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α. Das Licht
§ 275
Die erste qualifizierte Materie ist sie als reine Identität mit sich, als Einheit der Reflexion-in-sich, somit die erste, selbst noch abstrakte Manifestation. In der Natur daseiend ist sie die Beziehung auf sich als selbständig gegen die anderen Bestimmungen der Totalität. Dies existierende allgemeine Selbst der Materie ist das Licht, - als Individualität der Stern, und derselbe als Moment einer Totalität die Sonne.
Zusatz. Das erste ist nun die apriorische Begriffsbestimmung des Lichts; das zweite ist, daß wir zu dieser Begriffsbestimmung die Art und Weise desselben in unserer Vorstellung aufsuchen. Die Materie als die unmittelbare, in sich zurückgekehrte freie selbständige Bewegung ist einfache, sich selbst gleiche Gediegenheit. Indem die Bewegung in sich zurückgegangen ist, so hat die himmlische Sphäre ihr selbständiges ideales Leben in sich vollendet und beschlossen; das vollkommene Insichsein ist eben ihre Gediegenheit. Als daseiend ist sie in sich, d. h. dies Insichsein der Totalität ist selbst da. Sie hat das Moment, für ein Anderes zu sein, an ihr; das, welches für sich ist, ist die Kraft ihres Mittelpunktes oder ihre Verschlossenheit in sich. Aber diese einfache Kraft ist selbst da; was nur innerlich ist, ist ebensosehr äußerlich, denn es ist das Andere dieses Daseienden. Die Materie als unmittelbare reine Totalität tritt so in den Gegensatz dessen, was sie in sich und was sie für Anderes oder als Dasein ist; denn ihr Dasein hat ihr Insichsein noch nicht an ihm. Die Materie, wie sie erkannt worden, als diese Unruhe des Wirbels der sich auf sich beziehenden Bewegung und als die Rückkehr zum Anundfürsichseienden und dies Insichsein, welches da ist gegen das Dasein, ist das Licht. Es ist die in sich verschlossene Totalität der Materie, nur als reine Kraft, das sich in sich haltende intensive Leben, die in sich gegangene himmlische Sphäre, deren Wirbel eben diese unmittelbare Entgegensetzung der Richtungen der sich auf sich beziehenden Bewegung ist, worin in dem Heraus- und Hineinströmen aller Unterschied sich verlöscht; es ist, als daseiende Identität, reine Linie, die sich nur auf sich selbst bezieht. Das Licht ist diese reine daseiende Kraft der Raumerfüllung, sein Sein die absolute Geschwindigkeit, die gegenwärtige reine Materialität, das in sich seiende wirkliche Dasein oder die Wirklichkeit als eine durchsichtige Möglichkeit. Raumerfüllung ist aber zweideutig; und wenn die Raumerfüllung im Fürsichsein besteht, so erfüllt das Licht den Raum nicht, da die Sprödigkeit des Widerstandleistens verflossen ist, sondern das Licht ist nur im Raum gegenwärtig, und zwar nicht als Einzelnes, Ausschließendes. Der Raum ist nur das abstrakte Bestehen oder Ansichsein, das Licht aber, als daseiendes Insichsein oder in sich seiendes und daher reines Dasein, die Kraft allgemeiner Wirklichkeit, außer sich zu sein, als die mit allem zusammenfließende Möglichkeit, die Gemeinschaft mit allem, die in sich bleibt, wodurch das Daseiende sich nichts von seiner Selbständigkeit vergibt. Wenn die Materie als Licht in das Sein-für-Anderes tritt, also anfängt, sich zu manifestieren, so manifestiert die schwere Materie sich auch. Das Suchen der Einheit, als Streben nach Anderem, Drücken, ist aber nur negative, feindselige Manifestation, die Materie ist darin Sein-für-Anderes, aber als Ausschließen, als Abscheiden der Anderen von sich. Während die Vielen negativ gegeneinander sind, haben wir jetzt affirmative Manifestation, indem das Sein-für-Anderes hier Gemeinschaftlichkeit ist. Das Licht bringt uns in den allgemeinen Zusammenhang; alles ist dadurch, daß es im Lichte ist, auf theoretische, widerstandslose Weise für uns. Dies Manifestieren haben wir in seiner ersten Bestimmtheit zu fassen; da ist es das ganz allgemeine, noch ganz bestimmungslose Manifestieren in sich selbst. Die Bestimmtheit desselben ist die Unbestimmtheit, Identität, Reflexion in sich selbst, vollkommene physikalische Idealität im Gegensatz zur Realität der schweren Materie, indem wir hierunter das Unterscheiden, das Ausschließen verstehen. Diese abstrakte Manifestation, die materielle Identität mit sich, setzt sich noch nicht gegen Anderes, es ist Bestimmtheit, Oszillieren, aber nur in sich selbst. Das Fürsichsein des Fürsichseins, als sich auf sich beziehende affirmative Identität, ist nicht mehr Ausschließen; das harte Eins ist geschmolzen und hat als bestimmungslose Kontinuität des Manifestierens seinen Gegensatz verloren. Dies ist die reine Reflexion-in-sich, was in der höheren Form des Geistes Ich ist. Ich ist der unendliche Raum, die unendliche Gleichheit des Selbstbewußtseins mit sich, die Abstraktion der leeren Gewißheit meiner selbst und der reinen Identität meiner