht ist der Grund dieser Qualifizierung und hält auch die Pflanze aufrecht. "Im Lichte werden die Blätter grün; doch gibt es auch grüne Pflanzenteile, die vor dem Lichte ganz verschlossen liegen, z. B. die innere Rinde. Junge Blätter, in der Dunkelheit erzogen, sind weiß; aber wenn sie größer und stärker werden, färben sie sich in derselben Dunkelheit grünlich. Die Blumen bekommen aber im Lichte schönere Farben; die wohlriechenden Öle und Harze nehmen zu. Im Dunkeln wird alles blasser, geruchloser, kraftloser. In heißen Gewächshäusern schießen die Pflanzen lange Schossen; aber diese sind schwach, ohne Farbe und Geruch, solange ihnen das Licht mangelt."225) Die Rinde und das Blatt, welche das Selbst des Prozesses sind, sind noch in ihrer Ungeschiedenheit und darum eben grün. Diese synthetische Farbe des Blau und Gelb wird mit der Neutralität des Wassers aufgehoben und in Blau und Gelb entzweit, und das Gelb geht späterhin in Rot über. Die künstliche Gärtnerei besteht darin, die Blumen durch alle diese Farben und ihre Vermischung durchzutreiben. In dem Verhältnis der Pflanze zu ihrem Selbst, das außer ihr ist, verhält sie sich aber zugleich nicht chemisch, sondern nimmt dasselbe in sich auf und hat es in sich, wie beim Sehen. Die Pflanze ist im Licht und im Verhältnis zu ihm für sich selbst; gegen seine absolute Macht, seine eigenste Identität, konstituiert die Pflanze sich für sich selbst. Wie ein menschliches Individuum im Verhältnis zum Staate als seiner sittlichen Substantialität, seiner absoluten Macht und seinem Wesen eben in dieser Identität selbständig und für sich wird, reift und wesentlich wird, so gibt sich die Pflanze im Verhältnis zum Licht ihre Partikularität, spezifische und kräftige Bestimmtheit in sich selbst. Besonders im Süden sind diese Arome vorhanden; eine Gewürzinsel riecht viele Meilen weit im Meere und entfaltet eine große Pracht der Blumen. β) Daß in dem Luftprozeß die Pflanze die Luft in sich bestimmt, erscheint so, daß die Pflanze die Luft als ein bestimmtes Gas wieder von sich gibt, indem sie durch das Aneignen das Elementarische differenziert. Dieser Prozeß streift am meisten an das Chemische an. Die Pflanzen dünsten aus; sie verwandeln die Luft in Wasser und umgekehrt das Wasser in Luft. Dieser Prozeß ist Ein- und Ausatmen; bei Tage haucht die Pflanze Sauerstoffgas, bei Nacht Kohlenstoffgas aus.226) Dieser Prozeß ist ein Dunkles wegen des verschlossenen Ansichhaltens der Pflanze. Versteht man die Intussuszeption so, daß die Teile, die aufgenommen werden, schon fertig sind und nur das Heterogene davon abgeschieden wird, so sagt man, die Pflanze ziehe Kohlensäure aus der Luft an sich und das Übrige, das Sauerstoffgas usf., lasse sie heraus. Worauf sich diese philosophisch sein sollende Betrachtung gründet, sind Versuche, in welchen Pflanzen, unter Wasser und dem Lichte ausgesetzt, Sauerstoffgas von sich geben, - als ob dies nicht ebensogut ein Prozeß mit dem Wasser wäre, als ob sie nicht auch die Luft zersetzen und das Sauerstoffgas in sich aufnehmen. Es kommt überhaupt aber nicht zu diesem chemischen Dasein; denn dann wäre das organische Leben vertilgt. Bei der Verwandlung von Luft in Wasser hilft alle chemische Ansicht nichts, den Übergang von Stickstoff in Wasserstoff zu erklären; denn beide sind ihr unwandelbare Stoffe. Die Vermittlung geschieht aber durch das Sauerstoffgas, als das negative Selbst. Damit ist der Prozeß jedoch nicht geendigt: er geht zurück in Kohlenstoff, in das Feste; ebenso umgekehrt löst die Pflanze dies Punktuelle auf, durch den entgegengesetzten Weg in Luft und Wasser. Die Pflanze unterhält die Atmosphäre in Feuchtigkeit, und ebenso saugt sie das Wasser derselben ein; alles Negative ist ebenso positiv. An der Pflanze selbst aber ist dieser Prozeß ihr Gestalten, welches die drei Momente enthält: 1. daß sie zum festen Selbst wird, zum Holzigen, 2. zum Wassererfüllten, Neutralen, 3. zum luftigen, rein ideellen Prozesse (vgl. § 346 Zus. S. 407). Diesen Prozeß der Pflanze mit der Luft stellt Link also dar: "Ich fand, daß Sauerstoffgas zum Leben der Pflanze unentbehrlich ist, daß sie aber darin durchaus nicht wächst, daß hingegen Kohlensäure, in dem Verhältnisse von etwa 1//12 dem Sauerstoffgase beigemengt, die Pflanze im Lichte vortrefflich wachsen macht, es wird Kohlensäure zersetzt und Sauerstoffgas entwickelt. Im Dunkeln schadet Kohlensäure. Nach Versuchen von Saussure227) ziehen die Pflanzen Sauerstoffgas ein, verwandeln es in Kohlensäure und atmen nach Zersetzung derselben Sauerstoffgas aus. Nicht-grüne Teile ziehen Sauerstoffgas nicht ein; sie verwandeln es geradezu in Kohlensäure. Das Extrakt der fruchtbaren Erde dient zur Ernährung der Pflanzen. Sauerstoffgas zieht den Kohlenstoff daraus an, um Kohlensäure zu bilden. Erde aus der Tiefe taugt nicht für die Ernährung der Pflanzen, wohl aber, wenn sie lange an der Luft gelegen hat." Ein Regen macht da alles wieder gut. - "Saussure sah entblößte, mit der Spitze in Wasser getauchte und irrespirablen Luftarten ausgesetzte Wurzeln verwelken, in Sauerstoffgas fortleben. Sie verwandelten dieses in Kohlensäure; war aber der Stamm noch an ihnen befindlich, so saugten sie diese ein und entwickelten Sauerstoffgas aus den Blättern."228) Der Prozeß mit der Luft ist also gar nicht so zu verstehen, als nähme die Pflanze ein schon Fertiges in sich auf und vermehrte sich so nur mechanisch. Eine solche mechanische Vorstellung ist überhaupt ganz zu verwerfen; es findet eine vollkommene Verwandlung statt, - ein Fertigmachen durch die Majestät des Lebendigen, da das organische Leben eben diese Macht über das Unorganische ist, es zu verwandeln. Woher sollte auch sonst das Kali kommen, das sich besonders in unreifen Pflanzen, z. B. Trauben, so häufig findet. 