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Vorlesungen über die Philosophie der Religion

 

c. Übergang zum spekulativen Begriff der Religion

Für die entwickelte vernünftige Betrachtung des Endlichen gelten nicht mehr die einfachen Formen eines Satzes. "Gott ist unendlich, Ich endlich", dies sind falsche, schlechte Ausdrücke,
Formen, die dem nicht angemessen sind, was die Idee ist, was die Natur der Sache ist.
Das Endliche ist nicht das Seiende; ebenso ist das Unendliche nicht fest: diese Bestimmungen sind nur
Momente des Prozesses. Gott ist ebenso auch als Endliches und das Ich ebenso als Unendliches. Das "ist", welches in solchen Sätzen als ein Feststehendes betrachtet wird, hat, in seiner Wahrheit gefaßt, keinen anderen Sinn als nur den der Tätigkeit, Lebendigkeit und Geistigkeit.

Auch Prädikate reichen zur Bestimmung nicht aus, am wenigsten einseitige und nur vorübergehende. Sondern was wahr und die Idee ist, ist durchaus nur als die Bewegung. So ist Gott diese Bewegung in sich selbst und nur dadurch allein lebendiger Gott. Aber dies Bestehen der Endlichkeit muß nicht festgehalten, sondern aufgehoben werden: Gott ist die Bewegung zum Endlichen und dadurch als Aufhebung desselben zu sich selbst; im Ich, als dem sich als endlich Aufhebenden, kehrt Gott zu sich zurück und ist nur Gott als diese Rückkehr. Ohne Welt ist Gott nicht Gott.

Die Alten haben besonders diese Abstraktionen gehabt; es sind Erzeugnisse des Beginnens des reflektierenden, abstrakten Denkens. Platon hat indessen schon das Unendliche als das Schlechte anerkannt und das Bestimmte als das Höhere, die sich in sich begrenzende Grenze für höher als das Unbegrenzte. Das Wahre ist die Einheit des Unendlichen, in der das Endliche enthalten.
Das Resultat ist, daß wir uns von dem Schreckbild des Gegensatzes des Endlichen und Unendlichen losmachen müssen.
Gegen das Verhalten, von Gott wissen zu wollen und eine positive Beziehung zu ihm zu haben,
läßt man das Schreckbild los, daß dies eine Anmaßung sei, und spricht dagegen mit vieler Salbung und Erbauung und mit verdrießlicher Demut; diese Anmaßung kommt aber allerdings der Philosophie wie der Religion zu.
Es ist auf diesem Standpunkt gleichgültig, ob ich den Inhalt, Gott, denkend erkenne oder ihn auf Autorität oder mit dem Herzen, mit innerer Erleuchtung oder wie es sonst sei für wahr halte;
gegen alles dies wird das Schreckbild der Anmaßung, Gott erkennen, durch Endliches Unendliches erfassen zu wollen, aufgestellt. Dieses Gegensatzes müssen wir uns ganz entschlagen, und zwar durch die Einsicht, was für eine Bewandtnis es damit hat.

Wer dieses Phantoms sich nicht entschlägt, der versenkt sich in die Eitelkeit; denn er setzt das Göttliche als die Ohnmacht, zu sich selbst kommen zu können, während er seine eigene Subjektivität festhält und aus dieser die Ohnmächtigkeit seines Erkennens versichert.
Dies ist dann erst recht die subjektive Unwahrheit, die Heuchelei, die das Endliche sich behält,
die Eitelkeit des Endlichen eingesteht, aber dies zugestandene, bekannte Eitle doch beibehält und zum Absoluten macht und damit vom Erkennen und von der inhaltsvollen objektiven Religion und Religiosität abhält und sie vernichtet oder nicht aufkommen läßt.
- Dieser Eitelkeit der sich erhaltenden Subjektivität, diesem Ich sind wir entgangen, uns in die Sache versenkend; es wird Ernst mit der Eitelkeit gemacht. Dies ist eine Folge in Rücksicht auf unser Tun in der Wissenschaft.

Das negative Verhältnis des Bewußtseins zum Absoluten stützt man auf die Beobachtung.
Für das Bewußtsein sei nur Endliches; das Unendliche dagegen sei nur bestimmungslos (an sich damit, wie wir gesehen haben, nur subjektiv), und das Bewußtsein habe nur ein negatives Verhältnis zu demselben. Weil sich, sagt man nun, in der Beobachtung nur solches Verhältnis
finde, so sei es unmöglich, vom Absoluten, von der Wahrheit zu wissen.
Über diese Wendung ist noch einiges zu bemerken.

Nimmt man Möglichkeit und Unmöglichkeit überhaupt, insofern sie einen bestimmten Sinn haben, so betreffen beide das Innere, den Begriff eines Gegenstandes, das, was er an sich ist;
sie müssen also durch die Natur des Begriffs selbst entschieden werden.
Auf dem Standpunkt des Bewußtseins als beobachtenden, auf diesem Standpunkt des
Beobachtens kann aber nicht von dem Inneren, dem Begriff gesprochen werden, denn er tut Verzicht darauf, das zu erkennen, was das Innere anbetrifft; er hat nur das vor sich, was in das äußere Bewußtsein als solches fällt. Möglichkeit und Unmöglichkeit fallen also nicht in diese Sphäre.