mit mir. Ich ist nur die Identität des Verhaltens meiner selbst als Subjekts zu mir als Objekt. Mit dieser Identität des Selbstbewußtseins ist das Licht parallel und das treue Abbild desselben. Es ist nur darum nicht Ich, weil es sich nicht in sich selbst trübt und bricht, sondern nur abstraktes Erscheinen ist. Könnte sich das Ich in der reinen abstrakten Gleichheit erhalten, wie die Inder wollen, so wäre es entflohen, es wäre Licht, das abstrakte Durchscheinen. Aber das Selbstbewußtsein ist nur als Bewußtsein, dieses setzt Bestimmungen in sich, und das Selbstbewußtsein ist die reine Reflexion des Ichs des Bewußtseins in sich, insofern es Objekt seiner selbst ist. Das Ich ist die reine Manifestation seiner, wie das Licht, aber zugleich die unendliche Negativität der Rückkehr zu sich aus sich als Objekt und somit der unendliche Punkt der subjektiven Einzelheit, des Ausschließens gegen Anderes. Das Licht also ist nicht Selbstbewußtsein, weil ihm die Unendlichkeit der Rückkehr zu sich fehlt; es ist nur Manifestation seiner, aber nicht für sich selbst, sondern nur für Anderes. Es fehlt daher dem Lichte die konkrete Einheit mit sich, die das Selbstbewußtsein als unendlicher Punkt des Fürsichseins hat, und deshalb ist das Licht nur eine Manifestation der Natur, nicht des Geistes. Deshalb ist diese abstrakte Manifestation zweitens zugleich räumlich, absolute Expansion im Raume, und nicht die Rücknahme dieser Expansion in den Einheitspunkt der unendlichen Subjektivität. Das Licht ist unendliche räumliche Zerstreuung oder vielmehr unendliche Erzeugung des Raums. Indem in der Natur die Bestimmungen als gesonderte außereinanderfallen, so existiert die reine Manifestation nun auch für sich, aber als eine unwahre Existenz. Der Geist, als das unendlich Konkrete, gibt der reinen Identität nicht so eine abgesonderte Existenz; sondern im Selbstbewußtsein ist dieser Gedanke unter die absolute Subjektivität des Selbsts gebunden. Drittens muß das Licht an die Grenze seiner kommen; doch ist diese Notwendigkeit, an Anderes seiner zu stoßen, etwas anderes als die absolute Begrenzung des Fürsichseins, wonach die Materie Widerstand leistet. Als die abstrakte Identität hat das Licht den Unterschied außer sich, als das Nicht des Lichts; dieses sind die übrigen Reflexionsbestimmungen des Wesens, als physikalische Körperlichkeiten. Das Licht ist, als das allgemeine Zur-Erscheinung-Bringen, die erste Befriedigung. Dieses allgemeine Physikalische hält nur der abstrakte Verstand für das Höchste. Das sich selbst bestimmende konkrete vernünftige Denken verlangt nach einem in sich Unterschiedenen, nach einem Allgemeinen, das sich in sich bestimmt, ohne in dieser Besonderung seine Allgemeinheit zu verlieren. Das Licht, als der Anfang des materiellen Manifestierens, ist das Vortreffliche nur im Sinne der Abstraktion. Wegen dieser Abstraktion hat das Licht nun eine Grenze, einen Mangel; und erst durch diese seine Grenze manifestiert es sich. Der bestimmte Inhalt muß anderswoher kommen, daß etwas manifestiert wird, dazu gehört ein vom Licht Verschiedenes. Das Licht als solches ist unsichtbar; im reinen Lichte sieht man nichts, - ebensowenig als in der reinen Finsternis; es ist dunkel und nächtig. Sehen wir im reinen Lichte, so sind wir reines Sehen; wir sehen noch nicht etwas. Erst die Grenze enthält das Moment der Negation und also der Bestimmung; und erst an der Grenze geht die Realität an. Zur Existenz gehört, weil das Konkrete erst das Wahre ist, nicht nur das eine Abstrakte, sondern auch das andere. Erst nachdem sich das Licht gegen das Dunkel als Licht unterscheidet, manifestiert es sich als Licht. Nachdem wir den Begriff des Lichts entwickelt haben, fragt es sich jetzt zweitens nach seiner Realität. Sagen wir, wir haben die Existenz des Lichts zu betrachten, so sagen wir: das Sein-für-Anderes des Lichts. Das Licht ist aber selbst das Setzen des Seins-für-Anderes; bei der Existenz des Lichts haben wir also das Sein-für-Anderes dieses Seins-für-Anderes anzugeben. Wie ist die Sichtbarkeit sichtbar? Wie wird dieses Manifestieren selbst manifestiert? Zur Manifestation gehört ein Subjekt, und es fragt sich, wie dies Subjekt existiert. Das Licht kann nur Materie genannt werden, insofern es unter der Form eines Individuellen für sich selbständig existiert; diese Vereinzelung besteht darin, daß das Licht als Körper sei. Das Licht macht das Dasein oder die physikalische Bedeutung des Körpers der abstrakten Zentralität aus, welcher als Lichtkörper reell ist, - die Sonne, der selbstleuchtende Körper. Das ist nun empirisch aufgenommen, und es ist zunächst alles, was wir von der Sonne zu sagen haben. Dieser Körper ist das ursprüngliche, unerzeugte Licht, das nicht aus den Bedingungen der endlichen Existenz hervorgeht, sondern unmittelbar