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 G.W.F.Hegel                                                                                                                hegeleliforp03Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

 

γ. Die Totalität in der besonderen Individualität; Elektrizität

§ 323

Die Körper stehen nach ihrer bestimmten Besonderheit zu den Elementen in Beziehung, aber als gestaltete Ganze treten sie auch in Verhältnis zueinander, als physikalische Individualitäten. Nach ihrer noch nicht in den chemischen Prozeß eingehenden Besonderheit sind sie Selbständige und erhalten sich gleichgültig gegeneinander, ganz im mechanischen Verhältnisse. Wie sie in diesem ihr Selbst in ideeller Bewegung als ein Schwingen in sich - als Klang - kundtun, so zeigen sie nun in physikalischer Spannung der Besonderheit gegeneinander ihre reelle Selbstischkeit, die aber zugleich noch von abstrakter Realität ist, als ihr Licht, aber ein an ihm selbst differentes Licht, - elektrisches Verhältnis.

Zusatz. Die Elektrizität ist ein berühmtes Phänomen, das früher ebenso isoliert dastand als der Magnetismus und wie er als Anhang angesehen wurde (s. oben § 313 Zus.). Haben wir aber vorhin (vor. § Zus.) den Zusammenhang der Elektrizität mit den ihr am nächsten stehenden Erscheinungen angedeutet, so wollen wir sie jetzt mit einer früheren Stufe, dem Klange, vergleichen. Mit dem Klange sind wir in die Gestalt getreten; das Letzte, ehe sie sich im chemischen Prozeß auflöst, ist, daß sie die reine mit sich identische Form ist, und das ist sie als elektrisches Licht. Im Klange bringt der Körper seine abstrakte Seele zum Vorschein; diese Offenbarung seiner Selbstischkeit gehört aber durchaus nur dem Felde der mechanischen Kohäsion an, indem der Körper in seinem sich immer zurücknehmenden Bewegen als mechanische Totalität erscheint. Hier haben wir hingegen nicht ein solches mechanisches Sich-Erhalten, sondern ein Sich-Erhalten nach der physikalischen Realität. Das Dasein der elektrischen Spannung ist ein Physikalisches. Wie der Klang durch das Anschlagen eines anderen Körpers bedingt ist, so ist das Elektrische zwar auch bedingt, indem zwei Körper dazu erforderlich sind; der Unterschied aber ist, daß im Elektrischen beide different gegeneinander sind, also auch das Erregende mit in die Differenz eingeht, im Klange dagegen nur einer klingt oder das Klingen beider gleichgültig gegeneinander ist. Der Grund dieses Fortschritts liegt darin, daß die physikalisch individualisierten Körper, als Totalität ihrer Eigenschaften, sich jetzt different gegeneinander verhalten. Während an unseren Sinnen diese Eigenschaften getrennt außereinanderfallen, ist der individuelle Körper das einigende Band derselben, wie unsere Vorstellung der Dinge sie wieder in eins verknüpft hat.
Diese individuelle Totalität verhält sich nun, und dies Verhältnis haben wir eben auf diesem Standpunkte zu betrachten. Als entwickelte Totalität ist der Körper aber differente Totalität, und indem diese Differenz Totalität bleibt, so ist sie nur Differenz überhaupt, die also notwendig zweier aufeinander bezogener Glieder bedarf.
Indem wir den physikalischen Körper als eine physikalische Totalität haben, so sind unmittelbar mehrere solcher Körper schon vorausgesetzt; denn die Vervielfältigung des Eins ist aus der Logik klar (§ 97 Zus.). Sind diese Vielen nun auch zunächst gleichgültig gegeneinander, so hebt sich doch diese Gleichgültigkeit auf, indem sie different zueinander sind, weil sie das Setzen ihrer Totalitäten sein müssen. In diesem Verhältnis ihres Setzens, wodurch sie sich als physikalische Individualitäten gegeneinander beweisen, sollen sie zugleich bleiben, was sie sind, weil sie diese Ganzen sind. Ihre Beziehung ist so zunächst eine mechanische, eben weil sie bleiben, was sie sind; die Körper berühren sich, reiben sich. Das geschieht durch äußerliche Gewalt; da sie aber Totalitäten bleiben sollen, so ist dies äußerliche Verhältnis nicht das Berühren, das wir früher hatten. Es ist keine Zertrümmerung, wo der Widerstand der Kohäsion es ist, worauf es ankommt; es ist auch kein Klingen, auch keine Gewalt, die in Wärme oder Flamme ausschlägt und die Körper verzehrt.
Es ist also nur ein schwaches Reiben oder Drücken der Oberflächen, - der Stoß derselben, der das eine Gleichgültige da setzt, wo das andere ist; oder es ist ein Schlag an die Gestalt, eine Erweckung des Tons, das Setzen des Daseins seiner inneren reinen Negativität, seines Schwingens. Es ist auf diese Weise die Einheit, die entzweit ist, und eine Entzweiung selbständiger Gleichgültiger gesetzt, - ein Magnet, dessen beide Pole freie Gestalten sind, an die sein Gegensatz verteilt ist, so daß die Mitte als daseiend die freie Negativität ist, die selbst kein Dasein hat und nur in ihren Gliedern da ist. Die Elektrizität ist der reine Zweck der Gestalt, der sich von ihr befreit, die Gestalt, die ihre Gleichgültigkeit aufzuheben anfängt; denn die Elektrizität ist das unmittelbare Hervortreten oder das noch von der Gestalt herkommende, noch durch sie bedingte Dasein, - oder noch nicht die Auflösung der Gestalt selbst, sondern der oberflächliche Prozeß, worin die Differenzen die Gestalt verlassen, aber sie zu ihrer Bedingung haben und noch nicht an ihnen selbständig sind. Dieses Verhältnis scheint zufällig, weil es nur an sich notwendig ist. Das Verhältnis ist nicht schwer zu fassen; aber daß es die Elektrizität sein soll, das kann zunächst auffallen, und um es zu erweisen, müssen wir diese Begriffsbestimmung mit der Erscheinung vergleichen.

