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 G.W.F.Hegel                                                                                                                hegeleliforp03Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

 

a. Die Gestalt

§ 310

Der Körper als totale Individualität ist unmittelbar, ruhende Totalität, somit Form des räumlichen Zusammenseins des Materiellen, daher wieder zuerst Mechanismus. Die Gestalt ist somit materieller Mechanismus der nun unbedingt und frei bestimmenden Individualität, - der Körper, dessen spezifische Art des inneren Zusammenhalts nicht nur, sondern dessen äußerliche Begrenzung im Raume durch die immanente und entwickelte Form bestimmt ist. Auf solche Weise ist die Form von selbst manifestiert und zeigt sich nicht erst als eine Eigentümlichkeit des Widerstands gegen fremde Gewalt.

Zusatz.
Während das Insichsein sich vorher nur durch einen äußeren Anstoß und als Reaktion gegen denselben zeigte, so manifestiert sich die Form dagegen hier weder durch äußere Gewalt noch als Untergang der Materialität; sondern ohne Impuls hat der Körper einen geheimen, stillen Geometer in sich, der als ganz durchgängige Form ihn nach außen wie nach innen organisiert. Diese Begrenzung nach innen und außen ist notwendig zur Individualität. So ist auch die Oberfläche des Körpers durch die Form begrenzt; er ist gegen andere abgeschlossen und zeigt seine spezifische Bestimmtheit ohne äußere Einwirkung in seinem ruhigen Bestehen. Der Kristall ist zwar nicht mechanisch zusammengesetzt; dennoch resümiert sich hier der Mechanismus als ein individueller, weil diese Sphäre eben das ruhige Bestehen des Außereinander ist, wenngleich die Beziehung der Teile auf das Zentrum durch immanente Form bestimmt ist.
Das so Gestaltete wird der Schwere entzogen; es wächst z. B. in die Höhe. Natürliche Kristalle, wenn man sie betrachtet, erscheinen durch und durch gegliedert. Dennoch haben wir hier noch nicht die Seele, die wir im Leben finden werden, weil die Individualität sich hier noch nicht gegenständlich ist, und das ist der Unterschied des Unorganischen vom Organischen. Die Individualität ist noch nicht Subjektivität, so daß die unendliche Form, welche in sich different ist und ihre Differenz zusammenhält, auch für sich wäre.
Das ist erst im Empfindenden vorhanden, hier aber ist die Individualität noch in die Materie versenkt,
- sie ist noch nicht frei, sie ist nur.
Das Nähere ist die Bestimmtheit, die der Gestalt als unorganischer zukommt, im Unterschiede vom Organischen. Die Gestalt nämlich, die wir hier haben, ist die, wo die räumlichen Bestimmungen der Form bloß erst verständige Bestimmungen sind: gerade Linien, ebene Flächen und bestimmte Winkel.
Davon ist der Grund hier anzugeben. Die Form, die sich in der Kristallisation aufschließt, ist ein stummes Leben, das wunderbarerweise im bloß mechanischen von außen bestimmbar scheinenden Steine oder Metall sich regt und in eigentümlichen Gestalten als ein organischer und organisierender Trieb sich äußert. Sie wachsen frei und selbständig hervor; und wer den Anblick dieser regelmäßigen und zierlichen Gestaltungen nicht gewohnt ist, nimmt sie nicht als Naturprodukte, sondern schreibt sie eher der menschlichen Kunst und Arbeit zu.
Die Regelmäßigkeit der Kunst wird aber durch eine äußerlich zweckmäßige Tätigkeit herbeigeführt.
An diese äußere Zweckmäßigkeit, wie wenn ich eine äußere Materie nach meinen Zwecken forme, müssen wir nun hier nicht denken. Beim Kristall ist vielmehr die Form der Materie nicht äußerlich, sondern diese ist selbst Zweck, das an und für sich Wirksame. Im Wasser ist so ein unsichtbarer Keim, eine Kraft, die konstruiert. Diese Gestalt ist im strengsten Sinne regelmäßig; aber weil sie noch nicht Prozeß an ihr selbst ist, so ist sie nur Regelmäßigkeit im ganzen, so daß die Teile zusammen diese eine Form ausmachen.
Es ist noch nicht organische Gestalt, die nicht mehr verständig ist; jene erste Form ist es noch, weil sie nicht subjektive Form ist. Im Organischen dagegen ist die Gestalt so beschaffen, daß an jedem Teile das Ganze der Gestalt zur Erscheinung kommt, nicht jeder Teil nur durchs Ganze verständlich ist. Beim Lebendigen ist daher jeder Punkt der Peripherie das Ganze, wie ich an jedem Teile meines Körpers empfinde. Hieraus folgt nun eben, daß die Gestalt des Organischen nicht auf geraden Linien und Flächen beruht, die nur der abstrakten Richtung des Ganzen angehören, nicht Totalitäten in sich sind. Sondern in der lebendigen Gestalt haben wir Kurven, weil jeder Teil einer Kurve nur durch das ganze Gesetz der Kurve begriffen werden kann, was bei jener verständigen Gestalt keineswegs der Fall ist. Die Rundung des Organischen ist aber nicht Kreis oder Kugel, denn diese sind selbst wieder verständige Kurven, weil die Beziehung aller Punkte der Peripherie auf das Zentrum selbst wieder die abstrakte Identität ist. Die krumme Linie, die wir beim Organischen haben, muß in sich selbst different sein, aber so, daß das Differente wieder der Gleichheit unterworfen ist. Die Linie des Lebendigen wäre hiernach die Ellipse, wo die Gleichheit der beiden Teile wieder eintritt, und zwar in jedem Sinne, sowohl in der Richtung der großen als in der der kleinen Achse. Näher ist dort die Eilinie herrschend, die diese Gleichheit nur in einer Richtung hat. Möller98) bemerkt daher sehr gut, daß alle organischen Formen, z. B. der Federn, der Flügel, des Kopfs, alle Linien des Gesichts, alle Gestalten der Pflanzenblätter, Insekten, Vögel, Fische usw. Modifikationen der Eilinie oder auch der Wellenlinie sind, die er deswegen auch die Schönheitslinie nennt. Im Unorganischen aber treten die krummen Linien noch nicht ein, sondern geometrisch regelmäßige Figuren mit sich entsprechenden gleichen Winkeln, wo alles durch den Fortgang an der Identität notwendig ist. So ein geheimes Linienziehen, Flächenbestimmen und Begrenzen durch parallele Winkel ist nun die Gestaltung.
Diese Gestalt haben wir jetzt weiter in ihren einzelnen Bestimmungen zu betrachten, deren drei zu unterscheiden sind: erstens die Abstraktionen der Gestalt, also eigentlich das Gestaltlose; zweitens das Strenge der Gestalt, die Gestalt im Prozesse, die werdende Gestalt, die Tätigkeit des Gestaltens, die Gestalt als noch nicht vollführt, - der Magnetismus, drittens die reale Gestalt, der Kristall. 

§ 311

Die α) unmittelbare, d. i. die als in sich formlos gesetzte Gestalt ist einerseits das Extrem der Punktualität der Sprödigkeit, andererseits das Extrem der sich kugelnden Flüssigkeit;
- die Gestalt als innere Gestaltlosigkeit.

