sampeb1a269db948597c

HEGEL >

Texte-Start

Phänomenologie des Geistes

Wissenschaft
der Logik 

- objektive
- subjektive

Enzyklopädie
der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

Nürnberger Enzyklopädie

Vorlesungen
 über die Philosophie
der Religion

Vorlesungen
 über die Philosophie
der Geschichte

Vorlesungen
 über die Geschichte der  Philosophie

Grundlinien der Philosophie des Rechts

Vorlesungen
 über Ästhetik

Berliner Schriften

Hegel Grundbegriffe

Hegel - Philosophen:

Anaxagoras

Anaximander

Anselm von Canterbury

Aristoteles

Böhme, Jakob

Bruno, Giordano

Cicero

Demokrit

Descartes

Duns Scotus

Eckhart von  Hochheim

Epikur

Fichte, Johann Gottlieb

Gotama

Hegel, G.W.F.

Heraklit

Hobbes, Thomas

Hölderlin

Jacobi

Kant, Immanuel

Konfuzius

Laotse

Leibniz, Gottfried Wilhelm

Locke, John

Montaigne

Newton

Parmenides

Pascal, Blaise

Philon

Platon

Plotin

Proklos

Pythagoras

Rousseau

Schelling

Sokrates

Spinoza

Thales

Thomas von Aquin

Voltaire

Xenophanes

Zenon

> mehr

 HEGEL
 Quell- und Volltexte

< >

Phil-Splitter :
Recht
Politik
Religion

        Phil-Splitter     .    ABCphilDE   .   Hegel - Philosophen   Hegel - Religion     Info Herok

<  >

 G.W.F.Hegel                                                                                                                hegeleliforp03Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

 

d. Die Wärme

§ 303

Die Wärme ist das Sichwiederherstellen der Materie in ihre Formlosigkeit, ihre Flüssigkeit, der Triumph ihrer abstrakten Homogenität über die spezifischen Bestimmtheiten; ihre abstrakte, nur an sich seiende Kontinuität als Negation der Negation ist hier als Aktivität gesetzt. Formell, d. i. in Beziehung auf Raumbestimmung überhaupt, erscheint die Wärme daher als ausdehnend, als aufhebend die Beschränkung, welche das Spezifizieren des gleichgültigen Einnehmens des Raums ist.

Zusatz.
Indem der reale Zusammenhang der Gewalt weicht und sich auflöst, so ist das Zerreißen und Zersprengen desselben als solches nur die Auflösung der passiven quantitativen Kohäsion, wiewohl er auch hier schon sich auf eigentümliche Weise bestimmt zeigte (§ 296). Die andere Form der Auflösung, welche die Wärme ist, hängt dann aber allein mit der spezifischen, qualitativen Kohäsion zusammen. Während im Klange die Repulsion der äußeren Gewalt, als das Bestehen der Form und der die Form in sich habenden Teile, die Hauptsache ist, tritt in der Wärme die Attraktion hervor, so daß, indem der spezifisch in sich kohärierende Körper die Gewalt zurückstößt, er zugleich auch in sich derselben weicht. Wird die Kohäsion und Rigidität überwältigt, so wird das Bestehen der Teile ideell gesetzt, diese werden also verändert.
Dieses in sich Flüssigwerden des Körpers ist die Geburtsstätte der Wärme, worin der Ton sich tötet; denn das Flüssige als solches klingt nicht mehr, sowenig als das bloß Starre, Spröde, Pulvrige.
Die Wärme ist nicht ein Zersprengen der Körper in Massen, sondern nur im bleibenden Zusammenhang;
sie ist diese innige, innere Auflösung ihres Repellierens, ihres Sichaußereinander-Haltens der Teile. Wärme macht also die Körper noch inniger eins als die Form; aber diese Einheit ist eine bestimmungslose.
Dies Auflösen ist der Triumph der Form selbst; die äußerliche Gewalt, das, was die Stärke der trägen, sich in der Repulsion haltenden Materie ausmacht, zernichtet sich selbst.
Diese Auflösung ist vermittelt durch die Kohäsion; sonst zersprengt die Gewalt nur, wie der Stein nur zersprengbar ist. Bloße Rigidität setzt der Wärmemitteilung ein Hindernis entgegen; es gehört dazu Zusammenhang als innere Flüssigkeit und Ausdehnbarkeit, - eben innere Elastizität, wodurch die Partikel sich ineinander setzen, d. h. eine Nicht-Rigidität, Nicht-Starrheit, die zugleich Zerstören des Bestehens der Teile in ihrem Zusammenhang ist. Die Form erhält sich als Seele im Schmelzen; doch ist ebenso auch Zerstörung der Form durch Feuer gesetzt.
Repulsion der äußeren Gewalt und Nachgeben gegen dieselbe als ein Inneres - Klang und Hitze - sind sich so entgegengesetzt; ebenso schlägt jenes aber auch ins andere um. Auch in höheren Naturen ist dieser Gegensatz noch angedeutet, im Organischen nämlich, wo das Selbst sich in sich als Ideelles behält und besitzt und wo es durch die Hitze nach außen in die reale Existenz gerissen wird. Den Pflanzen und Blumen gehört vorzugsweise die Mannigfaltigkeit und die reine, abstrakte Ausbildung der einzelnen Farben und ihr Glanz an; ihr Selbst, vom äußeren Licht nach außen gerissen, ist in das Dasein als Licht ergossen. Tiere hingegen haben überhaupt trübere Farben. Und im Vogelgeschlecht, dem die Farbenpracht vorzugsweise angehört, sind es die tropischen Vögel, deren Selbstischkeit nach Pflanzenweise in ihre vegetative Hülle, das Gefieder, durch das Licht und die Hitze ihres Klimas herausgerissen wird, während die nordischen Vögel ihnen darin zurückstehen, aber besser singen, wie z. B. die Nachtigall und die Lerche, die unter den Tropen fehlen.96) Bei den tropischen Vögeln ist es also die Hitze, welche dieses Insichsein, dieses Ergehen ihrer inneren Idealität als Stimme, nicht in sich bewahrt, sondern schmilzt und zum metallischen Glanz der Farbe heraustreibt, d. h. der Klang geht in der Wärme zugrunde. Die Stimme ist zwar schon ein Höheres als der Klang, aber auch die Stimme zeigt sich in diesem Gegensatz zur Hitze des Klimas.