ist. Auch die Sterne sind selbstleuchtende Körper, die zu ihrer Existenz nur die physikalische Abstraktion des Lichts haben; die abstrakte Materie hat eben diese abstrakte Identität des Lichts zu ihrer Existenz. Das ist diese Pünktlichkeit der Sterne, bei dieser Abstraktion stehenzubleiben; es ist nicht Würde, sondern Dürftigkeit, nicht zum Konkreten überzugehen: daher es absurd ist, die Sterne höher zu achten als z. B. die Pflanzen. Die Sonne ist noch nicht Konkretes. Die Frömmigkeit will Menschen, Tiere, Pflanzen auf die Sonne und den Mond heraufbringen; dazu kann es aber nur der Planet bringen. Naturen, die in sich gegangen sind, solche konkrete Gestalten, die sich für sich gegen das Allgemeine erhalten, sind noch nicht auf der Sonne; in den Sternen, in der Sonne ist allein Lichtmaterie vorhanden. Die Verbindung der Sonne als Moment des Sonnensystems und der Sonne als selbstleuchtend ist, daß sie in beiden Fällen dieselbe Bestimmung hat. In der Mechanik ist die Sonne die nur sich auf sich selbst beziehende Körperlichkeit; diese Bestimmung ist auch die physikalische Bestimmung der Identität der abstrakten Manifestation; und darum leuchtet die Sonne. Ferner kann man nach den endlichen Ursachen der Existenz dessen fragen, was so leuchtet. Fragen wir, wie wir das Licht der Sonne erhalten, so nehmen wir es als etwas Erzeugtes. Das Licht in dieser Bestimmung sehen wir mit Feuer und Wärme verbunden, wie wir es am irdischen Lichte gewöhnlich vor uns haben, das als ein Verbrennen hervortritt. Und wir können also meinen, es müsse angegeben werden, wodurch der Sonnenbrand erhalten werde, damit man das Leuchten der Sonne daraus erklären könne: nach dem Verhältnis des irdischen Prozesses, wo das Feuer Material verzehren muß, um zu existieren. Dagegen ist aber zu erinnern, daß die Bedingungen des irdischen Prozesses, der an der vereinzelten Körperlichkeit vorkommt, hier im Verhältnisse der freien Qualitäten noch nicht stattfinden. Dieses erste Licht müssen wir vom Feuer trennen. Das irdische Licht ist meist mit Wärme verbunden; auch das Sonnenlicht ist warm. Diese Wärme gehört aber nicht zum Sonnenlicht als solchem, sondern dies erwärmt erst an der Erde; für sich ist es kalt, wie hohe Berge und die Luftballonfahrt zeigen. Auch empirisch kennen wir Licht ohne Flamme, phosphoreszierendes Licht, z. B. an faulem Holze, ebenso elektrisches Licht; denn das Schmelzen bei der Elektrizität kommt nicht dem Lichte zu, sondern hat seinen Grund in der Erschütterung. Auch gibt es im irdischen Licht Metalle, die durch Bestreichen mit Eisen, oder wenn sie geritzt werden, leuchten ohne zu brennen; ja, dieser Mineralien sind vielleicht mehr, als die es nicht tun. So hat man also auch hier Analogien für den Lichtkörper, als ein Leuchten ohne den chemischen Prozeß. Weiter freilich muß sich das Licht auch als ein Produziertes zeigen. Die physikalischen Bedingungen des Lichts der Sonne gehen uns indessen gar nichts an, weil sie keine Begriffsbestimmung, sondern nur Sache der Empirie sind. Wir können dann aber sagen, daß Sonne und Sterne, als rotierende Zentra, in ihrer Rotation das sich selber Ritzende sind. In ihrer Bewegung ist das Leben der Sonne nur, dieser Prozeß der Phosphoreszenz zu sein, der Licht ausschlagend ist; mechanisch haben wir dies darum in der Achsendrehung zu suchen, weil sie die abstrakte Beziehung auf sich ist. Insofern das Licht physikalisch produziert werden muß, können wir sagen: alle Körper, die zum Sonnensystem gehören, produzieren sich ihr Zentrum, setzen sich ihren Lichtkörper; kein Moment ist ohne das andere, sondern eins setzt das andere. General Allix67) , ein Franzose, der lange in Kassel war, erklärte in einer Schrift, wodurch der Lichtstoff der Sonne hervorgebracht werde, da die Sonne durch Leuchten immer Licht ausströmt und so unaufhörlich verliert. Wenn man nämlich sonst fragte, wo der Wasserstoff, der sich immer auf den Planeten entwickelt, hinkomme, so sagte General Allix, da er das leichteste Gas sei, so sei er in der Luft nicht zu finden, sondern gebe das Material her, welches den Verlust der Sonne ersetze. In dieser Vorstellung liegt das Wahre, daß die Planeten ihre materielle Entwicklung objektiv aus sich herauswerfen und dadurch den Sonnenkörper bilden; doch müssen wir physikalische und chemische Vermittlung im gewöhnlichen Sinne hier ausschließen. Das Leben des Sterns wird ewig angefacht und erneut durch die, welche sich in diese Einheit ihres Daseins zusammenfassen, indem sie die Mannigfaltigkeit ideell in ihr Zentrum setzen. Wie im irdischen Prozeß das Verzehren des Individuellen die Einfachheit der Flamme ist, so faßt sich auch in der Sonne die Mannigfaltigkeit in die Einfachheit zusammen; die Sonne ist also der Prozeß des ganzen Sonnensystems, der in diese Spitze ausschlägt.