Zusatz.
Die Bestimmungen der Form, als dieses inneren geometrisierenden Meisters, sind zuerst der Punkt, dann die Linie, die Oberfläche und zuletzt das ganze Volumen. Das Spröde ist das Pulvrige, Singulare, was wir schon gehabt haben als bloße Weise der Kohäsion; es ist das Körnige, wie es sich besonders in Platinkörnern zeigt. Diesem steht gegenüber das Kugelige, die allgemeine, sich rundende, alle Dimensionen in sich tilgende Flüssigkeit, welche somit zwar die ganze Ausführung nach allen drei Dimensionen, aber eine Totalität ohne Entwicklung der Bestimmtheit ist. Die Kugelgestalt ist die allgemeine Gestalt mit formeller Regelmäßigkeit, die freie schwebende Gestalt, die daher auch die freien Himmelskörper, als allgemeine Individuen, haben. Das Flüssige kugelt sich, weil seine Unbestimmtheit in sich macht, daß der Druck der Atmosphäre nach allen Seiten gleich ist; so ist die Determination der Gestalt nach allen Seiten gleich und noch keine Differenz darin gesetzt. Die Gestalt ist aber nicht nur so ein Abstraktes, sondern sie ist ein reales Prinzip, d. h. eine Totalität der Form, die real ist.

§ 312

β) Das Spröde, als an sich seiende Totalität der formierenden Individualität, schließt sich zum Unterschiede des Begriffs auf. Der Punkt geht zunächst in die Linie über, und die Form setzt sich an derselben in Extreme entgegen, welche als Momente kein eigenes Bestehen haben und nur durch ihre Beziehung, welche erscheinend ihre Mitte und der Indifferenzpunkt des Gegensatzes ist, gehalten sind. Dieser Schluß macht das Prinzip der Gestaltung in ihrer entwickelten Bestimmtheit aus und ist in dieser noch abstrakten Strenge der Magnetismus.

Der Magnetismus ist eine der Bestimmungen, die sich vornehmlich darbieten mußten, als der Begriff sich in der bestimmten Natur vermutete und die Idee einer Naturphilosophie faßte. Denn der Magnet stellt auf eine einfache naive Weise die Natur des Begriffes, und zwar in seiner entwickelten Form als Schluß (§ 181) dar. Die Pole sind die sinnlich existierenden Enden einer realen Linie (eines Stabes, oder auch in einem nach allen Dimensionen weiter ausgedehnten Körper); als Pole haben sie aber nicht die sinnliche, mechanische Realität, sondern eine ideelle; sie sind schlechthin untrennbar. Der Indifferenzpunkt, in welchem sie ihre Substanz haben, ist die Einheit, in der sie als Bestimmungen des Begriffs sind, so daß sie Sinn und Existenz allein in dieser Einheit haben, und die Polarität ist die Beziehung nur solcher Momente. Der Magnetismus hat außer der hierdurch gesetzten Bestimmung keine weitere besondere Eigenschaft. Daß die einzelne Magnetnadel sich nach Norden und damit in einem nach Süden richtet, ist Erscheinung des allgemeinen Erdmagnetismus. - Daß aber alle Körper magnetisch sind, hat einen schiefen Doppelsinn; der richtige ist, daß alle reelle, nicht bloß spröde Gestalt dieses Prinzip der Determination enthält; der unrichtige aber, daß alle Körper auch dieses Prinzip, wie es in seiner strengen Abstraktion existiert, d. i. als Magnetismus ist, an ihnen zur Erscheinung bringen. Eine Begriffsform so in der Natur vorhanden aufzeigen wollen, daß sie in der Bestimmtheit, wie sie als eine Abstraktion ist, allgemein existieren solle, wäre ein unphilosophischer Gedanke. Die Natur ist vielmehr die Idee im Elemente des Außereinander, so daß sie ebenso wie der Verstand die Begriffsmomente zerstreut festhält und in Realität darstellt, aber in den höheren Dingen die unterschiedenen Begriffsformen zur höchsten Konkretion in einem vereint (s. Anm. folg. §).

