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2. Objektive Bestimmungen der Religion der Zauberei

Mit der Unterscheidung des Einzelnen und Allgemeinen überhaupt tritt ein Verhältnis des Selbstbewußtseins zu dem Gegenstande ein, und hier muß die bloß formelle Objektivierung unterschieden werden von der wahrhaften. Jene ist, daß die geistige Macht, Gott, als gegenständlich überhaupt für das Bewußtsein gewußt wird; die absolute Objektivierung ist, daß Gott ist, daß er gewußt wird als an und für sich seiend nach den Bestimmungen, die dem Geist an und für sich zukommen.

Was wir hier zunächst zu betrachten haben, ist nur die formelle Objektivierung.
Das Verhältnis ist dreierlei Art.

a) Das subjektive Selbstbewußtsein, die subjektive Geistigkeit ist und bleibt noch Meister und Herr,
diese lebendige Macht, diese selbstbewußte Macht; die Idealität des Selbstbewußtseins ist gegen die schwache Objektivität als Macht noch wirksam und behält die Obergewalt.

b) Das subjektive Selbstbewußtsein des Menschen wird als abhängig vorgestellt vom Objekt.
Der Mensch als unmittelbares Bewußtsein kann nur auf zufällige Weise abhängig zu sein sich vorstellen;
nur durch eine Abweichung von seiner gewöhnlichen Existenz kommt er zur Abhängigkeit. Bei einfachen Naturvölkern, Wilden, ist diese Abhängigkeit von weniger Bedeutung: sie haben, was sie brauchen;
was sie bedürfen, existiert für sie, wächst für sie. Sie sehen sich daher in keinem Verhältnis der Abhängigkeit; die Not ist nur zufällig. Erst bei weiter fortgebildetem Bewußtsein, wenn Mensch und Natur, ihre unmittelbare Gültigkeit und Positivität verlierend, als ein Böses, Negatives vorgestellt werden, tritt die Abhängigkeit des Bewußtseins ein, indem es gegen sein Anderes sich negativ erweist. Erst wenn so der Mensch als Wesen vorgestellt wird, so ist das Andere, die Natur, wesentlich nur ein Negatives.

c) Aber diese Negativität zeigt sich, nur ein Durchgangspunkt zu sein.
Die Geistigkeit sowohl als auch der natürliche Wille, der empirische, unmittelbare Geist, der Mensch erkennt sich in der Religion wesentlich, erkennt, daß das nicht die Grundbestimmung ist, von der Natur abhängig zu sein, sondern sich als Geist frei zu wissen. Wenn dies auch auf der niedrigsten Stufe nur eine formelle Freiheit ist, so verachtet der Mensch doch die Abhängigkeit, bleibt bei sich, gibt den natürlichen Zusammenhang preis und unterwirft die Natur seiner Macht. Es ist eine andere Stufe, wo dies gilt, was eine spätere Religion sagt: "Gott donnert mit seinem Donner und wird doch nicht erkannt." Gott kann etwas Besseres tun als nur donnern: er kann sich offenbaren. Von der Naturerscheinung läßt sich der Geist nicht bestimmen. - Das höhere Verhältnis ist die freie Verehrung, daß der Mensch die Macht als freie ehrt, als Wesen erkennt, aber nicht als Fremdes.

Wenn wir also die Objektivierung näher betrachten, so ist es teils, daß das Selbstbewußtsein sich noch behält als Macht über die natürlichen Dinge, teils aber, daß in dieser Objektivität nicht bloß natürliche Dinge für dasselbe sind, sondern darin ein Allgemeines zu werden beginnt, gegen welches es dann das Verhältnis freier Verehrung hat.

Betrachten wir also das Gegenständlichwerden des Allgemeinen, wie es noch in den Kreis der Zauberei fällt, so beginnt in ihr nun das Bewußtsein wahrhaft wesentlicher Objektivität, welche aber noch verschlossen ist; es beginnt das Bewußtsein einer wesentlichen allgemeinen Macht.
Die Zauberei ist beibehalten, aber neben sie tritt die Anschauung einer selbständigen, wesentlichen Objektivität; das zaubernde Bewußtsein weiß nicht sich als das Letzte, sondern die allgemeine Macht in den Dingen. Beides ist miteinander vermischt, und erst wo die freie Verehrung oder das Bewußtsein freier Macht hervortritt, treten wir aus dem Kreis der Zauberei heraus, obgleich wir uns noch in der Sphäre der Naturreligion befinden. Zauberei ist bei allen Völkern und zu jeder Zeit vorhanden gewesen; mit der Objektivierung tritt jedoch in den höheren Stufen eine Vermittlung ein, so daß der Geist der höhere Begriff, die Macht darüber ist oder das Vermittelnde mit dem Zauber.

