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 G.W.F.Hegel                                                                                                                hegeleliforp03Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse

 

b. Die Elemente

§ 281

Der Körper der Individualität hat die Bestimmungen der elementarischen Totalität, welche unmittelbar als frei für sich bestehende Körper sind, als unterworfene Momente an ihm; so machen sie seine allgemeinen physikalischen Elemente aus.

Für die Bestimmung eines Elements ist in neueren Zeiten willkürlich die chemische Einfachheit angenommen worden, die mit dem Begriffe eines physikalischen Elements nichts zu tun hat, welches eine reale, noch nicht zur chemischen Abstraktion verflüchtigte Materie ist.

Zusatz. Von den kosmischen Mächten, die, wie wir dies in der Natur überhaupt sahen, als selbständige Körperlichkeiten drüben, aber im Zusammenhange, stehenbleiben, gehen wir jetzt zu dem über, was sie diesseits als Momente der Individualität sind und wodurch eben ihre Existenz zu einer größeren Wahrheit gebracht wird. Das Licht, als Setzen des Identischen, bleibt nicht dabei, das Dunkle nur zu erleuchten, sondern tritt dann weiter in reale Wirksamkeit. Die partikularisierten Materien scheinen nicht nur aneinander, so daß jede bleibt, was sie ist, sondern sie verändern sich jede in die andere, und dieses Sich-Ideell- und Identischsetzen ist auch die Wirksamkeit des Lichts. Es facht den Prozeß der Elemente an, erregt ihn, regiert ihn überhaupt. Dieser Prozeß gehört der individuellen Erde an, die zunächst selbst noch abstrakt allgemeine Individualität ist und, um wahrhafte Individualität zu werden, sich noch sehr in sich verdichten muß. Der allgemeinen, noch nicht in sich reflektierten Individualität ist das Prinzip der Individualität, als Subjektivität und unendliche Beziehung auf sich, noch außer ihr; und das ist das Licht als das Erregende und Belebende. Daß dies Verhältnis stattfindet, merken wir uns einstweilen; vor dem Prozeß der Elemente haben wir aber die Natur dieser Unterschiede selbst für sich in ihrer Vereinzelung zu betrachten.
Der Körper der Individualität ist zunächst nur von uns so bestimmt, die Momente des Sonnensystems an ihm zu haben; das Weitere ist, daß es sich selbst dazu bestimme. An dem Planeten sind die Körper des Sonnensystems nicht mehr selbständig, sondern Prädikate
eines Subjekts.
Dieser Elemente sind nun
vier, deren Ordnung folgende ist. Die Luft entspricht dem Lichte, indem sie das passive, zum Moment herabgesunkene Licht ist. Die Elemente des Gegensatzes sind Feuer und Wasser. Die Starrheit, das lunarische Prinzip, ist nicht mehr gleichgültig, für sich seiend; sondern als Element in Beziehung auf Anderes tretend, welches die Individualität ist, ist es prozeßvolles, tätiges, unruhiges Fürsichsein und somit die freigewordene Negativität oder das Feuer. Das dritte Element entspricht dem kometarischen Prinzip und ist das Wasser. Das vierte ist wieder die Erde. Es ist, wie bekanntlich in der Geschichte der Philosophie bemerkt wird, der große Sinn des Empedokles gewesen, diese allgemeinen physikalischen Grundformen zuerst bestimmt aufgefaßt und unterschieden zu haben.
Die Elemente sind allgemeine Naturexistenzen, die nicht mehr selbständig und doch noch nicht individualisiert sind. Auf dem chemischen Standpunkte meint man unter Element einen allgemeinen Bestandteil der Körper verstehen zu müssen, die alle aus einer bestimmten Anzahl dieser Elemente bestehen sollen. Man geht davon aus, alle Körper seien zusammengesetzt; und es ist dann das Interesse des Gedankens, die unendlich mannigfaltig qualifizierten, individualisierten Körperlichkeiten auf wenige nicht-zusammengesetzte, damit allgemeine Qualitäten zurückzubringen.
