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 G.W.F.Hegel                                                                                                                hegeleliforp03Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

 

c. Der chemische Prozeß

§ 326

Die Individualität in ihrer entwickelten Totalität ist, daß ihre Momente so bestimmt sind, selbst individuelle Totalitäten, ganze besondere Körper zu sein, die zugleich nur als different gegeneinander in Beziehung sind. Diese Beziehung als die Identität nicht identischer, selbständiger Körper ist der Widerspruch, - somit wesentlich Prozeß, der dem Begriffe gemäß die Bestimmung hat, das Unterschiedene identisch zu setzen,
es zu indifferenzieren, und das Identische zu differenzieren, es zu begeisten und zu scheiden.

Zusatz. Um die allgemeine Stellung und Natur des chemischen Prozesses zu erkennen, müssen wir vor- und rückwärts sehen. Der chemische Prozeß ist das Dritte in der Gestalt. Das Zweite war die differente Gestalt, und deren abstrakter Prozeß die Elektrizität. In der Gestalt, ehe sie vollendet und neutral war, hatten wir auch einen Prozeß, den Magnetismus. Wenn die Gestalt die Einheit des Begriffs und der Realität, so ist der Magnetismus, als nur erst abstrakte Tätigkeit, der Begriff der Gestalt; das Zweite, die Besonderung der Gestalt in sich und gegen Anderes, ist die Elektrizität; die sich realisierende Unruhe ist drittens der chemische Prozeß, als die wahrhafte Realität des Begriffs in dieser Sphäre. Es ist, wie im Magnetismus, eine Form, die sich in Differenzen dirimiert und als Einheit existiert; doch bleibt es dabei nicht stehen. Im Magnetismus tritt der Unterschied an einem Körper hervor. In der Elektrizität gehört jede Differenz einem eigenen Körper an; jede Differenz ist selbständig, und nicht die ganze Gestalt geht in diesen Prozeß ein. Der chemische Prozeß ist die Totalität des Lebens der unorganischen Individualität; denn wir haben hier ganze, physikalisch bestimmte Gestalten. Die Körper treten nicht nur nach Geruch, Geschmack, Farbe ein, sondern als riechende, schmeckende, farbige Materie. Das Verhältnis derselben ist nicht Bewegung, sondern Veränderung der ganzen differenten Materien, das Vergehen ihrer Eigentümlichkeit gegeneinander. Die abstrakte Beziehung des Körpers, die sein Licht ist, ist nicht nur abstrakt, sondern wesentlich diese besonderte; die ganze Körperlichkeit geht also in diesen Prozeß ein, und der chemische Prozeß ist also der reale elektrische. Wir haben somit die ganze Gestalt, wie im Magnetismus, aber nicht ein Ganzes, sondern unterschiedene Ganze. Die beiden Seiten, worin sich die Form dirimiert, sind also ganze Körper, wie Metalle, Säuren, Alkalien; ihre Wahrheit ist, daß sie in Beziehung treten. Das elektrische Moment hieran ist, daß diese Seiten für sich als selbständige auseinandertreten, was noch nicht im Magnetismus vorhanden ist. Die untrennbare Einheit dieses letzteren ist aber zugleich das Herrschende über beide; diese Identität beider Körper, womit sie wieder in das magnetische Verhältnis zurücktreten, fehlt dem elektrischen Prozesse.
Der chemische Prozeß ist so die Einheit des Magnetismus und der Elektrizität, welche die abstrakten formellen Seiten dieser Totalität und darum nicht derselbe Prozeß sind. Jeder chemische Prozeß enthält Magnetismus und Elektrizität an sich. In seinem sozusagen gesättigten Verlaufe können sie aber nicht als unterschieden hervortreten; nur wo er selbst auf abstrakte Weise erscheint, nicht zu seiner vollendeten Realität kommt, kann jenes der Fall sein. Dies ist der Fall an der allgemeinen Individualität der Erde.
Der chemische Prozeß für sich ist der allgemeine irdische Prozeß; aber er muß unterschieden werden als der Prozeß der eigentlichen Individualität und der allgemeinen. Als an dieser, die sich erhält, kann er, obgleich lebendig, selbst nur auf abstrakt allgemeine Weise erscheinen. Das Erdindividuum ist nicht ein besonderes, das sich auflösen und an einem anderen sich reell neutralisieren kann. Denn die Erde als allgemeines Individuum beharrt, geht also nicht in den chemischen Prozeß ein, der die ganze Gestalt entamiert; nur insofern sie als nicht allgemein existiert, d. h. sich in ihre besonderen Körper teilt, geht sie in den chemischen Prozeß ein. Der Chemismus der Erde ist so das, was wir als den meteorologischen Prozeß gesehen haben, den Prozeß der physikalischen Elemente, als der allgemeinen bestimmten Materien, die noch keine individuellen Körperlichkeiten sind. Da der chemische Prozeß hier auf diese abstrakte Weise existiert, so kommen auch hier seine abstrakten Momente zum Vorschein. An der Erde ist es daher, daß der Magnetismus, da die Veränderung außer ihr fällt, zum Vorschein kommt, und ebenso die elektrische Spannung im Gewitter. Die Elektrizität der Erde, wohin Blitz, Nordlichter usw. gehören, ist aber eine andere als die irdische und gar nicht an dieselben Bedingungen gebunden. Magnetismus und Elektrizität sind nur getragen durch den chemischen Prozeß; sie sind erst durch den allgemeinen Prozeß der Erde selbst gesetzt. Der Magnetismus, der die einzelnen Magnetnadeln bestimmt, ist etwas Veränderliches, das vom inneren Prozeß der Erde und vom meteorologischen Prozeß abhängt. Parry33) auf seiner Reise nach dem Nordpol fand, daß die Magnetnadel hier ganz etwas Unbestimmtes wird: z. B. bei starkem Nebel wurde die Direktion nach Norden ganz gleichgültig; die Nadel verlor alle Tätigkeit, und man konnte sie hinrücken, wohin man wollte. Die elektrischen Erscheinungen, wie Nordlichter usw., sind noch etwas weit Unbeständigeres. Man hat auch Nordlichter gegen Mittag erblickt, südlich von England, selbst von Spanien. Das sind also nur Momente des totalen Prozesses, von dem sie abhängig sind. An dem chemischen Prozesse, vorzüglich wie er als galvanischer ist, tritt auch die elektrische Spannung hervor; sie führt aber auch eine magnetische Disposition mit sich. Diese Abhängigkeit des Magnetismus vom chemischen Prozesse ist das Merkwürdige an den neueren Entdeckungen. Durch