§ 324

Die mechanische Berührung setzt die physische Differenz des einen Körpers in den anderen; diese Differenz ist, weil sie zugleich mechanisch selbständig gegeneinander bleiben, eine entgegengesetzte Spannung.
In diese tritt daher nicht die physische Natur des Körpers in ihrer konkreten Bestimmtheit ein, sondern es ist nur als Realität des abstrakten Selbsts, als Licht, und zwar ein entgegengesetztes, daß die Individualität sich manifestiert und in den Prozeß schickt. - Die Aufhebung der Diremtion, das andere Moment dieses oberflächlichen Prozesses, hat ein indifferentes Licht zum Produkt, das als körperlos unmittelbar verschwindet und außer dieser abstrakten physikalischen Erscheinung vornehmlich nur die mechanische Wirkung der Erschütterung hat.

Was die Schwierigkeit beim Begriffe der Elektrizität ausmacht, ist einesteils die Grundbestimmung von der ebenso physischen als mechanischen Trägheit des Körperindividuums in diesem Prozesse.
Die elektrische Spannung wird darum einem Anderen, einer Materie, zugeschrieben, welcher das Licht angehöre, das abstrakt für sich, verschieden von der konkreten Realität des Körpers, welche in ihrer Selbständigkeit bleibt, hervortritt. Andernteils ist die Schwierigkeit die allgemeine des Begriffs überhaupt, das Licht in seinem Zusammenhange als Moment der Totalität aufzufassen, und zwar hier nicht mehr frei als Sonnenlicht, sondern als Moment des besonderen Körpers, indem es an sich sei als das reine Selbst desselben und aus dessen Immanenz erzeugt in die Existenz trete. Wie das erste Licht, das der Sonne (§ 275), nur aus dem Begriffe als solchem, so findet hier (wie § 306) ein Entstehen des Lichtes, aber eines differenten, aus einer Existenz, dem als besonderer Körper existierenden Begriffe, statt.
Bekanntlich ist der frühere, an eine bestimmte sinnliche Existenz gebundene Unterschied von Glas- und Harz-Elektrizität durch die vervollständigte Empirie in den Gedankenunterschied von positiver und negativer Elektrizität idealisiert worden; - ein merkwürdiges Beispiel, wie die Empirie, die zunächst das Allgemeine in sinnlicher Form fassen und festhalten will, ihr Sinnliches selbst aufhebt. - Wenn in neueren Zeiten viel von der Polarisation des Lichts die Rede geworden ist, so wäre mit größerem Rechte dieser Ausdruck für die Elektrizität aufbehalten worden als für die Malusschen27) Erscheinungen, wo durchsichtige Medien, spiegelnde Oberflächen und die verschiedenen Stellungen derselben zueinander und viele anderweitige Umstände es sind, welche einen äußerlichen Unterschied am Scheinen des Lichtes hervorbringen, aber nicht einen an ihm selbst. - Die Bedingungen, unter welchen die positive und die negative Elektrizität hervortreten, die glattere oder mattere Oberfläche z. B., ein Hauch und so fort, beweisen die Oberflächlichkeit des elektrischen Prozesses und wie wenig darein die konkrete physikalische Natur des Körpers eingeht. Ebenso zeigen die schwache Färbung der beiden elektrischen Lichter, Geruch, Geschmack, nur den Beginn einer Körperlichkeit an dem abstrakten Selbst des Lichts, in welchem sich die Spannung des Prozesses hält, der, obgleich physisch, doch nicht ein konkreter Prozeß ist. Die Negativität, welche das Aufheben der entgegengesetzten Spannung ist, ist hauptsächlich ein Schlag; - das sich aus seiner Entzweiung mit sich identisch setzende Selbst bleibt auch als diese Totalisierung in der äußerlichen Sphäre des Mechanismus stehen. Das Licht als Entladungsfunke hat kaum einen Anfang, sich zur Wärme zu materialisieren, und die Zündung, die aus der sogenannten Entladung entspringen kann, ist (Berthollet, Statique Chimique, I. Partie, Sect. III, not. XI28) ) mehr eine direkte Wirkung der Erschütterung als die Folge einer Realisation des Lichtes zu Feuer. - Insofern die beiden Elektrizitäten an verschiedenen Körpern getrennt voneinander gehalten werden, so tritt, wie beim Magnetismus (§ 314), die Bestimmung des Begriffs ein, daß die Tätigkeit darin besteht, das Entgegengesetzte identisch- und das Identische entgegenzusetzen. Sie ist einerseits mechanisierende Tätigkeit als räumliches Anziehen und Abstoßen, welche Seite, insofern sie isoliert für die Erscheinung werden kann, den Zusammenhang mit der Erscheinung des Magnetismus als solchen begründet, andererseits physisch in den interessanten Erscheinungen der elektrischen Mitteilung als solcher oder Leitung, und als Verteilung.