Selbstbewußtsein ist das Verhältnis mit dem Objekt, worin jenes nicht mehr das unmittelbare ist, das,
was innerhalb seiner befriedigt ist, sondern es findet seine Befriedigung im Anderen, vermittels eines Anderen, in dem Durchgang durch ein Anderes. Die Unendlichkeit der Begierde zeigt sich als eine endliche Unendlichkeit, indem sie gehemmt wird durch die Reflexion in eine höhere Macht.
Der Mensch schließt sich auf, und erst mit dem Aufheben seiner Besonderheit bringt er die Befriedigung seiner in seinem Wesen hervor, schließt sich mit sich als Wesen zusammen und erreicht sich durch die negative Weise seiner selbst.

In der Vermittlung, wie sie uns zunächst erscheint auf äußerliche Weise, geschieht dieselbe als durch ein Anderes, äußerlich Bleibendes. In der Zauberei als solcher braucht der Mensch direkte Macht über die Natur. Hier übt er eine indirekte Macht [aus], mittels eines Anderen, eines Zaubermittels.
Die Momente der Vermittlung sind näher betrachtet diese:

a) Das unmittelbare Verhältnis hierbei ist, daß das Selbstbewußtsein als das Geistige sich weiß, als Macht über die Naturdinge. Diese sind wieder selbst eine Macht übereinander. Dies ist also schon eine weitere Reflexion und nicht mehr ein unmittelbares Verhältnis, wo das Ich als Einzelnes den natürlichen Dingen gegenübersteht. Die nächste Allgemeinheit der Reflexion ist, daß die natürlichen Dinge ineinander scheinen, im Zusammenhang miteinander stehen, eins durch das andere zu erkennen ist, seine Bedeutung hat als Ursache und Wirkung, - daß sie wesentlich in einem Verhältnis sind. Dieser Zusammenhang ist schon eine Form der Objektivierung des Allgemeinen, denn das Ding ist so nicht mehr einzelnes, geht über sich hinaus, macht sich geltend im anderen; das Ding wird breiter auf diese Weise.
Ich bin im ersten Verhältnis die Idealität des Dinges, die Macht über dasselbe; jetzt aber, objektiv gesetzt, sind die Dinge gegeneinander die Macht; das eine ist das, was das andere ideell setzt. Dies ist die Sphäre der indirekten Zauberei durch Mittel, während die erste die direkte war.

Es ist dies eine Objektivierung, die nur ein Zusammenhang äußerlicher Dinge ist und so, daß das Subjekt sich nicht die direkte Macht nimmt über die Natur, sondern nur über die Mittel.
Diese vermittelte Zauberei ist zu jeder Zeit bei allen Völkern vorhanden. Auch die sympathetischen Mittel gehören hierher; sie sind eine Veranstaltung, die eine Wirkung an etwas ganz anderem hervorbringen soll. Das Subjekt hat die Mittel in der Hand und nur die Absicht, den Zweck, dies hervorzubringen. Ich ist das Zaubernde; aber durch das Ding selbst besiegt es das Ding. In der Zauberei zeigen sich die Dinge als ideelle.
Die Idealität ist also eine Bestimmung, die ihnen als Dingen zukommt; sie ist eine objektive Qualität, welche eben durch das Zaubern zum Bewußtsein kommt und nur selbst gesetzt, benutzt wird.
Die Begierde greift die Dinge unmittelbar an. Jetzt aber reflektiert das Bewußtsein sich in sich selbst und schiebt zwischen sich und das Ding das Ding selbst ein als das Zerstörende, indem es sich dadurch als die List zeigt, nicht selbst in die Dinge und ihren Kampf sich einzulassen. Die Veränderung, welche hervorgebracht werden soll, kann einerseits in der Natur des Mittels liegen; die Hauptsache ist aber der Wille des Subjekts.

Diese vermittelte Zauberei ist unendlich ausgebreitet, und es ist schwer, ihre Grenzen und das, was nicht mehr in ihr liegt, zu bestimmen. Das Prinzip der Zauberei ist, daß zwischen dem Mittel und dem Erfolg der Zusammenhang nicht erkannt wird. Zauberei ist überall, wo dieser Zusammenhang nur da ist, ohne begriffen zu sein.
Dies ist auch bei den Arzneien hundertmal der Fall, und man weiß sich keinen anderen Rat, als daß man sich auf die Erfahrung beruft. Das andere wäre das Rationelle, daß man die Natur des Mittels kennte und so auf die Veränderung, die es hervorbringt, schlösse. Aber die Arzneikunst verzichtet darauf, aus der Natur des Mittels den Erfolg zu berechnen. Man sagt: es ist dieser Zusammenhang, und dies ist bloß Erfahrung, die aber selbst unendlich widersprechend ist.
So heilte Brown 1) mit Opium, Naphtha, Spiritus usf., was man früher mit dem, was vollkommen entgegengesetzter Natur ist, kurierte. Die Grenze des bekannten und unbekannten Zusammenhangs ist daher schwer anzugeben. - Insofern hier eine Wirkung vom Lebendigen auf Lebendiges und noch mehr vom Geistigen auf Körperliches stattfindet, so sind hier Zusammenhänge, die nicht geleugnet werden können und die doch so lange als unerforschlich, als Zauber oder als Wunder auch erscheinen können, als man nicht den tieferen Begriff dieses Verhältnisses kennt. Beim Magnetismus hört so alles, was man sonst vernünftigen Zusammenhang nennt, auf; es ist nach der sonstigen Weise der Betrachtung ein unverständiger Zusammenhang.