die allgemeine Revolution der Erde überhaupt, als ihre Umdrehung um ihre Achse, welche die Ost- und Westpolarität ist, wird die Süd-Nord-Polarität, die Richtung der ruhenden Achse, bestimmt. Oersted34) fand, daß die elektrische und magnetische Tätigkeit, insofern sie als Richtungen auf den Raum bezogen sind, sich auch einander entgegengesetzt sind, indem sie einander kreuzen. Die elektrische Tätigkeit ist von Osten nach Westen gerichtet, während die magnetische von Norden nach Süden, man kann es aber auch umkehren (vgl. oben, § 313, Zus. S. 214 f.). Der Magnetismus ist aber wesentlich nur Raumtätigkeit, während die Elektrizität doch schon etwas mehr physikalisch ist. Ferner zeigt diese Entdeckung nun auch am chemischen Prozesse der individuellen Körperlichkeit das Beisammen- und Zugleichsein dieser Momente, und zwar eben indem sie als die unterschiedenen Erscheinungen der Elektrizität und des Chemismus beim galvanischen Prozeß auseinandertreten.
Der Unterschied der systematisch-philosophischen Betrachtung von der empirischen besteht darin, nicht die Stufen der konkreten Existenzen der Natur als Totalitäten, sondern die Stufen der Bestimmungen darzustellen. Wenn also die Erde zunächst als Planet betrachtet worden, so ist damit ihre konkrete Natur nicht erschöpft, sondern die Fortbestimmung der physischen Momente ist eine Fortbestimmung der Erde, insofern sie nämlich, als allgemeines Individuum, derselben fähig ist; denn die endlichen Verhältnisse der individuellen Körper gehen sie nichts an. Eben dies ist der Fall in Ansehung dieser. Ein anderes ist der Stufengang ihrer Verhältnisse und deren Zusammenhang untereinander; ein anderes ist die Betrachtung eines konkreten individuellen Körpers als eines solchen. Der individuelle Körper vereinigt alle jene Bestimmungen in sich und ist wie ein Bouquet, in das sie zusammengebunden sind. - Wenden wir diese Bemerkungen auf den vorliegenden Fall an, so zeigt sich zwar an der Erde, als einem selbständigen Individuum gegen die Sonne, der chemische Prozeß, aber nur als der Prozeß der Elemente. Zugleich ist der chemische Prozeß der Erde nur als vergangener zu fassen, indem diese Riesenglieder, als für sich gesonderte, auf der Stufe der Diremtion stehenbleiben, ohne zur Neutralität überzugehen. Der Prozeß dagegen, wie er an den besonderen körperlichen Individualitäten zum Vorschein kommt, bringt das hervor, daß diese sich zu Neutralen heruntersetzen, die wieder dirimiert werden können. Dieser Prozeß ist niedriger als der allgemeine Prozeß; wir sind auf ihn beschränkt, während der meteorologische die große Chemie der Natur ist. Auf der anderen Seite steht er aber auch wieder höher, indem er dem lebendigen Prozesse unmittelbar vorhergeht. Denn in diesem kann kein Glied bestehen noch als Teil existieren, sondern hat nur sein Bestehen in der subjektiven Einheit; und im Lebensprozesse ist es die subjektive Einheit, welche das Wirkliche ist. Der Prozeß der Himmelskörper ist dagegen noch abstrakt, weil sie in ihrer Selbständigkeit bleiben; der individuelle chemische Prozeß ist also tiefer, weil darin die Wahrheit der besonderen Körper wirklich wird, daß sie ihre Einheit suchen und erreichen.
Das ist die Stellung des chemischen Prozesses im Ganzen. Es ist daran unterschieden der Prozeß der Elemente und der besondere Prozeß, eben weil die besonderen Körper nicht nur besondere sind, sondern auch den allgemeinen Elementen angehören. An ihnen, indem sie als besondere im Prozesse sind, muß daher auch jener allgemeine Prozeß, der meteorologische, eben weil er der allgemeine ist, erscheinen. Alle chemischen Prozesse hängen mit dem Prozeß der Erde überhaupt zusammen. Der galvanische Prozeß wird auch bestimmt durch die Jahres- und Tageszeiten; besonders die elektrische und magnetische Seite, jede für sich, zeigt dies. Diese Tätigkeiten haben ihre Perioden, außer den sonstigen Veränderungen; diese periodischen Veränderungen hat man genau beobachtet und auf Formeln gebracht. Etwas davon ist auch am chemischen Prozesse bemerkt worden, aber nicht so sehr; Ritter
35) z. B. fand, daß eine Sonnenfinsternis Veränderungen hervorbrachte. Aber dieser Zusammenhang ist ein entfernterer; es ist nicht ein solcher, daß die Elemente als solche in diesen Prozeß einträten. Ein Bestimmtwerden der allgemeinen Elemente kommt aber bei jedem chemischen Prozesse vor; denn die besonderen Gestaltungen sind nur Subjektivierungen der allgemeinen Elemente, welche noch in Bezug auf dieselben stehen. Werden also die besonderen Qualitäten im chemischen Prozesse verändert, so wird auch ein Bestimmtwerden der allgemeinen Elemente hervorgebracht. Wasser ist wesentlich Bedingung oder Produkt; Feuer ist ebenso die Ursache oder die Wirkung.
Da auf diese Weise der Begriff des chemischen Prozesses überhaupt 9/291 ist, die Totalität zu sein, so haben wir die Vorstellung, daß in ihm der Begriff ganz bleibt in seinen Unterschieden, d. h., indem er sich als das Negative seiner setzt, ganz bei sich bleibt. Jede Seite ist also das Ganze. Als Seite ist die Säure zwar nicht, was das Kalische [ist], und umgekehrt; so sind beide einseitig. Das Weitere ist aber, daß jede Seite auch an sich das Andere ist, - die Totalität ihrer selbst und des Anderen; dies ist der Durst des Kalischen nach der Säure und umgekehrt. Sind die Körper einmal begeistet, so ergreifen sie das Andere; haben sie nichts Besseres, so treten sie in Prozeß mit der Luft. Daß jedes an sich das Andere ist, kommt so zum Vorschein, daß es das Andere sucht; dadurch ist es der Widerspruch seiner selbst. Alles hat aber nur Trieb, insofern es dieser Widerspruch mit sich selbst ist. Dies fängt im chemischen Prozesse erst an, indem hier dies, an sich das Neutrale, das Ganze zu sein, den unendlichen Trieb bewirkt; im Leben kommt dies dann weiter zum Vorschein. Der chemische Prozeß ist so ein Analogon des Lebens; die innere Regsamkeit des Lebens, die man da vor sich sieht, kann in Erstaunen setzen. Könnte er sich durch sich selbst fortsetzen, so wäre er das Leben; daher liegt es nahe, das Leben chemisch zu fassen.