Zusatz. Dieses elektrische Verhältnis ist Tätigkeit, aber eine abstrakte, weil sie noch nicht Produkt ist; sie ist nur vorhanden, wo die Spannung, der Widerspruch noch nicht aufgehoben ist, so daß in jedem sein Anderes und es doch selbständig ist.
Diese Spannung ist nun keine bloß innerlich mechanische der Teile, sondern sie muß wesentlich sich äußern. Diese Äußerung muß verschieden sein von der Körperlichkeit des Individuums, denn dieses bleibt, was es ist, indem es different wird. Es tritt also nur erst nach seiner allgemeinen Individualität hervor, ohne daß seine reale Körperlichkeit in diesen Prozeß einginge, und darum ist diese Äußerung noch eine abstrakt physikalische, d. h. nur sein allgemeines Scheinen zeigt der Körper als different. So zeigt der Körper seine physikalische Seele als Licht, das aber, während die Sonne unmittelbar und frei ist, hier vielmehr durch die Gewalt eines Anderen hervorgerufen wird. Licht ist hiermit die Weise des Daseins der Körper gegeneinander; dieses gespannte Licht hat den Trieb, sich am Anderen zu differenzieren.
Doch zeigen sich die Differenten als Licht nur in ihrem Verschwinden, weil die Differenz eben noch nicht selbständig, sondern nur abstrakt ist. Es tritt also hier nicht, wie durch Reibung, die Flamme hervor, wo das Licht die triumphierende Spitze im Verzehren des Körpers ist; selbst im Feuerschlagen ist der dem Stein entlockte Funke Aufheben der Kohäsion und Zusammenfassen der Teile im Punkte. Hier aber tritt die Idealität als erhaltend auf, - ein leichtes Feuer; der Funke ist kalt, bloßes Licht, das noch keine Nahrung hat. Denn die besondere Materiatur des gespannten Körpers geht noch nicht in den Prozeß ein, sondern ist darin nur elementarisch und seelenhaft bestimmt. Als unterschieden ist das Licht jedoch nicht mehr rein, sondern hat schon Färbung, der negative Funke hat einen Anflug von Rot, der positive ein bläuliches Licht. Und da das Licht die aus dem Physikalischen hervorbrechende Idealität ist, so fangen auch die übrigen physikalischen Bestimmungen der totalen Individualität, Geruch und Geschmack, an hervorzutreten, aber auf ganz ideale, immaterielle Weise. Die Elektrizität riecht, sie fühlt sich, wenn man sich z. B. mit der Nase nähert, wie Spinnengewebe an; auch ein Geschmack tut sich hervor, aber ein körperloser. Der Geschmack ist in den Lichtern; das eine schmeckt mehr nach Säure, das andere mehr nach Kalischem. Außer dem Geschmack treten endlich ebenso Figurationen hervor: die positive Elektrizität hat einen länglichen strahlenden Funken, der negative Funke ist mehr konzentriert in Punktualität, was man sieht, wenn man beide Funken in Kolophoniumstaub schlagen läßt.
Die Reflexion ist gewohnt, das Körperindividuum als etwas Totes aufzufassen, das nur in äußerliche mechanische Berührung kommt oder ins chemische Verhältnis tritt. Die Äußerung der Spannung, welche wir hier haben, wird daher nicht dem Körper selbst zugeschrieben, sondern einem anderen Körper, dessen Vehikel jener nur ist; dies Andere ist die elektrische Materie genannt worden. Der Körper ist dann nur ein Schwamm, der solche Materie in sich zirkulieren läßt, indem er bleibt, was er ist, nur daß er sie leichter oder schwerer aufnimmt; dies wäre keine immanente Wirksamkeit des Körpers, sondern nur Mitteilung.
Die Elektrizität soll ferner alles in der Natur, besonders die meteorologischen Erscheinungen bewirken.
Was aber die Elektrizität dabei getan haben soll, das kann nicht aufgezeigt werden.
Da sie nicht Materie, nicht Verbreitung von Dingen ist, so erscheint sie, wie der Magnetismus, im ganzen als etwas Überflüssiges. Beider Wirksamkeit erscheint als von höchst eingeschränktem Umfang; denn wie jener die Besonderheit des Eisens ist, nach Norden zu zeigen, so ist die Elektrizität dies, einen Funken zu geben. Das findet sich aber allenthalben, und es kommt nichts oder nicht viel dabei heraus.
Die Elektrizität erscheint so als ein okkultes Agens, wie die Scholastiker okkulte Qualitäten annahmen. Ist sie beim Gewitter, so sieht man nicht ein, warum sie noch sonst wo ist. Solche große Naturerscheinungen wie das Gewitter müssen aber nicht nach der Analogie unserer chemischen Küche genommen werden. Denn wie können Wolken sich reiben, da sie doch noch wenigstens weicher als ein Schwamm sind? Und da es blitzt, wenn es auch schon regnet und der ganze Himmel mit einem feuchten Flor umgeben ist, so müßte alle elektrische Spannung unmittelbar neutralisiert sein, indem der Zusammenhang der Wolke mit der Erde durch den fallenden Regen ein vollkommener Leiter ist (s. oben § 286 Zus. S. 145 f.). Wäre aber auch Elektrizität hier vorhanden, so zeigt man doch den Zweck, d. h. die notwendige Verbindung und den Zusammenhang derselben mit der körperlichen Natur nicht auf. Allerdings ist sie der allgemeine Sündenbock: "alles ist elektrisch" aber das ist ein unbestimmtes Wort, das nicht angibt, welche Funktion die Elektrizität ist. - Wir aber fassen die elektrische Spannung als die eigene Selbstischkeit des Körpers, die physikalische Totalität ist und sich in der Berührung mit einem anderen erhält. Es ist der eigene Zorn, das eigene Aufbrausen des Körpers, welches wir sehen; es ist niemand dabei als er selbst, am wenigsten eine fremde Materie. Sein jugendlicher Mut schlägt aus, er stellt sich auf seine Hinterbeine; seine physikalische Natur rafft sich gegen die Beziehung auf Anderes zusammen, und zwar als abstrakte Idealität des Lichts. Nicht bloß wir vergleichen die Körper, sondern sie vergleichen sich selbst und erhalten sich darin als physikalisch; es ist ein Anfang des Organischen, welches auch gegen die Nahrungsmittel sich erhält.