§ 276
Als das abstrakte Selbst der Materie ist das Licht das Absolutleichte, und als Materie ist es unendliches Außersichsein, aber als reines Manifestieren, materielle Idealität untrennbares und einfaches Außersichsein.
In der morgenländischen Anschauung der substantiellen Identität des Geistigen und des Natürlichen ist die reine Selbstischkeit des Bewußtseins, das mit sich identische Denken als die Abstraktion des Wahren und Guten, eins mit dem Lichte. - Wenn die Vorstellung, welche man realistisch genannt hat, leugnet, daß in der Natur die Idealität vorhanden sei, so ist sie unter anderem auch an das Licht, an dieses reine Manifestieren, welches nichts als Manifestieren ist, zu verweisen. Daß diese Gedankenbestimmung, die Identität mit sich oder das zunächst abstrakte Selbst der Zentralität, welches die Materie nun in ihr hat, - diese einfache Idealität als daseiend, das Licht sei, dieser Beweis ist, wie in der Einleitung [zur Naturphilosophie, § 246 Anm.] angegeben, empirisch zu führen. Das immanente Philosophische ist hier wie überall die eigene Notwendigkeit der Begriffsbestimmung, die alsdann als irgendeine natürliche Existenz aufzuzeigen ist. - Hier nur einige Bemerkungen über die empirische Existenz der reinen Manifestation als Licht. Die schwere Materie ist trennbar in Massen, weil sie konkretes Fürsichsein und Quantität ist; aber in der ganz abstrakten Idealität des Lichts ist kein solcher Unterschied; eine Beschränkung desselben in seiner unendlichen Verbreitung hebt seinen absoluten Zusammenhang in sich nicht auf. Die Vorstellung von diskreten einfachen Lichtstrahlen und Teilchen und Bündeln derselben, aus welchen ein in seiner Ausbreitung beschränktes Licht bestehen soll, gehört zu der übrigen Barbarei der Kategorien, die in der Physik besonders Newton herrschend gemacht hat. Es ist die beschränkteste Erfahrung, daß das Licht sich so wenig in Säcke packen als in Strahlen isolieren und in Strahlenbündel zusammenfassen läßt. Die Untrennbarkeit des Lichts in seiner unendlichen Ausdehnung, ein physisches Außereinander, das mit sich identisch bleibt, kann vom Verstande am wenigsten für unbegreiflich ausgegeben werden, da sein eigenes Prinzip vielmehr diese abstrakte Identität ist. - Wenn die Astronomen darauf gekommen sind, von Himmelserscheinungen zu sprechen, die, indem sie von uns wahrgenommen werden, bereits vor 500 Jahren und mehr vorgegangen seien, so kann man darin einerseits empirische Erscheinungen der Fortpflanzung des Lichts, die in einer Sphäre gelten, auf eine andere über tragen glauben, wo sie keine Bedeutung haben - jedoch ist solche Bestimmung an der Materialität des Lichtes nicht im Widerspruche mit seiner einfachen Untrennbarkeit andererseits aber eine Vergangenheit zu einer Gegenwart nach der ideellen Weise der Erinnerung werden sehen. - Von der Vorstellung der Optik aber, daß von jedem Punkte einer sichtbaren Oberfläche nach allen Richtungen Strahlen ausgeschickt, also von jedem Punkte eine materielle Halbkugel von unendlicher Dimension gebildet würde, wäre die unmittelbare Folge, daß sich alle diese unendlich vielen Halbkugeln durchdringen. Statt daß jedoch hierdurch zwischen dem Auge und dem Gegenstande eine verdichtete, verwirrte Masse entstehen und die zu erklärende Sichtbarkeit vermöge dieser Erklärung eher die Unsichtbarkeit hervorbringen sollte, reduziert sich damit diese ganze Vorstellung selbst ebenso zur Nichtigkeit als die Vorstellung eines konkreten Körpers, der aus vielen Materien so bestehen soll, daß in den Poren der einen die anderen sich befinden, in welchen selbst umgekehrt alle anderen stecken und zirkulieren; welche allseitige Durchdringung die Annahme der diskreten Materialität der reell sein sollenden Stoffe aufhebt und vielmehr ein ganz ideelles Verhältnis derselben zueinander, und hier des Erleuchteten und Erleuchtenden, des Manifestierten und Manifestierenden und dessen, dem es sich manifestiert, begründet; - ein Verhältnis, aus dem, als der in sich verhältnislosen Reflexion-in-sich, alle die weiteren Formen von Vermittlungen, die ein Erklären und Begreiflichmachen genannt zu werden pflegen, Kügelchen, Wellen, Schwingungen usf. so sehr als Strahlen, d. i. feine Stangen und Bündel, zu entfernen sind.