229) Die Organe dieses Prozesses der Pflanze mit der Luft beschreibt Willdenow (a. a. O., S. 354 f.) folgendermaßen: "Die Spaltöffnungen (pori, stomata) zeigen sich auf der Oberhaut der Pflanzen; es sind längliche Spalten von außerordentlicher Zartheit, die sich öffnen und schließen. Sie sind in der Regel des Morgens offen und bei der heißen Mittagssonne geschlossen. Man sieht sie an allen Teilen der Pflanze, welche der Luft ausgesetzt sind und welche eine grüne Farbe haben, häufiger auf der Unterfläche der Blätter als auf der oberen. Sie fehlen den unter Wasser befindlichen Blättern sowie der Fläche derselben, welche auf dem Wasser schwimmt; sie fehlen den Wasseralgen, Moosen, Lichenen, Pilzen und verwandten Gewächsen ... . Von dieser Hautöffnung geht aber kein Kanal nach innen, so daß man Röhren, die mit derselben in Verbindung wären, antreffen könnte; sie endigt sich ohne alle weitere Vorrichtung in der verschlossenen Zelle." γ) Neben dem Luftprozeß ist der Wasserprozeß die Hauptsache, da die Pflanze erst aus der Feuchtigkeit befruchtet wird; es ist kein Trieb für sich in ihr, sondern ohne Wasser ruht der Keim tot. "Da liegt das Samenkorn - vielleicht unzählige Jahre - ohne Lebenstrieb, regungslos und verschlossen! Ein glücklicher Zufall ist ihm die Erweckung, ohne welche es noch länger in der Gleichgültigkeit beharren oder endlich verderben würde." - "Dieses Wachstum vom irdischen Einflusse zu befreien und aus der gewachsenen (eigenen) Nahrung zu wachsen, ist der Trieb des sprossenden Stammes. Das Wachstum aus der gewachsenen Nahrung" (der Wurzel) "vom Zufall des Gewachsenen zu befreien und das eigene Maß, die umschriebene Form gegen die Fülle des irdischen Einflusses zu erreichen, ist das Leben des Blatts."230) Die meisten Pflanzen brauchen zu ihrer Ernährung keine Erde; man kann sie in gestoßenes Glas, in Kieselsteine setzen, die unangegriffen bleiben, d. h. aus denen die Pflanze keine Nahrung ziehen kann. So kommt die Pflanze ebensogut mit Wasser fort; doch muß womöglich etwas Öliges darin sein. "Zuerst fand Helmont, daß ein Baum, in einem Topfe mit Erde gefüllt, weit mehr an Gewicht zugenommen, als diese abgenommen habe, und er schloß daraus, Wasser sei das eigentliche Nahrungsmittel der Pflanzen. Duhamel zog einen Eichenbaum in bloßem Wasser, welcher acht Jahre lang fortvegetierte. Vorzüglich hat Schrader genaue Versuche über das Wachsen der Pflanzen in Schwefelblumen, mit reinem Wasser begossen, angestellt; aber sie tragen keinen reifen Samen. Es ist kein Wunder, daß Pflanzen, nicht in ihrem gehörigen Boden, sondern entweder in bloßem Wasser oder Sande oder Schwefel erzogen, auch nicht die gehörige Vollkommenheit erreichen. Ein Gewächs vom Kalkboden gerät nie in bloßem Sande, und umgekehrt tragen die Sandpflanzen im fetten Boden in der Regel keinen reifen Samen ... . Es mögen wohl die Salze wirklich düngen und nicht bloß als Reizmittel dienen; in größerer Menge schaden sie aber. Die unauflösliche Grundlage des Bodens ist nicht gleichgültig beim Wachstume der Pflanzen oder nur insofern wirkend, als sie Wasser durchlasse oder aufhalte. Schwefel beschleunigt das Keimen der Samen an der Luft, so auch Bleioxyde ohne eine Spur von Desoxydation."231) - "Bei eintretendem Mangel an Feuchtigkeit zehren die Pflanzen öfters aus sich selbst, wie trocken gestellte Zwiebeln beweisen, welche Blätter und Blüten entfalten, aber dabei die ganze Zwiebel aufzehren."232) Der Prozeß nach außen ist einerseits durch die Wurzel, andererseits durch das Blatt eingeleitet und ist das hinausgerissene Verdauungsleben, wie ja auch jener Kreislauf an dem Chelidonium und anderen Pflanzen von der Wurzel bis zum Blatte geht. Das Produkt dieses Prozesses ist das Verknoten der Pflanze in ihr selbst. Dies Entwickeln und Herausgehen aus ihr, was zum Produkte kommt, kann so ausgedrückt werden, daß die Pflanze in ihr selbst reift. Damit hemmt sie aber auch dieses Herausgehen, und das ist eben das Vervielfältigen ihrer selbst in Knospen. Während der erste Trieb das bloß formelle Vermehren dessen, was schon vorhanden, das bloße Fortsprossen ist (wie denn die Knospe auch oft Blätter erzeugt, diese wieder eine Knospe, und so fort ins Unendliche), so ist die Blütenknospe zugleich ein Hemmen und Zurücknehmen des Herausgehens, des Wachstums überhaupt, und zwar sobald der Blütenstand eintritt. "Jeder Strauch oder Baum macht bei uns jährlich zwei Triebe; der eine, welcher der Haupttrieb ist, entfaltet sich im Frühjahr; er wird von der Menge von Säften gebildet, welche die Wurzel den Winter über eingesogen hat. Erst um den Tag Fabian Sebastian, den 20. Januar, findet man bei uns Saft in den Bäumen, wenn man sie anbohrt; folgen hierauf gelinde Tage, so fließt er nicht, sondern nur, wenn wieder kalte Witterung eintritt. Im späten Herbst bis Mitte Januar wird gar kein Saft fließen." Später, wenn die Blätter ausgeschlagen haben, fließt auch keiner mehr; also nur einmal mit dem Anfang der Tätigkeit der Wurzel im Januar und dann, solange die Blätter noch tätig sind, die Rinde zu ernähren. "Der zweite Trieb ist nicht so stark und kommt gegen den längsten Tag, also um Johannis, woher er auch Johannistrieb genannt wird. Er wird durch die im Frühjahr eingesogenen Feuchtigkeiten hervorgebracht. In der warmen Zone sind beide Triebe gleich stark, daher dort die Gewächse üppiger wachsen."233) Also sind dort auch zwei verschiedene Triebe da; aber in solchen südlichen Pflanzen geht Wachstum und Suspendieren desselben zugleich vor sich, während bei uns das eine zu einer anderen Zeit als das andere da ist. Indem die Reproduktion des Lebendigen sich als die Wiederholung des Ganzen darstellt, so ist mit dem Entstehen neuer Knospen auch das Entstehen eines neuen Holzringes verbunden oder eine neue Diremtion in sich selbst; denn wie um Johannis die Knospen des folgenden Jahres entstehen, so auch das neue Holz, wie wir dies bereits oben (§ 346 Zus.) sahen. Wie nun durch Hemmung des Hinausgehens überhaupt, so