§ 327

Zunächst ist der formale Prozeß zu beseitigen, der eine Verbindung bloß Verschiedener, nicht Entgegengesetzter ist. Sie bedürfen keines existierenden Dritten, in welchem sie als ihrer Mitte an sich eines wären; das Gemeinschaftliche oder ihre Gattung macht schon die Bestimmtheit ihrer Existenz zueinander aus; ihre Verbindung oder Scheidung hat die Weise der Unmittelbarkeit, und Eigenschaften ihrer Existenz erhalten sich. Solche Verbindungen chemisch gegeneinander unbegeisteter Körper sind die Amalgamation und sonstiges Zusammenschmelzen von Metallen, Vermischung von Säuren miteinander und derselben, des Alkohols usf. mit Wasser und dergleichen mehr.

Zusatz. Winterl36) hat diesen Prozeß Synsomatien genannt; sonst kommt dieser Name nicht vor, und deshalb ist er in der dritten Ausgabe weggelassen. Diese Synsomatien sind unvermittelte Verbindungen, ohne ein Medium, das veränderte und selbst verändert würde; daher sind sie noch nicht eigentlich chemische Prozesse. Das Feuer gehört freilich bei Metallamalgamen dazu, es ist aber noch nicht das Medium, das selbst in den Prozeß eingeht. Indem verschiedene Körper, die unvollkommen sind, in eins gesetzt werden, so fragt sich, was an ihnen verändert wird. Wir müssen antworten: Das, wodurch sie diese Besonderen sind. Die erste ursprüngliche Bestimmtheit, wodurch sie Besondere sind, ist nun ihre spezifische Schwere und dann die Kohäsion. Die Verbindung solcher Körper derselben Klasse ist also zwar nicht bloße Vermischung, sondern ihre Differenz erleidet in ihrer Kombination eine Modifikation. Aber indem jene Bestimmtheiten, die der allgemeinen Besonderheit der Körper angehören, jenseits der eigentlichen physikalischen Differenz liegen, so ist die Veränderung dieser Besonderheiten noch nicht die eigentümlich chemische Veränderung, sondern die Veränderung des substantiellen Innern, worin es noch nicht zur äußerlichen Existenz der Differenz als solcher kommt. Wir müssen also diese einzelne Weise der Veränderung vom chemischen Prozesse unterscheiden, denn findet sie auch bei jedem chemischen Prozesse statt, so muß sie doch auch eine besondere, für sich freie Existenz haben. Das Gemisch ist nicht äußerlich, sondern eine wahrhafte Verbindung. Wasser und Alkohol gemischt durchdringen sich so vollkommen; das Gewicht bleibt zwar dasselbe, als da sie einzeln waren, die spezifische Dichtigkeit ist aber eine andere als die quantitative Einheit beider, indem sie einen kleineren Raum einnehmen als vorher. Ebenso nehmen Gold und Silber zusammengeschmolzen einen kleineren Raum ein, weshalb der Goldschmied, dem Hieron Gold und Silber zu einer Krone gab, in den Verdacht des Betrugs kam, als habe er etwas für sich behalten, indem Archimedes nach dem spezifischen Gewicht beider Körper das Gewicht des ganzen Gemenges berechnete; Archimedes kann aber dem Goldschmied sehr wohl Unrecht getan haben. Wie sich spezifische Schwere und Kohäsion verändern, so auch die Farbe. Messing, aus Kupfer und Zink zusammengeschmolzen, ist so ein Herabführen des Kupferrots nach dem Gelben. Bei Quecksilber, das sich leicht mit Gold und Silber, nicht aber mit Eisen und Kobalt amalgamiert, ist ein bestimmtes Verhältnis vorhanden, in welchem beide Metalle sich gegenseitig sättigen. Hat man z. B. zu wenig Silber genommen, so fließt der ungesättigte Teil Quecksilber ab; oder ist zuviel Silber, so geht ein Teil von diesem in die Veränderung nicht ein. Die Verbindungen haben zum Teil auch eine größere Härte und Dichtigkeit als die einzelnen Metalle für sich, weil die Differenz ein höheres Insichsein darstellt, das Differenzlose dagegen leichter ist, aber zugleich eine leichtere Schmelzbarkeit, als aus ihrer Schmelzbarkeit, einzeln genommen, resultiert, weil im Gegenteil das in sich Unterschiedene offener für chemische Veränderungen ist und ihnen schwächeren Widerstand leistet; wie die intensivsten Naturen sich als die härtesten gegen die Gewalt zeigen, aber mit freiem Willen die hingebendsten sind, sich dem ihrer Natur Angemessenen zu öffnen. Das Schnellot von Darcet37) , eine Vermischung von 8 Teilen Wismut, 5 Teilen Blei und 3 Teilen Zinn, wird in einer Temperatur unter der des siedenden Wassers, ja in der warmen Hand flüssig. Auch mit Erden ist dies der Fall, die, für sich unschmelzbar, in Verbindung schmelzbar werden; was in der Metallurgie zur Erleichterung der Arbeit in den Schmelzhütten wichtig ist. Auch das Abtreiben der Metalle gehört hierher, weil es auf der Verschiedenheit von Verbindungen im Schmelzen beruht. Silber z. B. mit Kupfer verbunden wird mit Hilfe des Bleies abgetrieben: die Hitze, worin das Blei schmilzt, nimmt nämlich das Silber mit sich; Gold aber bleibt mit dem Kupfer, wenn etwas darin ist, verbunden. Königssäure ist eine Verbindung von Salz- und Salpetersäure; einzeln lösen sie das Gold nicht auf, nur in dieser ihrer Verbindung. Diese Synsomatien sind so nur Veränderungen der inneren, an sich seienden Differenz. Der eigentliche chemische Prozeß setzt aber nun einen bestimmteren Gegensatz voraus, und daraus entspringt eine größere Tätigkeit und ein spezifischeres Produkt.

§ 328

Der reale Prozeß aber bezieht sich zugleich auf die chemische Differenz (§ 200 ff.), indem zugleich die ganze konkrete Totalität des Körpers in ihn eingeht (§ 325). - Die Körper, die in den realen Prozeß eintreten, sind in einem Dritten, von ihnen Verschiedenen, vermittelt, welches die abstrakte, nur erst an sich seiende Einheit jener Extreme ist, die durch den Prozeß in die Existenz gesetzt wird.
Dieses Dritte sind daher nur Elemente, und zwar selbst verschieden als teils des Vereinens, die Neutralität überhaupt, das Wasser, teils des Differenzierens und Scheidens, die Luft. Indem in der Natur die unterschiedenen Begriffsmomente auch in besonderer Existenz sich herausstellen, so ist auch das Scheiden und Neutralisieren des Prozesses jedes an ihm ebenso ein Gedoppeltes, nach der konkreten und nach der abstrakten Seite. Das Scheiden ist einmal Zerlegen der neutralen Körperlichkeit in körperliche Bestandteile, das andere Mal Differenzieren der abstrakten physischen Elemente in die vier hiermit noch abstrakteren chemischen Momente des Stickstoffs, Sauerstoffs, Wasserstoffs und Kohlenstoffs, welche zusammen die Totalität des Begriffs ausmachen und nach dessen Momenten bestimmt sind. Hiernach haben die chemischen Elemente 1. die Abstraktion der Indifferenz, der Stickstoff, und 2. die beiden des Gegensatzes, der für sich seienden Differenz, der Sauerstoff, das Brennende, und der dem Gegensatze angehörigen Indifferenz, der Wasserstoff, das Brennbare, 3. die Abstraktion ihres individuellen Elements, der Kohlenstoff.
Ebenso ist das Vereinen das eine Mal Neutralisieren konkreter Körperlichkeiten, das andere Mal jener abstrakten chemischen Elemente. So sehr ferner die konkrete und die abstrakte Bestimmung des Prozesses verschieden ist, so sehr sind beide zugleich vereinigt, denn die physischen Elemente sind als die Mitte der Extreme das, aus dessen Differenzen die gleichgültigen konkreten Körperlichkeiten begeistet werden,
d. i. die Existenz ihrer chemischen Differenz erlangen, die zur Neutralisierung dringt und in sie übergeht.