Zusatz. Die selbstische Natur des Lichtes, insofern die natürlichen Dinge durch dasselbe belebt, individualisiert werden und ihre Aufschließung bekräftigt und zusammengehalten wird, kommt erst in der Individualisierung der Materie zum Vorschein, indem die hier zunächst abstrakte Identität nur als Rückkehr und Aufhebung der Besonderheit die negative Einheit der Einzelheit ist. Die Schwere, das Sauersein, das Klingen sind auch Manifestationen der Materie, aber nicht wie das Licht reine Manifestationen, sondern mit bestimmten Modifikationen innerhalb ihrer selbst. Wir können kein Klingen als solches hören, sondern immer nur einen bestimmten, höheren oder tieferen Ton, - kein Saures als solches schmecken, sondern immer nur bestimmte Säuren. Nur das Licht selbst existiert als diese reine Manifestation, als diese abstrakte unvereinzelte Allgemeinheit. Das Licht ist unkörperliche, ja immaterielle Materie; dies scheint ein Widerspruch zu sein, aber auf diesen Schein kann es uns nicht ankommen. Die Physiker sagten, das Licht könne gewogen werden. Man hat aber mit großen Linsen Licht in einen Fokus konzentriert und auf die eine Schale der feinsten Waagschalen fallen lassen, die entweder nicht niedergedrückt wurde, oder wurde sie es, so hat man gefunden, daß die bewirkte Veränderung nur von der Hitze abhing, die der Fokus in sich sammelte. Die Materie ist schwer, insofern sie die Einheit als Ort erst sucht; das Licht ist aber die Materie, die sich gefunden hat. Das Licht war einer der ersten Gegenstände der Verehrung, weil darin das Moment der Einigkeit mit sich enthalten und der Zwist, die Endlichkeit darin verschwunden ist; das Licht ist also als das angesehen worden, worin der Mensch das Bewußtsein des Absoluten gehabt habe. Der höchste Gegensatz von Denken und Sein, Subjektivem und Objektivem war noch nicht da; daß der Mensch sich der Natur entgegenstellte, dazu gehörte das tiefste Selbstbewußtsein. Die Religion des Lichts ist erhabener als die der Inder und Griechen, aber zugleich die Religion, worin der Mensch sich noch nicht zum Bewußtsein des Gegensatzes, zu der sich selbst wissenden Geistigkeit erhoben hat. Die Betrachtung des Lichts ist interessant; denn im Natürlichen denkt man nur immer, daß das Einzelne ist, diese Realität. Dem ist aber das Licht entgegen; es ist der einfache Gedanke selbst, auf natürliche Weise vorhanden. Denn es ist Verstand in der Natur, d. h. die Formen des Verstandes existieren in ihr. Will man sich das Licht vorstellen, so muß man allen Bestimmungen von Zusammensetzung usw. entsagen. Jene Physik von Lichtpartikeln ist um nichts besser als das Unternehmen desjenigen, der ein Haus ohne Fenster gebaut hatte und das Licht nun in Säcken hineintragen wollte. Strahlenbündel heißt nichts, ist nur ein Ausdruck der Bequemlichkeit; sie sind das ganze Licht, nur äußerlich begrenzt; und dieses ist sowenig als Ich oder das reine Selbstbewußtsein in Strahlenbündel geteilt. Es ist, wie wenn ich sage: zu meiner Zeit, zu Cäsars Zeit. Dies ist auch die Zeit aller anderen gewesen; aber hier spreche ich von derselben in Rücksicht auf Cäsar und beschränke sie auf ihn, ohne daß er einen Zeitstrahl, ein Zeitbündel ihr für sich reell gehabt hätte. Die Newtonsche Theorie, nach der das Licht sich in Linien, oder die Wellentheorie, nach der es sich wellenförmig verbreiten soll, wie der Eulersche Äther oder wie das Zittern des Schalls, sind materielle Vorstellungen, die für die Erkenntnis des Lichts nichts nutzen. Das Dunkle im Licht soll sich in der Bewegung als eine Reihe Kurven hindurchziehen, die mathematisch berechnet werden, - eine abstrakte Bestimmung, die da hineingebracht worden und heutigentags ein großer Triumph gegen Newton sein soll. Aber das ist nichts Physikalisches, und keine von beiden Vorstellungen ist hier zu Hause, weil hier nichts Empirisches gilt. Ebensowenig als die Nerven Reihen von Kügelchen sind, deren jedes einen Stoß erhält und das andere in Bewegung setzt, sowenig gibt es auch Licht- oder Ätherkügelchen. Die Fortpflanzung des Lichts fällt in die Zeit, weil sie, als Wirksamkeit und Veränderung, dieses Moments nicht entbehren kann. Das Licht hat unmittelbare Expansion, aber indem es als Materie, als Lichtkörper sich zu einem andern Körper verhält, so ist eine Trennung vorhanden, auf jeden Fall eine Art der Unterbrechung seiner Kontinuität. Die Aufhebung dieser Trennung ist die Bewegung, und