§ 304

Diese reale Negation der Eigentümlichkeit des Körpers ist daher sein Zustand, in seinem Dasein nicht sich selbst affirmativ anzugehören; diese seine Existenz ist so vielmehr die Gemeinschaft mit anderen und die Mitteilung an sie, - äußere Wärme. Die Passivität des Körperlichen für dieselbe beruht auf der in der spezifischen Schwere und Kohäsion an sich vorhandenen Kontinuität des Materiellen, durch welche ursprüngliche Idealität die Modifikation der spezifischen Schwere und Kohäsion für jene Mitteilung, für das Setzen der Gemeinschaft, keine wirkliche Grenze sein kann.

Inkohärentes, wie Wolle, und an sich Inkohärentes (d. i. Sprödes wie Glas) sind schlechtere Wärmeleiter als die Metalle, deren Eigentümlichkeit ist, gediegene, ununterbrochene Kontinuität in sich zu besitzen. Luft, Wasser sind schlechte Wärmeleiter um ihrer Kohäsionslosigkeit willen, überhaupt als noch unkörperliche Materien. Die Mitteilbarkeit, nach welcher die Wärme von dem Körper, in dem sie zunächst vorhanden ist, trennbar und somit als ein gegen ihn Selbständiges sowie als ein an ihn von außen Kommendes erscheint, ferner die damit zusammenhängenden weiteren mechanischen Determinationen, welche in das Verbreiten gesetzt werden können  (z. B. die Reperkussion durch Hohlspiegel), ingleichen die quantitativen Bestimmungen, die bei der Wärme vorkommen, - sind es vornehmlich, die zur Vorstellung der Wärme als eines selbständig Existierenden, einer Wärme-Materie geführt haben. Man wird aber wenigstens Anstand nehmen, die Wärme einen Körper oder auch nur ein Körperliches zu nennen; worin schon liegt, daß die Erscheinung von besonderem Dasein sogleich verschiedener Kategorien fähig ist. So ist auch die bei der Wärme erscheinende beschränkte Besonderheit und Unterscheidbarkeit von den Körpern, an denen sie ist, nicht hinreichend, die Kategorie von Materie, die wesentlich so Totalität in sich ist, daß sie wenigstens schwer ist, auf sie anzuwenden. Jene Erscheinung der Besonderheit liegt vornehmlich nur in der äußerlichen Weise, in welcher die Wärme in der Mitteilung gegen die vorhandenen Körper erscheint.
Die Rumfordischen Versuche97) über die Erhitzung der Körper durch Reibung beim Kanonenbohren z. B. hätten die Vorstellung von besonderer, selbständiger Existenz der Wärme längst ganz entfernen können; hier wird sie gegen alle Ausreden rein in ihrer Entstehung und ihre Natur als eine Zustandsweise aufgezeigt.
Die abstrakte Vorstellung der Materie enthält für sich die Bestimmung der Kontinuität, welche die Möglichkeit der Mitteilung und als Aktivität die Wirklichkeit derselben ist, und Aktivität wird diese ansichseiende Kontinuität als die Negation gegen die Form, - die spezifische Schwere und Kohäsion, wie weiterhin gegen die Gestalt.