Wenn der Kreis der Vermittlung in der Zauberei einmal aufgetan ist, so eröffnet sich das ungeheure Tor des Aberglaubens; da werden alle Einzelheiten der Existenz bedeutsam, denn alle Umstände haben Erfolge, Zwecke; jedes ist ein Vermitteltes und Vermittelndes, alles regiert und wird regiert.
Was der Mensch tut, hängt nach seinen Erfolgen von Umständen ab; was er ist, seine Zwecke hängen von Verhältnissen ab.
Er existiert in einer Außenwelt, einer Mannigfaltigkeit von Zusammenhängen, und das Individuum ist nur eine Macht, insofern es eine Macht über die einzelnen Mächte des Zusammenhangs ist.
Insofern dieser noch unbestimmt, die bestimmte Natur der Dinge noch nicht erkannt ist, so schwebt man in absoluter Zufälligkeit. Indem die Reflexion in dies Feld der Verhältnisse eintritt, so hat sie den Glauben, daß die Dinge in Wechselwirkung stehen. Dies ist ganz richtig; der Mangel aber ist, daß der Glaube noch abstrakt ist, und folglich ist darin noch nicht vorhanden die bestimmte Eigentümlichkeit, die bestimmte Wirkungsweise, die Art des Zusammenhangs der Dinge mit anderen. Es ist ein solcher Zusammenhang, aber die Bestimmtheit ist noch nicht erkannt; daher ist denn die Zufälligkeit, Willkür der Mittel vorhanden. Die meisten Menschen stehen nach einer Seite in diesem Verhältnis; Völker stehen so darin, daß diese Ansicht die Grundansicht, die Macht über die Wünsche, ihren Zustand, ihre Existenz ist.

Wenn man nach einem abstrakten Grundsatz handelt, ist das Bestimmte frei gelassen.
Hierher gehört die unendliche Menge von Zaubermitteln.
Viele Völker gebrauchen Zauber bei allem, was sie unternehmen. Bei einigen wird im Legen des Fundaments eines Hauses ein Zauber angewendet, damit es glücklich bewohnt werde, keiner Gefahr zugänglich sei; die Himmelsgegend, die Richtung ist dabei bedeutsam.
Beim Säen muß ein Zauber den glücklichen Erfolg sichern; Verhältnis mit anderen Menschen, Liebe, Haß, Frieden, Krieg wird durch Mittel bewirkt, und da der Zusammenhang derselben mit der Wirkung unbekannt ist, so kann dies oder jenes genommen werden. Verstand ist in dieser Sphäre nicht anzutreffen; daher kann nicht weiter davon gesprochen werden.

Man schreibt alten Völkern große Einsicht zu in die Wirkungsweisen der Kräuter, der Pflanzen usf. bei Krankheiten usw. Hier kann ein wahrhafter Zusammenhang stattfinden, aber ebenso leicht kann er bloß Willkür sein. Der Verstand kommt zum Bewußtsein, es sei ein Zusammenhang, aber die nähere Bestimmung ist ihm unbekannt; er vergreift sich in den Mitteln; die Phantasie ersetzt aus richtigem oder irrendem Instinkt das Mangelnde an dem abstrakten Grundsatz, bringt Bestimmtheit hinein, die in den Dingen als solche eigentümliche nicht liegt.