in Verhältnis zu solchem Unterbrochenen tritt dann auch die Zeit ein. Entfernungen des Leuchtens, die durchdrungen werden sollen, fallen in die Zeit; denn Durchleuchten (es sei Durchgehen durch ein Medium oder Widerschein, Reflexion) ist ein Affizieren von Materie, das Zeit braucht. In unserer Sphäre der Planeten, d. h. in einem mehr oder weniger durchsichtigen Medium, hat also die Fortpflanzung des Lichts eine Zeitbestimmung, weil die Strahlen durch die Atmosphäre gebrochen werden. Ein anderes aber ist diese Fortsetzung in den atmosphärenlosen Fernen, den gleichsam leeren Räumen der Gestirne; das sind Räume, die nur als Entfernungen der Sterne eine Erfüllung sozusagen haben, d. i. keine Erfüllung, nur Negationen der Vereinigung sind. Gesetze, die man in Ansehung der Fortpflanzung des Lichts vorzüglich an Jupiters Trabanten beobachtete, hat Herschel auf Sternenräume übertragen; diese Entfernungen sind aber etwas Hypothetisches, wie er selbst zugibt. Wenn bei gewissen Sternen und Nebelflecken, die periodisch verschwinden und dann wieder erscheinen, Herschel herausgebracht hat, daß wegen der Zeit, die das Licht braucht, um zu uns zu kommen, diese Veränderungen 500 Jahre vorher geschehen sind, ehe wir sie gesehen haben, so hat diese Affektion von Etwas, das längst schon nicht mehr ist, etwas ganz Gespensterhaftes. Die Bedingung der Zeit muß man zugeben, ohne sich weiter in diese Konsequenzen einzulassen.
§ 277
Das Licht verhält sich als die allgemeine physikalische Identität zunächst als ein Verschiedenes (§ 275), daher hier Äußeres und Anderes zu der in den anderen Begriffsmomenten qualifizierten Materie, die so als das Negative des Lichts, als ein Dunkles bestimmt ist. Insofern dasselbe ebenso verschieden vom Lichte für sich besteht, bezieht sich das Licht nur auf die Oberfläche dieses so zunächst Undurchsichtigen, welche hierdurch manifestiert wird, aber ebenso untrennbar (ohne weitere Partikularisation glatt) sich manifestierend, d. i. an Anderem scheinend wird. So jedes am Anderen erscheinend und damit nur Anderes an ihm erscheinend, ist dies Manifestieren durch sein Außersichsetzen die abstraktunendliche Reflexion-in-sich, durch welche noch nichts an ihm selbst für sich zur Erscheinung kommt. Damit etwas endlich erscheine, sichtbar werden könne, muß daher auf irgendeine physische Weise weitere Partikularisation (z. B. ein Rauhes, Farbiges usf.) vorhanden sein.
Zusatz. Die Materie, im Gegensatze gegen dieses reine Selbst, ist das ebenso rein Selbstlose, die Finsternis; ihr Verhältnis zum Licht ist das der reinen Entgegensetzung, daher das eine positiv, die andere negativ ist. Daß die Finsternis positiv sei, dazu gehört körperliche Individualisierung; der Körper ist ein Individualisiertes und als solches nur nach der Seite betrachtet, daß es Negatives der abstrakten Identität mit sich ist. Die Finsternis verschwindet vor dem Licht, nur der dunkle Körper bleibt als Körper gegen das Licht, und dieser Körper wird nun sichtbar. Dazu, daß ich sehe, gehört nicht nur Licht, sondern auch ein Körper, es muß etwas gesehen werden. Das Licht ist daher nur als Lichtkörper sichtbar. Das Dunkle aber, was durch das Licht sichtbar wird, affirmativ genommen, ist die Gestalt als eine abstrakte Seite des Körpers. Licht und Finsternis haben ein äußerliches Verhältnis zueinander; erst an der Grenze beider kommt das Licht zur Existenz denn in diesem Sein-für-Anderes wird etwas erhellt. Die Begrenzung des Lichts im Raume ist nur als ein Aufgehaltenwerden nach der Richtung, die es hat, zu fassen; würde der Zusammenhang mit dem Zentralkörper abgeschnitten, so wäre es nicht. Die Grenze ist also durch das Finstere gesetzt, welches erhellt wird. Das Finstere, das die schwere Materie ist, ist als das Andere, zu dem das Licht ein Verhältnis hat, spezifizierte Materie; doch die nächste Spezifikation ist hier der räumliche Unterschied der Oberflächen: die Materie ist rauh, platt, spitz, so gelegen usw. Der Unterschied des Sichtbaren ist ein Unterschied von Raumgestaltungen; nur so entsteht Licht und Schatten; Farbe aber haben wir noch nicht. Die sonst in Gestalt mannigfaltig partikularisierte Körperlichkeit wird, in dieser ihrer ersten abstrakten Manifestation, auf die Oberfläche reduziert; es ist nicht das Manifestieren von etwas, sondern nur das Manifestieren als solches gesetzt, und daher ist die Determination desselben hier nur eine räumliche.