wird auch insbesondere durch Okulieren die Fruchtbarkeit der Bäume vermehrt, eben weil der fremde Zweig mehr vom Leben der ganzen Pflanze, das gerade im Hinausgehen besteht, gesondert bleibt. Das Geimpfte trägt also αa) mehr Früchte, weil es als selbständig dem bloßen Sprossen entnommen ist und sich in einem eigentümlichen Leben mehr in der Fruktifikation ergehen kann, β) ferner edlere und feinere Früchte, weil nimmer die Wurzel des Wildlings vorausgesetzt ist, welche dem edleren Gewächse dient und von diesem edleren Gewächse das Organ, welches geimpft wird, gleichfalls schon vorausgesetzt ist".234) Auch durch Einschneiden von Ringen in die Rinde (bei Ölbäumen) wird der Trieb des Wachstums gehemmt und der Baum damit fruchtbarer gemacht; ebenso wird die Entstehung von Wurzeln durch Einschnitte befördert. Überhaupt aber ist die Bestimmung dieses Prozesses nicht ein endloses Hinausgehen, sondern vielmehr dies, sich zu fassen, sich in sich zurückzunehmen; die Blüte ist eben selbst dies Moment der Rückkehr, des Fürsichseins, wiewohl die Pflanze nie eigentlich zum Selbst kommen kann. Die Blume ist dieser Knoten, der nicht die Knospe ist, die nur wächst; sondern als Verknoten, das das Wachstum hemmt, ist sie die Versammlung von Blättern (petala) die feiner ausgebildet sind. Aus der punktuellen Grundlage des Zellgewebes oder dem ersten Keime, durch das Lineare der Holzfaser und die Fläche des Blattes hindurch, ist die Pflanze in der Blume und der Frucht zur Gestalt der Rundung gekommen; das Vielfache der Blätter nimmt sich wieder in einen Punkt zusammen. Als die ins Licht, ins Selbst erhobene Gestalt ist es dann vornehmlich die Blume, der die Farbe zukommt; schon im Kelche, noch mehr in der Blume ist das bloß neutrale Grün gefärbt. Ferner riecht die Blume nicht bloß, wie die Baumblätter, wenn sie gerieben wird, sondern sie duftet von selbst. In der Blüte tritt endlich die Differenzierung in Organe ein, die man mit den Sexualteilen des Animalischen verglichen hat, und diese sind ein an der Pflanze selbst erzeugtes Bild des Selbsts, das sich zum Selbst verhält. Die Blume ist das sich einhüllende vegetabilische Leben, das einen Kranz um den Keim, als inneres Produkt erzeugt, während sie vorher nur nach außen ging.
§ 348
c) Die Pflanze gebiert aber auch ihr Licht aus sich als ihr eigenes Selbst, in der Blüte, in welcher zunächst die neutrale, grüne Farbe zu einer spezifischen bestimmt wird. Der Gattungsprozeß, als das Verhältnis des individuellen Selbsts zum Selbst, hemmt als Rückkehr-in-sich das Wachstum als das für sich ungemessene Hinaussprossen von Knospe zu Knospe. Die Pflanze bringt es aber nicht zum Verhältnis der Individuen als solcher, sondern nur zu einem Unterschiede, dessen Seiten nicht zugleich an ihnen die ganzen Individuen sind, nicht die ganze Individualität determinieren, der hiermit auch zu mehr nicht als zu einem Beginn und Andeutung des Gattungsprozesses kommt. Der Keim ist hier für das eine und dasselbe Individuum anzusehen, dessen Lebendigkeit diesen Prozeß durchläuft und durch Rückkehr-in-sich ebenso sich erhalten hat, als zur Reife eines Samens gediehen ist; dieser Verlauf ist aber im ganzen ein Überfluß, da der Gestaltungs- und der Assimilationsprozeß schon selbst Reproduktion, Produktion neuer Individuen ist.
Zusatz. Der letzte Akt bei der Pflanze ist das Hervorbrechen der Blüte, wodurch die Pflanze sich objektiv macht, sich das Licht assimiliert und dies Äußerliche als ihr Eigenes produziert. Oken sagt daher (a. a. O., Bd. II, S. 113), die Blüte sei das Hirn der Pflanze; andere dagegen aus derselben Schule meinten, die Pflanze habe ihr Hirn, die Wurzel, im Boden, die Geschlechtsteile aber gegen den Himmel gekehrt. Die Blüte ist die höchste Subjektivität der Pflanze, die Kontraktion des Ganzen wie im einzelnen, ihr Gegensatz in ihr selbst und zu sich selbst, - aber zugleich als zu einem Äußeren, wie diese Entfaltung des Blütenstandes selbst wieder eine Sukzession ist: "Der Stamm blüht früher als die Äste, der Ast früher als die Nebenäste und so fort. Auf einem und demselben Aste blühen die unteren Blüten früher als die oberen."235) Da aber näher die Pflanze zugleich sich selbst erhält, indem sie andere Individuen hervorbringt, so hat diese Fruchtbarkeit nicht bloß den Sinn, daß die Pflanze durch stetes Verknoten über sich hinausgeht, sondern vielmehr ist das Aufhören des Wachstums und die Hemmung dieses Hinaussprossens die Bedingung jener Fruchtbarkeit. Soll nun diese Negation des Außersichkommens an der Pflanze zur Existenz kommen, so heißt dies nichts anderes, als daß die für sich selbständige Individualität der Pflanze, die substantielle Form, die ihren Begriff ausmacht und für sich der ganzen Pflanze beiwohnt, die idea matrix derselben isoliert wird. Durch dieses Isolieren ist freilich wieder nur ein neues Individuum hervorgebracht, das aber, als Hemmung der Vervielfältigung, eben darum nur eine Differenzierung in sich selbst ist; und das ist es, was in der Pflanze vorgeht, wenn man das Schicksal der Sexualteile betrachtet. Es hilft da nicht, wie bei der Zeugung überhaupt, zu untersuchen, was im unbefruchteten Samen ist und was durch die Befruchtung hinzukommt. Die Betrachtung entgeht den groben Händen der Chemie, die das Lebendige tötet und nur zu sehen bekommt, was das Tote ist, nicht das Lebendige. Die Befruchtung der Pflanze besteht allein darin, daß sie ihre Momente in dieser Abstraktion aufstellt, in getrenntem Dasein, und sie durch die Berührung wieder in eins setzt. Diese Bewegung, als eine Bewegung zwischen Abstrakten, Differenten, Begeisteten, aber Daseienden, da sie Abstrakte sind ist die Verwirklichung der Pflanze, welche sie an ihr selbst darstellt. αa) Diese Darstellung ist seit Linné allgemein als Geschlechtsprozeß angesehen worden; allein daß er dies wäre, müßte er nicht nur zu seinen Momenten Teile der