Zusatz.
Klang und Wärme sind in der Erscheinungswelt selbst wieder Erscheinungen. Die Mitteilbarkeit und das Mitgeteiltsein ist das Hauptmoment in der Natur des Zustandes; denn der Zustand ist wesentlich eine gemeinsame Bestimmung und eine Abhängigkeit von der Umgebung. Die Wärme ist also mitteilbar, weil sie die Bestimmung der Erscheinung hat, nicht nur als solcher, sondern innerhalb des Feldes, wo die Realität der Materie vorausgesetzt ist; es ist ein Sein, das zugleich Schein ist, oder ein Schein der noch Sein ist.
Das Sein ist der kohärente Körper, seine Auflösung, die Negation der Kohärenz, ist der Schein.
So ist die Wärme nicht Materie, sondern die Negation dieser Realität, aber nicht mehr die abstrakte Negation, die der Ton ist, noch auch schon die vollendete, welche das Feuer ist. Sie ist als materialisierte Negation oder negative Materialisation ein Vorhandenes, und zwar in Gestalt von Allgemeinheit, Gemeinsamkeit, ebensosehr noch reales Bestehen, als Negation, - die daseiende Passivität überhaupt.
Als diese nur erscheinende Negation ist die Wärme nicht für sich, sondern in Abhängigkeit von Anderem.
Indem die Wärme auf diese Weise wesentlich sich verbreitend und damit Gleichheit mit den anderen setzend ist, so ist diese Verbreitung äußerlich durch die Flächen bestimmbar; Wärme läßt sich so durch Brenngläser und Hohlspiegel konzentrieren, - sogar Kälte; ich glaube, es ist ein Versuch von Herrn Professor Pictet in Genf. Daß nun aber die Körper fähig sind, selbst als erscheinende gesetzt zu werden, können sie nicht von sich abhalten, denn sie sind an sich von der Natur, daß ihre Kohärenz negiert werden kann. So sind sie an sich das, was in der Wärme zum Dasein kommt, und dies Ansichsein ist eben ihre Passivität. Denn passiv ist eben das, was nur an sich ist, wie ein Mensch z. B., der nur an sich vernünftig ist, ein passiver Mensch ist. Der mitgeteilte Zustand ist also eine Bestimmtheit, gesetzt durch andere nach dieser an sich seienden Seite, - eine Erscheinung als überhaupt ihres nur Ansichseins; er muß aber auch, als Tätigkeit, wirklich sein. Die Weise des Erscheinens ist so eine gedoppelte: die eine das tätige, den Beginn machende Erscheinen, die andere das passive. So kann ein Körper innerliche Quelle der Wärme haben; andere erhalten sie von außen als eine nicht in ihnen erzeugte. Der Übergang von ursprünglicher Entstehung der Wärme aus Veränderung der Kohäsion in das äußerliche Verhältnis, als ein Vorhandenes zu einem Anderen hinzuzutreten, wie es in der Mitteilung der Wärme geschieht, ist die Offenbarung der Selbstlosigkeit solcher Bestimmungen; die Schwere, das Gewicht kann dagegen nicht mitgeteilt werden.
Weil die Natur der Wärme überhaupt das Idealisieren des spezifischen realen Auseinanderseins ist - und wir sagen, daß sie auf diese Negation gegründet ist-, so ist von dieser Seite an keine Wärmematerie zu denken. Die Annahme einer Wärmematerie, wie die des Schallstoffs, ruht auf der Kategorie, daß, was einen sinnlichen Eindruck macht, auch sinnliches Bestehen haben müsse. Hat man hier nun auch den Begriff der Materie so erweitert, daß man die Schwere, welche ihre Grundbestimmung aufgab, indem man die Frage zuließ, ob dergleichen Materielles wägbar sei oder nicht, so wurde doch das objektive Bestehen eines Stoffes immer noch vorausgesetzt, der unzerstörbar und selbständig für sich sein, kommen und gehen, sich an diesem Orte vermehren und vermindern sollte. Dieses äußerliche Hinzutreten ist es, bei dem die Verstandesmetaphysik stehenbleibt und es zum ursprünglichen Verhältnisse vornehmlich der Wärme, macht. Der Wärmestoff soll hinzukommen, gehäuft werden, latent sein, wo er nicht erscheint und doch Wärme nachher hervortritt. Indem nun aber Versuche über die Materialität der Wärme entscheiden sollen, wobei man oft aus Umständchen Klügeleien zieht, so ist der Versuch des Grafen Rumford besonders derb dagegen ausgefallen, der die Wärme beim Kanonenbohren genau berechnen wollte. Während nämlich hier behauptet wurde, daß die große Hitze, die dabei in den Spänen entsteht, durch die starke Reibung aus den benachbarten Körpern herbeizitiert werde, sagte er, sie werde im Metall selbst erzeugt, indem er das Ganze mit Holz umgab, das, als schlechter Wärmeleiter, die Wärme nicht durchließ, die Metallspäne aber dennoch ebenso glühend herausfielen als ohne diese Umgebung. Der Verstand erschafft sich so Substrate, die wir durch den Begriff nicht anerkennen. Klang und Wärme existieren nicht so für sich wie die schwere Materie, und der sogenannte Schall- und Wärmestoff sind bloße Fiktionen der Verstandesmetaphysik in der Physik. Klang und Wärme sind bedingt durch materielle Existenzen und machen deren Negativität aus; sie sind durchaus nur Momente, aber als Bestimmungen des Materiellen sind sie quantitativ, und so nach Graden zu bestimmen, oder ein Intensives.

