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 G.W.F.Hegel                                                                                                                hegeleliforp03Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

 

β. Die Körper des Gegensatzes

§ 279

Das Dunkle, zunächst das Negative des Lichts, ist der Gegensatz gegen dessen abstrakt-identische Idealität, - der Gegensatz an ihm selbst; er hat materielle Realität und zerfällt in sich in die Zweiheit, 1. der körperlichen Verschiedenheit, d. i. des materiellen Fürsichseins, der Starrheit, 2. der Entgegensetzung als solcher, welche für sich als von der Individualität nicht gehalten, nur in sich zusammengesunken, die Auflösung und Neutralität ist; jenes der lunarische, dieses der kometarische Körper.

Diese beiden Körper haben auch im System der Schwere als relative Zentralkörper die Eigentümlichkeit, die denselben Begriff zugrunde liegen hat als ihre physikalische und die hier bestimmter bemerkt werden kann. - Sie drehen sich nicht um ihre Achse. Der Körper der Starrheit als des formellen Fürsichseins, welches die im Gegensatze befangene Selbständigkeit und darum nicht Individualität ist, ist deswegen dienend und Trabant eines anderen, in welchem er seine Achse hat. Der Körper der Auflösung, das Gegenteil der Starrheit, ist dagegen in seinem Verhalten ausschweifend und in seiner exzentrischen Bahn wie in seinem physikalischen Dasein die Zufälligkeit darstellend; - sie zeigen sich als eine oberflächliche Konkretion, die ebenso zufällig sich wieder zerstäuben mag. - Der Mond hat keine Atmosphäre und entbehrt damit des meteorologischen Prozesses. Er zeigt nur hohe Berge und Krater und die Entzündung dieser Starrheit in sich selbst, - die Gestalt eines Kristalls, welche Heim69) (einer der geistvollen Geognosten) auch als die ursprüngliche der bloß starren Erde aufgezeigt hat. - Der Komet erscheint als ein formeller Prozeß, eine unruhige Dunstmasse; keiner hat etwas Starres, einen Kern, gezeigt. Gegen die Vorstellung der Alten, daß die Kometen bloß momentan gebildete Meteore sind, tun die Astronomen in den neuesten Zeiten nicht mehr so spröde und vornehm als vormals. Bisher ist nur erst die Wiederkehr von etlichen aufgezeigt; andere sind nach der Berechnung erwartet worden, aber nicht gekommen. Vor dem Gedanken, daß das Sonnensystem in der Tat System, in sich wesentlich zusammenhängende Totalität ist, muß die formelle Ansicht von der gegen das Ganze des Systems zufälligen, in die Kreuz und Quere hervortretenden Erscheinung der Kometen aufgegeben werden. So läßt sich der Gedanke fassen, daß die anderen Körper des Systems sich gegen sie wehren, d. i. als notwendige organische Momente verhalten und sich erhalten müssen; damit können bessere Trostgründe als bisher gegen die von den Kometen befürchteten Gefahren an die Hand gegeben werden - Trostgründe, die vornehmlich nur darauf beruhen, daß die Kometen sonst so viel Raum im weiten Himmel für ihre Wege haben und darum doch wohl nicht (welches "doch wohl nicht" gelehrter in eine Wahrscheinlichkeitstheorie umgeformt wird) die Erde treffen werden.