Pflanzen haben, sondern ganze Pflanzen. Es ist daher eine berühmte Streitfrage in der Botanik, ob wirklich bei der Pflanze erstens Sexualunterschied, zweitens Befruchtung wie bei den Tieren vorhanden sei. 1. Auf die erste Frage müssen wir antworten: Die Differenz, zu der es die Pflanze bringt, von einem vegetativen Selbst zu einem vegetativen Selbst, so daß jedes den Trieb habe, sich mit dem anderen zu identifizieren, - diese Bestimmung ist nur wie ein Analogon des Geschlechtsverhältnisses vorhanden. Denn das, was sich verhält, sind nicht zwei Individuen. Nur an einzelnen Gebilden kommt der Geschlechtsunterschied in der Art vor, daß die getrennten Geschlechter an zwei selbständige Pflanzen verteilt sind, - die Diözisten: die wichtigsten Pflanzen wie Palmen, Hanf, Hopfen usw. Die Diözisten machen so einen Hauptbeweis der Befruchtung aus. In den Monözisten aber, wie Melonen, Kürbisse, Haselnüsse, Tannen, Eichen, ist die männliche und weibliche Blume in derselben Pflanze vorhanden; d. h. solche Pflanzen sind Hermaphroditen. Hierzu kommen noch die Polygamen, welche Blumen von getrenntem Geschlecht und Zwitterblumen zugleich tragen.236) Diese Unterschiede sind aber bei den Pflanzen während ihres Wachstums oft sehr wandelbar: bei den Diözisten, wie Hanf, Mercurialis usw., zeigt z. B. eine Pflanze früher Anlage, weiblich zu sein, nachher wird sie aber dennoch männlich, der Unterschied ist so nur ganz partiell. Die verschiedenen Individuen können also nicht als verschiedene Geschlechter angesehen werden, weil sie nicht in das Prinzip ihrer Entgegensetzung ganz eingetaucht sind, - weil es sie nicht ganz durchdringt, nicht allgemeines Moment des ganzen Individuums, sondern ein abgeschiedener Teil desselben ist und beide nur nach diesem Teile sich aufeinander beziehen. Das eigentliche Geschlechtsverhältnis muß zu seinen entgegengesetzten Momenten ganze Individuen haben, deren Bestimmtheit, in sich vollkommen reflektiert, sich über das Ganze verbreitet. Der ganze Habitus des Individuums muß mit seinem Geschlecht verbunden sein. Erst wenn die inneren Zeugungskräfte die ganze Durchdringung und Sättigung erreicht haben, ist der Trieb des Individuums vorhanden und das Geschlechtsverhältnis erwacht. Was am Tiere von Haus aus geschlechtlich ist, nur sich entwickelt, zur Kraft kommt, zum Triebe wird, aber nicht das Bildende seiner Organe ist, das ist in der Pflanze ein äußerliches Erzeugnis. Die Pflanze ist also geschlechtslos, selbst die Diözisten, weil die Geschlechtsteile, außer ihrer Individualität, einen abgeschlossenen, besonderen Kreis bilden. Wir haben auf der einen Seite Filamente und Antheren als männliche Geschlechtsteile, auf der anderen Fruchtknoten und Pistill, als weibliche Geschlechtsteile, die Link (Grundlehren, S. 215-218, 220) folgendergestalt beschreibt: "Ich habe nie Gefäße in der Anthere gefunden; sie besteht größtenteils aus großen, runden und eckigen Zellen: nur wo man Nerven" (?) "bemerkt, sind diese länger und schmaler. In der Anthere befindet sich der Blütenstaub, meistens lose in kleinen Kugeln. Nur selten ist er an kleinen Fädchen befestigt; in einigen Pflanzen ist er ein Harziges, in anderen von einem tierischen Stoffe, phosphorsaurem Kalk und phosphorsaurer Talkerde. Die Antheren der Moose haben in der äußeren Form, in der Umgebung mit regelmäßig geordneten Blättern, viel Ähnlichkeit mit den Staubfäden ... . Nie laufen die Gefäßbündel aus dem Blütenstiele oder der Mitte des Fruchtknotens gerade in das Pistill; sondern aus den äußeren Umhüllungen der Frucht oder aus den umherliegenden Früchten stoßen die Gefäßbündel in dem Pistill zusammen. Daher scheint die Basis des Pistills zuweilen hohl, und eine starke und zarte Streife von Zellgewebe läuft durch die Mitte des Staubweges. Einen anderen Kanal von der Narbe zu den Samen, um sie zu befruchten, gibt es nicht." (Geht denn dies Zellgewebe nicht wirklich zu den Samen?) "Die Gefäße laufen oft nicht bis zur Narbe, oder sie gehen von derselben in die äußere Frucht an den Samen vorbei und von dort zum Blütenstiele." 2. Der ersten Frage, ob wahre Geschlechtsteile vorhanden seien, reiht sich nun die zweite an: ob Begattung als solche stattfinde. Daß wirklich Fruktifikation vorhanden sei, beweist die bekannte Geschichte in Berlin, "daß Gleditsch im botanischen Garten, 1749, den Chaemerops humilis, der weiblich ist und schon dreißig Jahre geblüht, allein nie reife Früchte getragen hatte, mit Blütenstaub des männlichen, der ihm aus dem Bosischen Garten zu Leipzig zugeschickt wurde, befruchtete und reife Samen erzielte. Im Frühjahr 1767 schickte Kölreuter von dem im Karlsruher botanischen Garten gesammelten Blumenstaube des Chaemerops humilis einen Teil an Gleditsch in Berlin und den anderen Teil an den Obergärtner Eckleben in St. Petersburg. An beiden Orten geschah die Bestäubung der weiblichen Palme mit glücklichem Erfolge. Die Palme in St. Petersburg war schon hundert Jahre alt und hatte immer vergeblich geblüht."237) 3. Müssen wir also hiernach eine wirkliche Befruchtung zugeben, so fragt sich immer noch drittens, ob sie notwendig sei. Da die Knospen ganze Individuen sind, die Pflanzen sich durch Stolonen fortbilden, Blätter, Zweige nur die Erde zu berühren brauchen, um für sich als selbständige Individuen fruchtbar zu sein (§ § 45 Zus. S. 384), so ist bei der Pflanze das Hervorgehen eines neuen Individuums aus der vermittelnden Synthese beider Geschlechter - die Zeugung - ein Spiel, ein Luxus, etwas Überflüssiges für die Fortpflanzung; denn die Erhaltung der Pflanze ist selbst nur Vervielfältigung ihrer selbst. Die Befruchtung durch Verbindung zweier Geschlechter ist nicht notwendig, da das Pflanzengebilde schon für sich befruchtet ist, weil es die ganze Individualität ist auch ohne von einem Anderen berührt zu werden. Viele Pflanzen haben so Befruchtungswerkzeuge, aber nur unfruchtbaren