§ 305

Die Mitteilung der Wärme an verschiedene Körper enthält für sich nur das abstrakte Kontinuieren dieser Determination durch unbestimmte Materialität hindurch, und insofern ist die Wärme nicht qualitativer Dimensionen in sich, sondern nur des abstrakten Gegensatzes von Positivem und Negativem und des Quantums und Grades fähig wie eines abstrakten Gleichgewichts, als eine gleiche Temperatur der Körper zu sein, unter welche sich der Grad verteilt. Da aber die Wärme Veränderung der spezifischen Schwere und Kohäsion ist, so ist sie zugleich an diese Bestimmungen gebunden, und die äußere, mitgeteilte Temperatur ist für die Bestimmtheit ihrer Existenz durch die besondere spezifische Schwere und Kohäsion des Körpers bedingt, dem sie mitgeteilt wird; - spezifische Wärme-Kapazität.

Die spezifische Wärme-Kapazität, verbunden mit der Kategorie von Materie und Stoff, hat zur Vorstellung von latentem, unmerkbarem, gebundenem Wärmestoff geführt. Als ein nicht Wahrnehmbares hat solche Bestimmung nicht die Berechtigung der Beobachtung und Erfahrung, und als erschlossen beruht sie auf der Voraussetzung einer materiellen Selbständigkeit der Wärme (vgl. Anm. § 286). Diese Annahme dient auf ihre Weise, die Selbständigkeit der Wärme als einer Materie empirisch unwiderleglich zu machen, eben dadurch, daß die Annahme selbst nichts Empirisches ist.
Wird das Verschwinden der Wärme oder ihr Erscheinen, wo sie vorher nicht vorhanden war, aufgezeigt, so wird jenes für ein bloßes Verbergen oder sich zur Unmerkbarkeit Binden, dieses für ein Hervortreten aus der bloßen Unmerkbarkeit erklärt; die Metaphysik von Selbständigkeit wird jener Erfahrung entgegengesetzt, ja a priori der Erfahrung vorausgesetzt.
Worauf es für die Bestimmung, die hier von der Wärme gegeben worden, ankommt, ist, daß empirisch bestätigt werde, daß die durch den Begriff für sich notwendige Bestimmung, nämlich der Veränderung der spezifischen Schwere und Kohäsion, in der Erscheinung sich als die Wärme zeige. Die enge Verbindung zunächst von beidem erkennt sich leicht in den vielfachen Erzeugungen (und in ebenso vielfachen Arten des Verschwindens) von Wärme, bei Gärungen, den anderen chemischen Prozessen, Kristallisationen und Auflösungen derselben, bei den schon erwähnten mechanischen inneren, mit äußerlichen verbundenen, Erschütterungen, Anschlagen der Glocken, Schlagen des Metalls, Reibungen usf. Die Reibung von zwei Hölzern oder im gewöhnlichen Feuerschlagen bringt das materielle Außereinander des einen Körpers durch die schnell drückende Bewegung des anderen in einen Punkt momentan zusammen, - eine Negation des räumlichen Bestehens der materiellen Teile, die in Hitze und Flamme des Körpers oder einen sich davon abscheidenden Funken ausschlägt. - Die weitere Schwierigkeit ist, die Verbindung der Wärme mit der spezifischen Schwere und Kohäsion als die existierende Idealität des Materiellen zu fassen, - hierzu eine Existenz des Negativen, welche selbst die Bestimmtheit dessen enthält, was negiert wird, die ferner die Bestimmtheit eines Quantums hat und als Idealität eines Bestehenden sein Außersichsein und sein Sichsetzen in Anderem, die Mitteilung, ist. - Es handelt sich hier, wie überall in der Naturphilosophie, nur darum, an die Stelle der Verstandeskategorien die Gedankenverhältnisse des spekulativen Begriffes setzen und nach diesen die Erscheinung zu fassen und zu bestimmen.