Zusatz. 1.
Ineinssetzen des Kugeligen und Spröden gibt erst die reale Gestalt überhaupt; die unendliche Form, als Zentralität im Spröden gesetzt, setzt ihre Unterschiede, gibt ihnen ein Bestehen und hält sie doch in der Einheit. Der Raum ist zwar noch das Element ihres Daseins, aber der Begriff ist diese Einfachheit des Charakters, dieser Ton, der in seiner Entzweiung dies durchdringende Allgemeine bleibt, das, dem allgemeinen Insichsein der 9/203 Schwere entnommen, durch sich selbst die Substanz seiner Unterschiede ist oder ihr Dasein. Die nur innere Gestalt hatte noch nicht ihr Dasein an ihr selbst, sondern durch Zertrümmerung der Masse; die Bestimmung aber, die nun gesetzt wird, hat sie durch sich selbst.
Dieses individualisierende Prinzip ist der Zweck, der sich in Realität übersetzt, aber noch different, noch nicht der vollendete Zweck ist. So äußert er sich nur als der Prozeß der beiden Prinzipien des Spröden und Flüssigen; die bestimmbare unbestimmte Flüssigkeit wird darin durch die Form befruchtet.
Das ist das Prinzip des Magnetismus, der noch nicht zur Ruhe gekommene Trieb der Gestaltung oder die gestaltende Form noch als Trieb. Der Magnetismus ist also nur erst dies Subjektsein der Materie, das formale Dasein der Unterschiede in der Einheit des Subjekts, - die Kohäsion als die Tätigkeit, unterschiedene materielle Punkte unter die Form der Einheit zu bringen. Die Seiten des Magnetismus sind also noch schlechthin unter dem Eins des Subjekts gebunden; ihre Entgegensetzung ist noch nicht als Selbständigkeit vorhanden. Im spröden Punkte als solchem ist der Unterschied noch gar nicht gesetzt.
Da wir aber jetzt die totale Individualität haben, die räumlich dasein soll und als konkret sich in Unterschiede setzen muß, so bezieht sich der Punkt nun auf einen Punkt und unterscheidet sich von ihm; das ist die Linie, noch nicht die Fläche oder die Totalität der drei Dimensionen, weil der Trieb noch nicht als Totalität existiert und auch die zwei Dimensionen unmittelbar in der Realität drei, die Oberfläche werden. So haben wir die ganz abstrakte Räumlichkeit als Linearität; das ist die erste allgemeine Bestimmung. Die gerade Linie ist aber die natürliche - sozusagen die Linie als solche; denn bei der krummen Linie haben wir schon eine zweite Determination, so daß sogleich Fläche damit gesetzt wäre.
2. Wie erscheint der Magnetismus? Die Bewegungen, die hier vorhanden sind, darf man nur auf ideelle Weise fassen, denn die sinnliche Auffassungsweise verschwindet beim Magnetismus. Bei der sinnlichen Auffassung ist das Mannigfaltige nur äußerlich verbunden; dies findet freilich auch bei den zwei Polen und dem sie verbindenden Indifferenzpunkt statt. Das ist aber nur der Magnet, noch nicht der Magnetismus.
Um festzustellen, was in diesem Begriffe enthalten ist, müssen wir die sinnliche Vorstellung von einem Magnetstein oder Eisen, das mit dem Steine bestrichen wird, zunächst ganz vergessen. Wir müssen dann aber auch die Erscheinungen des Magnetismus mit seinem Begriffe vergleichen, um zu sehen, ob sie demselben entsprechen. Hier werden die Differenten nicht auf eine äußerliche Weise identisch gesetzt, sondern sie setzen sich selbst identisch. Insofern ist die Bewegung 9/204 des Magneten aber allerdings noch eine äußerliche, insofern eben die Negativität noch nicht reale selbständige Seiten hat oder die Momente der Totalität noch nicht befreit sind, noch nicht differente Selbständige sich zueinander verhalten, der Mittelpunkt der Schwere noch nicht zersprengt ist; daher die Entwicklung der Momente noch als ein Äußerliches oder nur durch den - an sich seienden - Begriff gesetzt ist. Indem der spröde Punkt sich zu Unterschieden des Begriffs aufschließt, so haben wir die Pole. An der physikalischen Linie, die den Unterschied der Form in sich hat, sind sie die zwei lebendigen Enden, deren jedes so gesetzt ist, daß es nur ist in bezug auf sein Anderes und keinen Sinn hat, wenn das Andere nicht ist. Nur sie sind außereinander, beide sind das Negative gegeneinander; zwischen ihnen im Raume existiert dann auch ihre Einheit, wo ihr Gegensatz aufgehoben ist. Diese Polarität wird oft angewandt, rechts und links, wo sie gar nicht hingehört; denn heutzutage ist alles voller Polarität. Dieser physikalische Gegensatz ist nun nichts sinnlich Bestimmtes; den Nordpol z. B. kann man nicht abhauen. Haut man den Magneten entzwei, so ist jedes Stück wieder ein ganzer Magnet: der Nordpol entsteht unmittelbar wieder am zerbrochenen Stücke. Jedes ist das Setzende und Ausschließende des Anderen von sich; die Termini des Schlusses können nicht für sich, sondern nur in der Verbindung existieren. Wir sind so ganz im Felde des Übersinnlichen. Wenn einer meint, in der Natur sei der Gedanke nicht vorhanden, so kann man ihm denselben hier zeigen. Die Erscheinung des Magnetismus ist so für sich höchst frappant; aber noch wunderbarer wird sie, wenn man nun mit einigem Gedanken diese Erscheinung auffassen will. Der Magnetismus wurde so in der Naturphilosophie als ein Hauptanfang an die Spitze gestellt. Die Reflexion spricht zwar von magnetischer Materie, die aber selbst in der Erscheinung nicht vorhanden ist; es ist nichts Materielles, das da wirkt, sondern die reine immaterielle Form.
Bringen wir nun in die Nähe eines magnetisierten Eisenstabes, woran wir Nord- und Südpol unterscheiden, andere Stäbchen, die nicht magnetisch sind, so zeigt sich eine Bewegung, wenn sie nämlich frei sich bewegen können, nicht durch mechanische Gewalt zurückgehalten werden, also z. B. auf Nadeln ruhen usw. In diesem Falle verbindet sich das eine Ende des zweiten Stabes mit dem Nordpol des Magneten, das andere Ende wird dagegen davon repelliert; der zweite Stab ist dadurch selbst ein Magnet geworden, denn er hat eine magnetische Bestimmtheit erhalten. Doch beschränkt sich diese Bestimmtheit nicht auf die Endpunkte. An einen Magneten hängen sich Eisenspänchen bis an die Mitte; da wird aber ein gleichgültiger Punkt kommen, wo solche Attraktion und Repulsion nicht mehr stattfindet. Man kann auf diese Weise passiven und aktiven Magnetismus unterscheiden; doch kann man als passiven Magnetismus auch dies bezeichnen, wenn die Wirkung auf unmagnetisches Eisen nicht erfolgt. Mit diesem Indifferenzpunkt wird jetzt ein freier Mittelpunkt gesetzt, wie wir früher den Mittelpunkt der Erde hatten. Wird ferner das zweite Stäbchen wieder weggebracht und an den anderen Pol des Magneten gebracht, so wird dasjenige Ende repelliert, was von dem ersten Pole attrahiert wurde, und umgekehrt. Hierin ist noch keine Bestimmung vorhanden, daß die Enden des Magneten an ihnen selbst entgegengesetzt seien; es ist der leere Unterschied des Raums, der kein Unterschied an ihm selbst ist, sowenig das eine Ende einer Linie überhaupt von dem andern sich unterscheidet. Vergleichen wir dann aber diese zwei Magneten mit der Erde, so haben sie mit dem einen Ende ungefähr die Richtung nach Norden, während das andere nach Süden gekehrt ist, und nun zeigt sich, daß die beiden Nordpole von zwei Magneten sich repellieren, ebenso die beiden Südpole, der Nordpol aber des einen und der Südpol des andern sich attrahieren. Die Richtung nach Norden ist von dem Sonnenlauf hergenommen und dem Magneten nicht eigentümlich. Weil sich ein einzelner Magnet mit seinem einen Ende nach Norden, mit dem andern nach Süden richtet, so haben die Chinesen ebenso Recht, zu sagen, der Magnet sehe nach Süden, als wenn wir behaupten, nach Norden; beides ist eine Determination. Und auch dies ist nur ein Verhältnis zweier Magneten zueinander, da der Magnetismus der Erde solchen Stab determiniert; nur müssen wir wissen, daß das, was wir an einem Magneten den Nordpol nennen (eine Nomenklatur, deren jetzt hin und wieder eingeführte Umkehrung viele Verwirrung macht), eigentlich der Natur der Sache nach der Südpol ist; denn der Südpol des Magneten nähert sich dem Nordpol der Erde. Diese Erscheinung ist die ganze Theorie des Magnetismus. Die Physiker sagen, man wisse noch nicht, was er sei, ob er ein Strömen sei usw. Alles das gehört zu jener Metaphysik, die vom Begriffe nicht anerkannt wird. Der Magnetismus ist nichts Geheimnisvolles.
Haben wir Stücke eines Magnetsteins, keine Linie, so fällt die Wirksamkeit des Triebes doch immer in eine ideelle Linie, welche die Achse ist. Bei einem solchen Stück, habe es nun die Form eines Würfels oder einer Kugel usw., können sich nun mehrere Achsen befinden; und auf diese Weise hat die Erde mehrere magnetische Achsen, deren keine unmittelbar mit der Achse der Bewegung zusammenfällt.
Der Magnetismus wird an der Erde frei, weil sie nicht zum wahren Kristall kommt, sondern als das Gebärende der Individualität beim abstrakten sehnsüchtigen Triebe des Gestaltens stehenbleibt.
Weil die Erde nun so ein lebendiger Magnet ist, dessen Achse nicht an einen bestimmten Punkt fixiert ist, so ist die Richtung der Magnetnadel also wohl ungefähr die des wahren Meridians, aber der magnetische fällt nicht genau mit diesem zusammen; und das ist die Deklination der Magnetnadel nach Osten und Westen, die daher an verschiedenen Orten und Zeiten verschieden ist, - ein Oszillieren allgemeinerer Natur.