Zusatz. Diese zwei logischen Seiten des Gegensatzes existieren hier außereinander, weil der Gegensatz frei ist. Diese zwei treffen sich also nicht zufällig im Sonnensystem an; sondern, von der Natur des Begriffs durchdrungen, wird man sich nicht wundern, daß auch solches sich darstellen muß als ein in den Kreis der Idee Hineintretendes und nur durch sie Legitimiertes. Sie machen die verselbständigten Seiten der sich auflösenden Erde aus: der Mond ist sie als hartes Inneres, der Komet ihre selbständig gewordene Atmosphäre, ein bleibender Meteor (s. unten § 287). Aber wenn die Erde wohl ihren Kristall, ihr totes Wesen frei entlassen kann und muß, weil sie das Beseelte ist und dies Moment, das ihr Inneres ist, von sich abscheidet, so daß er der Regent ihres Prozesses bleibt als des einzelnen, wie die Sonne des allgemeinen, so liegt es dagegen im Begriffe des Aufgelöstseins, daß dies sich frei abgelöst hat und als selbständig keine Beziehung auf sie hat, sondern ihr entflohen ist. 
Das starre Fürsichsein ist Ansichhalten, Undurchsichtiges, für sich Gleichgültiges; dieses Fürsichsein in der Weise der Selbständigkeit ist noch ruhend und als ruhend starr. Das Starre, Spröde hat die Punktualität zu seinem Prinzip; jeder Punkt ist ein einzelner für sich. Das ist die mechanische Erscheinung der bloßen Sprödigkeit; die physikalische Bestimmung dieses Spröden ist die Verbrennbarkeit. Das reale Fürsichsein ist die sich auf sich beziehende Negativität, der Prozeß des Feuers, das, indem es Anderes verzehrt, sich selbst verzehrt. Das Starre aber ist nur das an sich Brennliche, noch nicht das Feuer als Wirksamkeit, sondern die Möglichkeit des Feuers. Den Prozeß des Feuers haben wir also hier noch nicht; dazu gehört die belebte Beziehung der Unterschiede aufeinander, hier sind wir aber noch bei der freien Beziehung der Qualitäten aufeinander. Während man nun am Merkur, an der Venus Wolken, lebendigen Wechsel der Atmosphäre sieht, fehlen Wolken, Meere, Ströme am Mond; und doch ließen sich Wasserflächen, Silberfäden sehr gut an ihm erkennen. Man sieht häufig am Monde vorübergehende Lichtpunkte, die man für vulkanische Eruptionen hält wozu freilich Luftiges gehört, das aber eine wasserlose Atmosphäre ist. Heim, der Bruder des Arztes, hat zu zeigen sich bestrebt, daß, wenn man die Erde vor den erweisbaren geologischen Revolutionen sich vorstellt, sie die Gestalt des Mondes hat. Der Mond ist des wasserlose Kristall, der sich an unserem Meere gleichsam zu integrieren, den Durst seiner Starrheit zu löschen sucht und daher Ebbe und Flut bewirkt. Das Meer erhöht sich, steht im Begriff zum Monde zu fliehen, und der Mond, es an sich zu reißen. Laplace (Exposition du système du monde, T. II, p. 136-138) findet aus den Beobachtungen und der Theorie, daß die Mondflut dreimal so stark ist als die Sonnenflut, die Flut aber am stärksten ist, wenn beide zusammenfallen. So ist die Stellung des Mondes in den Syzygien und Quadraturen, als qualitativ, dabei von der wichtigsten Bestimmung.
Das Starre, in sich Geschlossene ist ebenso ohnmächtig wie das in sich Zerflossene, abstrakt Neutrale, der Bestimmung Fähige. Indem die Entgegensetzung nur als Entgegensetzung existiert, ist sie ohne Halt und nur ein Insichzusammenfallen; daß sie als begeistet in der Bestimmung der Entgegensetzung sei, dazu gehörte eine Mitte, welche die Extreme zusammenhielte und sie trüge. Wäre das Starre und Neutrale in diesem Dritten vereinigt, so hätten wir eine reale Totalität. Der Komet ist ein durchleuchtender, durchsichtiger Wasserkörper, der freilich nicht unserer Atmosphäre angehört. Hätte er einen Kern, so müßte er durch einen Schatten erkennbar sein; die Kometen sind aber durch und durch hell, und durch den Schweif, ja durch den Kometen selbst kann man Sterne sehen. Ein Astronom wollte einen Kern gesehen haben, es war aber nur ein Fehler in seinem Fernglas. Der Komet macht beinah eine parabolische Bahn (da die Ellipse sehr lang gestreckt ist) um die Sonne, zerfließt dann wieder, und ein anderer erzeugt sich. Am sichersten und regelmäßigsten ist die Wiederkehr des Halleyschen Kometen, der 1758 zuletzt erschien und 1835 wieder erwartet wird. Ein Astronom zeigte nach einer Berechnung, daß mehrere Erscheinungen sich auf eine Bahn reduzieren ließen, die einem Kometen angehören könnte. Dieser Komet ist zwei- bis