b) Der Inhalt der ersten, unmittelbaren Zauberei betraf Gegenstände, über die der Mensch unmittelbar Macht ausüben kann; dies Zweite ist nun ein Verhältnis zu Gegenständen, die eher als selbständig angesehen werden können und so als Macht, daß sie dem Menschen als Anderes, was nicht mehr in seiner Gewalt ist, erscheinen. Solche selbständige natürliche Dinge sind z. B. die Sonne, der Mond, der Himmel, das Meer, - Mächte, individuell oder elementarisch große Gegenstände, die dem Menschen rein als unabhängig gegenüberzutreten scheinen. Steht das natürliche Bewußtsein in diesem Kreise noch auf dem Standpunkte der einzelnen Begierde, so hat es eigentlich noch kein Verhältnis zu diesen Gegenständen als zu allgemeinen Naturen, hat noch nicht die Anschauung ihrer Allgemeinheit und hat es nur mit Einzelnem zu tun.
Ihr Gang, das, was sie hervorbringen, ist gleichförmig, ihre Wirkungsweise ist beständig; das Bewußtsein aber, das noch auf dem Standpunkt der natürlichen Einheit steht, für welche das Beständige kein Interesse hat, verhält sich zu ihnen nur nach seinen zufälligen Wünschen, Bedürfnissen, Interessen, oder insofern ihre Wirkung als zufällig erscheint.
Den Menschen auf diesem Standpunkt interessiert die Sonne und der Mond nur,
insofern sie sich verfinstern, die Erde nur im Erdbeben; das Allgemeine ist nicht für ihn, erregt seine Begierde nicht, ist ohne Interesse für ihn. Der Fluß hat nur Interesse für ihn, wenn er darüberfahren will.
Das theoretische Interesse ist hier nicht vorhanden, sondern nur das praktische Verhalten des zufälligen Bedürfnisses.
Der denkende Mensch bei höherer Bildung verehrt diese Gegenstände nicht, wie sie geistige Allgemeinheiten sind, die das Wesentliche für ihn wären; in jener ersten Sphäre verehrt er sie auch nicht, weil er noch gar nicht zum Bewußtsein des Allgemeinen gekommen ist, das in diesen Gegenständen ist.
Auf diesem Standpunkt ist er zur Allgemeinheit der Existenz noch nicht gekommen; auf jenem gilt ihm die natürliche Existenz überhaupt nicht mehr.
Aber in der Mitte beider ist es, daß die Naturmächte als ein Allgemeines und somit gegen das einzelne, empirische Bewußtsein Machthabendes auftreten. Beim Erdbeben, bei der Überschwemmung, der Verfinsterung kann er Furcht vor ihnen haben und Bitten an sie richten; da erscheinen sie erst als Macht, - das andere ist ihr gewöhnliches Tun; da braucht er nicht zu bitten.
Dies Bitten hat aber auch den Sinn des Beschwörens, man sagt: "mit Bitten beschwören"; mit dem Bitten erkennt man an, daß man in der Macht des Anderen ist. Bitten ist daher oft schwer, weil ich eben dadurch die Gewalt der Willkür des Anderen in Ansehung meiner anerkenne. Aber man fordert die Wirkung; die Bitte soll zugleich die Macht sein, die über den Anderen ausgeübt wird; beides vermischt sich, die Anerkenntnis der Übermacht des Gegenstands und andererseits das Bewußtsein meiner Macht, wonach ich die Übermacht ausüben will über diesen Gegenstand.
So sehen wir bei solchen Völkern, daß sie einem Flusse opfern, wenn sie über ihn setzen wollen, der Sonne Opfer bringen, wenn sie sich verfinstert; sie machen so Gebrauch von der Macht zu beschwören.
Die Mittel sollen den Zauber ausüben über die Naturmacht, sie sollen hervorbringen, was das Subjekt wünscht. Die Verehrung solcher Naturgegenstände ist so ganz zweideutig; es ist nicht reine Verehrung, sondern diese ist gemischt mit Zauber.

Mit dieser Verehrung der Naturgegenstände kann verbunden sein, daß diese auf wesenhaftere Weise vorgestellt werden, als Genien, z. B. die Sonne als Genius, Genius des Flusses usf. Es ist dies eine Verehrung, in der man nicht bei der Einzelheit des Gegenstandes stehenbleibt, sondern sein Allgemeines vorstellt und dies verehrt. Aber indem dies auch so auf allgemeine Weise vorgestellt wird, als Macht erscheint, so kann der Mensch dennoch das Bewußtsein behalten, auch über diese Genien die Macht zu sein; ihr Inhalt ist immer nur der eines Naturwesens, er ist immer nur ein natürlicher, und das Selbstbewußtsein kann sich so als Macht darüber wissen.