Was überhaupt diese Beziehung der Magnetnadel auf eine solche Achse betrifft, so sind die Physiker darauf zurückgekommen, eine solche eiserne Stange oder, was dasselbe ist, eine solche bestimmte Existenz in der Richtung von Achsen aufzugeben. Sie haben gefunden, daß den Erfahrungen allein die Annahme eines Magneten im Mittelpunkt der Erde genug tue, der von unendlicher Intensität, aber ohne Extension sei, d. h. der gar nicht als eine solche Linie ist, die an einem Punkt stärker ist als an anderen; wie am magnetischen Eisen an den Polen der Eisenfeilstaub stärker attrahiert wird als an dem Mittelpunkte und von jenen bis zu diesem dies immer abnimmt. Sondern der Magnetismus ist dies ganz Allgemeine der Erde, die allenthalben der ganze Magnetismus ist. - Hieran schließen sich zwei Nebenpunkte.
3. An welchen Körpern der Magnetismus zur Erscheinung komme, ist der Philosophie vollkommen gleichgültig. Vorzüglich findet er sich am Eisen, aber auch am Nickel und Kobalt. Richter99) wollte reinen Kobalt und Nickel darstellen und sagte, daß sie auch dann noch magnetisch seien. Andere behaupten, es sei dann immer noch Eisen darin, und darum allein seien diese Metalle magnetisch. Daß das Eisen nach seiner Kohäsion und inneren Kristallisation dieses ist, daß der Trieb des Gestaltens sich als solcher an ihm zeigt, geht den Begriff nichts an. Aber auch andere Metalle werden magnetisch, wenn sie eine besondere Temperatur haben; daß der Magnetismus an einem Körper erscheine, hängt also mit seiner Kohäsion zusammen. Überhaupt aber kann nur Metall magnetisierbar sein, denn es hat, ohne absolut spröde zu sein, die gediegene Kontinuität der einfachen spezifischen Schwere in sich, die eben diese abstrakte Gestalt ist, wie wir sie hier noch betrachten; die Metalle sind so Wärme- und magnetische Leiter. An Salzen und Erden kommt der Magnetismus als solcher nicht zum Vorschein, weil sie Neutrale sind, wo die Differenz paralysiert ist. Die Frage ist nun näher, welche Eigenschaften des Eisens gerade an ihm den Magnetismus vorzugsweise zur Erscheinung bringen. Die Kohäsion des Eisens ist darum fähig, den Trieb des Gestaltens als eine Spannung an sich zu haben, ohne daß es zum Resultat komme, eben weil Sprödigkeit und Kontinuität diesem Metalle gewissermaßen in Gleichgewicht sind. Es kann von der ausgezeichnetsten Sprödigkeit bis zur größten Geschmeidigkeit gebracht werden und verbindet beide Extreme, gegen die gediegene Kontinuität der edlen Metalle. Der Magnetismus ist nun aber eben die aufgeschlossene Sprödigkeit, die die Eigentümlichkeit enthält, noch nicht zur Gediegenheit übergegangen zu sein. Das Eisen ist so der Wirksamkeit der Säuren viel offener als die Metalle von der höchsten spezifischen Schwere, wie Gold, die in ihrer gedrungenen Einheit nicht zum Unterschiede herausgehen. Umgekehrt hat es nicht die Schwierigkeit, sich in regulinischer Gestalt zu erhalten, wie die in bezug auf spezifische Schwere tieferstehenden Metalle, die sehr angreifbar durch Säuren, zerbröckelnd sind und weiterhin als Halbmetalle kaum in metallischer Gestalt sich erhalten können. Daß an Eisen Nord- und Südpol so ein distinktes Dasein außer dem Indifferenzpunkt haben, ist aber immer eine Naivität der Natur, die ihre abstrakten Momente ebenso abstrakt an einzelnen Dingen vorstellt. Der Magnetismus kommt auf diese Weise am Eisenerze zum Vorschein; der Magnet-Eisenstein scheint aber das Spezifische zu sein, woran sich der Magnetismus offenbart. - Mancher Magnet äußert zwar eine Wirkung auf die Nadel, aber ohne anderes Eisen zu magnetisieren; dieses fand Humboldt bei einem Serpentingebirge im Bayreuthischen. In der Grube ist jeder des Magnetismus fähige Körper, selbst der Magnetstein, noch nicht magnetisch, sondern erst, wenn sie an den Tag gefördert werden; es gehört so die Erregung des Lichts in der Atmosphäre dazu, damit die Differenz und Spannung gesetzt werde.100)
4. Es fragt sich deshalb noch, unter welchen Umständen und Bedingungen der Magnetismus zur Erscheinung komme. Wird das Eisen im Glühen flüssig gemacht, so verliert es seinen Magnetismus; ebenso ist Eisenkalk, wo das Eisen völlig oxydiert worden, nicht magnetisch, weil da die Kohäsion des regulinischen Metalls gänzlich zerstört worden. Schmieden, Hämmern usf. bringt ebenso Verschiedenheiten herein. Während das geschmiedete Eisen den Magnetismus sehr leicht annimmt und ebenso schnell wieder verliert, nimmt der Stahl, worin das Eisen einen erdigen, kernigen Bruch bekommt, ihn viel schwerer auf, hält ihn aber dauernd fester, was der größeren Sprödigkeit des Stahls zugeschrieben werden kann. Im Hervorbringen des Magnetismus zeigt sich so die Beweglichkeit dieser Eigenschaften; er ist gar nicht fest, sondern verschwindend und kommend. Das bloße Streichen macht das Eisen schon magnetisch, und zwar an beiden Polen; es muß aber in der Richtung des Meridians gestrichen werden. Jedes Schlagen, Klopfen in freier Hand, jedes Erschüttern in der Luft macht ebenfalls magnetisch. Das Erzittern der Kohäsion setzt eine Spannung, und diese ist der Trieb, sich zu gestalten. Auch Eisenstangen, die bloß lange in freier Luft aufrechtgehalten werden, werden magnetisch; ebenso bekommen eiserne Öfen, eiserne Kreuze auf Kirchen, Wetterfahnen, überhaupt jeder eiserne Körper leicht eine magnetische Determination in sich, und es gehören nur schwache Magneten dazu, damit sich der Magnetismus dieser Körper offenbare. Man hat sogar bei Versuchen die größte Not nur damit, magnetfreies Eisen sich zu machen und es so zu erhalten; es kann nur durch Glühendmachen geschehen. - Wenn nun so ein Stab bestrichen wird, so tritt ein Punkt ein, wo der eine Pol unmagnetisch ist; und ebenso ist auf der andern Seite der andere Pol an einem gewissen Punkte unwirksam. Das sind die zwei Indifferenzpunkte Brugmans'101) , die verschieden sind von dem allgemeinen Indifferenzpunkt, der auch nicht ganz in die Mitte fällt. Will man nun an jenen Punkten etwa auch einen latenten Magnetismus annehmen? Den Punkt, wo die Wirkung jedes Pols am stärksten ist, nannte van Swinden102) den Kulminationspunkt.
Ist ein unmagnetisiertes Eisenstäbchen, auf eine Nadel gestützt, durch das Gleichgewicht seiner Enden horizontal, so sinkt nach eingetretenem Magnetismus die eine Seite sogleich tiefer herunter (§ 293 Anm.): im Norden der Erde das nördliche Ende, im Süden das südliche, und zwar um so mehr, je größer die Breite ist, d. h. je näher der geographische Ort den Polen liegt. Macht die Magnetnadel endlich am magnetischen Pole einen rechten Winkel mit der Linie des magnetischen Meridians, so stellt sie sich senkrecht, d. h. sie wird eine gerade Linie, die zur reinen Spezifikation und Entfernung von der Erde kommt. Das ist die Inklination, die so nach Ort und Zeit verschieden ist; Parry103) , bei seiner Nordpol-Expedition, empfand dies schon so stark, daß er die Magnetnadel gar nicht mehr brauchen konnte. Die Inklination zeigt den Magnetismus als Schwere, und zwar auf merkwürdigere Weise als durch das Anziehen des Eisens. Der Magnetismus, als Masse und als Hebel vorgestellt, hat einen Schwerpunkt, dessen nach den Seiten fallende Massen, obgleich in freiem Gleichgewicht, dennoch, weil sie spezifiziert sind, eine schwerer als die andere ist. Die spezifische Schwere ist auf die naivste Weise hier gesetzt; sie wird nicht verändert, sondern nur anders determiniert. Die Erdachse hat ebenso eine Inklination gegen die Sonnenbahn; doch gehört dies eigentlich der Bestimmung der himmlischen Sphären an.
Auf die wahrhafte Weise aber tritt an der ganzen Erde das Spezifische und Allgemeine so auseinander, daß bestimmte Massen an verschiedenen Orten im Pendel verschiedene Kraft haben, an den Polen die spezifische Schwere derselben größer ist als unter dem Äquator; denn sie zeigen, als dieselben Massen sich verschieden zu verhalten. Miteinander können Körper hierin nur insofern verglichen werden, als sie ihre Massenkraft als Kraft der Bewegung darstellen, die als das Freie sich gleichbleibt und das Beständige ist. Indem in dem Pendel die Größe der Masse als bewegende Kraft eintritt, so muß an ihm dieselbe Masse stärkere Bewegungskraft haben, je näher den Polen zu. Zentripetal- und Zentrifugalkraft sollen, wegen der Umdrehung der Erde, auseinandertreten; aber es ist gleichgültig zu sagen, der Körper habe eine größere Zentrifugalkraft, entfliehe mit mehr Kraft der Richtung des Falls. oder er falle stärker, denn es ist gleich, welches Fallen oder Werfen heißen soll. Ist nun wohl die Schwerkraft bei gleicher Höhe und Masse auch immer dieselbe, so wird doch beim Pendel diese Kraft selbst bestimmt; oder es ist, als ob der Körper von einer größeren oder niederen Höhe fiele. Also ist auch der Unterschied bei der verschiedenen Größe der Pendelbewegung unter verschiedenen Breiten eine Spezifikation der Schwere selbst (s. § 270).