Zusatz. Die allgemeine Natur des chemischen Prozesses ist, da er Totalität ist, die doppelte Tätigkeit der Trennung und der Reduktion des Getrennten zu Einem. Und da die gestalteten Körper, die in den Prozeß eintreten, als Totalitäten in Berührung miteinander kommen sollen, so daß ihre wesentliche Bestimmtheit sich berühre, - dies aber nicht möglich ist, wenn sie nur durch Reibung, als mechanisch Gleichgültige, gegeneinander Gewalt üben wie im oberflächlichen elektrischen Prozesse, so müssen sie in dem Gleichgültigen zusammenkommen, das, als ihre Indifferenz, ein abstraktes physikalisches Element ist,
- das Wasser als das Prinzip der Affirmation, die Luft als das Prinzip des Feuers, des Fürsichseins, der Negation. Die Elemente, welche diese Mitte bilden, gehen mit in den Prozeß ein und bestimmen sich zu Differenzen, und ebenso schmelzen sie sich wieder in die physikalischen Elemente zusammen.
Das Elementarische ist also hier entweder das Wirksame, worin die Individuellen erst ihre Wirksamkeit gegeneinander zeigen, oder es erscheint als Bestimmtwerden, indem es zu abstrakten Formen verwandelt wird. Die Extreme aber werden zur Mitte verbunden; oder sind sie Neutrale, z. B. Salze, so werden sie in Extreme zerlegt. Der chemische Prozeß ist also ein Schluß, und zwar nicht nur der Anfang, sondern ebenso auch der Verlauf desselben; denn es gehören drei dazu, nämlich zwei selbständige Extreme und eine Mitte, worin sich ihre Bestimmtheit berühre und sie sich differenzieren, während wir zum formalen chemischen Prozesse (s. vorh. §) nur zwei brauchten. Ganz konzentrierte Säure, die als solche wasserlos ist, auf Metall gegossen, löst dasselbe nicht auf, oder es wird nur schwach davon angegriffen; wird sie dagegen mit Wasser verdünnt, so greift sie das Metall erst recht tüchtig an, weil eben drei dazu gehören. Ebenso ist es mit der Luft. Trommsdorff sagt
38) : "Auch in trockener Luft verliert das Blei bald seinen Glanz, noch schneller aber in feuchter. Reines Wasser äußert keine Wirkung auf das Blei, wenn die Luft keinen Zutritt hat; wenn man also ein Stück frisch geschmolzenes, noch sehr glänzendes Blei in ein Glas steckt, das Glas mit frisch destilliertem Wasser anfüllt und verstopft, so bleibt das Blei ganz unverändert. Das Blei hingegen, welches unter Wasser liegt, das sich in offenen Gefäßen befindet, die der Luft viel Berührungspunkte darbieten, wird bald unscheinbar." Das Eisen ist in demselben Falle: nur wenn die Luft feucht ist, entsteht daher Rost; ist sie trocken und warm, so bleibt es unverändert.
Die vier chemischen Elemente sind die Abstraktionen der physikalischen Elemente, während diese ein Reales in sich sind. Eine Zeitlang hat man alle Basen aus solchen einfachen Stoffen bestehen lassen, wie jetzt aus metallischen. Guyton39) vermutete, daß Kalk aus Stickstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff, Talk aus Kalk und Stickstoff, Kali aus Kalk und Wasserstoff, Natron aus Talk und Wasserstoff bestehe.
Im Vegetabilischen und Animalischen wollte Steffens40) den Gegensatz des Kohlenstoffs und Stickstoffs wiederfinden usw. Solches Abstrakte tritt aber für sich, als das chemisch Differente, an den individuellen Körperlichkeiten nur hervor, indem die allgemeinen physikalischen Elemente, als Mitte, durch den Prozeß zur existierenden Differenz bestimmt und dadurch in ihre Abstraktionen geschieden werden. Wasser wird so in Sauer- und Wasserstoff dirimiert. Wie die Kategorie der Physiker vom Bestehen des Wassers aus Sauerstoff und Wasserstoff unstatthaft ist, wovon vorzüglich bei der Meteorologie (§ 286 Zus. S. 148) gesprochen worden, so besteht auch die Luft nicht aus Sauerstoffgas und Stickstoffgas, sondern auch dies sind nur die Formen, worunter die Luft gesetzt wird. Diese Abstraktionen integrieren sich dann nicht aneinander, sondern an einem Dritten, den Extremen, die daran ihre Abstraktion aufheben und sich zur Totalität des Begriffs vervollständigen. Was die chemischen Elemente betrifft, so werden sie Stoffe genannt nach ihren Basen, abgesehen von ihrer Form. Man kann aber, mit Ausnahme des Kohlenstoffs, keinen als Stoff für sich erhalten, sondern sie nur in Form von Gasen darstellen. Doch sind sie, als solche, materielle, ponderable Existenzen, indem z. B. das Metall, durch Hinzukommen des Sauerstoffgases oxydiert, dadurch auch an Gewicht gewinnt, wie denn z. B. Bleikalk, d. h. Blei mit dem abstrakten chemischen Elemente des Sauerstoffs verbunden, schwerer wiegt, als da es noch im regulinischen Zustande war. Darauf gründet sich die Theorie von Lavoisier41) . Aber die spezifische Schwere des Metalls ist vermindert; es verliert den Charakter der indifferenten Gediegenheit.
Die Totalität machen diese vier Elemente nun insofern aus, als α) der Stickstoff das tote Residuum ist, das der Metallität entspricht: er ist irrespirabel, brennt auch nicht; aber er ist differenzierbar, oxydierbar, - die atmosphärische Luft ist ein Oxyd des Stickstoffs. β) Wasserstoff ist die positive Seite der Bestimmtheit im Gegensatze, das differente Stickstoffgas; er ist unfähig, das tierische Leben zu erhalten, da Tiere schnell in demselben ersticken. Phosphor leuchtet nicht darin, ein hineingetauchtes Licht und jeder brennende Körper verlöscht in ihm; er ist aber selbst brennbar und läßt sich entzünden, sobald nur das atmosphärische Gas oder das Sauerstoffgas Zugang hat. γ) Das Andere dazu, das Negative, Betätigende ist der Sauerstoff;
er besitzt einen eigenen Geruch und Geschmack und begeistet auf die eine und die andere Seite.
δ) Das Vierte im Ganzen, die getötete Individualität, ist der Kohlenstoff, - die gemeine Kohle, das chemische Element des Irdischen. Für sich verklärt ist es der Diamant, der für reinen Kohlenstoff gilt und als starre irdische Gestalt kristallinisch ist. Während der Kohlenstoff allein Bestehen für sich hat, kommen die anderen nur gewaltsamerweise zur Existenz und haben so nur eine momentane Existenz.
Diese chemischen Bestimmungen sind es nun, welche die Formen ausmachen, an denen sich das Gediegene überhaupt integriere. Nur der Stickstoff bleibt außerhalb des Prozesses; Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlenstoff sind aber die differenten Momente, die zu den physikalisch individuellen Körpern geschlagen werden und wodurch diese ihre Einseitigkeit verlieren.

