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G.W.F. HEGEL
Vorlesungen über die Philosophie der Religion

 

γ. Die vernünftige Betrachtung der Endlichkeit

Dieser Standpunkt ist zunächst so zu betrachten, wie er im Verhältnis steht mit der Form der Reflexion in ihrer höchsten Spitze. Der Übergang von diesem Standpunkt muß seiner Natur nach dialektisch sein und gemacht werden; dies gehört jedoch der Logik an.
Wir wollen so verfahren, daß wir ihn auf konkrete Weise darstellen und in Ansehung der Notwendigkeit des Übergangs nur an die eigene Konsequenz dieses Standpunktes appellieren.
Er sagt: ich als endlich bin ein Nichtiges, welches aufzuheben ist; aber diese Aufhebung ist doch wohl nicht vollbracht, wenn diese unmittelbare Einzelheit zugleich bleibt, und so bleibt, daß nur dies Ich das Affirmative wird, wie es der Standpunkt der Reflexion angibt.
Das Endliche, das sich zum Unendlichen steigert, ist nur abstrakte Identität, leer in sich selbst,
die höchste Form der Unwahrheit, die Lüge und das Böse. Es muß daher ein Standpunkt aufgezeigt werden, wo das Ich in dieser Einzelheit in der Tat und Wirklichkeit Verzicht auf sich tut.
Ich muß die in der Tat aufgehobene partikulare Subjektivität sein; so muß ein Objektives von mir anerkannt sein, welches in der Tat für mich als Wahres gilt, welches anerkannt ist als das Affirmative, für mich gesetzt, in welchem ich als dieses Ich negiert bin, worin aber meine Freiheit zugleich erhalten ist.
Die Freiheit der Reflexion ist eine solche, die nichts in sich entstehen läßt und, da sie doch entstehen lassen muß, in diesem Setzen ohne Gesetz und Ordnung verfährt, d. h. nichts Objektives entstehen läßt.
Soll wirklich ein Objektives anerkannt werden, so gehört dazu, daß ich als Allgemeines bestimmt werde, mich erhalte, mir nur gelte als Allgemeines. Dies ist nun nichts anderes als der Standpunkt der denkenden Vernunft, und die Religion selbst ist dies Tun, diese Tätigkeit der denkenden Vernunft und des vernünftig Denkenden, sich als Einzelner als das Allgemeine zu setzen und, sich als Einzelnen aufhebend, sein wahrhaftes Selbst als das Allgemeine zu finden. Philosophie ist ebenso denkende Vernunft, nur daß bei ihr dies Tun, welches Religion ist, in der Form des Denkens erscheint, während die Religion, als sozusagen unbefangen denkende Vernunft, in der Weise der Vorstellung stehenbleibt.

Von diesem Standpunkt sind nun die allgemeinen Bestimmungen, die näheren Gedankenbestimmungen aufzuweisen.

Zuerst ist gesagt, die Subjektivität gibt ihr Einzelnes auf im Objekt, ein Objektives überhaupt anerkennend. Dies Objekt kann nichts Sinnliches sein; vom sinnlichen Gegenstand weiß ich, da ist mir die Sache das Bestehende, aber darin ist meine Freiheit noch nicht; die Unwahrheit des sinnlichen Bewußtseins müssen wir hier voraussetzen.
Die notwendige Bestimmung ist, daß dies Objektive als Wahrhaftes, Affirmatives in der Bestimmung des Allgemeinen ist; in diesem Anerkennen eines Objekts, eines Allgemeinen tue ich Verzicht auf meine Endlichkeit, auf mich als Diesen. Mir gilt das Allgemeine; ein solches wäre nicht, wenn ich als Dieser erhalten bin. Dies ist auch in dem unmittelbaren Wissen von Gott vorhanden; ich weiß von dem objektiv Allgemeinen, das an und für sich ist, aber weil es nur unmittelbares Verhalten ist und die Reflexion noch nicht eintritt, so ist dies Allgemeine, dies Objekt des Allgemeinen, selbst nur ein Subjektives, dem die an und für sich seiende Objektivität fehlt. Die letzte Reflexion ist denn nur, daß diese Bestimmungen nur ins Gefühl gelegt, in dem subjektiven Bewußtsein eingeschlossen sind, das auf sich nach seiner unmittelbaren Partikularität noch nicht Verzicht geleistet hat, so daß diese Bestimmung des objektiv Allgemeinen als solchen noch nicht hinreichend ist.
Es gehört vielmehr dazu, daß das abstrakt Allgemeine auch einen Inhalt, Bestimmungen in sich hat;
so ist es erst für mich als an und für sich seiend vorhanden.
Wenn es leer ist, so ist die Bestimmtheit nur eine gemeinte, sie fällt auf mich, mir bleibt aller Inhalt;
alle Tätigkeit, alle Lebendigkeit, das Bestimmen und Objektivieren ist nur das meinige; ich habe nur einen toten, leeren Gott, ein sogenanntes höchstes Wesen, und diese Leerheit, diese Vorstellung bleibt nur subjektiv, bringt es nicht zur wahrhaften Objektivität.
Auf diesem letzteren Standpunkt findet nur Gewißheit, aber keine Wahrheit statt, und ich kann dabei noch ganz als Dieses, Endliches bestimmt bleiben.
Die Objektivität ist dann nur Schein.