§ 313

Insofern diese sich auf sich beziehende Form zunächst in dieser abstrakten Bestimmung, Identität der bestehenden Differenzen zu sein, existiert, also noch nicht in der totalen Gestalt zum Produkte geworden und paralysiert ist, ist sie als Tätigkeit, und zwar in der Sphäre der Gestalt die immanente Tätigkeit des freien Mechanismus, nämlich die örtlichen Verhältnisse zu bestimmen.

Es ist hier ein Wort über die in jetziger Zeit so anerkannte und in der Physik sogar fundamental gewordene Identität von Magnetismus, Elektrizität und Chemismus zu sagen. Der Gegensatz der Form im individuellen Materiellen geht auch dazu fort, sich zum realeren, elektrischen, und zu dem noch realeren, dem chemischen Gegensatze zu bestimmen. Allen diesen besonderen Formen liegt eine und dieselbe allgemeine Totalität der Form als ihre Substanz zum Grunde. Ferner sind Elektrizität und Chemismus als Prozesse Tätigkeiten vom reelleren, physisch weiter bestimmten Gegensatze; aber außerdem enthalten diese Prozesse vor allem Veränderungen in den Verhältnissen der materiellen Räumlichkeit. Nach dieser Seite, daß diese konkrete Tätigkeit zugleich mechanisierende Bestimmung ist, ist sie an sich magnetische Tätigkeit. Inwiefern sie als solche auch innerhalb dieser konkreteren Prozesse zur Erscheinung gebracht werden kann, sind die empirischen Bedingungen hiervon in neueren Zeiten gefunden worden. Es ist daher für einen wesentlichen Fortschritt der empirischen Wissenschaft zu achten, daß die Identität dieser Erscheinungen in der Vorstellung anerkannt worden ist, welche Elektro-Chemismus, oder etwa auch Magneto-Elektro-Chemismus oder wie sonst, genannt wird. Allein die besonderen Formen, in welchen die allgemeine existiert, und deren besondere Erscheinungen sind auch ebenso wesentlich voneinander zu unterscheiden. Der Name Magnetismus ist darum für die ausdrückliche Form und deren Erscheinung als in der Sphäre der Gestalt als solcher, sich nur auf Raumbestimmungen beziehend, aufzubehalten, so wie der Name Elektrizität gleichfalls für die damit ausdrücklich bezeichneten Erscheinungsbestimmungen. Früher ist Magnetismus, Elektrizität und Chemismus gänzlich abgesondert, ohne Zusammenhang miteinander, jedes als eine selbständige Kraft betrachtet worden. Die Philosophie hat die Idee ihrer Identität, aber mit ausdrücklichem Vorbehalt ihres Unterschiedes gefaßt; in den neuesten Vorstellungsweisen der Physik scheint auf das Extrem der Identität dieser Erscheinungen übergesprungen worden und die Not zu sein, daß und wie sie zugleich auseinanderzuhalten. Die Schwierigkeit liegt in dem Bedürfnis, beides zu vereinigen; gelöst ist sie allein in der Natur des Begriffes, aber nicht in der Identität, die eine Konfusion der Namen in einem Magneto-Elektro-Chemismus ist.