Diese Bestimmung vorausgesetzt, so hat man heutzutage die von Empedokles an allgemeine Vorstellung der vier Elemente als einen Kinderglauben verworfen, da sie ja zusammengesetzt seien. Keinem Physiker oder Chemiker, ja keinem gebildeten Menschen ist es mehr erlaubt, irgendwo der vier Elemente zu erwähnen. Eine einfache allgemeine Existenz im jetzt gewöhnlichen Sinne aufzusuchen, gehört aber nur dem chemischen Standpunkt an, von dem erst später die Rede sein wird. Der chemische Standpunkt setzt die Individualität der Körper voraus und versucht dann, diese Individualität, diesen Einheitspunkt, welcher die Unterschiede in sich enthält, zu zerreißen und die Differenten von der Gewalt, die ihnen angetan ist, zu befreien. Wenn Säure und Basis zusammengebracht werden, so entsteht Salz, ihre Einheit, das Dritte; das andere aber, was noch in diesem Dritten ist, ist die Gestalt, die Kristallisation, die individuelle Einheit der Form, welche nicht bloß die abstrakte Einheit der chemischen Elemente ist. Ist der Körper nur die Neutralität seiner Unterschiede, so können seine Seiten wohl aufgezeigt werden, wenn wir ihn zerlegen; aber sie sind nicht allgemeine Elemente und ursprüngliche Prinzipien, sondern nur qualitativ, d. i. spezifisch bestimmte Bestandteile.
Die Individualität eines Körpers ist aber viel mehr als nur die Neutralität dieser Seiten; die unendliche Form macht die Hauptsache aus, namentlich im Lebendigen. Haben wir die Bestandteile des Vegetabilischen oder Animalischen aufgezeigt, so sind es nicht mehr Bestandteile des Vegetabilischen oder Animalischen, sondern dieses ist vernichtet. In dem Streben der Chemie nach dem Einfachen geht also die Individualität verloren. Ist das Individuelle neutral, wie ein Salz, so gelingt es ihr, die Seiten desselben für sich darzustellen, weil die Einheit der Unterschiede nur die formelle Einheit ist, die allein zugrunde geht. Ist aber das Aufzulösende ein Organisches, so ist nicht nur die Einheit aufgehoben, sondern auch das, was man erkennen wollte, das Organische. Hier bei den physikalischen Elementen haben wir nun gar nicht diesen chemischen Sinn vor uns. Der chemische Standpunkt ist gar nicht der einzige, sondern nur eine eigentümliche Sphäre, welche gar nicht das Recht hat, sich als das Wesentliche auf andere Formen auszudehnen. Wir haben hier nur das Werden der Individualität vor uns, und zwar erst des allgemeinen, der Erde; die Elemente sind die unterschiedenen Materien, welche die Momente dieses Werdens des allgemeinen Individuums ausmachen. Wir müssen also den Standpunkt der Chemie und den der noch ganz allgemeinen Individualität nicht verwechseln; die chemischen Elemente sind in gar keine Ordnung zu bringen, sondern einander ganz heterogen. Die physikalischen Elemente sind dagegen die allgemeinen, nur nach den Momenten des Begriffs partikularisierten Materien, also sind es nur vier. Die Alten sagten wohl, alles bestehe aus jenen Elementen; aber dann hatten sie nur den Gedanken derselben vor sich.
Diese physikalischen Elemente haben wir jetzt näher zu betrachten. Sie sind nicht individualisiert in sich, sondern gestaltlos; darum gehen sie dann in die chemischen Abstraktionen auseinander: Luft in Sauerstoff und Stickstoff, Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff, - Feuer nicht, denn es ist der Prozeß selbst, von dem bloß Lichtstoff als Material übrigbleibt. Auf dem andern Extrem der Subjektivität läßt sich das Lebendige, z. B. Pflanzensäfte, noch mehr das Animalische, in jene abstrakten chemischen Stoffe zerlegen; und das bestimmte Residuum ist der geringere Teil. Aber die Mitte, das physikalische individuelle Anorganische, ist das Hartnäckigste, weil hier die Materie durch ihre Individualität spezifiziert, diese aber zugleich noch unmittelbar, nicht lebendig noch empfindend und darum als Qualität unmittelbar mit dem Allgemeinen identisch ist.

 

 

 

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