Zusatz.
Wie jeder Körper eine besondere Weise des Klanges hat nach seiner spezifischen Kohäsion, so ist auch die Wärme spezifisch. Wenn man Körper verschiedener Qualität in dieselbe Temperatur bringt, d. h. gleiche Wärme an sie gebracht wird, so werden sie verschieden erwärmt. Jeder Körper nimmt so die Temperatur der Luft verschieden an: das Eisen z. B. wird in der Kälte viel kälter als der Stein, Wasser ist in warmer Luft immer kühler als sie. Man rechnet, um dem Wasser gleiche Temperatur als dem Quecksilber zu geben, muß jenes etwa in dreizehnmal größere Hitze gebracht werden als dieses; oder gleicher Temperatur ausgesetzt, ist Wasser dreizehnmal weniger warm als Quecksilber. Ebenso verschieden ist der Punkt, wo die mitgeteilte Wärme Auflösung hervorbringt; Quecksilber z. B. wird bei viel geringerer Wärme aufgelöst als alle übrigen Metalle. Indem hiermit in der mitgeteilten Wärme sich der Körper zugleich spezifisch zeigt, so fragt sich, welche Form des Insichseins hierbei zum Vorschein komme. Das Insichsein sind Formen der Kohäsion, Punktualität, Linealität, Flächenhaftigkeit, dann, als einfache Bestimmtheit, die spezifische Schwere.
Das Insichsein, welches sich bei der spezifischen Wärme zeigt, kann nur einfache Weise des Insichseins sein. Denn die Wärme ist das Aufheben des bestimmten Außereinander der Kohäsion; aber zugleich als bestehend ist der Körper auch noch in seinem bestimmten Insichsein erhalten: das Insichsein nun mit sich aufhebender Kohäsion ist nur noch das allgemeine, abstrakte Insichsein, - die spezifische Schwere. So zeigt sich die spezifische Schwere als das sich hier geltend machende Insichsein.
Die Wärmekapazität steht auf diese Weise in Verhältnis mit der spezifischen Schwere, welche das Insichsein der Körper gegen die bloße Schwere ist. Dies Verhältnis ist ein umgekehrtes: Körper von hoher spezifischer Schwere erwärmen sich viel leichter, d. h. werden wärmer in derselben Temperatur als andere von geringerer spezifischer Schwere. Man sagt dann, in diesen Körpern werde der Wärmestoff latent, in jenen frei. Ebenso wird behauptet, der Wärmestoff sei latent gewesen, wenn sich klar zeigt, daß die Wärme nicht von außen gekommen, sondern sich innerlich erzeugt hat (s. § 304 Zusatz). Auch bei der Kälte, die durch verdampfende Naphtha hervorgebracht wird, heißt es, die Wärme werde latent. Gefrorenes Wasser, das auf dem Nullpunkt steht, verliert, wie man sagt, die Wärme, die hinzukommt, um es flüssig zu machen; indem nämlich seine Temperatur dadurch nicht erhöht wird, so soll der Wärmestoff in ihm latent geworden sein. Dasselbe soll in den elastischen Dämpfen stattfinden, in die sich das Wasser verwandelt; denn es wird nicht wärmer als 80° und verdampft nur bei erhöhter Temperatur. Umgekehrt Dämpfe, elastische Flüssigkeiten von einer bestimmten Temperatur, sich niederschlagend, erzeugen eine größere Hitze als in ihrem expansiven Zustande verbleibend; d. h. die Expansion vertritt die Stelle der Temperatur als Intensität (vgl. § 103 Zus.). Die Latenz ist dann die Ausrede, wenn die Erscheinungen gar zu laut sprechen, daß eine innere Veränderung in der Kohäsion - z. B. das Frieren des Wassers, welches einige Grade unter Null hatte und im Frieren auf Null herauftritt - es ist, wobei Wärme hervorkommt. Der Wärmestoff soll immer ab- und zugehen; da man aber Wärme als Stoff nicht vergehen lassen will, indem er selbständig sei, so sagt man, er sei nur latent und noch vorhanden. Wie kann aber etwas vorhanden sein, was doch nicht existiert? So etwas ist ein leeres Gedankending, wie denn ja auch die Fähigkeit der Wärme, mitgeteilt zu werden, vielmehr gerade die Unselbständigkeit dieser Bestimmung bewies.