Zusatz.
Das Zweite zur Linearität des Magnetismus (vorh. § Zus., I.) ist die Frage nach den Bestimmtheiten dieser Tätigkeit. Weil wir noch kein spezifisches Bestimmtsein der Materie haben, sondern nur Verhältnisse ihrer Räumlichkeit, so kann die Veränderung nur Bewegung sein; denn Bewegung ist eben diese Veränderung des Räumlichen in der Zeit. Das Weitere ist aber, daß diese Tätigkeit ein materielles Substrat haben muß, das sie trägt, weil sie eben in die Materie versenkt ist, ohne schon zur Verwirklichung zu kommen; denn die Form ist im Substrate nur als die Richtung einer geraden Linie. Im Lebendigen wird die Materie dagegen durch die Lebendigkeit selbst bestimmt. Auch hier ist zwar die Bestimmtheit eine immanente, die indessen nur unmittelbar das Schwere bestimmt, noch ohne weitere physikalische Bestimmung. Die Tätigkeit drängt sich aber in die Materie hinein, und zwar ohne ihr durch einen äußerlich mechanischen Anstoß mitgeteilt zu sein; als die der Materie immanente Form ist sie materialisierte und materialisierende Tätigkeit. Und weil diese Bewegung nicht unbestimmt, sondern vielmehr bestimmt ist, so ist sie entweder Annähern oder Entfernen. Der Magnetismus ist jedoch von der Schwere verschieden, indem er das Körperliche einer ganz anderen Richtung als der vertikalen der Schwere unterwirft; seine Wirksamkeit ist eben eine solche Determination, daß Eisenfeilstaub nicht an den Ort hinfällt oder da liegenbleibt, wo er der bloßen Schwere nach hinfallen würde. Diese Bewegung ist nun nicht rotatorisch, in einer Kurve, wie die der himmlischen Körper, die daher weder anziehend noch abstoßend ist. Solche Kurve ist darum in einem Annäherung und Entfernung; daher dort auch Attraktion und Repulsion nicht zu scheiden waren. Hier existieren aber diese beiden Bewegungen, geschieden, als Annäherung und Entfernung, weil wir in der endlichen, individualisierten Materie sind, wo die Momente, die im Begriffe enthalten sind, frei werden sollen; und gegen ihren Unterschied tritt auch ihre Einheit hervor, aber sie sind nur an sich identisch. Das Allgemeine derselben ist die Ruhe, und diese Ruhe ist das Indifferente derselben; denn zu ihrer Abscheidung, daß bestimmte Bewegung vorhanden sei, gehört der Ruhepunkt.
Der Gegensatz aber in der Bewegung selbst ist ein Gegensatz der Wirksamkeit im Geradlinigen; denn es ist nur diese einfache Bestimmtheit vorhanden, Entfernen und Annähern in derselben Linie. Die beiden Bestimmungen können nicht abwechseln oder an zwei Seiten verteilt sein, sondern sind immer zugleich;
denn wir sind nicht in der Zeit, sondern im Räumlichen. Es muß also derselbe Körper sein, der, indem er als angezogen, eben damit zugleich als abgestoßen bestimmt wird. Der Körper nähert sich einem gewissen Punkte, und indem er dies tut, wird ihm etwas mitgeteilt; er wird selbst bestimmt, und indem er so bestimmt wird, muß er zugleich von der andern Seite sich bewegen.
Die Beziehung der Elektrizität auf den Magnetismus hat man besonders darin gesehen, wie sie sich in der galvanischen Voltaschen Säule darstellt. So hat sich diese Beziehung auch in der Erscheinung gezeigt, nachdem der Gedanke sie schon längst erfaßt hatte; wie denn überhaupt eben dies das Geschäft des Physikers ist, die Identität der Begriffe als Identität der Erscheinungen aufzusuchen und darzustellen.
Die Philosophie faßt diese Identität aber nicht oberflächlicherweise als eine abstrakte, so daß Magnetismus, Elektrizität und Chemismus ganz dasselbige seien. Die Philosophie hatte längst gesagt: Magnetismus ist das Prinzip der Form, und Elektrizität und chemischer Prozeß [sind] nur andere Formen dieses Prinzips. Früher war der Magnetismus isoliert, stand nur hinten an, und man sah durchaus nicht ein, was ohne ihn dem Natursystem abgehen würde, - höchstens den Schiffern. Der Zusammenhang desselben mit dem Chemismus und der Elektrizität liegt im Bisherigen. Der Chemismus ist die Totalität, worin die Körper nach ihrer spezifischen Besonderheit eingehen; der Magnetismus ist aber nur räumlich. Doch zeigen sich unter gewissen Umständen die magnetischen Pole auch elektrisch und chemisch verschieden; oder umgekehrt: durch den galvanischen Prozeß wird leicht Magnetismus erzeugt, indem die geschlossene Kette für den Magnetismus sehr empfindlich wirkt. In der elektrischen galvanischen Tätigkeit, im chemischen Prozeß ist die Differenz gesetzt; es ist ein Prozeß von physikalischen Gegensätzen. Es liegt nun ganz nahe, daß diese konkreten Gegensätze auch auf der niedrigeren Stufe des Magnetismus zum Vorschein kommen. Der elektrische Prozeß ist eben auch Bewegung; er ist aber noch weiter ein Kampf von physikalischen Gegensätzen. In der Elektrizität sind ferner die beiden Pole frei, im Magnetismus nicht; in der Elektrizität sind sie daher besondere Körper gegeneinander, so daß in ihr die Polarität eine ganz andere Existenz als nur die lineare des Magneten hat. Werden aber metallische Körper durch den elektrischen Prozeß in Bewegung gesetzt, ohne daß bei ihnen schon physikalische Bestimmungen vorhanden sind, so zeigen solche nach ihrer Weise den Prozeß an ihnen; diese Weise ist die bloße Tätigkeit des Bewegens, und das ist dann der Magnetismus. Es ist also zu sehen, welches das magnetische Moment, welches das elektrische usw. in jeder Erscheinung ist. Man hat gesagt, alle elektrische Tätigkeit ist Magnetismus; er sei die Grundkraft, daß Differente sind, auch außereinander bleiben, aber schlechthin aufeinander bezogen werden.
Das tritt allerdings auch beim elektrischen und chemischen Prozesse, nur auf konkretere Weise ein als beim Magnetismus. Der chemische Prozeß ist der Gestaltungsprozeß der real individualisierten Materie.
Der Trieb des Gestaltens ist also selbst Moment des Chemismus, und dieses Moment wird frei vornehmlich in der galvanischen Kette, wo Spannung im ganzen vorhanden ist, die aber nicht, wie beim Chemischen, ins Produkt übergeht. Diese Spannung ist an die Extreme zusammengenommen, und so zeigt sich hier eine Einwirkung auf den Magneten.
Interessant ist dann dabei auch noch dieses, daß diese Tätigkeit des galvanischen Prozesses, wenn sie einen magnetisch bestimmten Körper in Bewegung setzt, diesen deklinieren läßt. Da ergibt sich der Gegensatz, daß der Magnet entweder nach Osten oder nach Westen dekliniert, wie der Süd- und Nordpol dekliniert. Sinnreich ist in dieser Rücksicht meines Kollegen, Professor P. Ermans104) Apparat, nämlich eine galvanische Kette freischwebend zu machen. Ein Streifen Pappe oder Fischbein wird so geschnitten, daß an dem einen seiner Enden (oder auch in der Mitte?) ein kupfernes oder silbernes Becherchen angebracht werden kann. Dies wird mit Säure gefüllt, ein Streifen oder Draht Zink in die Säure gesteckt und um den Streifen Fischbein herumgezogen, bis zum andern Ende und von da bis an die äußere Seite des Bechers.
So entsteht galvanische Tätigkeit. Dies Ganze, an einen Faden aufgehängt, kann gegen die Pole eines Magneten hingebracht werden, wobei nun dieser bewegliche Apparat different gesetzt wird.
Diese aufgehängte galvanische Batterie, welche sich bewegt, nennt Erman Rotationskette.
Der +E-Draht ist gerichtet von Süden nach Norden. Er sagt nun: "Man nähere dem nördlichen Ende des Apparats den Nordpol eines Magneten von der östlichen Seite her, so wird dieses Ende abgestoßen; nähert man aber denselben Nordpol von der westlichen Seite her, so wird eine Anziehung stattfinden.
Der totale Erfolg ist derselbe in beiden Fällen; denn angezogen oder abgestoßen läuft die Rotationskette vor dem außerhalb ihres Bogens angebrachten Nordpol eines Magneten immer westlich, d. h. von der Linken zur Rechten, wenn sie früher in der Stellung von Süd-Nord ruhte. Der Südpol eines Magneten bringt die entgegengesetzte Wirkung hervor." Die chemische Polarität kreuzt sich hier mit der magnetischen; diese ist Nord-Süd-Polarität, jene Ost-West-Polarität; die letztere erhält an der Erde eine Bedeutung von größerem Umfange. Auch hier kommt die Flüchtigkeit der magnetischen Bestimmtheit zum Vorschein.
Wird der Magnet bei der galvanischen Kette oben gehalten, so ist die Determination ganz anders, als wenn er in der Mitte gehalten wird; sie kehrt sich nämlich ganz um.

§ 314

Die Tätigkeit der Form ist keine andere als die des Begriffs überhaupt, das Identische different und das Differente identisch zu setzen, hier also in der Sphäre der materiellen Räumlichkeit das im Raume Identische different zu setzen, d. i. es von sich zu entfernen (abzustoßen), und das im Raume Differente identisch zu setzen, d. i. es zu nähern und zur Berührung zu bringen (anzuziehen). Diese Tätigkeit, da sie in einem Materiellen, aber noch abstrakt (und nur als solche ist sie Magnetismus) existiert, beseelt sie nur ein Lineares (§ 256). In solchem können die beiden Bestimmungen der Form nur an seinem Unterschiede,
d. i. an den beiden Enden, geschieden hervortreten, und ihr tätiger, magnetischer Unterschied besteht nur darin, daß das eine Ende (der eine Pol) dasselbe - ein Drittes - mit sich identisch setzt, was das andere (der andere Pol) von sich entfernt.

Das Gesetz des Magnetismus wird so ausgesprochen, daß die gleichnamigen Pole sich abstoßen und die ungleichnamigen sich anziehen, die gleichnamigen feindschaftlich, die ungleichnamigen aber freundschaftlich sind. Für die Gleichnamigkeit ist jedoch keine andere Bestimmung vorhanden, als daß diejenigen gleichnamige sind, welche gleicherweise von einem Dritten beide angezogen oder beide abgestoßen werden. Dies Dritte aber hat ebenso seine Determination allein darin, jene Gleichnamigen oder überhaupt ein Anderes entweder abzustoßen oder anzuziehen. Alle Bestimmungen sind durchaus nur relativ ohne verschiedene sinnliche, gleichgültige Existenz; es ist oben (Anm. § 312) bemerkt worden, daß so etwas wie Norden und Süden keine solche ursprüngliche, erste oder unmittelbare Bestimmung enthält. Die Freundschaftlichkeit des Ungleichnamigen und die Feindschaftlichkeit des Gleichnamigen sind hiermit überhaupt nicht eine folgende oder noch besondere Erscheinung an einem vorausgesetzten, einem eigentümlich schon bestimmten Magnetismus, sondern drücken nichts anderes als die Natur des Magnetismus selbst aus und damit die reine Natur des Begriffs, wenn er in dieser Sphäre als Tätigkeit gesetzt ist.