Samen: "Manche Moose können Staubfäden haben, ohne ihrer zur Vermehrung zu bedürfen, da sie durch Gemmen sich hinreichend fortpflanzen. Sollten aber nicht auch die Pflanzen unbefruchtet wenigstens einige Generationen hindurch, keimende Samen, wie die Blattläuse, tragen können? Spallanzanis Versuche238) scheinen dieses zu beweisen."239) Fragen wir nun, ob eine Pflanze reifen Samen tragen kann, ohne daß das Pistill Samenstaub von den Filamenten und Antheren aufnehme, so lautet die Antwort: Bei manchen Pflanzen trägt sie keinen reifen Samen, bei anderen ist dies aber allerdings der Fall. Die Sache ist also überhaupt, daß bei den meisten Pflanzen die Befruchtung zu ihrer Bedingung hat die Berührung des Pistills und des Antherenstaubes, aber daß bei vielen Pflanzen doch Befruchtung eintritt, ohne daß die Berührung nötig sei. Weil nämlich das schwache Pflanzenleben allerdings den Versuch zeigt, zum Sexualunterschied überzugehen, aber es auch nicht völlig dazu bringt, sondern im ganzen die Natur der Pflanze gleichgültig dagegen ist, so reifen einige Pflanzen und brechen für sich auf, wenn auch die Antheren, die Narbe abgeknickt, mithin das Leben der Pflanzen verletzt worden ist; sie vollenden sich also für sich, und der Same hat auf diese Weise keinen Vorzug vor der Knospe. Beide Teile sind in Hermaphroditen, wie Melonen Kürbissen, auch nicht zugleich reif oder in solcher Entfernung und Stellung, daß sie einander nicht berühren können. So sieht man in vielen Blumen, namentlich den Asklepiaden, nicht ein, wie der Pollen auf das Pistill kommen kann.240) Bei einigen müssen Insekten, der Wind usw. dies verrichten. β) Wo nun die Geschlechtsdifferenz und der Gattungsprozeß vorhanden sind, entsteht die weitere Frage, wie er gefaßt werden soll, da er für das Reifen des Samens nicht notwendig ist, und ob er ganz nach Analogie des Tierischen zu nehmen sei. 1. Der Gattungsprozeß ist bei den Pflanzen formell; erst im animalischen Organismus hat er seinen wahrhaften Sinn. Während im Gattungsprozeß des Animalischen die Gattung, als die negative Macht des Individuums, sich durch die Aufopferung dieses Individuums realisiert, an dessen Stelle sie ein anderes setzt, so ist diese positive Seite des Prozesses bei der Pflanze bereits in den zwei ersten Prozessen vorhanden, indem das Verhalten zur Außenwelt schon eine Reproduktion der Pflanze selber ist, also mit dem Gattungsprozeß zusammenfällt. Es ist deswegen eigentlich das Geschlechtsverhältnis ebensosehr oder vielmehr als Verdauungsprozeß anzusehen; Verdauung und Zeugung sind hier dasselbe. Die Verdauung bringt das Individuum selbst hervor; aber in der Pflanze ist es ein anderes Individuum, das hier wird, wie in der unmittelbaren Verdauung des Wachstums eben dies ein Verknoten ist. Zum Hervorbringen und Reifen der Knospen gehört nur die Hemmung des wuchernden Wachstums; das Ganze resümiert sich dadurch zum Knoten, zur Frucht, und zerfällt in viele Körner, die für sich zu existieren fähig sind. Der Gattungsprozeß hat also für die Natur der Pflanze keine Wichtigkeit. Er stellt dar, daß die Reproduktion des Individuums auf eine vermittelte Weise geschieht, selbst als ein ganzer Prozeß, obgleich dennoch alles dieses wieder bei der Pflanze ebenso unmittelbares Entstehen von Individuen ist, - sowohl die Geschlechtsdifferenz als die Produktion des Samens. 2. Wo aber wirklich Berührung vorhanden ist, was geschieht? Die Anthere springt auf, der Samenstaub verfliegt und berührt die Narbe am Pistill. Auf dieses Verfliegen folgt das Verwelken des Pistills und das Aufschwellen des Fruchtknotens, des Samens und seiner Hülle. Dazu, daß Individuen erzeugt werden, ist aber nur die Negation des Wachsens nötig; selbst das Schicksal der Geschlechtsteile ist nur Hemmung, Negation, Zerstäuben, Verwelken. Beim animalischen Leben ist auch Hemmung, Negation nötig. Jedes Geschlecht negiert sein Fürsichsein, setzt sich mit dem anderen identisch. Diese Negation ist es aber nicht allein, durch welche im Tiere diese lebendige Einheit gesetzt wird, sondern das affirmative Gesetztwerden der Identität beider, das durch jene Negation vermittelt ist, gehört auch hierher. Dieses ist das Befruchtet-werden, der Keim, das Erzeugte. Bei der Pflanze ist aber nur die Negation nötig, weil die affirmative Identität der Individualität, der Keim, die idea matrix in der Pflanze selbst schon sogleich an sich allenthalben vorhanden ist, denn sie ist das ursprünglich Identische, da jeder Teil sogleich Individuum ist. Beim Tier wird dagegen die Negation der Selbständigkeit der Individuen auch Affirmation als Empfindung der Einheit. Diese bei der Pflanze allein nötige Seite der Negation ist nun aber eben vorhanden im Zerstäuben des Pollens, mit dem das Verwelken des Pistills zusammenhängt. 3. Schelver hat diese negative Seite noch näher als eine Vergiftung des Pistills angesehen. Er sagt: "Nimmt man Tulpen die Antheren, so bekommen sie keine Samenkapsel und keinen Samen, sondern bleiben unfruchtbar. Daraus, daß die Anthere zur Vollendung der Frucht am Gewächse notwendig sei und nicht beschnitten werden dürfe" (was ja selber, wie wir sahen, nicht allgemein ist), "folgt aber noch nicht, daß sie das befruchtende Geschlecht sei. Wenn sie auch nicht zur Befruchtung diente, so würde sie doch darum nicht ein überflüssiger Teil sein, welchen man, ohne dem Pflanzenleben zu schaden, wegnehmen oder verletzen kann. Auch das Abschneiden der Blumenblätter und anderer Teile kann der Entwicklung der Frucht schaden; und darum sagen wir doch nicht von ihnen daß, wenn sie abgeschnitten werden, das befruchtende Geschlecht der Frucht genommen sei. Könnte nicht auch der Blütenstaub eine der Reife des Germens notwendig vorhergehende Exkretion sein? Wer ohne Vorurteil den Fall bedenkt, wird vielmehr wahrscheinlich finden, daß es auch Gewächse gebe, welchen in ihren Klimaten das Beschneiden