§ 329

Der Prozeß ist zwar abstrakt dies, die Identität des Urteilens und des Ineinssetzens der durchs Urteil Unterschiedenen zu sein, und als Verlauf ist er in sich zurückkehrende Totalität. Aber seine Endlichkeit ist, daß seinen Momenten auch die körperliche Selbständigkeit zukommt; sie enthält damit dies, daß er unmittelbare Körperlichkeiten zu seiner Voraussetzung hat, welche jedoch ebensosehr nur seine Produkte sind. Nach dieser Unmittelbarkeit erscheinen sie als außerhalb des Prozesses bestehend,
und dieser als an sie tretend. Ferner fallen deswegen die Momente des Verlaufs des Prozesses selbst als unmittelbar und verschieden auseinander, und der Verlauf als reale Totalität wird ein Kreis besonderer Prozesse, deren jeder den anderen zur Voraussetzung hat, aber für sich seinen Anfang von außen nimmt und in seinem besonderen Produkt erlischt, ohne sich aus sich in den Prozeß, der das weitere Moment der Totalität ist, fortzusetzen und immanent darein überzugehen. Der Körper kommt in einem dieser Prozesse als Bedingung, in einem anderen als Produkt vor; und in welchem besonderen Prozesse er diese Stellung
hat, macht seine chemische Eigentümlichkeit aus; auf diese Stellungen in den besonderen Prozessen kann sich allein eine Einteilung der Körper gründen.
Die zwei Seiten des Verlaufs sind 1. vom indifferenten Körper aus durch seine Begeistung zur Neutralität, und 2. von dieser Vereinung zurück zur Scheidung in indifferente Körper.