dreimal beobachtet worden, nach der Berechnung hätte er aber fünfmal erscheinen müssen. Die Kometen durchschneiden die Bahn der Planeten nach allen Seiten; und man schrieb ihnen solche Selbständigkeit zu, daß sie Planeten berühren können sollten. Ist dann den Leuten bange, so kann man sich mit der Unwahrscheinlichkeit, weil der Himmel so groß sei, nicht befriedigen; denn jeder Punkt kann so gut berührt werden als der andere. Stellt man sich aber vor, wie man notwendig muß, daß die Kometen Teile unseres Sonnensystems sind, so kommen sie nicht als fremde Gäste, sondern erzeugen sich in demselben, und ihre Bahnen werden durch das System bestimmt; die anderen Körper erhalten also ihre Selbständigkeit gegen dieselben, weil sie ebenso notwendige Momente sind.
Die Kometen haben nun ihr Zentrum in der Sonne; der Mond, als das Starre, ist dem Planeten näher verwandt, indem er, als Darstellung des Kerns der Erde für sich, das Prinzip der abstrakten Individualität in sich hat. Komet und Mond wiederholen so auf abstrakte Weise Sonne und Planet. Die Planeten sind die Mitte des Systems, die Sonne das eine Extrem, die Unselbständigkeiten als der noch auseinanderfallende Gegensatz das andere (A - E - B
70) ). Das ist jedoch der unmittelbare, nur formelle Schluß; dieser Schluß ist aber nicht der einzige. Das andere, bestimmtere Verhältnis ist, daß die unselbständigen Körper das Vermittelnde sind, die Sonne das eine Extrem und die Erde das andere (E - B - A); dadurch, daß die Erde unselbständig ist, bezieht sie sich auf die Sonne. Das Unselbständige, als die Mitte, muß aber die beiden Momente der Extreme in sich haben, und weil sie deren Einheit ist, muß sie ein in sich Gebrochenes sein. Jedes Moment muß dem einen Extrem angehören; indem nun das Lunarische dem Planeten angehört, so muß das Kometarische der Sonne angehören, weil der Komet, als die innere Haltungslosigkeit, sich auf das formale Zentrum beziehen muß. So sind die Hofleute, die dem Fürsten näherstehen, selbstloser durch ihr Verhältnis zum Fürsten, während die Minister und ihre Untergeordneten als Beamte mehr Regelmäßigkeit und daher Gleichförmigkeit zeigen.
Der dritte Schluß ist der, worin die Sonne selber die Mitte ist (B - A - E).
Dieses physikalische Verhältnis der Himmelskörper zusammen mit dem Verhältnis derselben in der Mechanik ist das Kosmische. Dieses kosmische Verhältnis ist die Grundlage, das ganz allgemeine Leben, welches die ganze lebendige Natur mitlebt (s. oben Zus. zu § 270, S. 105 f.). Aber man muß sich nicht so ausdrücken, als habe der Mond Einfluß auf die Erde, wie wenn es eine äußerliche Einwirkung wäre. Das allgemeine Leben ist vielmehr passiv gegen die Individualität, und je kräftiger diese wird, desto unwirksamer wird die Gewalt der siderischen Mächte. Aus jenem allgemeinen Mitleben fließt, daß wir schlafen und wachen, des Morgens anders gestimmt sind als des Abends. Auch das Periodische des Mondwechsels findet sich am Lebendigen, vorzüglich bei Tieren, wenn sie krank sind; aber das Gesunde und dann vornehmlich das Geistige entreißt sich diesem allgemeinen Leben und stellt sich ihm entgegen. Auf Wahnsinnige aber z. B. soll die Stellung des Mondes eine Veränderung bewirken, ebenso auf Mondsüchtige. Auch das Wetter empfindet man an Narben von Wunden, welche eine lokale Schwäche hinterlassen haben. Wenn indessen in neueren Zeiten solche Wichtigkeit aus dem kosmischen Zusammenhange gemacht wird, so ist es dabei auch meist bei leeren Redensarten und allgemeinen oder ganz einzelnen Anführungen geblieben. Einflüsse der Kometen sind durchaus nicht zu verneinen. Herrn Bode71) habe ich einmal zum Seufzen gebracht, weil ich gesagt, die Erfahrung zeige jetzt, daß auf Kometen gute Weinjahre folgen, wie in den Jahren 1811 und 1819, und diese doppelte Erfahrung sei ebensogut, ja besser als die über die Wiederkehr der Kometen. Was den Kometen-Wein so gut macht, ist, daß der Wasserprozeß sich von der Erde losreißt und so einen veränderten Zustand des Planeten hervorbringt.

69) Johann Ludwig Heim, "Über die Gestalt der ehemaligen Erdoberfläche", Monatliche Korrespondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde, Bd. 6, Gotha 1802

70) A (Allgemeines), E (Einzelnes), B (Besonderes)

71) Johann Ebert Bode, 1747-1826, Astronom

 

 

 

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