Nicht bloß für die Philosophie ist der Gegenstand inhaltsvoll, sondern dies ist ein Gemeinsames der Philosophie und Religion; ein Unterschied in der Ansicht beider ist hier noch nicht vorhanden.

Hieran knüpft sich die Frage: wie ist das Subjekt darin bestimmt? Dasselbe ist in Beziehung auf den anerkannten Gegenstand denkend bestimmt. Tätigkeit des Allgemeinen ist das Denken, ein Allgemeines zum Gegenstand habend; hier soll das Allgemeine sein das schlechthin absolut Allgemeine.
Die Beziehung auf solchen Gegenstand ist deshalb das Denken des Subjekts; der Gegenstand ist das Wesen, das Seiende für das Subjekt. Der Gedanke ist nicht bloß subjektiv, sondern auch objektiv.

Bei dem Gedanken über die Sache, reflektierend, bin ich subjektiv, habe meine Gedanken darüber;
die Sache denkend, den Gedanken derselben denkend, ist die Beziehung meiner als Besonderes gegen die Sache weggenommen, und ich verhalte mich objektiv; ich habe darin Verzicht getan auf mich als Diesen nach seiner Partikularität und bin Allgemeines; dies und denken, daß das Allgemeine mein Gegenstand ist, ist dasselbe; ich tue hier actualiter, realiter Verzicht auf mich. Das Wirken und Leben in der Objektivität ist das wahrhafte Bekenntnis der Endlichkeit, die reale Demut.

Es kann bemerkt werden, daß wesentliche Bestimmung des Denkens ist, daß es vermittelnde Tätigkeit ist, vermittelte Allgemeinheit, die als Negation der Negation Affirmation ist.
Es ist Vermittlung durch Aufhebung der Vermittlung. Allgemeinheit, Substanz sind solche Gedanken, die nur sind durch Negation der Negation. So ist die Weise der Unmittelbarkeit darin enthalten, aber nicht mehr allein. So kommt der Ausdruck vor: wir wissen unmittelbar von Gott. Wissen ist die reine Tätigkeit und ist nur das Unreine, Unmittelbare negierend. Auf empirische Weise können wir von Gott wissen; dieser allgemeine Gegenstand ist so unmittelbar vor mir, ohne Beweise.
Diese Unmittelbarkeit im empirischen Subjekt ist teils selbst Resultat vieler Vermittlungen, teils nur eine Seite dieser Tätigkeit.
Ein schweres Klavierstück kann leicht gespielt werden, nachdem es oft wiederholt, einzeln durchgegangen ist; es wird gespielt mit unmittelbarer Tätigkeit als Resultat so vieler vermittelnder Aktionen. Dasselbe ist der Fall mit der Gewohnheit, die uns zur zweiten Natur geworden.
Das einfache Resultat der Entdeckung des Kolumbus ist Resultat vieler vorhergegangener einzelner Tätigkeiten, Überlegungen.

Die Natur einer solchen Tätigkeit ist verschieden von der Erscheinung; so ist die Natur des Denkens diese Gleichheit mit sich selbst, diese reine Durchsichtigkeit der Tätigkeit, die in sich Negation des Negativen ist, und das Resultat ist es, das sich zum Unmittelbaren macht, als Unmittelbares erscheint.