Zusatz. Der chemische Prozeß ist noch endlich im Vergleich zum organischen:
α) weil die Einheit der Diremtion und die Diremtion selbst, die im Lebensprozeß ein schlechthin Untrennbares sind, indem das Eine sich darin ewig zum Gegenstande und, was es so von sich abscheidet, ewig zu sich selbst macht, - diese unendliche Tätigkeit im chemischen Prozesse noch in zwei Seiten zerfällt. Daß die Dirimierten wieder zusammengebracht werden können, ist ihnen äußerlich und gleichgültig, mit der Diremtion war der eine Prozeß zu Ende, und nun kann wieder ein neuer anfangen.
β) Die Endlichkeit des chemischen Prozesses besteht weiter darin, daß jeder einseitige chemische Prozeß, obzwar auch wieder die Totalität, dies doch nur auf eine formelle Weise ist: z. B. das Verbrennen,
d. h. das Differentsetzen, Oxydieren, hat die Diremtion zum Ende; bei solchem einseitigen Prozeß kommt aber auch eine Neutralität zustande, es wird auch Wasser erzeugt. Und umgekehrt beim Prozeß, wo das Neutrale das Ende ist, wird auch differenziert, - aber nur auf abstrakte Weise, indem nämlich Gasarten entwickelt werden.
γ) Die in den Prozeß eintretenden Gestalten sind dann zunächst ruhende; der Prozeß ist dieses, daß solche unterschiedene Gestaltungen in eins gesetzt oder aus ihrem gleichgültigen Bestehen in die Differenz zerrissen werden, ohne daß der Körper sich schon erhalten könnte. Die an sich seiende Einheit der Unterschiedenen ist zwar die absolute Bedingung; aber weil sie noch als Unterschiedene auftreten, so sind sie nur dem Begriffe nach eins, und ihre Einheit ist noch nicht in die Existenz getreten. Säure und ätzendes Kali sind an sich identisch, die Säure ist an sich Kali; und darum dürstet sie eben nach Kali, wie das ätzende Kali nach Säure. Jedes hat den Trieb, sich zu integrieren, d. h. es ist an sich neutral, aber noch nicht in der Existenz.
Die Endlichkeit des chemischen Prozesses ist also hier, daß die beiden Seiten des Begriffs und der Existenz einander noch nicht entsprechen, während im Belebten die Identität der Unterschiede auch das Existierende ist.
δ) Die Unterschiede heben sich zwar im chemischen Prozeß als einseitige auf; dieses Aufheben ist aber nur relativ, ein Verfallen in eine andere Einseitigkeit. Die Metalle werden Oxyde, eine Substanz wird zur Säure; - neutrale Produkte, die immer wieder einseitige sind.
ε) Darin liegt ferner, daß das Ganze des Prozesses in unterschiedene Prozesse zerfällt. Der Prozeß, dessen Produkt ein einseitiges ist, ist selbst ein unvollständiger, nicht der totale Prozeß. Der Prozeß ist aus, indem eine Bestimmtheit in die andere gesetzt ist; somit ist dieser Prozeß selbst nicht die wahrhafte Totalität, sondern nur ein Moment des ganzen totalen Prozesses. An sich ist jeder Prozeß die Totalität des Prozesses, diese Totalität zerfällt aber in unterschiedene Prozesse und Produkte Die Idee des ganzen chemischen Prozesses ist so ein Verlauf von abgebrochenen Prozessen, welche die verschiedenen Stufen und Durchgangspunkte desselben repräsentieren.
ζ) Zur Endlichkeit des chemischen Prozesses gehört noch dieses, daß eben den verschiedenen Stufen dieses Prozesses die besonderen individuellen Körpergestaltungen angehören oder daß die besonderen Körperindividualitäten danach bestimmt sind, welcher Stufe des ganzen Prozesses sie angehören.
Die Oberflächlichkeit des elektrischen Prozesses hat noch eine sehr geringe Beziehung zur Individualität des Körpers, indem durch die kleinste Bestimmung ein Körper positiv oder negativ elektrisch wird;
erst im chemischen Prozeß wird diese Beziehung wichtig. In einzelnen chemischen Prozessen hat man nun eine Menge Seiten, Materien, die unterschieden werden können. Um dieses Konvolut fassen zu können, muß man unterscheiden, welche Materialitäten bei jedem wirksam sind, welche nicht; und beide muß man nicht auf gleiche Stufe setzen, sondern wohl auseinanderhalten. Die Natur eines Körpers hängt ab von seiner Stellung zu den verschiedenen Prozessen, in welchen er das Erzeugende, Determinierende, oder das Produkt ist. Er ist zwar auch noch anderer Prozesse fähig, aber darin nicht das Bestimmende.