c) Die nächste Objektivierung ist die, daß der Mensch eine selbständige Macht außer ihm anerkennt und findet in der Lebendigkeit.
Das Leben, die Lebendigkeit im Baum schon, noch mehr im Tier, ist ein höheres Prinzip als die Natur der Sonne oder des Flusses. Es ist deswegen geschehen unter einer unendlichen Menge von Völkern,
daß Tiere als Götter verehrt sind. Dies erscheint uns das Unwürdigste zu sein; aber in Wahrheit ist das Prinzip des Lebens höher als das der Sonne. Das Tier ist eine vornehmere, wahrhaftere Existenz als solche Naturexistenz, und es ist insofern weniger unwürdig, Tiere als Götter zu verehren, als Flüsse, Sterne usf. Das Leben des Tieres kündigt eine regsame Selbständigkeit der Subjektivität an, um die es hier zu tun ist. Sein Selbstbewußtsein ist es, was der Mensch sich objektiv macht, und die Lebendigkeit ist die Form, die Weise der Existenz, die allerdings der geistigen am nächsten verwandt ist.
Die Tiere werden noch von vielen Völkern, besonders in Indien und Afrika verehrt. Das Tier hat die stille Selbständigkeit, Lebendigkeit, die sich nicht preisgibt, die dies und jenes vornimmt; es hat zufällige, willkürliche Bewegung, es ist nicht zu verstehen, hat etwas Geheimes in seinen Wirkungsweisen, seinen Äußerungen; es ist lebendig, aber nicht verständlich wie der Mensch dem Menschen. Dies Geheimnisvolle macht das Wunderbare für den Menschen aus, so daß er die tierische Lebendigkeit für höher ansehen kann als seine eigene. Noch bei den Griechen sind die Schlangen verehrt worden; sie haben von alten Zeiten her dies Vorurteil für sich gehabt, für ein gutes Omen zu gelten.
Auf der Westküste von Afrika findet sich in jedem Hause eine Schlange, deren Mord das größte Verbrechen ist. Einerseits werden so die Tiere verehrt, andererseits sind sie jedoch auch der größten Willkür in bezug auf die Verehrung unterworfen. Die Neger machen sich das erste beste Tier zu ihrem Zauber, verwerfen es, wenn es unwirksam ist, und nehmen ein anderes.

Dies ist das Wesen des Tierdienstes; er ist, insofern der Mensch und das Geistige sich noch nicht in seiner wahrhaften Wesenheit gefaßt hat; die Lebendigkeit des Menschen ist so nur freie Selbständigkeit.

In diesem Kreis der Begierde des einzelnen Selbstbewußtseins, welches weder in sich noch außer sich freie, allgemeine, objektive Geistigkeit anerkennt, wird dem Lebendigen, das verehrt wird, noch nicht die Bedeutung gegeben, die es später in der Vorstellung der Seelenwanderung erhält.
Diese Vorstellung begründet sich darauf, daß der Geist des Menschen ein Dauerndes überhaupt ist,
daß er aber zu seiner Existenz in der Dauer einer Leiblichkeit bedarf und, insofern diese nun nicht Mensch ist, er einer anderen bedarf, und diese nächstverwandte ist dann das Tier.
Bei dem Tierdienst, der mit der Seelenwanderung verbunden ist, ist dies ein wichtiges und wesentliches Moment, daß mit dieser Lebendigkeit sich die Idee von einem innewohnenden Geistigen verbindet, so daß dies eigentlich verehrt wird.
Hier in diesem Kreise, wo das unmittelbare Selbstbewußtsein die Grundbestimmung ist, ist es aber nur die Lebendigkeit überhaupt, die verehrt wird; daher ist denn diese Verehrung zufällig und betrifft bald dies Tier, bald ein anderes; fast jeder unerfüllte Wunsch bringt einen Wechsel hervor.
Es ist hiermit denn auch jedes andere Ding hinreichend, ein selbstgemachtes Idol, ein Berg, Baum usf.
So gut die Kinder den Trieb haben, zu spielen, und die Menschen den, sich zu putzen, so ist auch hier der Trieb vorhanden, etwas gegenständlich zu haben als ein Selbständiges und Mächtiges, und das Bewußtsein einer willkürlichen Verbindung, die ebensoleicht wieder aufgehoben wird, als die nähere Bestimmtheit des Gegenstandes zunächst als gleichgültig erscheint.

Es entsteht so der Fetischdienst. Fetisch ist ein verdorbenes portugiesisches Wort und gleichbedeutend mit Idol. Fetisch ist etwas überhaupt, ein Schnitzwerk, Holz, Tier, Fluß, Baum usf., und so gibt es Fetische für ganze Völker und solche für irgendein Individuum.

Die Neger haben eine Menge von Götzenbildern, natürlichen Gegenständen, die sie zu ihren Fetischen machen. Der nächste beste Stein, Heuschrecke: das ist ihr Lar, von dem sie erwarten, daß er ihnen Glück bringe. Das ist so eine unbekannte, unbestimmte Macht, die sie unmittelbar selbst kreiert haben; stößt ihnen daher Unangenehmes zu und finden sie den Fetisch nicht dienstfertig, so schaffen sie ihn ab und wählen sich einen anderen. Ein Baum, Fluß, Löwe, Tiger sind allgemeine Landesfetische. Wenn Unglück eintritt, Überschwemmung oder ein Krieg, so verändern sie ihren Gott. Der Fetisch ist veränderlich und sinkt zum Mittel herab, dem Individuum etwas zu verschaffen. Der Nil der Ägypter ist dagegen ganz etwas anderes; er ist ihnen ein allgemein Göttliches, ihre substantielle, unveränderliche Macht, worin sich ihre ganze Existenz befindet.