der stamina ebenso wohltätig zur Befruchtung sein kann, als es anderen und im allgemeinen schädlich ist. Auch das Beschneiden der Wurzeln und Zweige, das Schröpfen der Rinde, die Entziehung des Nahrungsstoffs usw. macht oft unfruchtbare Gewächse fruchtbar. Spallanzani hat aber auch ohne Nachteil die männlichen Blumen in der Monözie abgebrochen und von den nicht bestäubten Früchten reife, wieder keimende Samen erhalten, z. B. an der Schildmelone und Wassermelone."241) Dasselbe fand man bei Diözisten, deren weibliche Blumen in gläserne Gefäße verschlossen wurden. Ein solches Beschneiden der Bäume, Wurzeln usw., um mehr Früchte zu gewinnen, ist ein Entziehen der zu vielen Nahrung, das als ein Aderlassen der Bäume angesehen werden kann. Eine Menge Versuche und Gegenversuche wurde nun gemacht; dem einen sind sie gelungen, dem anderen nicht. "Soll die Frucht reifen, so muß das Wachsen und Sprossen des Gewächses beendet sein; denn wenn die Vegetation immer wieder von innen heraus mit neuer Jugendkraft zu treiben anfängt, so kann notwendig nicht zugleich die Beendigung der Vegetation bestehen oder die Reife, die Ausbildung der Frucht, zur Ruhe gelangen. Daher tragen überhaupt junge Pflanzen und alle saftreichen, stark genährten Gewächse seltener reife Früchte. Die Ansätze der Frucht werden selbst oft wieder abgestoßen oder in Triebe verwandelt, nachdem die Frucht bereits zum Teil schon ausgebildet war, wie in den sogenannten durchwachsenen Blumen und Früchten. Als ein solches das Wachstum beschränkendes, tötendes Gift wirkt der Blumenstaub auf die Narbe. Der Griffel welkt nämlich immer, sobald das Germen zu schwellen und zu reifen anfängt. Geschieht nun dieser Tod nicht aus innerer Wendung des Vegetationsprozesses, so wird das Germen ohne äußere Hilfe nicht reif. Diese ist aber im Pollen, weil er selbst der Ausbruch und die Erscheinung der auf ihre Spitze gelangenden Triebe, das auseinandergerissene Wachsen (Verwachsensein) ist. Die das Wachstum tötende Macht im Pollen ist vorzüglich das Öl in ihm." Denn die Pflanze erzeugt sich ein verbrennliches Fürsichsein. "In allen Pflanzenteilen ist das Öl, das Wachs, das Harz der äußere, begrenzende, glänzende Überzug. Und ist nicht an sich schon das Öl die Grenze der vegetabilischen Materie, das höchste, letzte Erzeugnis, welches, beinah über die Pflanzennatur hinausstrebend, der tierischen Materie, dem Fette, ähnlich ist? Mit dem Übergange in das Öl stirbt das Pflanzenwesen ab, und darum ist in ihm die das frische Sprossen des Germens bändigende Macht ... . Daß auch der Pollen andere Pflanzen fruchtbar mache, zeigen die sogenannten Bastarde."242) Die Befruchtung, als das Berühren der Narbe durch das Ölige, ist so nur die Negation, welche das Außereinander der Geschlechtsteile aufhebt; aber nicht als positive Einheit. Im neuen Hefte seiner Zeitschrift geht Schelver das Ungründliche der Experimente hierüber durch.243) γ) Das Resultat dieses Vernichtungsprozesses ist die Ausbildung der Frucht, - einer Knospe, die nicht unmittelbar ist, sondern durch den entwickelten Prozeß gesetzt ist, während jene nur die formale Wiederholung des Ganzen ist. Die Frucht aber ist dies ausdrücklich, einen Samen hervorzubringen, und in ihr rundet sich daher die Pflanze auch vollends zusammen. 1. Der Same, der in der Frucht erzeugt wird, ist etwas Überflüssiges. Als Same hat der Same keinen Vorzug vor der Knospe, 9/426 insofern nur ein Neues erzeugt werden soll. Dieser aber ist die unverdaute Pflanze; und in der Frucht stellt sich die Pflanze dar, ihre eigene organische Natur aus ihr selbst und durch sie hervorgebracht zu haben, statt daß [wie] in vielen Pflanzen, die keinen Samen haben, die Gattung sich nicht auf diese Weise erhält sondern der Gattungsprozeß schon mit dem Prozeß der Individualität zusammengefallen ist. 2. Der Same ist Same als solcher und das Perikarpium seine Umhüllung, - Schote oder Obst oder holzigeres Gehäuse, worin endlich das Ganze der Natur der Pflanze in die Rundung überhaupt zusammengefaßt ist. Das Blatt, das aus dem Samen, dem einfachen Begriff des Individuums, in Linie und Fläche auseinandergegangen ist, hat sich als würziges, kräftiges Blatt zusammengefaßt, um Hülle dieses Samens zu sein. Die Pflanze hat im Samen und in der Frucht zwei organische Wesen hervorgebracht, die aber gleichgültig sind und auseinanderfallen. Die den Samen gebärende Kraft wird die Erde, und nicht die Frucht ist sein Mutterleib. 3. Die Reife der Frucht ist auch ihr Verderben; denn ihre Verletzung hilft, sie reifen machen. Man sagt zwar, wo Insekten den Samenstaub auf die weiblichen Teile übertragen, da entstehen keine Früchte. Aber Schelver zeigt bei Feigen, daß gerade die Verletzung die Frucht reifen läßt. Er führt (a. a. O., S. 20 f.) aus Julius Pontedera (Anthologia, Patavii 1720, c. XXXII) über die Kaprifikation an: "Wie bei uns bei den meisten Pflanzen die Früchte, durch äußerliche Beschädigung verletzt, bald reif abfallen, so hat man den Apfel tragenden und anderen Stämmen, deren Früchte unreif abfallen, dadurch geholfen, daß man ihnen Steine auflegte (induntur), indem man die Wurzel festmachte (fixa radice). Hierdurch wird oft verhütet, daß die Frucht verlorengeht. Bei den Mandelbäumen bewirken die Landleute dasselbe durch einen eichenen Keil, den sie hineintreiben. Bei anderen werden Prügel (caulices) bis ins Mark hineingebohrt oder Rinde eingeschnitten. Daher glaube ich, daß eine besondere Art von Mücken (culicum) erschaffen ist, welche sich auf den Blüten der unfruchtbaren" (d. i. männlichen) "Palmen erzeugen; diese dringt zu den Embryonen der fruchtbaren und bohrt sie an und affiziert sie durch einen gleichsam hilfreichen Biß (medico morsu), so daß alle Früchte bleiben und zur Reife gelangen." Schelver fährt fort (S. 21-24): "Bei der Feige, die durch den Cynips Psenes befruchtet werden soll und wovon die erste