Aber dieser Standpunkt gibt vor, daß eben, was ist, d. h. was in dieses wahrnehmende Bewußtsein fällt, das sei, was den Maßstab der Möglichkeit und daraus den Begriff dafür abgebe; unmöglich sei das, was wider die Erfahrung gehe.

Hiergegen ist zu bemerken, daß dieses Beobachten sich willkürlich auf die Sphäre des endlichen Bewußtseins beschränkt.
Es gibt aber noch andere Sphären, die
beobachtet werden können, nicht bloß diese,
deren Inhalt nur Endliches gegen Endliches ist, sondern solche, wo das Göttliche als an und für sich seiendes im Bewußtsein ist.
Das affirmative Bewußtsein des Absoluten in Form der unbefangenen Religiosität, der Andacht, oder in Form der philosophischen Erkenntnis kann
auch beobachtet werden und gibt ein ganz anderes Resultat als der Standpunkt des endlichen Bewußtseins, das beobachtende Subjekt mag nun diese höheren Formen des Bewußtseins an anderen oder an ihm selbst beobachten.
Denn bei der Verkehrtheit jenes Standpunktes kann es wohl sein, daß die
religiöse Empfindung affirmativer und gehaltvoller ist als das Bewußtsein: es kann im Herzen mehr sein als im Bewußtsein, insofern es bestimmtes, erkennendes, beobachtendes Bewußtsein ist; beides kann unterschieden sein. Es kommt nur darauf an, an dem Bewußtsein das Erkennen auszugleichen mit demjenigen, was ich als Geist an und für mich selbst bin.

Die Überzeugung aber, daß der Geist nur ein negatives Verhältnis zu Gott habe, ruiniert, verdirbt die Empfindung, die Andacht, das religiöse Verhalten; denn Denken ist die Quelle, der Boden,
auf dem das Allgemeine überhaupt, Gott ist; das Allgemeine ist im Denken und für das Denken. Nur der Geist in seiner Freiheit, d. h. als denkend, hat den Inhalt der göttlichen Wahrheit und liefert ihn der Empfindung; sein Inhalt ist der Gehalt der Empfindung in Rücksicht auf alle wahre Andacht und Frömmigkeit. Wenn man im denkenden Bewußtsein das festhält, daß kein affirmatives Verhältnis zu Gott sei, so geht damit der Empfindung aller Inhalt aus; wie jene Sphäre sich selbst leer macht, so ist auch die Empfindung hohl, wie ich nicht sehen kann ohne äußeres Licht.
Wenn der Inhalt auf diesem Boden negiert, vertrieben wird, so ist das nicht mehr vorhanden,
was die wahre Bestimmung der Empfindung abgeben kann.
Wenn daher einerseits zugegeben werden muß, daß in der Andacht mehr sein kann als im religiösen Bewußtsein, so ist es andererseits Willkür oder Ungeschicklichkeit,
daß das, was in ihm selbst oder bei anderen vorhanden ist, nicht beobachtet wird. Eigentlich aber ist diese Willkür, diese Ungeschicklichkeit hier nicht erst eintretend; sondern wenn nur
beobachtet werden soll, so ist damit die Beobachtung auf das Feld der Endlichkeit beschränkt; denn beobachten heißt, sich zu einem Äußerlichen verhalten, was darin äußerlich bleiben soll.
Dies ist nur insofern gesetzt, als es sich selbst äußerlich ist; das ist das Endliche.
Wenn man also auf solchem Standpunkt steht, so hat man auch nur solches vor sich, was dieses Standpunktes wert und demselben angemessen ist.

Will die Beobachtung das Unendliche seiner wahren Natur nach beobachten,
so muß sie selbst unendliche, d. h. nicht mehr Beobachtung der Sache, sondern die Sache selbst sein.
Auch das spekulative Denken kann man beobachten, aber es ist nur für den Denkenden selbst; ebenso ist die Frömmigkeit nur für den Frommen, d. h. der zugleich das
ist, was er beobachtet. Hier ist es der Fall, daß gar nicht bloß beobachtet wird, sondern der Beobachter ist zu dem Gegenstand in einem Verhältnis, so daß das Beobachten nicht ein rein äußeres ist; er ist nicht rein Beobachter, nicht bloß in einem negativen Verhältnis zu dem, was er beobachtet.

Es folgt hieraus, daß, um den Boden der Religion zu finden, wir das Verhältnis des Beobachtens aufgeben müssen; diesen empirischen Standpunkt müssen wir verlassen, eben deswegen, weil er nur dieser ist und weil er sich, wie wir sahen, durch sich selbst aufgehoben hat.
Die Reflexion hat zwar das Verhältnis des Endlichen zum Unendlichen;
dies ist jedoch selbst nur als eine Negation gesetzt.
Sie geht zwar fort bis zur Forderung, das Endliche als Unendliches zu setzen, aber es ist gezeigt worden, daß diese Forderung nur in Beziehung auf das Affirmative sein muß; d. h. in der Beobachtung ist das Endliche zum Unendlichen gemacht und doch als Endliches geblieben und festgehalten. Und zugleich ist doch die Forderung des Aufhebens des Endlichen vorhanden.

Nachdem sich uns nun aber das Endliche und der Standpunkt der Reflexion aufgehoben hat, sind wir zu dem Standpunkt der unendlichen Beobachtung und des spekulativen Begriffs gelangt, d. h. zu der Sphäre, in welcher sich uns der wahrhafte Begriff der Religion aufschließen wird.

 

 

 

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