So ist im galvanischen Prozeß das Metall als regulinisches das Determinierende; es geht zwar auch in den Feuerprozeß als Kali und Säure über, diese weisen ihm aber nicht seine Stelle im Ganzen an. Schwefel hat auch ein Verhältnis zur Säure und gilt als solche; das aber, worin er das Determinierende ist, ist sein Verhältnis zum Feuer. Das ist seine Stellung. In der empirischen Chemie wird aber jeder Körper nach seinem Verhalten zu allen chemischen Körpern beschrieben. Wird ein neues Metall erfunden, so macht man sein Verhalten mit allen Körpern der ganzen Skala durch. Wenn man in den chemischen Lehrbüchern die Reihe der Körper betrachtet, wie sie aufgeführt werden, so ist hier der Hauptunterschied von sogenannten einfachen Körpern und von Körpern, die Verbindungen derselben sind. Unter jenen findet man nun in einem Atem Stickstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff Phosphor, Schwefel, Gold, Silber und die übrigen Metalle aufgeführt. Man sieht aber auf den ersten Blick, daß dies ganz heterogene Dinge sind. Ferner sind Verbindungen wohl Produkte des Prozesses; aber die sogenannten einfachen Körper gehen ebenso aus den abstrakteren Prozessen hervor. Endlich ist den Chemikern das tote Produkt, das bei diesem oder jenem Prozesse herauskommt, die Hauptsache, die beschrieben wird. In Wahrheit ist aber der Prozeß und die Stufenfolge der Prozesse die Hauptsache; sein Gang ist das Bestimmende, und die Bestimmtheiten der Körperindividuen haben nur in seinen unterschiedenen Stufen ihren Sinn. Aber dies ist dann der endliche, formelle Prozeß, daß jeder Körper durch seine Besonderheit einen modifizierten Verlauf des ganzen Prozesses darstellt. Das besondere Verhalten des Körpers und sein besonders modifizierter Prozeß ist eben der Gegenstand der Chemie, welche die Körperbestimmtheiten als gegebene voraussetzt. Hier haben wir dagegen den Prozeß in seiner Totalität zu betrachten, und wie er die Klassen der Körper ausscheidet und sie als Stufen seines Ganges, die fest werden, bezeichnet.
Der Prozeß in seiner Totalität, wie er seine Stufen in den besonderen Körperindividuen fixiert, läßt diese Stufen selbst als Prozesse besonderer Art erscheinen. Die Totalität derselben ist eine Kette besonderer Prozesse; sie sind ein Kreislauf, dessen Peripherie selbst eine Kette von Prozessen ist. Die Totalität des chemischen Prozesses ist so ein System von besonderen Weisen des Prozesses:
α) Im formalen Prozeß der Synsomatien, von dem wir bereits oben (§ 327) gehandelt haben, ist die Differenz noch nicht reell.
β) Beim wirklichen Prozesse kommt es darauf an, in welcher Weise die Tätigkeit existiert:
1. Im Galvanismus existiert sie als eine Verschiedenheit indifferenter Körper; auch hier ist die Differenz noch nicht real vorhanden, die Verschiedenheit wird aber durch die Tätigkeit des Prozesses als Differenz gesetzt. So haben wir hier Metalle, deren Verschiedenheiten sich berühren; und weil sie in dieser Verbindung tätig, d. h. Differente sind, so ist der Prozeß da.
2. Im Feuerprozeß existiert die Tätigkeit für sich außer dem Körper; denn das Feuer ist dieses in sich verzehrende, negative Fürsichsein, das unruhige Differente, das wirksam ist, die Differenz zu setzen.
Das ist zunächst elementarisch und abstrakt; das Produkt, die Verleiblichung des Feuers, ist der Übergang zum kaustischen Kalischen, zu Säuren, welche begeistet sind.
3. Das Dritte ist nun der Prozeß dieser Begeisteten, während das Erste das Setzen des Oxyds, das Zweite das Setzen der Säure war. Jetzt existiert die differenzierende Tätigkeit körperlich. Dieser Prozeß ist die Reduktion zur Neutralität, das Hervorbringen der Salze. 4. Endlich haben wir die Rückkehr des Neutralen zum Anfang, zur Säure, zum Oxyd und zum Radikal. Das Indifferente fängt an, dann kommt das unterschieden Gesetzte, dann das Entgegengesetzte, dann die Neutralität als Produkt. Da das Neutrale aber selbst ein Einseitiges ist, so wird es wieder zum Indifferenten reduziert. Das Indifferente ist die Voraussetzung des chemischen Prozesses, und diese Voraussetzung hat er zu seinem Produkte. In der empirischen Betrachtung sind die Formen der Körper die Hauptsache; es muß aber von den besonderen Formen des Prozesses angefangen und diese unterschieden werden. Dadurch allein kann man die empirisch unendliche Mannigfaltigkeit, bei der es nur um das Produkt zu tun ist, in eine vernünftige Ordnung gruppieren und ebenso die abstrakte Allgemeinheit abhalten, welche alles ordnungslos zusammenwirft. 