Das Letzte, worin selbständige Geistigkeit angeschaut wird, ist wesentlich der Mensch selbst, ein Lebendiges, Selbständiges, das geistig ist. Die Verehrung hat hier ihren wesentlichen Gegenstand, und in Rücksicht der Objektivität tritt die Bestimmung ein, daß nicht jedes einzelne zufällige Bewußtsein es ist, welches mächtig ist über die Natur, sondern es sind einzelne wenige Mächtige, die als Geistigkeit angeschaut und verehrt werden. Im existierenden Selbstbewußtsein, das noch Macht hat, ist wesentlich der Wille, das Wissen im Vergleich und im realen Verhältnis mit anderen das Gebietende, was als wesentlich notwendig erscheint gegen das Andere und ein Zentrum ist unter vielen.
Hier tritt also eine geistige Macht ein, die als objektiv angeschaut werden soll, und so tritt die Bestimmung hervor, daß es Eines oder Einiges sein soll, ausschließend gegen das Andere.
So sind denn ein Mensch oder einige Menschen die Zauberer; sie werden angesehen als die höchste Macht, die vorhanden ist. Gewöhnlich sind es die Fürsten, und so ist der Kaiser von China das gewalthabende Individuum über Menschen und zugleich über die Natur und die natürlichen Dinge.
Indem es so ein Selbstbewußtsein ist, was verehrt wird, so tut sich denn gleich ein Unterschied hervor in dem, was solch ein Individuum an und für sich ist und nach seiner äußeren Existenz.
Hiernach ist er Mensch wie andere; das wesentliche Moment ist aber die Geistigkeit überhaupt, dies,
für sich selbst zu sein gegen die äußere zufällige Weise der Existenz.

Es beginnt hier ein Unterschied, der höher ist, wie wir später zu sehen haben, und der in den Lamas hervortritt; der nächste ist, daß ein Unterschied gemacht wird zwischen den Individuen als solchen und als allgemeinen Mächten. Diese allgemeine geistige Macht, für sich vorgestellt, gibt die Vorstellung von Genius, einem Gott, der selbst wieder eine sinnliche Weise in der Vorstellung hat, und das wirklich lebende Individuum ist dann der Priester eines solchen Idols; auf diesem Standpunkt ist indessen auch oft der Priester und der Gott zusammengehend. Seine Innerlichkeit kann hypostasiert werden;
hier sind aber die wesentliche Macht des Geistigen und die unmittelbare Existenz noch nicht voneinander geschieden, und so ist denn die geistige Macht für sich nur eine oberflächliche Vorstellung.
Der Priester, Zauberer ist die Hauptperson, so daß zwar einmal beides getrennt vorgestellt wird;
aber wenn der Gott zur Äußerung kommt, kräftig wird, entscheidet usf., so tut er das nur als dieser wirkliche Mensch: die Wirklichkeit verleiht dem Gott die Kraft.
Diese Priester haben zuweilen auch den wirklichen Regenten über sich; wenn der Priester und Fürst unterschieden sind, so ist einerseits der Mensch als Gott verehrt und andererseits gezwungen, zu tun, was die anderen verlangen. Die Neger, die solche Zauberer haben, die nicht zugleich Regenten sind, binden sie und prügeln sie, bis sie gehorchen, wenn sie nicht zaubern wollen, nicht aufgelegt dazu sind.

Die Bestimmung, daß das Geistige Gegenwart hat im Menschen und das menschliche Selbstbewußtsein wesentlich Gegenwart des Geistes ist, werden wir durch verschiedene Religionen sehen; sie gehört notwendig zu den ältesten Bestimmungen. In der christlichen Religion ist sie auch vorhanden, aber auf höhere Weise und verklärt. Sie er- und verklärt es.

Beim Menschen ist es auf zweierlei Weise, wie er Objektivität erreicht.
Die erste ist, daß er ausschließend gegen Anderes ist; die zweite ist die natürliche Weise, daß ihm das Zeitliche abgestreift wird, - diese natürliche Weise ist der Tod.
Der Tod nimmt dem Menschen, was zeitlich, was vergänglich an ihm ist, aber er hat keine Gewalt über das, was er an und für sich ist; daß nun der Mensch in sich eine solche Region habe, da er an und für sich ist, kann auf diesem Standpunkt noch nicht zum Bewußtsein kommen; das Selbstbewußtsein hat hier noch nicht die ewige Bedeutung seines Geistes. Das Abstreifen trifft nur das sinnliche Dasein; dem Individuum wird dagegen hier behalten die ganze übrige zufällige Weise seiner Besonderheit, seiner sinnlichen Gegenwart, - es ist in die Vorstellung entrückt und wird darin behalten. Dies hat aber nicht die Form der Wahrheit, sondern was ihm so behalten wird, hat noch die Form seines ganz sinnlichen Daseins.
Die Verehrung der Toten ist daher noch ganz schwach, von zufälligem Inhalt; sie sind eine Macht, aber eine schwache Macht.