Ich bin also in der Beziehung auf den Gegenstand als denkend bestimmt, und zwar nicht bloß in der Philosophie, sondern auch in der affirmativen Religion; in der Andacht, die von denken und Gedachtem herkommt, ist Gott für mich. Dies Denken des Allgemeinen ist dann eine bestimmte Weise, wie ich bin, als rein Denkendes.
Das Weitere ist, daß ich in der Andacht, in dieser Beziehung zur allgemeinen Substanz auf mich reflektiert bin, mich von diesem Gegenstand, ihn von mir unterscheide, denn ich habe mich aufzugeben; darin liegt das Bewußtsein meiner, und sofern ich nur Andacht habe als mich gegen Gott aufgebend, bin ich nur als Reflexion zugleich aus Gott in mich. Wie bin ich nun in dieser Rücksicht bestimmt, Ich, das wiedererscheint? Hier bin ich als Endliches bestimmt auf wahrhafte Weise, endlich als unterschieden von diesem Gegenstand, als das Partikulare gegen das Allgemeine, als das Akzidentelle an dieser Substanz, als ein Unterschied, als ein Moment bestimmt, das zugleich nicht für sich ist, sondern das auf sich Verzicht geleistet hat und sich als endlich weiß. So also bleibe ich im Bewußtsein meiner selbst, und dies kommt daher, daß der allgemeine Gegenstand jetzt an sich selbst Gedanke ist und den Inhalt hat in sich, in sich bewegende Substanz und, als innerer Prozeß, in dem er seinen Inhalt erzeugt, nicht leer, sondern absolute Erfüllung ist. Alle Besonderheit gehört ihm an; als Allgemeines ist es gegen mich übergreifend, und so schaue ich mich an als endlich, daß ich bin ein Moment in diesem Leben, als das, welches sein besonderes Sein, sein Bestehen nur hat in dieser Substanz und in ihren wesentlichen Momenten. So bin ich nicht nur an sich, sondern auch actualiter als endlich gesetzt. Eben darum behalte ich mich nicht als Unmittelbares, als Affirmatives.

Betrachteten wir nun bisher in konkreter Weise das Verhältnis des Ich zur allgemeinen Substanz, so hätten wir noch das abstrakte Verhältnis des Endlichen zum Unendlichen überhaupt zu betrachten.

In der Reflexion steht das Endliche dem Unendlichen nur so gegenüber, daß das Endliche verdoppelt ist. Das Wahre ist die untrennbare Einheit beider. Es ist dies das, was wir eben in konkreterer Form als Verhältnis des subjektiven Ich zum Allgemeinen betrachtet haben.
Das Endliche ist nur wesentliches Moment des Unendlichen; das Unendliche ist die absolute Negativität, d. h. Affirmation, die aber Vermittlung in sich selbst ist. Die einfache Einheit, Identität und abstrakte Affirmation des Unendlichen ist an sich keine Wahrheit, sondern es ist ihm wesentlich, sich in sich zu dirimieren; es ist darin erstens die Affirmation, dann zweitens die Unterscheidung, und drittens tritt die Affirmation als Negation der Negation und so erst als das Wahre hervor.
Der Standpunkt des Endlichen ist ebensowenig das Wahre; sondern es muß sich aufheben, und dies Negieren ist erst das Wahre.
Das Endliche also ist wesentliches Moment des Unendlichen in der Natur Gottes, und so kann man sagen: Gott ist es selbst, der sich verendlicht, Bestimmungen in sich setzt. Dies nun könnte uns zunächst ungöttlich scheinen; aber wir haben es auch in den gewöhnlichen Vorstellungen von Gott schon, denn wir sind gewohnt, an ihn als Schöpfer der Welt zu glauben. Gott erschafft eine Welt;
Gott bestimmt, außer ihm ist nichts zu bestimmen da; er bestimmt sich, indem er sich denkt, setzt sich ein Anderes gegenüber; er und die Welt sind zwei. Gott schafft die Welt aus nichts; d. h. außer der Welt ist nichts Äußerliches da, denn sie ist die Äußerlichkeit selbst. Nur Gott ist; Gott aber nur durch Vermittlung seiner mit sich; er will das Endliche; er setzt es sich als ein Anderes und wird dadurch selbst zu einem Anderen seiner, zu einem Endlichen, denn er hat ein Anderes sich gegenüber.
Dies Anderssein aber ist der Widerspruch seiner mit sich selbst. Er ist so das Endliche gegen Endliches; das Wahrhafte aber ist, daß diese Endlichkeit nur eine Erscheinung ist, in der er sich selbst hat.
Das Schaffen ist die Tätigkeit; darin liegt der Unterschied und darin das Moment des Endlichen.
Doch dies Bestehen des Endlichen muß sich auch wieder aufheben, denn es ist Gottes; es ist sein Anderes und ist dennoch in der Bestimmung des Anderen Gottes.
Es ist das Andere und nicht Andere; es löst sich selbst auf; es ist nicht es selbst, sondern ein Anderes; es richtet sich zugrunde. Dadurch aber ist das Anderssein ganz in Gott verschwunden, und Gott erkennt darin sich selbst, wodurch er als Resultat seiner durch sich sich selbst erhält.

Nach dieser Betrachtung sind wohl zu unterscheiden die zwei Unendlichkeiten:
die wahre und die bloß schlechte des Verstandes.
So ist denn das Endliche Moment des göttlichen Lebens.

 

 

Die Endlichkeit in der sinnlichen Existenz

Die Endlichkeit auf dem Standpunkt der Reflexion

Übergang zum spekulativen Begriff der Religion

Der spekulative Begriff der Religion

 

 

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