Zusatz.
Eine dritte Frage ist also hier weiter: Was wird angenähert und entfernt?
Der Magnetismus ist diese Diremtion, aber man sieht es ihm noch nicht an. Indem etwas mit einem Anderen, das noch gleichgültig ist, in Beziehung gesetzt wird, so leidet das Zweite vom einen Extreme des Ersten das eine, vom andern das andere. Die Infektion besteht darin, zum Gegenteil des Ersten gemacht zu werden,
um erst als Anderes (und zwar durch das Erste als Anderes gesetzt) von ihm identisch gesetzt zu werden.
Die Wirksamkeit der Form bestimmt es also erst als Entgegengesetztes; so ist die Form als existierender Prozeß gegen das Andere.
Die Tätigkeit verhält sich zu einem Anderen, setzt es sich entgegen. Das Andere war zunächst nur in der Vergleichung für uns ein Anderes; jetzt ist es der Form als Anderes bestimmt und dann identisch gesetzt. Umgekehrt an der andern Seite ist die entgegengesetzte Seite der Bestimmung. Indem das Zweite, welchem auch lineare Wirksamkeit mitgeteilt zu sein angenommen werden muß, nach der einen Seite als Entgegengesetztes infiziert ist, so ist sein anderes Extrem unmittelbar identisch mit dem ersten Extrem des Ersten. Wird nun dies zweite Extrem der zweiten materiellen Linie mit dem ersten Extrem der ersten in Berührung gebracht, so ist es mit diesem Extrem identisch und darum wird es entfernt. Wie die sinnliche Auffassung, so verschwindet beim Magnetismus auch die verständige. Denn dem Verstande ist das Identische identisch, das Differente different, oder doch: nach welcher Seite zwei Dinge identisch sind, nach der sind sie nicht different; aber im Magnetismus ist gerade dies vorhanden, daß, gerade insofern das Identische identisch ist, es sich insofern different setzt, und gerade insofern das Differente different ist, es sich insofern identisch setzt. Der Unterschied ist dies, er selbst und sein Gegenteil zu sein. Das Identische in beiden Polen setzt sich different, und das Differente in beiden setzt sich identisch; und das ist der klare tätige Begriff, der aber noch nicht realisiert ist.
Dies ist die Wirksamkeit der totalen Form, als das Identischsetzen des Entgegengesetzten, - die konkrete Wirksamkeit gegen die abstrakte Wirksamkeit der Schwere, wo beide schon an sich identisch sind.
Die Tätigkeit des Magnetismus besteht dagegen darin, das Andere erst zu infizieren, schwer zu machen.
Die Schwere ist so nicht tätig wie der Magnetismus, obgleich sie Attraktion hat, weil die Attrahierenden schon an sich identisch sind, hier aber wird das Andere erst dazu gemacht, zu attrahieren und attrahiert zu werden, - und erst so ist die Form tätig. Das Anziehen ist eben Machen, daß das Andere ebensogut selbst geht als das Machende.
Zu den Extremen der Subjektivität, die sich auf einem Punkt hält, und des Flüssigen, welches nur als Kontinuum ist, aber vollkommen undeterminiert in sich, macht nun der Magnetismus die Mitte, das abstrakte Freiwerden der Form, die im Kristall zum materiellen Produkte kommt, wie es sich z. B. schon in der Eisnadel zeigt. Als diese freie dialektische Tätigkeit, die als solche perenniert, ist der Magnetismus auch die Mitte zwischen Ansichsein und Sich-realisiert-Haben. Es ist die Ohnmacht der Natur, im Magnetismus die bewegende Tätigkeit zu vereinzeln; es ist dann aber die Macht des Gedankens, so etwas zum Ganzen zu verbinden.

§ 315

γ) Die Tätigkeit, in ihr Produkt übergegangen, ist die Gestalt und bestimmt als Kristall. In dieser Totalität sind die differenten magnetischen Pole zur Neutralität reduziert, die abstrakte Linearität der ortbestimmenden Tätigkeit zur Fläche und Oberfläche des ganzen Körpers realisiert; näher die spröde Punktualität einerseits zur entwickelten Form erweitert, andererseits aber die formelle Erweiterung der Kugel zur Begrenzung reduziert. Es wirkt die eine Form, den Körper nach außen (die Kugel begrenzend) und (die Punktualität gestaltend) seine innere Kontinuität durch und durch (Durchgang der Blätter, Kerngestalt) zu kristallisieren.