Dies ist das Notwendige, daß die immanente physische Widersetzlichkeit das Tätige des Körpers ist.
In dieser Rücksicht ist zu bemerken, daß hiermit jetzt das ein Gesetztes wird, was wir erst als unmittelbare Bestimmung hatten. Als Kristall war die Gestalt nämlich unmittelbar durchsichtig, wie die Himmelskörper als selbständig unmittelbar Licht waren. Der individuelle Körper leuchtet nun nicht unmittelbar, ist nicht selbst Licht, weil er, als Gestalt, nicht abstrakte Idealität ist, sondern als entfaltete und entwickelte Einheit die himmelskörperliche Bestimmung als Eigenschaft in seiner Individualität einschließt; unmittelbar ist er daher nur als Scheinen eines Anderen in ihm, durch ihn. Der Kristall hat zwar durch die Form den Unterschied des materiellen Fürsichseins zur Einheit zurückgebracht; aber diese Einheit der Form in ihren Bestimmungen ist noch nicht physikalisch Idealität, sondern nur in sich selbst bestimmte mechanische Totalität.
Das Licht ist dagegen physikalische Idealität; als nicht selbstleuchtend ist der Kristall diese Idealität also nur an sich, indem er sie nur in der Reaktion auf ein Anderes zeigt. Das, was er an sich ist, muß nun aber gesetzt werden; so ist diese Idealität, als in der entwickelten Totalität gesetzt, nicht mehr bloß ein Scheinen des Gesehenwerdens, ein fremdes, einfallendes Licht, sondern die einfache Totalität des Scheinens des Selbsts gegen Anderes. D. h. weil sich die Einheit mit sich der Form jetzt setzt, so konstituiert sich der Kristall hier selbst als Sonne, das Licht, das an ihm als differentes Selbst hervortritt, zeigt nur dessen Totalität in ihrer Eigentümlichkeit als eine einfache physikalische Existenz.
Wodurch tritt die elektrische Differenz hervor, und wie verhält sich dieser Gegensatz zu den physikalischen Eigenschaften der Körper? Die Elektrizität kommt überall zur Erscheinung, wo zwei Körper einander berühren, vorzüglich wenn sie gerieben werden. Elektrizität ist also nicht nur an der Elektrisiermaschine, sondern auch jeder Druck, jeder Schlag setzt elektrische Spannung; doch ist die Berührung die Bedingung derselben. Die Elektrizität ist keine spezifische, besondere Erscheinung, die nur am Bernstein, Siegellack usw. hervortritt, sondern sie ist an jedem Körper, der mit einem anderen in Berührung steht;
es kommt nur darauf an, einen sehr feinen Elektrometer zu haben, um sich davon zu überzeugen.
Das zornige Selbst des Körpers tritt an jedem hervor, wenn es gereizt wird; alle zeigen diese Lebendigkeit gegeneinander. Erscheint nun auch die positive Elektrizität zunächst am Glas, die negative am Harz (Biot und die Franzosen überhaupt sprechen noch von électricité résineuse et vitreuse), so ist dieser Unterschied doch ein sehr beschränkter, da eben alle Körper elektrisch sind, auch die Metalle; nur müssen sie isoliert werden. Ferner tritt am Glase auch negative Elektrizität hervor; denn ob die Glasscheibe poliert ist oder matt, kehrt gleich die Sache um, und dieser Unterschied zeigt verschiedene Elektrizität usw. Haüy
(Traité de minéralogie, T. I, p. 237)
29) sagt: "Die Elektrizität teilt das Mineralreich in drei große Abteilungen, die den allgemeinen Ordnungen entsprechen. Fast alle Steine und Salze werden durch Reiben positiv elektrisch, wenn sie nämlich einen gewissen Grad von Reinheit haben. Die brennbaren Substanzen, wie Harz, Schwefel, auch der Diamant, sind dagegen negativ elektrisch. Die Metalle sind Leiter."
Das Neutrale hat also positive Elektrizität; das dem Feuer, dem Negativen, Fürsichseienden Angehörige, das Differente zeigt negative Elektrizität; das in sich Indifferente, seiner Natur nach ganz Gleichförmige in sich ist flüssig, leitend.
So leiten fast alle Flüssigkeiten; nur Öl ist ein schlechter Leiter wegen seiner Verbrennlichkeit.
- Im allgemeinen hat die Elektrizität diesen allgemeinen Zusammenhang mit den bestimmten Naturqualitäten; sie ist aber zugleich so oberflächlich, daß der geringste Unterschied der Körper schon hinreicht, eine Änderung der Elektrizität hervorzubringen. Wachs und Seide z. B. sind schlechte Leiter; wird jenes aber geschmolzen, diese erwärmt, so werden sie gute Leiter, weil die Wärme sie flüssig macht. Eis ist ein guter Leiter, trockene Luft und trockene Gasarten dagegen sehr schlechte. Poliertes Glas, mit wollenem Stoff gerieben, hat positive Elektrizität, mit einem Katzenfell, negative. Seide mit Harz gibt negative Elektrizität, mit poliertem Glas positive. Reibt man zwei ganz gleiche Glasröhren, so entzweien sie sich in positive und negative Elektrizität; von zwei Siegellackstangen ist ebenso die eine positiv, die andere negativ elektrisch. Hat man zwei seidene Bänder von derselben Art und streicht das eine in transversaler Richtung, so wird es negativ; das andere, was der Länge nach gestrichen wird, wird positiv. Stehen zwei Personen isoliert