33) Sir William Parry, 1790-1855, zahlreiche Reisebeschreibungen

34) Hans Christian Oersted, 1777-1851, dänischer Physiker, entdeckte 1820 den Elektromagnetismus

35) Johann Wilhelm Ritter, 1776-1810, Naturwissenschaftler; entdeckte 1801 die ultravioletten Strahlen.

36) *Er [Jakob Joseph Winterl, 1732-1809] war Professor in Pest und hatte, am Anfang dieses Jahrhunderts, den Trieb einer tieferen Einsicht in die Chemie. Er wollte einen besonderen Stoff Andronia gefunden haben, was sich aber nicht bestätigt hat.

37) Jean Pierre Joseph Darcet, 1777-1844, Chemiker

38) Johann Bartholomäus Trommsdorff, 1770-1837, Chemiker und Pharmazeut; Systematisches Handbuch der gesamten Chemie, 8 Bde., Erfurt 1800-07

39) Louis Bernard Guyton de Morveau, 1736-1816, Chemiker

40) Henrik Steffens, 1773-1845, Naturphilosoph unter dem Einfluß Schellings

41) Antoine Laurent Lavoisier, 1743-1794, Chemiker; stürzte die Phlogistontheorie, erkannte die Bedeutung des Sauerstoffs beim Verbrennungsvorgang

 

 

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