Man könnte meinen, hohe spezifische Schwere müßte auch größere Wärme hervorbringen.
Aber die Körper von hoher spezifischer Schwere sind die, deren Bestimmtheit noch einfach ist, d. h. ein unaufgeschlossenes, nicht individualisiertes Insichsein haben; sie sind noch nicht zu weiteren Bestimmungen in sich fortgegangen. Individualität ist dagegen höherer Widerstand gegen Wärme. Auch das Organische ist deshalb der äußeren Erwärmung gar nicht so fähig. In höheren organischen Naturen, bei Pflanzen, Tieren, verliert so die spezifische Schwere und die Wärmekapazität überhaupt ihre Wichtigkeit und ihr Interesse; die Unterschiede der Hölzer sind daher in dieser Hinsicht im ganzen ohne Bedeutung. Bei Metallen dagegen ist die spezifische Schwere sowie die Wärmekapazität Hauptbestimmung. Spezifische Schwere ist noch nicht Kohäsion, viel weniger Individualität, im Gegenteil nur abstraktes, allgemeines Insichsein, nicht in sich spezifiziert, und darum am durchgängigsten für die Wärme, - ein Insichsein, das am leichtesten und bereitwilligsten der Negation des bestimmten Zusammenhang empfänglich ist. Das Kohärente, das mehr individualisiert ist, gibt seinen Bestimmungen dagegen eine viel größere Beständigkeit, als daß sie die Wärme so leicht in sich aufnehmen sollten.
Die Entstehung der Wärme haben wir von der Seite der Kohäsion herkommen sehen, indem wir vom spezifischen Bestimmtsein des materiellen Insichseins ausgegangen sind. Es ist dies
α) die eigentliche Entstehung der Wärme, die durch Erzittern oder auch als Selbstentzündung zum Vorschein kommen kann, z. B. bei Gärungen. die durch sich entstehen. Der Kaiserin Katharina entzündete sich so eine Fregatte von selbst: schon gebrannter Kaffee gärt in sich, und die Wärme steigert sich bis zur Flamme, das war wahrscheinlich bei dem Schiff der Fall. Flachs, Hanf, Seile, mit Teer beschmiert, entzünden sich zuletzt selbst. Auch Weingärung oder Essiggärung erzeugen Wärme. Dasselbe findet statt in chemische Prozessen, denn Auflösung von Kristallen ist immer eine Veränderung des Kohäsionszustandes.
Es ist aber bekannt, daß die Wärme in diesem Felde des Mechanischen, dem Verhältnis zur Schwere, auf doppelte Weise entsteht.
β) Die andere Weise ist die durch Reibung als solche. Die Reibung hält sich auf der Oberfläche, ist Erschüttern der Teile derselben, nicht Erzittern durch und durch. Diese Reibung ist die gemeine, gewöhnliche Entstehung der Wärme. Aber auch sie muß nicht bloß mechanisch gefaßt werden, wie die Göttingischen gelehrten Anzeigen (1817, St. 161) es tun: "Man weiß, daß jeder Körper durch starken Druck einesteils seiner spezifischen Wärme beraubt wird oder vielmehr unter einem starken Drucke nicht diejenige Quantität spezifischer Wärme fassen kann als unter einem geringeren Drucke; daher die Entwicklung von Wärme durch Schlagen und Reiben der Körper, bei schneller Zusammendrückung von Luft und dergleichen." Dies Freiwerden der Form ist somit noch nicht wahrhaft selbständige Totalität des Selbst, sondern noch bedingt, noch nicht sich in sich erhaltende Tätigkeit der Einheit. Darum kann die Wärme auf äußerliche Weise mechanisch durch Reibung erzeugt werden. Zur Flamme gesteigert, ist die Wärme der freie Triumph der reinen Idealität über dieses materielle Außereinander. Bei Stahl und Feuerstein springt nur der Funke heraus: je mehr nämlich die innere Härte gegenhält, desto stärker ist die Erschütterung in den äußerlich berührten Teilen; Holz dagegen wird verzehrt, weil es ein Material ist, das die Hitze fortsetzen kann.