(denn sonst teilt sich ihre Elektrizität der ganzen Erde mit, und sie sind nicht als Individuen), hat die eine ein Katzenfell in der Hand und reibt damit die Kleider der anderen, so erhält die erste positive, die andere negative Elektrizität. Der Unterschied kommt durch die Aktivität der einen Person. Wird geschmolzener Schwefel in isolierte metallene Gefäße gegossen, so nimmt der Schwefel positive und das Metall negative Elektrizität an; doch ist es zuweilen auch umgekehrt. Ein Hauptumstand ist der, den Biot
([Traité de physique] T. II, p. 356-359) anführt: "Wenn die Oberflächen der Körper zusammengerieben werden, so scheint jene positiv zu werden, deren Teile am wenigsten sich trennen und weniger Abweichungen machen von ihrer natürlichen Lage und Stellung gegeneinander. Im Gegenteil, diejenige von beiden Oberflächen, deren Teilchen mehr voneinander entfernt werden durch die Rauhigkeit der anderen, ist mehr geneigt zur negativen Elektrizität. Diese Neigung vermehrt sich, wenn die Oberfläche eine wahrhafte Erweiterung erhält. Wenn eine animalische oder vegetabilische Substanz, die fest und trocken ist, gegen eine rauhe metallische Oberfläche gerieben wird, so erhält jene negative Elektrizität, weil ihre Teile mehr verschoben werden.
Wird eine solche Substanz hingegen auf sehr glattes Metall gerieben, das ihre Oberfläche sehr wenig verändert, sich darauf beschränkt, sie zu drücken und einzeln die Teilchen zu entfernen, so gibt sie entweder kein Zeichen von Elektrizität oder zeigt positive Elektrizität. Wenn man ein Katzenfell mit seinen Haaren auf einer metallenen glatten oder nicht glatten Oberfläche reibt, so können sie nur dem Druck nachgeben, ohne in ihrer verhältnismäßigen Stellung und Lage gestört zu werden; sie sind also positiv elektrisch.
Werden aber dieselben Haare als Gewebe eines Stoffes (was erfordert, daß sie verschoben, gekrümmt und sich selbst drückend sind) gegen eine metallene, nichtglatte (dépolie) Oberfläche eines Metalls gerieben,
so werden sie nicht allein zusammengedrückt, sondern voneinander getrennt und auseinandergezerrt durch die Rauhigkeiten dieser Oberfläche; dadurch werden sie negativ elektrisch, außer wenn die metallene Oberfläche einen gewissen Grad von Glätte hat." Auch die Farbe macht einen Unterschied:
"Ein schwarzer seidener Stoff, wenn er neu ist, gegen ein weißes seidenes Band gerieben, erhält negative Elektrizität, wohl weil die schwarze Färbung der Oberfläche der Stoffe mehr Rauhigkeit gibt. Wenn hingegen der schwarze Stoff gebraucht und seine Farbe abgerieben ist, so erhält er gegen weißes Band positive Elektrizität. Ein weißes" (seidenes?) "Band, gegen wollenes weißes Zeug gerieben, gibt Zeichen negativer Elektrizität, gegen schwarz gefärbtes wollenes Zeug, positive Elektrizität". Die Qualitäten, die den Unterschied machen, sind also entweder die wesentlichen oder oberflächliche.
Pohl30) sagt in seiner Rezension von Gehlers Physikalischem Wörterbuch31) , von Muncke in 3 Bänden herausgegeben (Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, September 1829, Nr. 54/55):
"Wir müssen erkennen, daß der elektrische Gegensatz, fast nicht anders wie der Gegensatz der Farben, nur noch den höchst beweglichen, vom Zustande der Masse und ihren solideren, inneren Qualitätsverhältnissen häufig noch fast ganz unabhängigen chemischen Gegensatz der Oxydation und Desoxydation, im leisen Anfluge, bezeichne; daß es der Natur in dem regsamen, tändelnden Spiel ihres Manifestierungstriebes fast ebensowenig kostet, unter scheinbar gleichen Umständen, in der Wechselwirkung zweier Substanzen aufeinander, bei den zartesten, durch die sorgfältigste Beobachtung nicht mehr zu kontrollierenden Modifikationen das + und — des elektrischen Gegensatzes bald auf diese, bald auf die entgegengesetzte Seite zu werfen, wie sie aus demselben Samen eines Pflanzenindividuums dieselbe Spezies bald mit rot-,bald mit blaugefärbter Blumenkrone hervorgehen läßt ... .
Die gewöhnlichste und zugleich schädlichste Folge der gleich von vornherein in die Phänomenologie eingeführten falschen Voraussetzung isoliert bestehender Kausalverhältnisse ist bei den elektrischen Erscheinungen, durch die überall wuchernde Vorstellung einer in Bewegung begriffenen, strömenden Elektrizität, bis zur höchsten Grade ausgebildet. Indem dasjenige, was seiner wahren Bedeutung nach nur die erste Regung eines im Hervorbrechen begriffenen chemischen Prozesses ist, als ein abgesondertes, unter allem Wechsel der Erscheinung fortbestehendes flüssiges X für sich gesetzt wird, denkt man nicht mehr daran, den Prozeß als solchen in seiner weiteren Entwicklung zu verfolgen und die ihm zugehörigen Bestimmungen in ihrer naturgemäßen Verknüpfung zu erkennen, sondern dasjenige, was die wahrhafte innere Bewegung und Fortbildung des Prozesses selbst ausmacht, wird nun, nach der einmal festgehaltenen Vorstellung, auch sofort nur unter dem leeren Schema einer bloß äußerlichen Bewegung jenes erdichteten elektrischen Fluidums als eine Strömung betrachtet, die, nächst dem in der ursprünglichen Form der Spannung sich äußernden Verhalten, als eine zweite Art von Wirksamkeit dieses elektrische Fundamentalsubstrats ausschließlich geltend gemacht wird. 