§ 278
Die Manifestation der Gegenstände aneinander, als durch ihre Undurchsichtigkeit begrenzt, ist außersichseiende, räumliche Beziehung, die durch nichts weiter bestimmt, daher direkt (geradlinig) ist. Indem es Oberflächen sind, die sich zueinander verhalten, und diese in verschiedene Lagen treten können, so geschieht es, daß die Manifestation eines sichtbaren Gegenstandes an einem anderen (glatten) sich vielmehr an einem dritten manifestiert usf. (das Bild desselben, dessen Ort dem Spiegel zugeschrieben wird, ist in eine andere Oberfläche, das Auge oder [einen] anderen Spiegel usf., reflektiert). Die Manifestation kann in diesen partikularisierten räumlichen Bestimmungen nur die Gleichheit zum Gesetz haben, - die Gleichheit des Einfallswinkels mit dem Winkel der Reflexion, wie die Einheit der Ebene dieser Winkel; es ist durchaus nichts vorhanden, wodurch die Identität der Beziehung auf irgendeine Weise verändert würde.
Die Bestimmungen dieses §, die schon der bestimmteren Physik anzugehören scheinen können, enthalten den Übergang der allgemeinen Begrenzung des Lichts durch das Dunkle zur bestimmteren Begrenzung durch die partikularräumlichen Bestimmungen des letzteren. Diese Determination pflegt mit der Vorstellung des Lichts als einer gewöhnlichen Materie zusammengehängt zu werden. Allein es ist darin nichts enthalten, als daß die abstrakte Idealität, dieses reine Manifestieren, als untrennbares Außersichsein für sich räumlich und damit äußerlich determinierter Begrenzungen fähig ist; - diese Begrenzbarkeit durch partikularisierte Räumlichkeit ist eine notwendige Bestimmung, die weiter nichts als dieses enthält und alle materiellen Kategorien von Übertragen, physikalischem Zurückwerfen des Lichts und dergleichen ausschließt. Mit den Bestimmungen des § hängen die Erscheinungen zusammen, welche auf die grobe Vorstellung von der sogenannten fixen Polarisation, Polarität des Lichts geführt haben. So sehr der sogenannte Einfalls- und Reflexionswinkel bei der einfachen Spiegelung eine Ebene ist, so sehr hat, wenn ein zweiter Spiegel angebracht wird, welcher die vom ersten reflektierte Erhellung weiter mitteilt, die Stellung jener ersten Ebene zu der zweiten, durch die Richtung der ersten Reflexion und der zweiten gebildeten Ebene ihren Einfluß auf die Stellung, Helligkeit oder Verdüsterung des Gegenstandes, wie er durch die zweite Reflexion erscheint. Für die natürliche unverkümmerte Helligkeit des zum zweitenmal reflektierten Hellseins (Lichtes) ist die normale Stellung daher notwendig, daß die Ebenen der sämtlichen respektiven Einfalls- und Reflexionswinkel in eine Ebene fallen. Wogegen ebenso notwendig folgt, daß Verdüsterung und Verschwinden des zum zweitenmal reflektierten Hellseins eintritt, wenn beide Ebenen sich, wie man es nennen muß, negativ zueinander verhalten, d. i. wenn sie senkrecht aufeinander stehen (vgl. Goethe, Zur Naturwissenschaft [überhaupt], I. Bd., 1. Heft [1817 "Elemente der entoptischen Farben"], S. 28 ff. und 3. Heft [1820], "Entoptische Farben" XVIII [Wirkung der Spiegel in Absicht auf Hell und Dunkel], XIX [Wirkung der Spiegel auf irgendein Bild], S. 144 f.). Daß nun (von Malus68) ) aus der Modifikation, welche durch jene Stellung in der Helligkeit der Spiegelung bewirkt wird, geschlossen worden, daß die Lichtmoleküle an ihnen selbst, nämlich sogar an ihren verschiedenen Seiten, verschiedene physische Wirksamkeiten besitzen, wobei es auch geschieht, daß die sogenannten Lichtstrahlen als vierseitig genommen werden, auf welche Grundlage dann mit den weiter daran sich knüpfenden entoptischen Farbenerscheinungen ein weitläufiges Labyrinth der verwickeltsten Theorie gebaut worden ist, - ist eins der eigentümlichsten Beispiele vom Schließen der Physik aus Erfahrungen. Was aus jenem ersten Phänomen, von dem die Malussche Polarisation ausgeht, zu schließen war, ist allein, daß die Bedingung der Helligkeit durch die zweite Reflexion die ist, daß der dadurch weiter gesetzte Reflexionswinkel in einer Ebene mit den durch die erste Reflexion gesetzten Winkeln sei.