§ 306

Die Wärme als Temperatur überhaupt ist zunächst die noch abstrakte und ihrer Existenz und Bestimmtheit nach bedingte Auflösung der spezifizierten Materialität. Sich aber ausführend, in der Tat realisiert, gewinnt das Verzehren der körperlichen Eigentümlichkeit die Existenz der reinen physischen Idealität, der frei werdenden Negation des Materiellen und tritt als Licht hervor, jedoch als Flamme, als an die Materie gebundene Negation der Materie. Wie das Feuer zuerst (§ 283) aus dem Ansich sich entwickelte, so wird es hier gesetzt, daß es sich als äußerlich bedingt aus den existierenden Begriffsmomenten innerhalb der Sphäre der bedingten Existenz erzeugt. - Es verzehrt sich ferner so als Endliches zugleich mit den Bedingungen, deren Verzehren es ist.

Zusatz.
Das Licht als solches ist kalt, und Licht im Sommer, das so erwärmend ist, ist es erst in der Atmosphäre, an der Erde. Im höchsten Sommer ist es auf einem hohen Berge ganz kalt, und auf ihm liegt der ewige Schnee, obgleich man der Sonne näher ist; erst durch das Berühren anderer Körper ist die Wärme vorhanden. Denn das Licht ist das Selbstische, und das, was von ihm berührt wird, wird auch selbstisch, d. h. zeigt einen Beginn der Auflösung, d. i. der Wärme.

§ 307

Die Entwicklung der realen, d. i. die Form an ihr enthaltenden Materie geht so in ihrer Totalität in die reine Idealität ihrer Bestimmungen, in die mit sich abstrakt identische Selbstischkeit über, die in diesem Kreise der äußerlichen Individualität selbst (als Flamme) äußerlich wird und so verschwindet. Die Bedingtheit dieser Sphäre ist, daß die Form ein Spezifizieren der schweren Materie, und die Individualität als Totalität nur erst an sich war. In der Wärme ist gesetzt das Moment der realen Auflösung der Unmittelbarkeit und der zunächst vorhandenen Gleichgültigkeit des 9/195 spezifizierten Materiellen gegeneinander. Die Form ist daher jetzt als Totalität dem als gegen sie widerstandslosen Materiellen immanent.
- Die Selbstischkeit als die unendliche sich auf sich beziehende Form ist als solche in die Existenz getreten; sie erhält sich in der ihr unterworfenen Äußerlichkeit und ist als die frei dies Materielle bestimmende Totalität, - die freie Individualität.

Zusatz.
Von hier aus ist der Übergang in die reale Individualität in die Gestalt zu machen, deren Momente wir im Bisherigen gesehen haben. Die Sammlung der Form in sich, die Seele, die als Klang entflieht, und die Flüssigkeit der Materie sind die beiden Momente, welche den realen Begriff der Individualität ausmachen. Die Schwere, als ein der unendlichen Form Unterworfenes, ist die totale Individualität, wo das Materielle vollkommen von der Form durchdrungen und bestimmt ist. Die in sich selbst entwickelte, die vielen Materiellen bestimmende Gestalt ist die absolute Zentralität, welche nicht mehr, wie die Schwere, die Vielen nur außerhalb ihrer hat. Die Individualität als Trieb ist so beschaffen, daß sie zuerst ihre Momente als vereinzelte Figurationen setzt. Wie aber beim Raum die Figurationen, Punkt, Linie, Fläche, nur die Negationen waren, so schreibt jetzt die Form dieselben in eine nur durch sie bestimmte Materie, nicht mehr als Raumstriche, sondert als Unterscheidungen des materiellen Zusammenhangs, als in der Materie reale Raumfigurationen, die sich zur Totalität der Oberfläche vollenden. Daß der Klang, als Seele, der Materiatur nicht entfliehe, sondern als Kraft in ihr bilde, dazu gehört die gesetzte Negation des festen Bestehens der Materie; was in dem Auflösen durch Wärme als Existenz gesetzt ist. Die im Anfang erst durch den Begriff gesetzte Durchgängigkeit der Materie ist hier im Resultate als Dasein gesetzt. Angefangen wurde mit dem Insichsein als spezifischer Schwere, worin die Materie unmittelbar so beschaffen angenommen wurde, daß die Form sich in sie einbilden konnte. Dies Ansich der Materie, so durchgängig und aufgelöst zu sein, war aber auch als existierend aufzuzeigen, und zwar durch die Kohäsion. Das Auflösen des Außereinander in der Kohäsion ist Aufheben dieser Kohäsion selbst; das, was bleibt, ist die spezifische Schwere.
Diese, als erste Subjektivität, war abstraktes, einfaches Bestimmtsein; welches, zur Totalität in sich selbst bestimmt, der Ton ist und als flüssig die Wärme.
Die erste Unmittelbarkeit muß sich als aufgehoben zeigen, als gesetzt; so muß man immer zum Anfang zurückkehren.
Die Kohäsion machte das Bedingtsein der Form durch die Materie aus.
Gegen dies Bedingtsein ist sie selbst das Vermittelnde, welches innerlich die Negation, die Wärme, hervorbringt, so daß die Kohäsion sich selbst negiert, d. i. eben das nur Ansichsein, die nur bedingte Weise der Existenz der Form. Diese Momente anzugeben, ist leicht, sie einzeln zu betrachten schwierig, wenn man entwickeln will, was den Gedankenbestimmungen in der Existenz entspricht; denn eine jede derselben hat auch eine ihr entsprechende Existenz. Jene Schwierigkeit ist besonders groß in solchen Kapiteln, wo das Ganze nur als Trieb ist, die Bestimmungen also nur als einzelne Beschaffenheiten heraustreten.
Die abstrakten Momente der Individualität, spezifisches Gewicht, Kohäsion usf., müssen dem Begriffe nach der freien Individualität vorangehen, damit diese aus ihnen als Resultat hervorgehe. In der totalen Individualität, wo die Form als Meisterin auftritt, sind nun alle Momente realisiert, und die Form bleibt darin als bestimmte Einheit. Zur Gestalt gehört Seele, Einheit der Form mit sich selbst und dann, als Sein-für-Anderes, die Bestimmungen des Begriffs. In diesem Setzen ist die Form zugleich frei, als die unbedingte Einheit dieser Unterschiede. Die spezifische Schwere ist nur abstrakt frei, denn die Beziehung auf das Andere ist auch gleichgültig und fällt in den äußerlichen Vergleich. Aber die wahrhafte Form ist Beziehung auf Anderes für sich selbst, nicht im Dritten. Indem die Materiatur in der Wärme schmilzt, ist sie empfänglich für die Form; das Bedingtsein des Klanges als der unendlichen Form wird also aufgehoben, und diese findet keinen Gegensatz mehr, als bezöge sie sich noch auf ein Anderes.
Die Wärme ist die von der Gestalt sich selbst befreiende Gestalt, ein sich substantiierendes Licht, die das Moment der passiven Gestalt als ein aufgehobenes an ihr hat.