Auf diesem Punkte ist die gänzliche Abweichung von einer naturgemäßen Ansicht der Phänomene entschieden und eine Quelle von seichten und unwahren Konsequenzen eröffnet, an der bisher alle Theorien der Elektrizität und des Galvanismus im ganzen und in den einzelnen Beobachtungen bis auf die von Täuschungen und Verkehrtheiten aller Art wimmelnden Untersuchungen der neuesten Galvanisten und Elektrochemiker durch und durch krank gewesen sind ... .
Wenn es schon vor der Oerstedschen Entdeckung
32) nicht füglich mehr als erfahrungsmäßig gelten konnte, das tätige Vorhandensein der Elektrizität noch da vorauszusetzen, wo das empfindlichste Elektrometer nicht mehr das leiseste Zeichen ihrer Gegenwart angibt, so ist es vollends nicht zu rechtfertigen, daß diese Voraussetzung selbst noch festgehalten wird, wenn wir da, wo das Elektrometer so lange bereits schwieg, nun auch noch durch die Magnetnadel statt der so lange präsumierten Elektrizität jetzt unmittelbar die Gegenwart des Magnetismus verkündigt sehen."
Die Elektrizität ist die unendliche Form, die mit sich selbst different ist, und die Einheit dieser Differenzen; und so sind beide Körper untrennbar zusammenhaltend, wie der Nordpol und Südpol eines Magneten.
Im Magnetismus ist aber nur mechanische Tätigkeit, also nur ein Gegensatz in der Wirksamkeit der Bewegung; es ist nichts zu sehen, zu riechen, zu schmecken, zu fühlen - d. h. nicht Licht, Farbe, Geruch, Geschmack da. Aber in der Elektrizität sind jene schwebenden Differenzen physikalisch, denn sie sind im Lichte; wären sie eine weitere materielle Besonderung der Körper, so hätten wir den chemischen Prozeß. Freilich insofern in der Elektrizität das Differente tätig ist und als solches noch tätig bleibt, so kann diese Tätigkeit auch nur im Mechanischen, in der Bewegung bestehen. Es ist Annäherung und Entfernung, wie beim Magnetismus; daraus erklärt sich das Spielwerk des elektrischen Regens, des Glockenspiels usw.
Die negative Elektrizität wird von der positiven angezogen, aber von der negativen abgestoßen. Indem die Differenten sich so in eins setzen, so teilen sie sich mit; aber sobald sie in eins gesetzt sind, so fliehen sie sich wieder und umgekehrt. Beim Magnetismus braucht man nur einen Körper, der noch keine physikalische Bestimmtheit hat, sondern nur Substrat dieser Tätigkeit ist. Beim elektrischen Prozesse hat jeder der zwei verschiedenen Körper eine differente Bestimmung, die nur durch den anderen gesetzt ist, aber gegen welche die übrige Individualität des Körpers ein Freies, davon Unterschiedenes bleibt. Die eine und die andere Elektrizität gebrauchen also zu ihrer Existenz ein eigenes Körperindividuum, oder ein elektrischer Körper hat nur eine Elektrizität; sie bestimmt aber den Körper außer ihr zur entgegengesetzten, und wo nur eine ist, ist sogleich auch die andere. Derselbe Körper bestimmt sich aber nicht an ihm selbst als polarisch, wie beim Magnetismus. Die Elektrizität hat somit die Grundbestimmung des Schlusses, wie der Magnetismus;
aber bei der Elektrizität ist der Gegensatz zu eigentümlicher Existenz gekommen.
Schelling hat die Elektrizität daher einen zerbrochenen Magnetismus genannt. Dieser Prozeß ist konkreter als der Magnetismus, aber weniger konkret als der Chemismus. Die gespannten Extreme machen noch keinen wirklichen, totalen Prozeß, sondern sie sind noch selbständig, so daß ihr Prozeß nur ihr abstraktes Selbst ist. Denn die physikalische Differenz macht nicht die ganze Körperlichkeit aus, und deswegen ist die Elektrizität nur die abstrakte Totalität der physikalischer Sphäre. Was der Magnetismus also in der Sphäre der Gewalt ist, das ist die Elektrizität in der Sphäre der physikalischen Totalität.
Indem ein Körper elektrisch bestimmt ist, so kann seine Elektrizität mitgeteilt werden, besonders den Leitern, wie z. B. den Metallen, obgleich das Metall ebensogut eigentümliche Elektrizität als sich differenzierend erhalten kann, wenn es nämlich isoliert wird; ebenso das Glas, nur leitet es nicht.
Als eine mitgeteilte aber hat jeder Körper die gleichnamige Elektrizität, und dann entfernen sich solche Körper. Die Physiker unterscheiden nun noch die Mitteilung der Elektrizität und die Elektrizität, die sich durch Verteilung zeigt. Die letztere ist diese: Wird an einem positiv elektrischen Körper A ohne Berührung dieses bereits elektrisch bestimmten Körpers ein leitender Zylinder B isoliert in die Nähe gebracht, so zeigt sich dann dieser Leiter auch elektrisch, aber so, daß sein gegen den Körper A gekehrtes Ende —E, das entgegengesetzte Ende +E zeigt, in der Mitte aber 0 ist.
Da sind zweierlei Fälle zu bemerken:
α) Wird B aus der elektrischen Sphäre des Körpers A weggenommen, so ist seine Elektrizität verschwunden. β) Ist er aber noch in dieser Nähe und wird mit ihm, wo er positiv elektrisch ist, ein dritter Körper C in Berührung gebracht, der durch diese Mitteilung +E wegnimmt, so ist der zweite, aus der Sphäre von A entfernt, elektrisch, und zwar bloß negativ. Dies kommt daher, weil die Elektrizität, um zu haften, zweier Körperindividualitäten bedarf, die positive und die negative also jede einen Körper braucht. Solange nun der Körper B nicht berührt worden, hat er die Spannung und Differenz an ihm selbst, wie der Magnetismus, ohne daß es schon seine individuelle Bestimmtheit sei; sondern in die Nähe eines anderen Körpers, der schon für sich bestimmt ist, gebracht, hat er seine Determination nur durch einen anderen. Dabei bleibt er, als Leiter, indifferent; weil er aber zugleich in der elektrischen Sphäre ist, so kann er, als ausgedehnt, die verschiedenen Bestimmungen an sich sehen lassen. Obgleich er also beide Elektrizitäten hat, so existiert die Elektrizität doch noch nicht an ihm selbst, sondern ihre individuelle Existenz tritt erst dann ein, wenn er eine Elektrizität hat, und dazu gehört, daß ein anderer sich ihm entgegensetze.
Da ihm nun durch diese Berührung die Indifferenz genommen wird und die entgegengesetzte Elektrizität von derjenigen, welche er dem Körper A zukehrt, in den berührenden Körper C übergeht, so haftet dagegen die andere Elektrizität an ihm. - Indem ferner die Nähe schon Binden des Gegensatzes ist, so ist die negative Elektrizität des Körpers B bei größerer Entfernung stärker im Gegensatz gegen A, und je näher an A gebracht, desto weniger zeigt sich Intensität. Zwei Glasplatten, aneinander gerieben und isoliert gehalten, zeigen, nah aneinandergedrückt, keine Spur von Elektrizität, aber getrennt zeigen sie solche. Metallplatten tun es nicht, auch isoliert, weil ihre Elektrizität sich auch an sich neutralisiert. Hat man zwei Kugeln von gleicher Elektrizität und gleicher Größe, die einander berühren, so ist die Intensität an der Stelle der Berührung = 0, stärker an den entfernten Punkten der Kugeln. Nimmt man Kugeln von ungleicher Größe und gleicher Elektrizität, so ist die Elektrizität gleichfalls = 0 am Punkte der Berührung im Momente derselben; aber wenn sie getrennt werden, so ist —E am Punkte der Berührung der kleinen.
Wird aber die Entfernung größer, so verschwindet diese Bestimmung, und die ganze kleine Kugel ist +E.
Hier ist es die Ungleichheit der Menge, welche diesen Gegensatz setzt. Haüy (Traité de Minéralogie, T. I, p. 237) bemerkt auch, daß Turmalin und viele andere Kristalle, deren Formen nicht symmetrisch sind, in warmes Wasser, auch auf Kohlen gesetzt, an den Extremitäten, deren Teile eben der Symmetrie Abbruch tun, elektrische Pole erhalten, in der Mitte aber indifferent sind.
Was die Effekte der Elektrizität betrifft, so zeigen sie sich vornehmlich bei der Aufhebung der Spannung. Wird der elektrische Körper mit Wasser in Verbindung gebracht, so hört die Spannung auf. Es hängt von der Oberfläche ab, wieviel ein Körper aufnehmen kann. Eine Flasche kann so weit gesteigert werden, daß sie springt; d. h. die Stärke der Spannung findet an dem Glase keine Hemmung mehr.
Die hauptsächlichste Aufhebung ist, wenn die zwei Elektrizitäten sich berühren. Jede ist ohne die andere unvollständig; sie wollen sich totalisieren. Sie sind in einem gewaltsamen Zustande, wenn sie auseinandergehalten werden. Die substanzlosen Gegensätze haben kein Bestehen; sie sind eine Spannung, welche sich in sich selbst aufhebt. So in ihr Eins zusammenfallend sind sie das elektrische Licht, das erscheinend verschwindet. Aber das Wesen desselben ist die Negativität des gleichgültigen Daseins der Gestalt, die Dasein hat, - das Einschlagen desselben in die Gestalt und die Zertrümmerung ihrer Gleichgültigkeit, die sich in eins zusammennehmende innere und äußere Form. Die mit sich selbst gleich gewordene Form ist das Licht, das von innen herausschlägt und mit dem äußeren Lichte zusammenströmt, das Insichsein der Schwere, das sich zerstört und in seinem Verschwinden eben das kraftlose einfache Licht wird, d. h. eben mit dem äußeren eins ist - wie Platon das Sehen als ein In-Eins-Stürzen des äußeren und inneren Lichtes begreift. Dadurch, daß zwischen die gespannten Körper eine Verbindung gesetzt wird, stürzt sich die eine Differenz in die andere, indem beide Elektrizitäten sich aneinander integrieren.
Dies Produkt ist aber nur ein Spiel, der Verlust der beiden abstrakten Bestimmungen, - das Ineinanderfahren dieser Funken. Die Hauptwirkung ist die Zertrümmerung des in den Zusammenhang Gebrachten: die Elektrizität zerschmettert Holzstücke, tötet Tiere, zerbricht Glasscheiben, erhitzt und schmilzt Metalldrähte, verflüchtigt Gold usw. Daß die Wirkungen der Elektrizität ebensogut durch mechanischen Druck hervorgebracht werden können, zeigt die elektrische Pistole, worin, dem Volumen nach, zwei Teile Wasserstoffgas und ein Teil Sauerstoffgas geladen werden, aus denen der elektrische Funke Wasser macht. Das Chemische am elektrischen Prozesse ist die Wasserzersetzung.
Die elektrische Wirksamkeit, da eben nicht die Individualität der Körper in die Spannung übergeht, kann sich nur physikalisch zeigen an der abstrakten Neutralität, dem Wasser. Über das Wasser ist sie Meister,
es als Wasser- und Sauerstoffgas zu zersetzen; wobei wir schon wissen (s. oben § 286, Zus. S. 148), daß jene nicht die Ingredienzen des Wassers, sondern nur die abstrakten Formen sind, in welchen das Wasser zur Erscheinung kommt, indem man beim galvanischen Prozeß keine Bläschen in der Glasröhre hin und her ziehen sieht, auch eine in die Mitte der Glasröhre hingebrachte Säure sich nicht verändert, - was doch durch das Hinzukommen solcher Stoffe geschehen müßte.