Das Dauernde an ihnen, was noch sinnlich auffällt, das unsterblich Sinnliche sind die Knochen. Viele Völker verehren daher die Knochen der Verstorbenen und zaubern vermittels derselben. Man kann hierbei an die Reliquien erinnert werden, und es ist so, daß die Missionare einerseits gegen diese Verehrung eifern und andererseits ihrer Religion eine größere Macht zuschreiben. So erzählt ein Kapuziner2) , die Neger hätten Binden, deren Zubereitung mit Menschenblut zauberhaft ist und denen sie Sicherstellung des Menschen gegen die wilden Tiere zuschreiben; er habe oft gesehen, daß mit solchen Binden versehene Menschen von Tieren zerrissen worden seien, wogegen die, denen er Reliquien angehängt, immer verschont geblieben seien.

Die Toten, als diese Macht, verlangen also Verehrung, und die besteht dann in weiter nichts, als daß ihnen eine gewisse Sorgfalt geleistet, Speise und Trank gereicht werde. Die meisten alten Völker gaben den Toten Speise ins Grab. Es ist daher die Vorstellung des Wahren, Dauernden, Aushaltenden sehr untergeordnet.
Es wird auch vorgestellt, daß die Toten wieder zur Gegenwart kommen oder gedacht werden können teils als Macht, die die Vernachlässigung der Pflege rächen will, teils als hervorgezaubert durch die Macht des Zauberers, des wirklichen Selbstbewußtseins, und so diesem untertan seiend. Einige Beispiele können dies erläutern.

Der Kapuziner Cavazzi (Historische Beschreibung der drei Königreiche Congo usw., München 16943)), der sich längere Zeit im Kongo aufhielt, erzählt vieles von diesen Zauberern, welche Singhili heißen.
Sie haben ein großes Ansehen beim Volke und rufen dieses, sooft es ihnen beliebt, zusammen.
Sie tun dies immer von Zeit zu Zeit und geben an, von diesem oder jenem Verstorbenen dazu getrieben zu sein. Das Volk muß erscheinen, jeder mit einem Messer versehen.
Der Zauberer selbst erscheint getragen in einem Netze, geschmückt mit Edelsteinen, Federn usf.; die Menge empfängt ihn mit Singen, Tanzen und Frohlocken, wobei eine barbarische, betäubende, ungeheure Musik gemacht wird, welche bewirken soll, daß der abgeschiedene Geist in den Singhili fahre, er selbst bittet diesen darum. Ist dies geschehen, so erhebt er sich und gebärdet sich ganz nach Art eines Besessenen, zerreißt seine Kleider, rollt die Augen, beißt und kratzt sich; hierbei spricht er aus, was der Verstorbene verlangt, und beantwortet die Fragen derer, die ihn nach ihren Angelegenheiten befragen.
Der sprechende Tote droht Not und Elend, wünscht ihnen Widerwärtigkeiten, schmäht auf die Undankbarkeit seiner Blutsverwandten, indem sie ihm kein Menschenblut gegeben haben. Cavazzi sagt:
Es zeigt sich an ihm die Wirkung der höllischen Furie, und er heult fürchterlich, er fordert sich das Blut ein, das ihm nicht dargebracht ist, ergreift ein Messer, stößt es einem in die Brust, haut Köpfe herunter, schneidet Bäuche auf und trinkt das ausströmende Blut; er zerreißt die Körper und teilt das Fleisch unter die Übrigen, die es unbesehen fressen, obgleich es von ihren nächsten Verwandten sein kann; sie wissen dies Ende voraus, aber gehen doch mit dem größten Frohlocken zur Versammlung.

Die Gaga stellen sich vor, daß die Toten Hunger und Durst haben. Wenn nun jemand krank wird oder vornehmlich, wenn er Erscheinungen, Träume hat, so läßt er einen Singhili kommen und befragt ihn.
Der erkundigt sich nach allen Umständen, und das Resultat ist, daß es die Erscheinung von einem seiner verstorbenen Verwandten sei, der hier gegenwärtig, und daß er zu einem andern Singhili gehen müsse, um ihn vertreiben zu lassen; denn jeder Singhili hat sein besonderes Geschäft.
Dieser führt ihn nun zu dem Grabe dessen, der ihm erschienen ist oder der der Grund der Krankheit ist; hier wird der Tote beschworen, geschmäht, bedroht, bis er in den Singhili fährt und entdeckt, was er verlange, um versöhnt zu sein.
So geschieht es, wenn er schon lange tot ist; ist er erst kürzlich begraben, so wird die Leiche ausgegraben, der Kopf abgeschnitten und aufgeschlagen; die aus demselben fließenden Feuchtigkeiten muß der Kranke teils in Speisen verzehren, teils werden Pflaster daraus gemacht, die ihm aufgelegt werden. Schwieriger ist es, wenn der Tote kein Begräbnis gehabt hat, von Freund, Feind oder Tieren gefressen worden ist.
Der Singhili nimmt dann Beschwörungen vor und sagt dann aus, der Geist sei in den Körper eines Affen, Vogels usf. gefahren, und bringt es dahin, daß dieser gefangen wird; das Tier wird getötet, und der Kranke verzehrt es, und damit hat der Geist alles Recht verloren, etwas zu sein.