 

96) *Spix und Martius' Reisen [Johann Baptist von Spix und Karl Friedrich Philipp von Martius, Reise in Brasilien, 3 Bde., München 1923-31], Bd. I, S. 191: "In diesen Wäldern" (Brasiliens, hinter Santa Cruz) "fiel uns zum ersten Mal der Ton eines gräulich braunen Vogels, wahrscheinlich einer Drossel, auf, der sich in den Gebüschen und auf dem Boden feuchter Waldgründe aufhält, und in häufigen Wiederholungen die Tonleiter von h1 bis a2 so regelmäßig durchsingt, daß auch kein einziger Ton darin fehlt. Gewöhnlich singt er jeden Ton vier- bis fünfmal und schreitet dann unmerklich zu dem folgenden Vierteltone fort. Man ist gewöhnt, den Sängern der amerikanischen Wälder allen harmonischen Ausdruck abzusprechen und ihnen nur die Pracht der Farben als Vorzug zuzugestehen. Wenn aber auch im allgemeinen die zarten Bewohner der heißen Zone sich mehr durch Farbenpracht als durch Fülle und Kraft der Töne auszeichnen und an klarem und melodischem Gesange unserer Nachtigall nachzustehen scheinen, so beweist doch außer anderen auch dieser kleine Vogel, daß ihnen die Fundamente der Melodie wenigstens ebenfalls eigen sind. - Denkbar ist es übrigens, dass, wenn einst die fast unartikulierten Töne entarteter Menschen durch die Wälder Brasiliens nicht mehr erschallen, auch viele der gefiederten Sänger verfeinerte Melodien hervorbringen werden."

97) vgl. Sir Benjamin (Count of) Rumford, "An Inquiry concerning the source of the heat which is excited by friction", Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1798

 

 <<<  zurück blättern       >>>  weiter 

>TEXTE: START> >Physik der totalen Physik der totalen Individualität>

Phänomenologie Inhalts-
verzeichnis

Enzyklopädie Inhalts-
verzeichnis

Vorlesungen über die Philosophie der Religion Inhalt

Wissenschaft der Logik  Inhalt
- objektive / - subjektive

             Phil-Splitter       .      ABCphilDE     .     Hegel - Philosophen     .    Hegel - Religion       .   Info Herok

Hegels Quelltexte:
- als Kontexte verbunden von:
>>>>>>>>    ABCphilDE  und
>>>>>>>>   Phil-Splitter.de
>>>>>>>>    Herok.Info

Phil-Splitter

 

Abcphil.de

counter

manfred herok                2000 - 14
email: mherok@outlook.de

since Jan 2013 
ABCphilDE/Phil-Splitter
                                                   >DETAILS

Flag Counter