§ 325

Die Besonderung des individuellen Körpers bleibt aber nie bei der trägen Verschiedenheit und Selbsttätigkeit der Verschiedenen stehen, aus welcher die abstrakte reine Selbstischkeit, das Lichtprinzip, zum Prozeß, zu Spannung Entgegengesetzter und Aufheben derselben in ihrer Indifferenz heraustritt.
Da die besonderen Eigenschaften nur die Realität dieses einfachen Begriffes, der Leib ihrer Seele, des Lichtes, sind und der Komplex der Eigenschaften, der besondere Körper, nicht wahrhaft selbständig ist,
so geht die ganze Körperlichkeit in die Spannung und in den Prozeß ein, welcher zugleich das Werden des individuellen Körpers ist. Die Gestalt, welche zunächst nur aus dem Begriffe hervorging, somit nur an sich gesetzt war, geht nun auch aus dem existierenden Prozesse hervor und stellt sich als das aus der Existenz Gesetzte dar, - der chemische Prozeß.

Zusatz. Wir haben mit der Gestalt angefangen, als mit einem Unmittelbaren; wir haben sie als eine notwendige aus dem Begriffe erkannt. Sie muß sich aber auch am Ende als existierend darstellen, d. h. aus dem Prozesse hervorgehend. Der Körper, das Unmittelbare, hat den realen chemischen Prozeß zu seiner Voraussetzung. Die Eltern sind so das Unmittelbare, von dem man anfängt; sie selbst bestimmen sich dann aber auch als Gesetztes der Existenz nach. Die Gestalt geht dem Begriffe nach in dies Dritte über; aber das ist vielmehr das Erste, woraus jenes, was vorher das Erste war, erst hervorgeht. Das ist im tieferen logischen Fortgang begründet. Die Besonderung bleibt nicht bei dem Unterschiede, als der Spannung der abstrakten Selbstischkeit stehen. Der Körper als besonderer ist nicht unabhängig, nicht selbständig, sondern ein Glied in der Kette und auf Anderes bezogen. Das ist die Allgewalt des Begriffes, die wir schon im elektrischen Prozesse sahen; in dieser Erregung der Körper durch ein Anderes ist es nur die abstrakte Selbstischkeit der Körper, die in Anspruch genommen wird und zur Erscheinung kommt. Aber der Prozeß muß wesentlich realer Prozeß körperlicher Bestimmungen werden, indem die ganze Körperlichkeit in den Prozeß eintritt; die Relativität des Körpers muß erscheinen, und die Erscheinung derselben ist die Veränderung des Körpers im chemischen Prozeß.

27) Etienne Louis Malus, Théorie de la double réfraction de la lumière dans les substances cristallisées, Paris 1810

28) Claude Louis Berthollet, Essai de statique chimique, 2 Bde., Paris 1803

29) Abbé René Just Haüy, 1743-1822, Begründer der wissenschaftlichen Kristallographie; Traité de Minéralogie, 4 Bde., Paris 1801

30) Georg Friedrich Pohl, 1788-1849, Mathematiker und Physiker

31) Johann Samuel Traugott Gehler, Physikalisches Wörterbuch, 4 Bde., Leipzig 1787-91

32) Hans Christian Oersted, 1777-1851, dänischer Physiker, entdeckte 1820 den Elektromagnetismus

 

 

 

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