Zelebrität der Insekten in dieser Kunst ausgegangen zu sein scheint, fällt 9/427 um so mehr jeder Verdacht auf den übertragenen Pollen weg, da diese Kaprifikation nur gegen das Klima notwendig ist." Kaprifikation heißt dies nämlich, weil das Insekt, welches jenen guten Feigenbaum stechen muß, damit er reife Früchte bekomme, sich nur an einer anderen, schlechten Art Feigenbaum (caprificus) findet, der deshalb in der Nähe gepflanzt wird. "Johann Bauhin sagt: Die aus der faulenden Frucht des wilden Feigenbaums erzeugten Mücken fliegen auf die Früchte des edlen (urbanae), und indem sie dieselben durch einen Biß öffnen, entziehen sie denselben die überflüssige Feuchtigkeit und befördern und beschleunigen damit die Reife. Plinius ([Historia naturalis] XV, 19) sagt, daß ein dürrer Boden, worauf die Feigen bald trocknen und aufspringen, dasselbe bewirke, was die Insekten zu ihrer Befruchtung beitragen, - daß in den Gegenden, wo von den Landwegen viel trockener Staub auf die Bäume kommt und der überflüssige Saft absorbiert wird, die Kaprifikation unnötig sei. In unseren Gegenden, wo der männliche Baum und das Insekt fehlen, werden die Samen der Feigen nicht vollendet, weil die Feigen unvollkommen reifen. Daß aber die in heißen Ländern ohne Kaprifikation reifenden Feigen nur ein reifes Rezeptakulum waren, das keine vollendete Samen enthielt, ist eine bloße Versicherung." Es kommt also viel auf die Wärme des Klimas und die Natur des Bodens an. Die Kaprifikation ist eine Hemmung in der Natur der Früchte, und dieses Fremdartige, Tötende bildet die Reproduktion der Pflanzen selbst heraus und vollendet sie. Das Insekt sticht die Frucht und bringt sie dadurch zur Reife, nicht durch hinübergebrachten Pollen, wie überhaupt gestochene Früchte abfallen und früher reifen. "Die Blume, die Verstäubung, die Frucht ruhen aber, solange das niedere Leben regiert. Gelangt die Blume zur Entfaltung, so herrscht überall die höchste Entfaltung des Geheimnisses; Wachsen und Keimen sind eingehalten, die Färbung, der Duft, welche die Blume hat, werden dann oft in allen Teilen entwickelt. Wenn die Verstäubung herrscht, das Entfaltete als vollendet abstirbt, so beginnt dieses Welken in allen Teilen, die Blätter fallen bald nach, die äußere Rinde trocknet und wird gelöst, das Holz wird hart. Wenn endlich die Frucht herrscht, so tritt derselbe Lebensgeist in alle Teile, die Wurzel macht Ableger, in der Rinde quellen die Augen, die Knospen, in den Achseln der Blätter keimt ihre Vermehrung. Die Verstäubung ist für sich selbst Zweck der Vegetation, - ein Moment des ganzen vegetativen Lebens, welches durch alle Teile geht und endlich, für sich selbst durchbrechend, nur die Absonderung seiner Erscheinung in den Antheren erreicht."244)
§ 349
Was aber im Begriffe gesetzt worden, ist, daß der Prozeß die mit sich selbst zusammengegangene Individualität darstellt und die Teile, die zunächst als Individuen sind, auch als der Vermittlung angehörige und in ihr vorübergehende Momente, somit die unmittelbare Einzelheit und das Außereinander des vegetabilischen Lebens als aufgehoben zeigt. Dies Moment der negativen Bestimmung begründet den Übergang in den wahrhaften Organismus, worin die äußere Gestaltung mit dem Begriffe übereinstimmt, daß die Teile wesentlich Glieder und die Subjektivität als die durchdringende eine des Ganzen existiert.
Zusatz. Die Pflanze ist ein untergeordneter Organismus, dessen Bestimmung ist, sich dem höheren Organismus darzubieten, um von ihm genossen zu werden. Wie das Licht an ihr Farbe als Sein für Anderes und sie ebenso als Luftform ein Geruch für Anderes ist, so nimmt sich die Frucht, als ätherisches Öl, in das brennbare Salz des Zuckers zusammen und wird weinige Flüssigkeit. Hier zeigt sich nun die Pflanze als der Begriff, der das Lichtprinzip materialisiert und das Wäßrige zum Feuerwesen gemacht hat. Die Pflanze ist selbst die Bewegung des Feurigen in sich selbst, sie geht in Gärung über; aber die Wärme, welche sie sich aus sich gibt, ist nicht ihr Blut, sondern ihre Zerstörung. Dieser höhere, als sie als Pflanze ist, dieser tierische Prozeß ist ihr Untergang. - Indem die Stufe des Blumenlebens nur ein Verhältnis zu Anderem ist, das Leben aber darin besteht, sich als unterschieden zu sich selbst zu verhalten, so ist diese Berührung in der Blume, wodurch die Pflanze für sich wird, ihr Tod; denn es ist nicht mehr das Prinzip der Pflanze. Diese Berührung ist Setzen des Individuellen, Einzelnen als identisch mit dem Allgemeinen. Damit ist aber das Einzelne herabgesetzt, nicht mehr unmittelbar, sondern nur durch Negation seiner Unmittelbarkeit für sich, aber so sich aufhebend in die Gattung, die nun an ihm zur Existenz kommt. Damit haben wir aber den höheren Begriff des tierischen Organismus erreicht.
181) Carl Heinrich Schultz, Die Natur der lebendigen Pflanze. Erweiterung und Bereicherung der Entdeckungen des Kreislaufs im Zusammenhange mit dem ganzen Pflanzenleben, 2 Bde., 1823/28
182) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 473
183) *[Gottfried Reinhold Treviranus] Biologie oder Philosophie der lebenden Natur [für Naturforscher und Ärzte, 6 Bde., Göttingen 1802-22] Bd. V, S. 202 f.
184) *[Gottfried Reinhold Treviranus] Biologie oder Philosophie der lebenden Natur [für Naturforscher und Ärzte, 6 Bde., Göttingen 1802-22] Bd. V, S. 4 ff; [Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 422-428
185) Augustin Pyrame De Candolle, 1778-1841, Botaniker
186) Siegmund Friedrich Hermbstädt, 1760-1833, Chemiker und Pharmazeut
187) *[Heinrich Friedrich] Link, Grundlehren der Anatomie und Physiologie der Pflanzen (Göttingen 1807), S. 229, bemerkt dazu: "Die Blüte stinkt sehr heftig; mir scheint die Entbindung und die Zersetzung des Öls oder gekohlten Wasserstoffgases, welches den Gestank verursacht, an der Luft allein der Grund der Erscheinung der Wärme zu sein."