Zusatz. Indem das Licht an die Materie tritt und diese sichtbar wird, so tritt es überhaupt in die nähere Bestimmtheit von verschiedenen Richtungen und quantitativen Unterschieden des mehr oder weniger Hellen. Dies Zurückwerfen des Lichts ist eine schwerere Bestimmung, als man meint. Die Gegenstände sind sichtbar, heißt: das Licht wird nach allen Seiten zurückgeworfen. Denn als sichtbar sind die Gegenstände für Anderes, beziehen sich also auf Anderes, d. h. diese ihre sichtbare Seite ist ihnen im Anderen, das Licht ist nicht bei sich selbst, sondern an einem Anderen; so sind die Gegenstände hiermit im Anderen, und das ist eben die Zurückwerfung des Lichts. Indem die Sonne scheint, ist das Licht für Anderes dieses Andere, z. B. eine Fläche, wird damit zu einer so großen Fläche von Sonne, als die Fläche ist. Die Fläche leuchtet jetzt, ist aber nicht ursprünglich selbstleuchtend, sondern ist nur gesetztes Leuchten; indem sie sich an jedem Punkte als Sonne verhält, ist sie Sein-für-Anderes, somit außer ihr und so im Anderen. Das ist die Hauptbestimmung der Zurückwerfung. Wir sehen aber dann auf einer Fläche nur etwas, insofern Raumgestalten sich auf ihr finden, sie z. B. rauh ist; ist sie glatt, so ist kein sichtbarer Unterschied vorhanden. Was hier sichtbar wird, ist nicht etwas dieser Fläche selbst, denn sie ist nicht unterschieden. Es wird nur etwas anderes sichtbar, nicht ihre Bestimmung, d. h. sie spiegelt etwas ab. Das Glatte ist Mangel an räumlichen Unterschieden; und da, wenn die Rauhigkeit fehlt, wir nichts Bestimmtes an einem Gegenstande sehen, so sehen wir am Glatten nur überhaupt Glanz, der ein allgemeines abstraktes Scheinen, ein unbestimmtes Leuchten ist. Glatt ist also, was das Bild des Anderen ungetrübt manifestiert. Auf der glatten Fläche sieht man daher anderes Determiniertes, denn dieses ist sichtbar, insofern es für Anderes ist. Wird dieses Andere gegenübergestellt und ist die Fläche undurchsichtig (obgleich auch das Durchsichtige spiegelt; vgl. § 320, Zus.), aber glatt, so ist dies Andere in ihr sichtbar, denn sichtbar sein heißt, im Anderen sein. Haben wir noch einen Spiegel gegenüber und ein Licht in der Mitte, so ist dies Sichtbare in beiden Spiegeln zugleich, aber in jedem nur mit der Determination des andern Spiegels, und ebenso wird auch an beiden ihr eigenes Bild sichtbar, weil es am andern Spiegel sichtbar ist; und so geht es ins Unendliche fort, wenn die Spiegel Winkel gegeneinander haben, indem man dann den Gegenstand so viel mal sieht, als die Breite der Spiegel es zuläßt. Will man dies mit mechanischen Vorstellungen erklären, so gerät man nur in die ärgste Verworrenheit. Nennen wir die zwei Spiegel A und B und fragen, was in A sichtbar sei, so lautet die Antwort B; B ist aber, daß A sichtbar darin ist; also ist in A sichtbar A als in B sichtbar. Was ist nun in B sichtbar? A selbst, und A als in B sichtbar. Was ist ferner in A sichtbar? B und das, was in B sichtbar ist: d. i. A selbst, und daß A in B sichtbar ist usf. So haben wir immer die Wiederholung desselben, aber so, daß das jedesmal Wiederholte besonders existiert. - Vieles Licht kann auch durch Spiegel auf einen Punkt konzentriert werden. Das Licht ist die wirksame Identität, alles identisch zu setzen. Da diese Identität aber noch ganz abstrakt ist, so sind die Dinge noch nicht real identisch; sondern sie sind für Anderes, setzen sich identisch mit Anderem am Anderen. Dieses Identischsetzen ist so den Dingen ein Äußerliches, - beleuchtet zu sein [ist], ihnen gleichgültig. Es ist aber darum zu tun, daß sie für sich selbst konkret-identisch gesetzt werden; das Licht soll ihr eigenes werden, sich erfüllen und realisieren. Das Licht ist die Selbstischkeit noch ganz abstrakt, die somit das Nicht-Selbst ist, die freie Identität mit sich ohne allen Gegensatz in sich selbst. Das Andere, worauf das Licht, welches als Sonnenkörper eine freie Existenz hat, sich bezieht, ist außer dem Lichte, wie der Verstand sein Material außer sich hat. Dieses Negative haben wir zunächst nur Finsternis genannt, aber es hat auch für sich eine immanente Bestimmung; dieser physikalische Gegensatz in seiner abstrakten Bestimmung, so daß er selbst noch selbständiges Dasein hat, ist es, den wir jetzt zu betrachten haben.
67) Jacques Alexandre François Allix, 1776-1836, General-Leutnant in der französischen und lange Zeit auch in der westfälischen Armee, Mitglied der Göttinger Societät der Wissenschaften; Théorie de l'Univers, ou de la cause primitive du mouvement et ses principaux effects, 2. Aufl. Paris 1818
68) Etienne Louis Malus, Théorie de la double réfraction de la lumière dans les substances cristallisées, Paris 1810
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