Es erhellt hieraus, daß, insofern von Fortdauer die Rede ist, dem Geist keine absolute, freie, selbständige Macht eingeräumt wird.

Als tot wird der Mensch dargestellt darin, daß ihm das empirische, äußerliche Dasein abgestreift worden ist; aber ihm bleibt in dieser Sphäre noch seine ganze zufällige Natur, die Objektivierung bezieht sich noch ganz auf die äußere Weise, ist noch ganz formell; es ist noch nicht das Wesentliche, was als Seiendes gilt, und das, was übrigbleibt, ist noch die zufällige Natur. Die Dauer selbst, die den Toten gegeben ist, ist eine oberflächliche Bestimmung, ist nicht seine Verklärung; er bleibt als zufälliges Dasein in der Macht, in der Hand des lebendigen Selbstbewußtseins, des Zauberers, so daß dieser ihn sogar noch einmal, also zweimal sterben lassen kann.

Die Vorstellung von der Unsterblichkeit hängt zusammen mit der Vorstellung von Gott, hängt überhaupt immer von der Stufe ab, auf welcher der metaphysische Begriff von Gott steht. Je mehr die Macht der Geistigkeit nach ihrem Inhalt auf ewige Weise aufgefaßt wird, je würdiger ist die Vorstellung von Gott und die des Geistes des menschlichen Individuums und der Unsterblichkeit des Geistes.

So schwach, so unkräftig die Menschen hier erscheinen, so erscheinen sie auch bei den Griechen und bei Homer. In der Szene des Odysseus am Styx ruft dieser die Toten hervor: er schlachtet einen schwarzen Bock; erst durch das Blut vermögen die Schatten Erinnerung und Sprache zu bekommen. Sie sind begierig nach dem Blut, damit Lebendigkeit in sie komme; Odysseus läßt einige trinken und hält die anderen mit dem Schwert zurück.

So sinnlich die Vorstellung von dem Geiste des Menschen ist, ebenso sinnlich ist die von dem, was die Macht an und für sich ist.

In dem angeführten Beispiel ist auch zugleich enthalten, wie wenig Wert der Mensch als Individuum auf diesem Standpunkt hat; diese Verachtung, Geringachtung des Menschen durch andere ist auch unter den Negern als Zustand der Sklaverei bekannt, die ganz allgemein unter ihnen ist. Gefangene sind entweder Sklaven oder werden geschlachtet. Mit der Vorstellung der Unsterblichkeit wächst der Wert des Lebens; man sollte meinen, es sei umgekehrt: dann habe das Leben weniger Wert. Einerseits ist dies auch der Fall, aber andererseits wird damit das Recht des Individuums an das Leben um so größer, und das Recht wird erst groß, wenn der Mensch als frei in sich erkannt ist. Beide Bestimmungen, des subjektiven endlichen Fürsichseins und der absoluten Macht, was späterhin als absoluter Geist hervortreten soll, hängen aufs engste zusammen.

Auch deshalb sollte man meinen, der Mensch, weil er als diese Macht so viel gilt, sei hier hoch geehrt und habe das Gefühl seiner Würde. Aber im Gegenteil, vollkommenen Unwert hat hier der Mensch - denn Würde hat der Mensch nicht dadurch, was er als unmittelbarer Wille ist, sondern nur indem er von einem Anundfürsichseienden, einem Substantiellen weiß und diesem seinen natürlichen Willen unterwirft und gemäß macht. Erst durch das Aufheben der natürlichen Unbändigkeit und durch das Wissen, daß ein Allgemeines, Anundfürsichseiendes das Wahre sei, erhält er eine Würde, und dann ist erst das Leben selbst auch etwas wert.

 

1)  John Brown, Elementa medicinae, 1780

2)  Giovanni Antonio Cavazzi, Istorica descrittione de'tre regni Congo, Matamba et Angola, Bologna 1687

3)  Giovanni Antonio Cavazzi, Istorica descrittione de'tre regni Congo, Matamba et Angola, Bologna 1687

 

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