188) *[Gottfried Reinhold Treviranus] Biologie oder Philosophie der lebenden Natur [für Naturforscher und Ärzte, 6 Bde., Göttingen 1802-22] Bd. V, S. 217 f.
189) Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären, Gotha 1790. Später unter dem Titel "Die Metamorphose der Pflanzen", in Zur Morphologie, I. Bd., 1. Heft, 1817
190) Carl Heinrich Schultz, Die Natur der lebendigen Pflanze. Erweiterung und Bereicherung der Entdeckungen des Kreislaufs im Zusammenhange mit dem ganzen Pflanzenleben, 2 Bde., 1823/28
191) Aubert du Petit-Thouars, 1758-1831, Botaniker
192) Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären, Gotha 1790. Später unter dem Titel "Die Metamorphose der Pflanzen", in Zur Morphologie, I. Bd., 1. Heft, 1817
193) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 293
194) *vgl. Goethe, Zur Morphologie, I. Bd. [I. Heft], 1817, "Die Metamorphose der Pflanzen", S. 7-10 [Nr. 10 ff.]
195) Im Folgenden zitiert Hegel sehr ausgiebig aus Goethes Schrift, jedoch nicht immer in wortwörtlichem Zitat, sondern häufig in Form eines Resümees. Es wurden hier, entgegen der Ausgabe von Michelet, nur die wörtlichen Zitate in Anführungszeichen gesetzt; bei kleinen Abweichungen wurde der Goethesche Text stillschweigend wiederhergestellt; Auslassungen sind durch Punkte gekennzeichnet. Den Seitenangaben Hegels sind in eckigen Klammern die Nummern der Absätze hinzugefügt.
196) *[Franz Joseph] Schelver, Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze [1802], 1. Fortsetzung (1814), S. 38-40
197) *Hermann Friedrich Autenrieth, [Disquisitio quaestionis acad.] de discrimine sexuali [iam in seminibus plantarum dioïcarum apparente praemio regio ornata], Tübingen 1821, p. 29 f.
198) Michelet hat in seiner Ausgabe diesen Paragraphen geteilt in § 346 (nur der erste Satz) und § 346 a. Die beiden Zusätze sind bei Michelet diesen beiden Paragraphen zugeteilt.
199) *Link, Grundlehren, S. 235 f.
200) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 367-369
201) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 370 f., 380 (S. 31)
202) Antoine-Laurent de Jussieu, Genera plantarum secundum ordines naturales disposita, Paris 1789
203) *Link, Grundlehren, S. 185
204) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 398
205) *Link, Grundlehren, S. 12 (Nachträge I, S. 7), 15-18; 20-26; 29-30, 32
206) Carl Heinrich Schultz, Die Natur der lebendigen Pflanze. Erweiterung und Bereicherung der Entdeckungen des Kreislaufs im Zusammenhange mit dem ganzen Pflanzenleben, 2 Bde., 1823/28
207) *Link, Grundlehren, S. 46-49; 51-58, 61; 64 f.
208) *Link, Grundlehren, S. 65-68
209) Lorenz Oken, 1779-1851, Naturforscher und Naturphilosoph
210) *Oken, Lehrbuch der Naturphilosophie [3 Bde., Jena 1808-11], Bd. II, S. 52 ff.
211) *Schultz, Die Natur der lebendigen Pflanze, Bd. I, S. 530
212) Johann Baptist von Spix und Karl Friedrich Philipp von Martius, Reise in Brasilien, 3 Bde., München 1923-31
213) *Osservazioni microscopiche sulla Tremella e sulla circolazione del fluido in una pianta aquajuola, Lucca 1774
214) *[Giovanni Battista Amici] Osservazioni sulla circolazione del succhio nella Chara, Modena 1818
215) *Wiener Jahrbücher 1819, Bd. V, S. 203 (Martius' Abhandlung über den Bau und die Natur der Charen in: nova acta physico-medica der Leopold. Karolin. Akademie der Naturforscher, Bd. I, Erlangen 1818)
216) *Link, Grundlehren, S. 76
217) *Link, Nachträge I, S. 49-51
218) *Schultz, Die Natur der lebendigen Pflanze, Bd. I, S. 632, 636, 653, 659
219) *Oken, Lehrbuch der Naturphilosophie [3 Bde., Jena 1808-11], Bd. II, S. 112
220) *Link, Grundlehren, S. 146-151 (Nachträge I, S. 45 f.)
221) *Link, Nachträge I, S. 46-48; II S. 41 f. (Grundlehren, S. 151-153)
222) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 402 f.
223) *Goethe, Zur Morphologie [I. Bd., I. Heft, "Die Metamorphose der Pflanze"], S. 54 [Nr. 110]
224) *Link, Grundlehren, S. 137 (Nachträge I. S. 39, 43), 140
225) *Link, Grundlehren, S. 290 f.
226) *Link, Grundlehren, S. 283
227) Horace-Bénedict de Saussure, 1740-1799, Pionier der Alpengeologie; konstruierte verschiedene meteorologische Instrumente (Haar-Hygrometer).
228) *Link, Nachträge I, S. 62 f.; Grundlehren, S. 284 f.
229) *vgl. Link, Nachträge I, S. 61
230) *[Franz Joseph] Schelver, Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze [1802], 1. Fortsetzung (1814), S. 23, S. 78
231) *Link, Grundlehren S. 272-274; 278 f.
232) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 434 f.
233) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 448 f. (S. 419-421)
234) *[Franz Joseph] Schelver, Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze [1802], I. Fortsetzung (1814), S. 46
235) *Link, Nachträge I, S. 52
236) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 235 f.
237) *[Karl Ludwig Willdenow] Grundriß der Kräuterkunde [Berlin 1792], herausgegeben von [Heinrich Friedrich] Link (6. Aufl., 1821), S. 483; [Franz Joseph] Schelver, Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze [1802], I. Fortsetzung (1814), S. 12 f.
238) Lazzaro Spallanzani, 1729-1799, einer der Begründer der modernen Biologie
239) *Link, Grundlehren, S. 228
240) *vgl. Link, Grundlehren, S. 219
241) *[Franz Joseph] Schelver, Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze [1802], I. Fortsetzung (1814), S. 4-7 (14-15)
242) *[Franz Joseph] Schelver, Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze [1802], I. Fortsetzung (1814), S. 15-17
243) *Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanzen, 2. Fortsetzung (1823)
244) *[Franz Joseph] Schelver, Kritik der Lehre von den Geschlechtern der Pflanze [1802], I. Fortsetzung (1814), S. 56 f., 69
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