Zusatz.
Das Dritte erst ist die Gestalt, als die Einheit des Magnetismus und der Kugelgestalt; das noch immaterielle Bestimmen wird materiell, und so ist die unruhige Tätigkeit des Magnetismus zur vollkommenen Ruhe gelangt. Hier ist kein Entfernen und Annähern mehr; sondern alles ist hier an seinen Ort gestellt.
Der Magnetismus geht zuerst in die allgemeine Selbständigkeit, den Kristall der Erde, - die Linie in den ganzen runden Raum über. Der individuelle Kristall ist aber, als realer Magnetismus, diese Totalität, worin der Trieb erloschen und die Gegensätze zur Form der Gleichgültigkeit neutralisiert sind; der Magnetismus drückt dann seine Differenz als Bestimmung der Oberfläche aus. So haben wir nicht mehr innere Gestalt,
die, um dazusein, eines Anderen bedürfte, sondern durch sich selbst da ist. Alle Gestaltung hat den Magnetismus in sich; denn sie ist eine völlige Begrenzung im Raume, die vom immanenten Triebe, dem Werkmeister der Form, gesetzt ist. Es ist dies eine sprachlose Regsamkeit der Natur, die zeitlos ihre Dimensionen darlegt, - das eigene Lebensprinzip der Natur, das tatlos sich exponiert und von dessen Gebilden man nur sagen kann, daß sie da sind. Das Prinzip ist in der flüssigen Rundung allenthalben, es ist kein Widerstand für es darin; es ist das stille, alle die gleichgültigen Teile des Ganzen beziehende Formieren. Weil der Magnetismus aber im Kristall befriedigt ist, so ist er darin nicht als solcher vorhanden; die untrennbaren Seiten des Magnetismus, die hier, in die gleichgültige Flüssigkeit ergossen, zugleich ein bestehendes Dasein haben, sind das Bilden, das an dieser Gleichgültigkeit erstirbt. Es ist also richtig, wenn man in der Naturphilosophie sagt, der Magnetismus sei eine ganz allgemeine Bestimmung; es ist aber schief, wenn man noch den Magnetismus als Magnetismus in der Gestalt aufzeigen will.
Die Determination des Magnetismus als des abstrakten Triebes ist noch linear; als vollführt ist er nach allen Dimensionen das die räumliche Begrenzung Bestimmende; die Gestalt ist eine nach allen Dimensionen ausgedehnte ruhige Materie, - die Neutralität der unendlichen Form und der Materialität. Es zeigt sich also hier die Herrschaft der Form über die ganze mechanische Masse. Freilich bleibt der Körper immer noch schwer gegen die Erde; dieses erste substantielle Verhältnis ist noch erhalten. Aber selbst der Mensch, der Geist ist - das absolut Leichte -, ist noch schwer. Der Zusammenhang der Teile ist indessen jetzt durch ein von der Schwere unabhängiges Prinzip der Form von innen heraus bestimmt. Es ist daher die Zweckmäßigkeit der Natur selbst hier zuerst vorhanden: eine Beziehung des verschiedenen Gleichgültigen als die Notwendigkeit, deren Momente ruhiges Dasein haben, oder das Insichsein, das da ist,
- ein verständiges Tun der Natur durch sich selbst. Zweckmäßigkeit ist also nicht bloß ein Verstand, der von außen der Materie eine Form gibt. Die vorhergehenden Formen sind noch nicht zweckmäßig,
- nur ein Dasein, das als Dasein nicht seine Beziehung auf Anderes an ihm selbst hat. Der Magnet ist noch nicht zweckmäßig; denn seine Entzweiten sind noch nicht gleichgültig, sondern nur rein Notwendige füreinander. Hier aber ist eine Einheit Gleichgültiger oder solcher, deren Dasein in seiner Beziehung frei voneinander ist. Die Linien des Kristalls sind diese Gleichgültigkeit; es kann eine von der andern getrennt werden, und sie bleiben; aber sie haben schlechthin Bedeutung nur in Beziehung aufeinander, - der Zweck ist diese ihre Einheit und Bedeutung.
Indem der Kristall aber dieser ruhige Zweck ist, so ist die Bewegung ein anderes als sein Zweck; der Zweck ist noch nicht als Zeit. Die getrennten Stücke bleiben gleichgültig liegen; die Spitzen des Kristalls können abgebrochen werden, und dann hat man jede einzeln. Beim Magnetismus ist dies nun nicht der Fall; nannte man also auch die Spitzen an einem Kristall Pole, indem diese Gegensätze durch eine subjektive Form bestimmt sind, so bleibt dies immer eine uneigentliche Weise der Benennung. Denn hier sind die Unterschiede zu einem ruhigen Bestehen gekommen. Indem die Gestalt so das Gleichgewicht Differenter ist, so hat sie diese Differenzen auch an ihr zu zeigen; der Kristall hat insofern das Moment an ihm, für ein Fremdes zu sein und in der Zertrümmerung seiner Masse seinen Charakter zu zeigen. Die Gestalt muß damit aber weiter auch selbst unter die Differenz treten und die Einheit dieser Differenten sein; der Kristall hat ebensowohl eine innere als eine äußere Gestalt, als zwei Ganze der Form. Diese gedoppelte Geometrie, diese Doppelgestaltung ist gleichsam Begriff und Realität, Seele und Leib. Das Wachstum des Kristalls geht schichtenweise vor sich; aber der Bruch geht durch alle Schichten hindurch. Die innere Determination der Form ist nicht mehr bloße Determination der Kohäsion, sondern alle Teile gehören dieser Form an;
die Materie ist durch und durch kristallisiert. Der Kristall ist ebenso nach außen abgeschlossen und regelmäßig abgeschlossen in einer Einheit, die in sich dirimiert ist. Die Flächen sind vollkommen spiegelglatt; es sind Kanten, Winkel daran in einfach regelmäßiger Gestalt von gleichseitigen Prismen usf., bis zu einer äußeren Unregelmäßigkeit, worin aber noch ein Gesetz zu erkennen ist. Es gibt freilich feinkörnige, erdige Kristalle, wo die Gestalt mehr an der Oberfläche ist; die Erdigkeit ist eben als Punktualität die Gestalt des Gestaltlosen. Reine Kristalle aber, wie z. B. Kalkspat, zeigen in ihren kleinsten Teilen ihre innere, vorher ganz unsichtbare Gestalt, wenn sie so zerschlagen werden, daß sie die Freiheit haben, nach der inneren Form zu zerspringen. So haben große Bergkristalle, drei Fuß lang und einen Fuß dick, auf dem Gotthard und der Insel Madagaskar gefunden, immer noch ihre sechseckige Gestalt. Diese Kerngestalt, die durchgängig ist, setzt vornehmlich in Verwunderung. Zerschlägt man Kalkspat, der eine rhomboidalische Gestalt hat, so sind die Stücke vollkommen regelmäßig, und wenn die Brüche nach der inneren Anlage geschehen, so sind alle Flächen Spiegel. Zerbricht man immer weiter, so zeigt sich immer dasselbe; die ideelle Form, die das Seelenhafte ist, durchdringt allgegenwärtig das Ganze. Diese innere Gestalt ist jetzt Totalität; denn während in der Kohäsion die eine Determination Punkt, Linie oder Fläche, das Herrschende war, sind jetzt die Gestalten nach allen drei Dimensionen gebildet. Dies, was man sonst nach Werner105) Durchgänge der Blätter nannte, heißt jetzt Bruch- oder Kerngestalten. Der Kristall hat seinen Kern selbst als einen Kristall, die innere Gestalt als ein Ganzes der Dimensionen. Die Kerngestalt kann verschieden sein; es gibt Abstufungen von der Blättergestalt, in platten, konvexen Blättern, bis zur ganz bestimmten Kerngestalt. Der Diamant ist ebenso äußerlich kristallisiert in doppelt vierseitigen Pyramiden und, obgleich im höchsten Grade klar, doch auch innerlich kristallisiert. Er löst sich in Lamellen ab; wenn man ihn schleifen will, so ist es schwer, Spitzen hervorzubringen; man weiß ihn aber so zu schlagen, daß er nach der Natur des Durchgangs der Blätter springt, und seine Flächen sind dann durchaus spiegelglatt. Haüy106) hat vornehmlich die Kristalle nach ihren Formen beschrieben, und nach ihm haben andere mehreres hinzugefügt.
Den Zusammenhang der inneren (forme primitive) mit der äußeren Form (secondaire) zu finden, die Ableitung der letzteren aus der ersten, ist ein interessanter, delikater Punkt in der Kristallographie.
Man müßte alle Beobachtungen durch ein allgemeines Prinzip der Umwandlung durchführen.
Die äußere Kristallisation ist nicht immer mit der inneren übereinstimmend; nicht alle rhomboidalischen Kalkspate haben äußerlich dieselbe Determination als innerlich, und doch ist eine Einheit zwischen beiden Gestaltungen vorhanden. Haüy hat bekanntlich diese Geometrie der Beziehung der inneren und äußeren Gestalt an den Fossilien dargelegt, aber ohne die innere Notwendigkeit aufzuzeigen, sowenig als die Beziehung derselben auf die spezifische Schwere. Er nimmt den Kern an, läßt auf die Flächen desselben sich die "molécules intégrantes" nach einer Art von Reibung ansetzen, worin durch die Dekreszenz der Reihen der Grundlage die äußeren Gestalten entstehen, aber so, daß das Gesetz dieser Reihung eben durch die vorgefundene Gestalt bestimmt ist. Ebenso gehört es der Kristallographie an, den Zusammenhang der Gestalten mit dem chemischen Material zu bestimmen, indem die eine einem chemischen Material eigentümlicher ist als eine andere. Die Salze sind vornehmlich kristallinisch, nach außen und innen.
Die Metalle dagegen, da sie nicht das Neutrale, sondern abstrakt indifferent sind, schränken sich mehr auf die formelle Gestalt ein; die Kerngestalt ist bei ihnen mehr hypothetisch, nur bei Wismut ist eine solche angemerkt. Das Metall ist noch das substantiell Gleichförmige. Es zeigt sich zwar ein Anfang des Kristallisierens, z. B. in den moirées métalliques von Zinn und Eisen, wenn eine leichte Säure oberflächlich aufs Metall wirkt; die Figurationen sind aber nicht regelmäßig, sondern es ist nur ein Beginn in Rücksicht auf eine Kerngestalt sichtbar.

 

98) *Neue Zeitschrift für spekulative Physik, herausgegeben von Schelling, Bd. I, St. 3 (1803), S. 42 ff. [N. J. Möller, "Über die Entstehung der Wärme durch Reibung"]

99) Jeremias Benjamin Richter, 1762-1807, Bergassessor bei der Bergwerks- und Hüttenadministration in Berlin

100) *Spix und Martius' Reisen [Johann Baptist von Spix und Karl Friedrich Philipp von Martius, Reise in Brasilien, 3 Bde., München 1923-31], Bd. I, S. 65: "Die Erscheinungen der magnetischen Polarität waren an dieser Wacke" (in Madeira) "deutlicher als an dem tiefer gelagerten Basalt" - aus derselbigen Ursache, weil nämlich das höherliegende Gestein mehr vom Boden isoliert ist (vgl. Edinbourgh philos. Journ. 1821, p. 221).

101) Anton Brugmans, 1732-1789, holländischer Philosoph und Naturwissenschaftler

102) Jan Hendrik van Swinden, 1740-1823, holländischer Physiker und Philosoph

103) Sir William Parry, 1790-1855, zahlreiche Reisebeschreibungen

104) Paul Erman, 1764-1851, seit 1810 Professor der Physik an der Berliner Universität; Umrisse zu den physischen Verhältnissen des von Oersted entdeckten elektrochemischen Magnetismus, Berlin 1820

105) Abraham Gottlob Werner, 1749-1817, Mineraloge

106) Abbé René Just Haüy, 1743-1822, Begründer der wissenschaftlichen Kristallographie; Traité de Minéralogie, 4 Bde., Paris 1801

 

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